Eine Reaktion auf die Kolumne „Mit spitzer Feder: Drogen – Selbstmord auf Raten“ (FA02/2017):
Hallo Herr C.-F., man stirbt nicht zwangsläufig nach der Einnahme von Drogen. Mit den Drogen verhält es sich wie mit dem Internet. Nicht die Sache ist das Problem, sondern der Umgang damit. Lesen Sie mal „Junkie“ von William S. Burroughs, der Mann ist 83 geworden! Oder Robert Crumbs beste Sachen sind nach seiner Erfahrung mit LSD entstanden. Mit Haschisch kann man die Welt mit anderen Augen sehen. Und man versteht plötzlich, dass die Sichtweise anderer genau so richtig sein kann wie die eigene. Die Welt lässt sich halt jede Offenbarung gefallen. Dass Sie in ihrer moderaten Art keinen Ausweg aus dem Irrweg wissen, dachte ich mir. Ich bin dafür, es gar nicht als Irrweg zu sehen. Man sollte mit Drogen so umgehen wie mit Pornografie und Prostitution: alles zulassen. Jedem sollte erlaubt sein, mit seinem Leben nach Belieben zu verfahren. Wer sich umbringen möchte: bitteschön, warum nicht? Wir sind sowieso zu viele auf diesem Planeten. Und ist das Leben in seiner Tristesse und Langeweile nicht geradezu eine Aufforderung, damit Schluss zu machen? Jedenfalls scheint mir das Eheleben und der tägliche Trott eine schlimmere Droge zu sein als Haschisch. Cannabis und LSD geben einem wenigstens interessante oder lustige Erlebnisse. Außerdem gibt es Pattaya, wo man für Geld alles bekommt, wofür es sich lohnt zu leben: Glücksgefühle und Lebenserfahrung. Ich nehme an, von der Droge haben auch Sie schon mal probiert, oder?
Jürgen Hensgen
„Mit spitzer Feder: Drogen – Selbstmord auf Raten“ (FA02/2017)