Deutschland schwitzt

Südwesten kratzt an der 40-Grad-Marke

Foto: epa/Felipe Trueba
Foto: epa/Felipe Trueba

OFFENBACH (dpa) - Ob am Bodensee, im Münchner Eisbach oder Berliner Lustgarten: Überall suchen die Menschen dieser Tage Erfrischung, hüpfen ins Wasser oder kühlen sich an Springbrunnen ab. Jetzt warten alle: Fällt der Rekord?

Das Hoch «Ulla» bringt Deutschland immer mehr ins Schwitzen: Die Hitze erreicht am Mittwoch vielerorts ihren Höhepunkt. Besonders im Südwesten steigen die Temperaturen bis auf 39 Grad, wie der Deutsche Wetterdienst am Dienstag in Offenbach mitteilte. «Im Saarland und im Rheintal kratzen wir an der 40 Grad-Marke», sagte der DWD-Meteorologe Andreas Friedrich am Dienstag. In Nordrhein-Westfalen und im Norden sollen die Temperaturen dagegen etwas zurückgehen.

Wird nun ein historischer Hitze-Rekord aufgestellt? «Ausschließen kann man es nicht. Aber es ist nicht das wahrscheinlichste Szenario», meinte Friedrich. Den Rekord in Deutschland hält das bayerische Kitzingen: Sowohl am 5. Juli 2015 als auch am 7. August 2015 registrierte der DWD an der dortigen Messstation 40,3 Grad Celsius.

Allerdings sind die Werte für den Frühsommer sehr hoch. Deshalb ist wahrscheinlicher, dass ein Juni-Rekord aufgestellt wird. Für den Monat wurde der höchste Wert am 27. und 28. Juni 1947 mit 38,5 Grad im baden-württembergischen Bühlertal gemessen.

Vor allem in NRW war es schon am Dienstag richtig heiß. Am frühen Nachmittag zeigte das Thermometer an den Flughäfen Düsseldorf und Münster/Osnabrück rund 33 Grad. An vielen Schulen gab es Hitzefrei. Auch andernorts schwitzten die Menschen bei hochsommerlichen Temperaturen. Ob am Bodensee, in München oder im Berliner Lustgarten: Überall suchten die Menschen Erfrischung, hüpften in Freibäder und Seen oder kühlten sich an Springbrunnen und Rasensprengern ab.

Riskant für die Gesundheit ist dieser Tage nicht nur die Hitze, sondern auch die UV-Belastung. Beides hängt nicht unbedingt zusammen, wie Andreas Matzarakis vom Freiburger Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung des Deutschen Wetterdienstes erklärte. Wenn beides hoch ist, wie in diesen Tagen, wird es gefährlich. Dann gilt es nach Möglichkeit zwischen 11 und 15 Uhr den Aufenthalt im Freien zu vermeiden, auch im Schatten sonnendichte lange Kleidung zu tragen, eine Sonnenbrille und einen breitkrempigen Hut aufzusetzen und Sonnencreme zu verwenden.

Gefährlich wird es auch, wenn Mensch oder Tier bei dieser Hitze im Auto eingeschlossen sind. In Feldkirchen bei München schloss eine Mutter am Montag versehentlich ihr Kind im Auto ein. Weil sie den Wagen nicht mehr öffnen konnte, kam die Polizei zur Hilfe - die Beamten öffneten den Wagen gewaltsam. Das Kind blieb unverletzt. In Euskirchen soll ein Mann während eines Badbesuchs seinen Hund in einem überhitzten Campingbus gelassen haben. Zeugen wurden auf das jaulende Tier aufmerksam und riefen die Polizei, die den Hund befreite. Das uneinsichtige Herrchen erhielt eine Strafanzeige.

Auch andere europäische Länder stöhnen unter extremer Hitze. Im Süden Frankreichs werden am Donnerstag und Freitag Spitzenwerte von mehr als 40 Grad erwartet. Und vor allem die großen Städte kämpfen bei diesem Wetter mit schlechter Luft. In Paris gibt es kostenlose Parkplätze - so sollen Anwohner animiert werden, ihr Auto stehen zu lassen und stattdessen den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen.

Nachdem in Italien der Mai komplett verregnet war, sind auch dort die Temperaturen zuletzt rapide gestiegen. Am heißesten soll es auch dort Ende der Woche werden, etwa für Turin sagte der Wetterdienst 3bMeteo Temperaturen bis zu 42 Grad voraus. Auf dem 2128 Meter hohen Berg Pilatus bei Luzern in der Schweiz fiel am Dienstagmorgen schon vor 10 Uhr ein Hitzerekord: Es wurden in der Höhe 21,7 Grad gemessen, 0,1 Grad mehr als beim bisherigen Rekord am 18. Juni 2013, berichtete der private Wetterdienst MeteoNews.

Außerhalb Europas leiden Menschen ebenfalls unter enormer Hitze. In Indien sind seit Juni bereits mehr als 130 Menschen bei Temperaturen von bis zu 50 Grad Celsius ums Leben gekommen. Bei den Opfern handelt es sich nach Angaben der örtlichen Behörden vor allem um Menschen, die im Freien arbeiteten. Mit der beginnenden Monsunzeit gehen die Temperaturen in Teilen des Landes langsam zurück.

Am Donnerstag wird es dem DWD zufolge ein starkes Temperaturgefälle zwischen Nord und Süd geben. Während in Hamburg nur noch Werte um die 20 Grad erwartet werden, ist es etwa am Oberrhein weiterhin brütend heiß mit Temperaturen von 37 bis 38 Grad. Und im Südwesten ist auch kaum Änderung in Sicht. Laut der aktuellen Prognosen des DWD bleiben die Temperaturen bis zum 4. Juli tagsüber oberhalb der 30-Grad-Marke.

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