Ein Leser präsentiert seine Meinung zur Kolumne „Mit spitzer Feder – Die 68er“ (FA18/2018):
Es ist bei Weitem nicht meine Absicht, die seinerzeitigen Verdienste der „68iger-Generation“ zum gesellschaftlichen Wandel und Fortschritt zu schmälern. Auch ist mir bewusst, dass Kolumnen eher zu Nachdenken und Meinungsbildung anregen sollen, denn Widersprüche zu initiieren. Aber der Beitrag „Die 68er“ kann m. E. nicht unkommentiert bleiben. In „verklärter“ Erinnerung wird eine Generation beschrieben, die es in den folgenden Jahrzehnten aber versäumt (oder vielleicht auch nicht gewollt?) hat, wichtige Weichenstellungen oder geeignete Maßnahmen für einen gesellschaftlichen Konsens und gemeinsamen Wertekanon vorzunehmen. Haben nicht einerseits Ablehnung sämtlicher Autoritäten und Infragestellung jeglicher Ordnungsmodelle sowie andererseits falsch verstandene Toleranz, „Multikulti“ und „Gutmenschentum“ die Bildung von Parallelgesellschaften und extremistischen Gruppierungen gefördert? Bedarf eine gelingende Integration – ähnlich der Kindererziehung – nicht auch einvernehmlicher Werte, Orientierung und Begrenzung? Dies gilt nicht nur für „Flüchtlinge“ im weitesten Sinne, sondern auch vorrangig für die „einheimische“ Bevölkerung. Aber dieses wurde nicht erst im Osten Deutschlands nach der „Wende“ sträflich vernachlässigt, sondern es begann zuvor schon im Westen mit dem Zuzug der ersten „Gastarbeiter“. Mit Aufgabe wichtiger bürgerlich-konservativer Positionen durch die CDU im letzten Jahrzehnt, lassen sich dann auch Gründung bzw. Zulauf von AfD und Pegida ebenso nachvollziehen, wie die „Trendwende“ der CSU. Dass unter diesen Voraussetzungen die weitestgehend unvorbereitete Aufnahme der syrischen Bürgerkriegsflüchtlinge mit all ihren Folgen bis heute Auswirkungen auf die Gesellschaft und ihre Institutionen haben würde, war absehbar. Ob jedoch eine „Rückbesinnung“ auf die 68iger wesentlich zur Problemlösung beitragen würde, darf bezweifelt werden.
Dieter Goller, Pattaya
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