Hoffnung und Skepsis vor Gipfel mit Kim

US-Präsident Donald J. Trump. Foto: epa/Olivier Douliery
US-Präsident Donald J. Trump. Foto: epa/Olivier Douliery

WASHINGTON (dpa) - Für den Gipfel Donald Trumps und Kim Jong Uns stehen die Signale nun wieder auf Grün. Womöglich ist er nur ein Auftakt für eine Reihe von Treffen Nordkoreas und der USA - aber erstmal muss er auch wirklich stattfinden.

Nach der neuerlichen Einwilligung von US-Präsident Donald Trump in ein Treffen mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un nimmt der Gipfel nun konkrete Formen an. Keine zehn Tage vor der womöglich historischen Zusammenkunft reagierten wichtige Verbündete der USA mit Zuversicht und Skepsis. Südkorea zeigte sich am Samstag vorsichtig optimistisch. Japan warnte dagegen vor übereilten Zugeständnissen an die Nordkoreaner und riet zu Vorsicht.

Trump hatte am Freitag nach einem Gespräch mit dem nordkoreanischen Unterhändler Kim Yong Chol erklärt, der Gipfel werde nun doch wie geplant am 12. Juni in Singapur stattfinden. Dabei soll es um die atomare Abrüstung auf der koreanischen Halbinsel gehen.

Die USA hoffen, Nordkorea dazu bewegen zu können, sein Atomprogramm komplett, unumkehrbar und überprüfbar abzubauen - und das möglichst rasch. Umfang und Tempo der Abrüstung sind zwischen beiden Seiten strittig.

Im Gegenzug will Nordkorea aus der internationalen Isolation heraus, um über Außenhandel und Investitionen Wohlstand zu generieren. Dafür muss es die von den USA durchgesetzten Wirtschaftssanktionen abschütteln.

Trump zeigte sich überzeugt, dass das Treffen Fortschritte bringen könne. «Ich denke wir werden ein Verhältnis aufbauen und das wird am 12. Juni beginnen», sagte er. Er glaube, dass sich Kim Jong Un der «Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel» verpflichtet fühle.

Der US-Präsident sagte sogar, er wolle den Terminus «maximaler Druck» auf Nordkorea nicht mehr verwenden, komme man doch nun erst einmal zurecht. Die «New York Times» schrieb dazu, Trump gehe Kim auf den Leim, mache zu viele Zugeständnisse und wiederhole die Fehler seiner Vorgänger.

Trump dämpfte die Erwartungen an das Treffen. Es sei der Beginn eines Prozesses und man werde möglicherweise mehrere Treffen abhalten müssen, um das Ziel der atomaren Abrüstung zu erreichen. Er gehe nicht davon aus, am 12. Juni ein Abkommen mit Nordkorea zu schließen.

Über Tage hatten Trump und Kim die Welt mit ihrem wechselhaften Kurs in Atem gehalten. Erst am 24. Mai hatte Trump das Treffen abgesagt und Nordkorea die Schuld dafür gegeben. Gleichwohl sprachen beide Seiten weiter miteinander.

Der Durchbruch kam, nachdem Kim seine rechte Hand in die USA geschickt hatte, den Parteifunktionär und Ex-Geheimdienstchef Kim Yong Chol. Trump empfing ihn im Oval Office des Weißen Hauses, das gilt als bedeutende diplomatische Geste.

Der Nordkoreaner übergab Trump einen Brief Kims. Über den Inhalt machte das Weiße Haus keine Angaben. Die Regierungszentrale veröffentlichte aber ein Bild davon, wie Kim Yong Chol dem Präsidenten einen übergroßen Umschlag überreicht.

Trump sagte, seine Regierung werde keine neuen Sanktionen gegen Nordkorea verhängen, so lange die Gespräche nicht zusammenbrächen. Er verneinte die Frage, ob er bei seinem Treffen mit Kim Yong Chol die verheerende Menschenrechtslage in dem abgeschotteten Land angesprochen habe. Er werde dies wahrscheinlich am 12. Juni tun.

US-Verteidigungsminister James Mattis sagte bei einer Konferenz in Singapur, die internationalen Sanktionen gegen Nordkorea würden erst nach «unumkehrbaren Schritten» zum Abbau seiner Atomwaffen aufgehoben. «Nordkorea wird Erleichterungen nur dann erhalten, wenn es überprüfbare und unumkehrbare Schritte in Richtung Denuklearisierung unternimmt», sagte Mattis laut Medienberichten.

Südkoreas Regierung begrüßte die Entwicklung mit Bedacht. «Es scheint, als ob die Straße, die zu einem Gipfel zwischen Nordkorea und den USA führt, weiter geworden ist», teilt das Büro von Präsident Moon Jae In mit. Seoul warte das Treffen Trumps mit Kim «gespannt, aber ruhig» ab, erklärte ein Sprecher in der kurzen Mitteilung.

Japan appellierte dagegen an die USA, sich nicht von Kim über den Tisch ziehen zu lassen. Nordkorea dürfe nicht allein für die Tatsache belohnt werden, dass es sich zum Dialog bereit erklärt habe, sagte Verteidigungsminister Itsunori Onodera in Singapur. Pjöngjang habe sich schon in der Vergangenheit zur atomaren Abrüstung verpflichtet, nur um sich dann nicht an Vereinbarungen zu halten und sein Atom- und Raketenprogramm voranzutreiben. Der einzige Weg zu einer vollständigen Denuklearisierung liege darin, den maximalen Druck auf Nordkorea aufrecht zu erhalten.

Südkoreas Verteidigungsminister Song Young Moo warnte daraufhin vor zu großem Misstrauen gegen Kim Jong Un. «Wenn wir glauben, dass Nordkorea uns in Zukunft austricksen will, was es in der Vergangenheit getan hat, wie können wir dann mit ihnen verhandeln und Frieden schließen?», sagte er laut der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap.

Kim Jong Un hatte am Freitag über die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA mitteilen lassen, er fühle sich weiter der Denuklearisierung verpflichtet und hoffe, dass dieses Ziel schrittweise und im Interesse aller Seiten erreicht werden könne.

Der Streit darum ist kompliziert, weil die USA und Nordkorea unter Denuklearisierung unterschiedliche Dinge verstehen. Das erschwert die Verhandlungen. So will Nordkorea nicht einseitig seine Atomwaffen aufgeben und erst danach Wirtschaftshilfe erhalten.

Strittig ist auch, ob etwa außer atomaren Sprengköpfen auch Atomanlagen wie etwa zur Urananreicherung oder das zivile Atomprogramm beseitigt werden oder die USA ihre Streitkräfte aus Südkorea abziehen und ihre Fähigkeiten zu einem nuklearen Gegenschlag aufgeben sollen. Experten weisen darauf hin, dass eine vollständige atomare Abrüstung Nordkoreas etliche Zeit dauern wird.

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