Der Verlorene Ring

​Callolo und seine Herzallerliebste - Eine humorvolle Geschichte 

Der Verlorene Ring

"Callolo, mein Ring ist weg."

"Was heißt: Mein Ring ist weg?"

"Er ist weg. Gestohlen."

"Wer soll denn deinen Ring gestohlen haben?"

"Was weiß ich? Ich weiß nur, er ist weg."

"Wo hast du ihn denn hingelegt?"

"Hier auf den Nachtschrank."

"Aber es war doch niemand im Haus außer uns."

"Und den Geistern."

"Wie bitte?"

"Geister, die sind überall um uns herum."

"Und die stehlen Ringe?"

"Bitte, Callolo, mach dich jetzt bitte nicht lustig über Dinge, von denen du nichts verstehst."

"Was willst du damit sagen?"

"Als ich mit meinem ersten Mann Probleme hatte, war eines Tages mein Ehering verschwunden."

"Und dann?"

"Ich fand den Ring in unserem Geisterhäuschen wieder."

"Das ist ja merkwürdig."

"Callolo, ob du es glaubst oder nicht, das ist mir völlig egal, aber die Geister haben mir auf diese Weise mitgeteilt, dass meine Ehe nicht mehr besteht."

"Stimmte das denn?"

"Natürlich. Er lebte, ohne dass ich es wusste, längst mit einer anderen Frau zusammen."

Während meine Herzallerliebste das Haus auf den Kopf stellte, um den Ring wiederzufinden, den ich ihr an unserem letzten Hochzeitstag geschenkt hatte, trat ich im Bad auf einen harten Gegenstand: Es war ihr Ring. Ich überlegte. Was sollte ich damit machen? Meine erste Eingebung war, ihn ins Geisterhäuschen zu legen. Aber das wäre für meine Herzallerliebste wahrscheinlich ein ganz böses Omen gewesen. Trotzdem, so ganz einfach wollte ich es ihr und mir auch nicht machen.

"Schatz", fragte ich, "was könnten die Geister denn für Gründe haben, deinen Ring wegzunehmen?"

"Das weiß ich jetzt auch nicht. Vielleicht haben wir sie nicht genug beachtet. Ich werde ihnen heute ein paar besonders leckere Sachen in den Saan phra phuum stellen."

Meine Herzallerliebste bereitete die Opfergaben vor, und während sie danach draußen vor unserem Geisterhäuschen ihre andächtige Zeremonie vollzog, legte ich ihren Ring zurück auf das Nachtschränkchen.

Stunden später, ich saß auf der Veranda und las die Bangkok Post, hörte ich meine Herzallerliebste laut aufschreien.

"Was ist los, Schatz?"

Freudestrahlend kam sie aus dem Haus und hielt triumphierend den Ring in die Höhe.

"Sie haben ihn zurückgebracht, Callolo."

"Das ist ja großartig", sagte ich mit gespielter Überraschung. "Hast du denn eine Ahnung, warum sie den Ring erst fortnehmen und dann wiederbringen?"

"Vielleicht haben ihnen die Opfergaben, die ich ihnen gestern brachte, nicht geschmeckt."

"Wieso?"

Meine Herzallerliebste sah mich schuldbewusst an: "Der Reis war vom Vortag. Ich musste doch zum Friseur und hatte deshalb keine Zeit, frischen Reis für sie zu kochen. Das hat sie wohl erzürnt. Aber heute haben sie das Allerfeinste bekommen."

"Ich werde mir ein Beispiel daran nehmen, mein Schatz", erwiderte ich, "und wenn dein Ring morgen erneut verschwunden ist, dann weißt du wenigstens warum."

An diesem Tag hat meine Herzallerliebste mir ein Festessen aufgetischt mit einem Dessert, das alle Sinne aufs Köstlichste befriedigte. Und wenn ich sage "alle Sinne", dann meine ich auch "alle Sinne" wenn Sie verstehen, was ich damit sagen will.

Callolo und seine Herzallerliebste und Angekommen in der Wirklichkeit

Callolo und seine Herzallerliebste

In 130 heiteren Kurzgeschichten hat Autor Carolus in zwei Büchern sich mit unterschiedlichen Erfahrungen, die sich aus dem Zusammenleben zwischen Thais und Farangs ergeben, verfasst. Die humorvollen Geschichten behandeln das Eheleben zwischen Nai und Callolo. Im Leben der beiden wird viel Toleranz abverlangt. Dass es trotzdem immer wieder ein Happy End geben kann, beweist der Autor, im ersten Buch, in vielen unerwarteten Entwicklungen. Im zweiten Werk hat der Autor seine „rosarote Brille“ abgenommen und erzählt auf ehrliche und gewohnt charmante Weise über Probleme und Schwierigkeiten, die in seiner nicht mehr ganz taufrischen Beziehung zu Nai entstehen.

Die beiden Taschenbücher können Sie im FARANG-Onlineshop bestellen.

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