LAMPEDUSA: Einen Monat nach dem Eklat von Sizilien hat erstmals wieder ein ziviles Seenotretterschiff Migranten in einen italienischen Hafen gebracht. Das deutsche Boot «Louise Michel» der gleichnamigen Hilfsorganisation durfte in der Nacht zum Freitag auf der Insel Lampedusa anlegen. Das Schiff hatte 33 Menschen an Bord, die zuvor im zentralen Mittelmeer gerettet worden waren. «Wir wünschen ihnen alles Beste für die Zukunft und hoffen, sie werden von der Zivilgesellschaft besser willkommen geheißen als von Europas brutalem Grenzregime», twitterte der Verein Louise Michel dazu.
Den Angaben der Helfer zufolge bekamen sie «im letzten Moment» die Erlaubnis, in den Hafen der Insel einzufahren, weil sich das Wetter auf See verschlechterte. Die «Louise Michel» ist deutlich kleiner und anfälliger für schlechtes Wetter als andere derzeit ebenfalls auf einen Hafen wartende Schiffe. Die deutsche «Humanity 1» harrte mit 261 aus Seenot geretteten Menschen vor der Ostküste Siziliens aus.
Die in der Nähe fahrende «Geo Barents» von Ärzte ohne Grenzen mit rund 250 Migranten an Bord erhielt am Freitag die Erlaubnis, in den Hafen von Salerno zu fahren. Dieser liegt südlich von Neapel und damit weit entfernt von Sizilien. Nach einer Einschätzung der Crew benötigt das Schiff mehr als 24 Stunden. Allerdings mussten viele Schiff in der Vergangenheit länger auf so eine Erlaubnis warten.
Am Freitag war ein 14 Jahre alter Junge, der unbegleitet war, wegen Unterleibsschmerzen von Italiens Küstenwache von der «Geo Barents» an Land gebracht worden. Zuvor waren schon eine Migrantin, die auf dem Schiff ein Baby bekommen hatte, deren vier Kinder sowie eine andere hochschwangere Frau mit Helikoptern weggeflogen worden.
Anfang November war es zur Konfrontation zwischen den Seenotrettern und der rechten italienischen Regierung gekommen. Rom hatte der «Humanity 1» und der «Geo Barents» zunächst die Einfahrt in ihre Hoheitsgewässer verboten. Dann durften die Schiffe zwar in Catania auf Sizilien in den Hafen - die geflüchteten Männer, denen es nach Einschätzung der Behörden aber nicht schlecht genug ging, mussten auf den Schiffen bleiben. Erst nach zwei Tagen durften dann alle Menschen von Bord, weil das Gesundheitsamt von Catania dies anordnete. Regierungschefin Giorgia Meloni kritisierte diese Entscheidung.
Weil Italien dem Schiff «Ocean Viking» nicht erlaubte, in einen Hafen zu kommen, fuhr dieses nach Frankreich weiter. Die diplomatischen Beziehungen zwischen Rom und Paris sind seitdem angespannt.