Deutscher Botschafter verlässt Iran

Vor dem Auswärtigen Amt findet eine Kundgebung für den Deutsch-Iraner Djamshid Sharmahd statt, der im Iran hingerichtet wurde. Foto: Christophe Gateau/dpa
Vor dem Auswärtigen Amt findet eine Kundgebung für den Deutsch-Iraner Djamshid Sharmahd statt, der im Iran hingerichtet wurde. Foto: Christophe Gateau/dpa

BERLIN: Nach der Ermordung von Djamshid Sharmahd verschlechtern sich die deutsch-iranischen Beziehungen weiter. Berlin kündigt baldige Konsequenzen an.

Nach der Hinrichtung des deutsch-iranischen Doppelstaatsbürgers Djamshid Sharmahd hat der deutsche Botschafter im Iran, Markus Potzel, das Land verlassen. Das teilte das Auswärtige Amt mit. Der Diplomat wurde «zu Konsultationen» nach Berlin beordert.

Man werde sehen, wie lange diese dauerten, sagte ein Ministeriumssprecher. Er bekräftigte, der Iran wisse, dass er «zeitnah mit Maßnahmen» zu rechnen habe. Es sei ja klar, dass die Ermordung eines deutschen Staatsbürgers die Beziehungen zu Iran, die schon auf ein Minimum heruntergefahren worden seien, «extrem belasten».

Das Außenministerium äußerte sich dankbar über die Solidarität der europäischen Partner, die die Hinrichtung ebenfalls klar verurteilt hätten. «Es ist auch klar, dass für die EU-Iran-Beziehungen ernste Konsequenzen dräuen», sagte der Sprecher. Im Blick stünden «gezielte und signifikante Maßnahmen», die nun gemeinsam vorangetrieben würden. «Dabei werden wir natürlich auch über das Thema Sanktionen sprechen.»

Irans Justiz hatte Sharmahds Hinrichtung am Montag bekanntgegeben. Er war im Frühjahr 2023 in einem umstrittenen Prozess nach Terrorvorwürfen zum Tode verurteilt worden. Die Bundesregierung, Angehörige und Menschenrechtler wiesen die Anschuldigungen gegen ihn vehement zurück. Das Auswärtige Amt hatte am Dienstag bereits den Geschäftsträger der iranischen Botschaft einbestellt, um ihm den scharfen Protest gegen das Vorgehen mitzuteilen. Auch Botschafter Potzel hatte in Teheran beim iranischen Außenministerium protestiert.

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Jörg Obermeier 01.11.24 14:04
@ Laddawan Sukkon 31.10.24 16:30
Da fehlt ja nur noch der Vergleich mit der Kuh im Pferdestall oder umgekehrt. Vielleicht ist Ihnen aber auch nur entgangen, dass der Homo sapiens seit mindestens 40.000 Jahren die einzige Menschart auf diesem Planeten ist. Auch ein deutscher Staatsbürger mit iranischen Wurzeln ist kein angemalter Schimpanse oder Bonobo. Und selbst das wäre genetisch noch um Klassen ähnlicher als ein Delphin und ein Laubfrosch. Dass beispielsweise ein Europäer in Thailand durch seine Kultur anders geprägt ist als die Thailänder, halte ich für völlig normal. Das hat aber keinen Papiercharakter. Sie verwechseln nämlich zusätzlich noch Integration mit Assimilierung. Gerade dass letzteres, sogar ausdrücklich in diesem Land nicht gewollt und vorausgesetzt wird macht es für Residenten mit so attraktiv.
Laddawan Sukkon 31.10.24 16:30
@Jörg Obermeier
Ja, Herr Obermeier, in der Tat bin ich der Meinung, dass Nationalitätswechsel von einer Kultur in eine Andere meistens reinen Papiercharakter hat. Wenn ich einen Delphin grün anpinsle, wird er ja auch nicht zum Laubfrosch. Von den sehr vielen ThailänderInnen in der Schweiz sind weniger als 1% wirklich in der Schweiz integriert und sprechen "schwyzertüütsch". So nach dem Motto, man kriegt eine thailändische Person aus Thailand raus aber Thailand nicht aus der thailändischen Person.

Ich kenne viele Europäer, welche zwischenzeitlich thailändische Nationalität angenommen haben und ausnahmslos alle sind und bleiben sie Europäer - trotz geänderten Namen. Als in der Schweiz aufgewachsene Thai fühle ich mich allerdings als Schweizerin, trotz meines nicht sehr helvetischen Namens.

Aber das alles ist Ansichtssache; bei einer Doppelnationalitätenbezeichnung würde ich allerdings schon chronologisch vorgehen, womit die Thematik hier Irandeutscher und nicht Deutschiraner ist. Aber eben - Ansichtssache halt ;-)
Jörg Obermeier 31.10.24 16:10
Der Satz hat schon was "Ich qualifiziere weder noch, behaupte weder noch, nur darf man davon ausgehen, dass 99.9% der geneigten Leserschaft ebenso unqualifiziert sind." In Konsequenz darf "man" davon ausgehen, ohne etwas qualifizieren weder noch, behaupten weder noch, dass Sie hiermit Ihre Ansichten zu vermeintlichen Unterschieden zwischen Bio-Deutschen und Pass-Deutschen zu 99,9% wieder einmal deutlich gemacht haben.
Laddawan Sukkon 31.10.24 15:50
Vollstreckung eines Todesurteils ......
..... entspricht nicht einer Ermordung. Wenn man den iranischen Behörden nachweisen kann, dass sie einen Iraner hinrichteten, obwohl es Indikativ Unklarheiten der Schuldzuweisung gab, dann erst wäre es eine Ermordung. Bis zu Kommentaren der iranischen Behörden wäre dies somit unklar.

Klar hingegen ist, dass es sich um einen Iraner handelte, welcher später die deutsche Staatsbürgerschaft erwarb; somit wäre die korrekte Terminologie Irandeutscher und nicht Deutschiraner.

Im Iran ist das Eine oder Andere komplett anders und allenfalls in westlichem Kontext und Verständnis verwerflich. Nur darf man davon ausgehen, dass die Schöffen Teherans sich der internationalen Bühnenbeleuchtung klar waren; und trotzdem wurde die Todesstrafe ausgesprochen und auch vollzogen. Somit besteht die grosse Wahrscheinlichkeit, dass der gebürtige Iraner - Land, Leute und der Sprache mächtig - irgendwelche iranische Gesetze derart verletzte, dass dies mit dem Tod bestraft wurde.

Ich qualifiziere weder noch, behaupte weder noch, nur darf man davon ausgehen, dass 99.9% der geneigten Leserschaft ebenso unqualifiziert sind. Andere Länder - andere Sitten. Dass die Kuscheljustiz Zentraleuropas auch nicht das Gelbe vom Ei ist, ist leider bereits hundertausendfach bewiesen.