Des Mordes an Mann beschuldigte Pastorin verliert Mandat

Foto: Freepik/Burdun
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BRASÍLIA: In einem Aufsehen erregenden Fall zwischen Politik und Kirche in Brasilien ist eine evangelikale Pastorin und Abgeordnete, die den Mord an ihrem Ehemann in Auftrag gegeben haben soll, von ihrem Amt suspendiert worden. Das Plenum der brasilianischen Abgeordnetenkammer entzog Flordelis dos Santos das Mandat, wie aus einer Mitteilung der Abgeordnetenkammer vom Mittwochabend (Ortszeit) hervorging.

Die Staatsanwaltschaft in Rio de Janeiro hatte im August vergangenen Jahres Anklage gegen Flordelis erhoben. Die 59-Jährige soll einige ihrer mehr als 50 - leiblichen und adoptierten - Kinder angestiftet haben, ihren Ehemann umzubringen. Anderson do Carmo war Medienberichten zufolge einst ebenfalls ein Adoptivsohn von Flordelis gewesen.

Der Pastor wurde vor zwei Jahren mit mehr als 30 Schüssen vor dem Zuhause des Paares in Rios Schwesterstadt Niterói niedergestreckt. Berichten zufolge gingen dem Mord andere, gescheiterte Versuche voraus, ihn zu töten, etwa durch Vergiften. Die Ermittler nannten eine Familienfehde über Finanzen und Kontrolle als mögliches Motiv.

Die Verteidigung der nun ehemaligen Abgeordneten versuchte dem Nachrichtenportal «G1» zufolge am Donnerstag zunächst, ihre Festnahme zu verhindern. Der Anwalt, der Anderson do Carmo vertritt, hatte laut «G1» bereits nach dem Verlust der Immunität Haft beantragt. Die Justiz in Rio muss nun die beiden Anträge prüfen.

Flordelis, die für ihre markanten Perücken bekannt ist, stammt aus einer der schlimmsten Favelas Rios. In den 1990er Jahren war sie durch die Adoption Dutzender Straßenkinder berühmt geworden, die ein Massaker überlebt hatten. Sogar ein Film wurde über sie gedreht. Sie gründete eine evangelikale Kirchengemeinschaft und schaffte darüber den Sprung in die Politik.

Der Fall beschäftigt Medien und Öffentlichkeit in Brasilien auch deshalb, weil Flordelis Anhängerin des rechten Präsidenten Jair Bolsonaro ist und die aus den USA importierten, häufig erzkonservativen evangelikalen Bewegungen immer mehr Einfluss auf Politik und Gesellschaft im größten Land Lateinamerikas gewinnen.

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