«Eine perfekte Parallelwelt» - Zehn Jahre «Game of Thrones»

Gruppenfoto mit der Crew von «Game of Thrones» bei der Emmy Award-Verleihung 2019. Foto: epa/Nina Prommer
Gruppenfoto mit der Crew von «Game of Thrones» bei der Emmy Award-Verleihung 2019. Foto: epa/Nina Prommer

BERLIN: Ein mittelalterliches Fantasy-Epos erobert die Welt: Vor zehn Jahren ist die erste Folge von «Game of Thrones» im US-Fernsehen gelaufen. Der Kult ist auch nach dem Ende der Serie noch nicht vorbei.

Bildgewaltige Schlachten, hemmungslose Gewalt und viel nackte Haut: Das blutrünstige Fantasy-Epos «Game of Thrones» wird in den 2010er Jahren zum weltweiten Kult. Vor zehn Jahren, am 17. April 2011, strahlte der US-Sender HBO die erste Episode «Der Winter naht» aus.

Ein rostiges Metalltor, das sich langsam nach oben öffnet. Drei Reiter mit Fackeln, die einen schneebedeckten Wald erkunden. Und nach weniger als drei Minuten die ersten Leichenteile. Wer sich die Anfangssequenz der Premierenfolge noch einmal anschaut, ist direkt wieder im «GoT»-Kosmos gefangen.

Die kostspielige Serie, die auf den Büchern «Das Lied von Eis und Feuer» von George R. R. Martin basiert, spielt auf dem fiktiven Kontinent Westeros. Hier kämpfen mehrere Herrscherfamilien, darunter die Lennisters und Targaryens, um die Macht und den Eisernen Thron. Parallel erwacht auch noch eine Armee von Untoten, um alles Leben auszulöschen.

«Es war eine der ersten Serien, die so eine perfekte, komplizierte und verschlungene Parallelwelt erschaffen hat. Jeder Zuschauer konnte sich darin verlieren», sagt Tom Wlaschiha (47) über den Erfolg der Reihe. Der in Sachsen geborene Schauspieler tauchte erstmals in der zweiten Staffel als mysteriöser Auftragsmörder Jaqen H'ghar auf.

Auch Sibel Kekilli, die in Deutschland durch das Drama «Gegen die Wand» und den Kieler «Tatort»-Krimi bekannt wurde, erreichte durch «Game of Thrones» ein weltweites Publikum. «Es war eine der ersten Serien, die sehr divers und international besetzt wurden, ohne das groß zu erklären», erzählt die 40-Jährige der Deutschen Presse-Agentur rückblickend.

Ihre Figur, die Prostituierte Shae, überlebte ganze vier Staffeln. Am Ende wird sie von ihrem Ex-Liebhaber Tyrion Lennister (gespielt von Peter Dinklage) mit einer Kette erdrosselt. «Ich habe nie darüber nachgedacht, wie viele Staffeln ich dabei sein werde. Als ich dann vom Tod der Figur gelesen habe, war ich schon traurig, aus der «Game of Thrones»-Familie auszuscheiden» sagt Kekilli. Das Mordwerkzeug habe sie damals geschenkt bekommen.

Der zum Teil grausige Tod beliebter Charaktere gehörte bereits seit der ersten Staffel zum Markenzeichen der Saga. Eine Auswertung der «Washington Post» ergab, dass im Laufe der Geschichte satte 6887 Charaktere ihr Leben verlieren.

Auch starke Frauenrollen und die epische Musik wurden immer wieder gelobt. Am Ende gewann die Reihe eine Rekordzahl von 59 Emmys. Allein in Amerika schauten zwischenzeitlich rund 43 Millionen Menschen pro Folge zu. Städte wie Belfast, Sevilla oder Dubrovnik, in denen viele Szenen gedreht wurden, verzeichneten einen Ansturm.

«Der Hype rund um die Serie hatte viele positive Auswirkungen auf den kroatischen Tourismus durch erhöhte Einnahmen und die Entwicklung neuer Tourismusprodukte und -angebote», erklärt der Direktor der kroatischen Zentrale für Tourismus, Romeo Draghicchio.

Das Urlaubsland an der Adria zählte demzufolge vor zehn Jahren etwa 11,5 Millionen Touristenankünfte jährlich. Am Ende der Serie 2019 waren es fast 20 Millionen.

Aber die Reihe, die in Deutschland bei RTLzwei und Sky lief, wurde auch immer wieder kritisiert. Fans bemängelten vor allem in der verkürzten Finalstaffel unglaubwürdige Entwicklungen. Andere regten sich über sehr detailliert dargestellte Gewalt an Frauen auf.

«Wenn man solche Dinge nicht sehen will, sollte man Disney-Filme gucken. Es ist einfach das Drehbuch zu einer Fantasy-Serie», entgegnet Kekilli. Gewalt gehöre zu einer mittelalterlichen Darstellung dazu. «Es ist nicht immer alles Sonnenschein.»

Am 19. Mai 2019 wurde die 73. und letzte «GoT»-Folge ausgestrahlt. «Jede gute Sache muss auch mal zu Ende gehen», sagt Wlaschiha («Das Boot») zwei Jahre später. «Man hätte sie sicher endlos weitererzählen können. Aber es ist besser aufzuhören, wenn man erfolgreich ist.»

Ganz vorbei ist die Ära allerdings nicht: Schöpfer Martin arbeitet seit Jahren am sechsten Band seiner Reihe, der eventuell zum Weihnachtsgeschäft fertig wird. Außerdem kündigte er kürzlich ein Theaterstück an. Und HBO entwickelt mehrere Ableger der Serie. Der erste, «House Of The Dragon», soll im kommenden Jahr anlaufen.

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