Deutsche Bauern nach Dürre-Einbußen mit vorsichtigen Erwartungen

Foto: epa/Sascha Steinbach
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BERLIN (dpa) - Im vorigen Sommer blickten viele Landwirte mit großen Sorgen auf trockene Äcker und Wiesen. So schlimm ist es nun nicht. Die Betriebe sind aber lieber wachsam, und das liegt auch an Wetteraussichten.

Der Dürre-Sommer 2018 steckt den deutschen Bauern noch in den Knochen - und bei vielen auch in den Bilanzen. Vor der neuen Ernte bleiben die Landwirte denn auch vorsichtig bei den Erwartungen für dieses Jahr. «Wir müssen mit einer Prognose noch abwarten», sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied der Deutschen Presse-Agentur. Für die Ernte komme es nun auf das Wetter in den nächsten zwei, drei Wochen an. Neben dem laufenden Geschäft trifft sich die Branche an diesem Mittwoch und Donnerstag beim Deutschen Bauerntag in Schkeuditz bei Leipzig. Verbraucher können sich gerade reichlich heimische Erdbeeren schmecken lasen, wenn auch meist zu höheren Preisen als im Vorjahr.

Die Lage auf den Feldern ist unterschiedlich. Allerdings bereiteten ihm die Wettervorhersagen für die nächsten Tage etwas Bauchweh, sagte Rukwied. «Sollten wir tatsächlich tropische Temperaturen von 35 Grad und mehr bekommen, würde das die Ernteerträge drücken. Denn wir sind jetzt in der wichtigen Kornausbildungsphase beim Getreide.» Denn im Großteil der Republik sei im Mai auch nur so viel Regen gefallen, dass es für die Pflanzen gerade reichte. Besonders im Norden und Nordosten seien gar keine Feuchtigkeitsreserven in den Böden.

Nachwirkungen der Trockenheit 2018 schlagen jetzt auch in den Büchern vieler Betriebe durch. «Wir gehen insgesamt von rückläufigen Unternehmensergebnissen aus, die natürlich stark dürrebedingt sind», sagte Rukwied zum Wirtschaftsjahr 2018/19, das am 30. Juni endet. Wie bei Ackerbauern mit schweren Ernte-Ausfällen zeichne sich auch bei Milchbauern ein Minus ab - trotz recht stabiler Preise. Grund sind höhere Futterkosten. Teils herrsche nach wie vor Futterknappheit. Für bedrohliche Finanznöte hatten Bund und Länder im vergangenen Jahr Dürrehilfen von jeweils bis zu 170 Millionen Euro bereitgestellt.

Bei vielen Gemüsebauern waren im trockenen Vorjahr hohe Kosten durch extra Bewässerung angefallen. «Das war jetzt bis dato nicht so», sagte der Bauernpräsident. «Aber der Sommer steht noch bevor.» Für manche Obstbauern hat die Hochsaison schon begonnen. So läuft die Erdbeersaison und bietet bundesweit ein gutes Angebot.

Jedoch lag der Verbraucherpreis in der vergangenen Woche im Schnitt bei 4,38 Euro pro Kilo. Das waren fünf Prozent mehr als vor einem Jahr, wie Michael Koch von der Agrarmarkt-Informationsgesellschaft in Bonn sagte. Das schöne Wetter habe 2018 in kurzer Abfolge für viel Ware auf dem Markt gesorgt, mit entsprechend günstigen Preisen. In diesem Jahr sehe das anders aus. Wetterbedingt sei das Angebot nicht so groß und aus Produzentensicht bisher auch besser verteilt gewesen.

In den einzelnen Anbaugebieten habe es Wetter-Auswirkungen gegeben. Etwa nach Hagelschäden oder Spätfrösten Anfang Mai, die das Aussehen der Früchte beeinflussten. Das erhöhte den Sortieraufwand und ließ das Angebot an Spitzenqualität ein wenig schrumpfen. Derzeit sei der Ernte-Höhepunkt im Südwesten bereits überschritten, größere Mengen kämen jetzt eher aus dem Norden und Nordosten. Anders als etwa bei Spargel, vom dem viel am Ort verkauft wird, ist bei den Erdbeeren die überregionale Vermarktung über die Supermärkte recht bedeutsam.

Beim Bauerntag rücken auch politische Themen in den Blick. Da ist der Klimawandel, von dem die Bauern selbst betroffen. «Aber wir sind auch Teil der Lösung», betonte Rukwied. Er hob das erklärte Ziel hervor, die Treibhausgas-Emissionen der Landwirtschaft bis 2030 um 30 Prozent zu senken. Protest meldet der Verband gegen neue Düngebeschränkungen an, die die Bundesregierung nach Brüssel meldete - denn Deutschland steht unter Druck der EU, mehr für den Grundwasserschutz zu tun. «Jetzt sollen Regeln in einer Art und Weise erneut geschärft werden, die fachlich einfach nicht richtig ist», monierte Rukwied. So könne man nicht verlangen, Pflanzen 20 Prozent unter dem Bedarf zu düngen.

Erneut zugelegt hat der Ökolandbau in Deutschland. Der Anteil an der gesamten Agrarfläche stieg bis Ende 2018 auf 9,1 Prozent, wie neue Daten des Bundesagrarministeriums zeigen. Ende 2017 waren es 8,2 Prozent gewesen. Ökologisch wirtschaften nun knapp 32 000 Betriebe und damit 12 Prozent (Vorjahr: 11 Prozent) aller Landwirte. Zuerst berichtete die «Bild am Sonntag» darüber. Die Bundesregierung will den Öko-Flächenanteil bis 2030 auf 20 Prozent bringen. Ministerin Julia Klöckner (CDU) sagte, der konventionelle Anbau werde immer nachhaltiger, Ökolandbau effizienter. Rukwied ermunterte Verbraucher in der «Rheinischen Post» (Samstag), zu Öko- und regionalen Produkten zu greifen, «die entsprechend ihrer Herstellung teurer sein müssen».

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