«Der Richter»: sein eigener Henker

Der neue ZDF-Thriller

Foto: Christoph Holsten/Zdf/dpa
Foto: Christoph Holsten/Zdf/dpa

BERLIN (dpa) - Ein Richter führt ein heimliches Doppelleben, nimmt es aber ansonsten mit der Wahrheit sehr genau, vor allem in seinem Job. In einem ZDF-Thriller gerät er nun in einen grundlegenden Konflikt.

Was nützt das größte Ehrgefühl, wenn dann doch ein mühsam aufgebautes Lügengebäude zusammenbricht - und nicht nur den angesehenen Posten, sondern auch die Familie zerstören könnte? Darum geht es in dem Film «Der Richter», der an diesem Montag (20.15 Uhr) im ZDF zu sehen ist.

Er ist ein beherrschter Mann, der Berliner Richter Dr. Joachim Glahn (Heino Ferch). Er hat seine ihn liebende Gattin Alexandra (brav: Gesine Cukrowski); Tochter Luise (naiv: Elisa Schlott) studiert natürlich Jura (nimmt aber heimlich Koks), und seine schroffe Mutter Gisela (sehr gut: Marie Anne Fliegel) hängt nahezu ständig an der Weißweinflasche.

Und er hat eine Geliebte, die Gerichtsmedizinerin Michaela (Victoria Sordo). Vor Gericht bekommt er es mit dem Angeklagten Wieland (blass: Wolfram Koch) zu tun, einem Abrissunternehmer. Er erpresst Glahn, um seine sofortige Freilassung zu erreichen: Wielands Freund Maik Fechner (Sebastian Hülk) macht sich an Luise heran und entführt sie. Dann hat da auch noch der Bauunternehmer Lüders (richtig gemein: André Jung) seine Finger im bösen Spiel.

Und das ist natürlich ein dreckiges. Es geht um Abhängigkeiten, Gier nach Macht und Geld, verlorene Ehre und Intrigen. Die Geschichte um ein vertuschtes Verbrechen wirkt allerdings recht konstruiert. Vermutlich würde ein Richter eher seine Befangenheit erklären, als schließlich einen derartigen Mist vor Gericht zu produzieren - vor allem keiner, der es so ernst mit seinem Job meint und sogar selbst Szenen eines Verbrechens nachstellt wie dieser Herr Glahn.

So drängen sich dem Zuschauer angesichts solch eines unwahrscheinlichen Szenarios allerhand Fragen auf: Wie kann es sein, dass ein Angeklagter aus der Zelle heraus eine Entführung organisiert? Und dass sich eine angesehene Gerichtsmedizinerin zur Handlangerin des Herrn Richters machen lässt?

Von einigen anderen Unzulänglichkeiten mal ganz zu schweigen, die rund um diesen - gemeinhin angesehenen und verantwortungsvollen - Posten eines Richters angehäuft werden. Immerhin passt die rüde Sprache ganz gut zu dieser größtenteils unspannenden und unglaubwürdigen Geschichte, für die Marija Erceg das Buch schrieb und bei der Markus Imboden Regie führte.

Heino Ferch (54, «Ku’damm 59», «Angst - Der Feind in meinem Haus», beide ZDF) gibt einmal mehr den einsamen Kämpfer und Rächer. Er spielt die Figur des Richters, der sein eigener Henker ist, als eine Mischung aus selbstgerechtem Macho, herrschsüchtigem Vater und grundegoistischem Mann. Wer dieser total unsympathische Mensch wirklich ist, darüber kann jeder Zuschauer selbst urteilen.

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