Der Wai und seine Regeln

Mönche nehmen den höchsten sozialen Status ein

Der Wai ist die traditionelle Begrüssungsgeste
Der Wai ist die traditionelle Begrüssungsgeste

Jeder kennt die traditionelle Begrüssungsgeste der Menschen in Asien durch Zusammenlegen der Handflächen vor der Brust. In Thailand ist diese Geste, Wai genannt, aber mehr als nur eine Art,

ohne Worte Hallo zu sagen. Der Wai drückt auch den Respekt vor dem Gegenüber aus und zeigt an, welche soziale Position Mann oder Frau der Person zuordnet, die den Wai empfängt.

Der Wai wird ausgeführt, indem man die mit den Handflächen zusammengelegten Hände langsam nach oben vor die Brust oder - wenn man besondere Verehrung ausdrücken will - vor das Gesicht führt unddabei den Kopf etwas neigt. Je tiefer man den Kopf neigt, und je höher man die zusammengelegten Hände mit nach oben zeigenden Daumen zur Stirn hebt, desto mehr Respekt bezeugt man demGegenüber.

Der Wai wird grundsätzlich zuerst von der im Status niederstehenden der höherstehenden Person oder vom Personal eines Restaurants oder Hotels den Gästen gegenüber erwiesen. Dabei gibt esverschiedene Stufen, jemandem durch einen Wai seinen Respekt zu zeigen. Für die Entbietung dieses Grusses bzw. für seine Erwiderung gelten nämlich in der Thai-Gesellschaft bestimmte Regeln. Sozeigt etwa die Höhe, bis zu der man die Fingerspitzen erhebt an, welchen sozialen Status man dem anderen zubilligt.

Der Wai mit bis zur Stirn erhobenen Fingerspitzen steht nur dem König und den Mönchen zu. Von der rangniederen bzw. der jüngeren Person wird immer erwartet, dass sie den Wai zuerst praktiziert.Wer den Wai falsch praktiziert, läuft immer Gefahr, sich lächerlich zu machen. Um sich nun nicht zu blamieren, sollte der Farang beim Wai folgendes beachten:

Zunächst wird man den Wai als erster nur den im Status höher gestellten Leuten entbieten, also z. B. dem Chef, einem hohen Behördenvertreter, einer ehrwürdigen älteren Person (z. B. denSchwiegereltern) oder aber Mönchen, die unabhängig vom Lebensalter in der Thai-Gesellschaft für die Zeit, in der sie die gelbe Kutte tragen, den höchsten sozialen Status einnehmen. Sogar derKönig wird einem Mönch den Wai zuerst entbieten, den dieser grundsätzlich nicht zurück gibt.

Bei kleinen Kindern und Dienstleistungspersonal erwidert man den Wai grundsätzlich nicht, sondern antwortet lediglich mit einem leichten Kopfnicken. Auf keinen Fall sollte man sich für eineerwiesene Dienstleistung, z. B. beim Hotelpersonal, mit einem Wai bedanken, da sich derjenige nicht nur veralbert fühlen, sondern ihm das auch Unglück bringen würde.

Überhaupt wird der Wai im Isaan viel weniger praktiziert als man als Farang gewöhnlich annimmt. In der vornehmen Gesellschaft von Bangkok mag es vielleicht anders sein, aber auf dem Land werdendie Nachbarn höchstens bei feierlichen Anlässen, also z. B. bei der Einladung zu einem Fest, mit dem Wai begrüsst. Kommt man allerdings bei irgendeiner Gelegenheit mit einem Mönch in Kontakt,dann ist der Wai immer angebracht.

Der Wai wird nicht nur gegenüber Personen gebraucht, sondern ebenso für alle verehrungswürdigen Objekte, also vor allem für Buddha-Standbilder. Wenn man in einem Reisebus sitzt, wird man immerwieder sehen, dass die Thais im Bus durchs Fenster einen Wai machen, wenn der Bus an einem Tempel oder an einem verehrungswürdigen Buddha-Schrein vorbeifährt.

Manchmal kann für den armen Touristen diese schöne Sitte aber auch haarsträubend werden, wenn z. B. auf einer gefährlichen Passstrecke der Busfahrer in voller Fahrt beide Hände vom Steuernimmt, sie gefaltet zur Stirn hebt und dem dort zum Schutz der Autofahrer in einem Schrein aufgestellten Buddha seinen Respekt erweist.

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