Deutsche Wirtschaft: Johnson ist «kleineres Übel»

Foto: epa/Andy Rain
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LONDON (dpa) - Trotz ihrer Kritik an den Brexit-Plänen des britischen Premierministers Boris Johnson bevorzugt die deutsche Wirtschaft bei der Parlamentswahl den konservativen Amtsinhaber. «Es ist ein Abwägen des "kleineren Übels"», sagte der Geschäftsführer der deutsch-britischen Handelskammer (AHK) in London, Ulrich Hoppe, der Deutschen Presse-Agentur. Grund sind die wirtschaftspolitischen Vorhaben der größten Oppositionspartei Labour von Jeremy Corbyn.

«Die Wirtschaft steht den Plänen einer Regierung Corbyn kritisch gegenüber», sagte Hoppe. «Aufgrund der angekündigten Verstaatlichungen und Umverteilungen fallen Anreize weg. Damit wird die Wirtschaftskraft geschwächt», sagte Hoppe. «Das bedeutet, dass viele Verbraucher mittelfristig sicherlich noch weniger Geld in der Tasche haben, um Waren zu kaufen - und darunter leiden dann natürlich auch die deutschen Unternehmen, die den Markt bedienen.»

Wegen des britischen Wahlrechts ist es wahrscheinlich, dass entweder Johnsons Konservative oder Labour nach der Abstimmung den Premierminister stellen. Die Sozialdemokraten wollen unter anderem Steuern für Wohlhabende und Unternehmen erhöhen sowie größere Firmen verpflichten, zehn Prozent ihrer Anteile in einem Fonds zu parken, aus dem den Beschäftigten Dividenden gezahlt werden.

Unklar sei zudem, wie sich unter einer Labour-Regierung das Wirtschaftsumfeld gestalten werde, sagte Hoppe mit Blick auf Ankündigungen wie eine Viertagewoche. «Ist es dann noch wettbewerbsfähig, hier zu produzieren? Das werden sich deutsche Unternehmen dann überlegen», sagte Hoppe.

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Leserkommentare

Vom 10. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Ingo Kerp 12.11.19 12:00
Jetzt ist Johnson mit einem Brexit, geregelt oder ungeregelt, also das kleinere Übel. Egal was Corbyn angekündigt hat, er wollte jedenfalls in der EU bleiben.