Der Raufbold

Der Raufbold

Im Dorfe gab es niemanden, der sich mit Ai Kham anlegen mochte, denn der war ein richtiger Raufbold. Wo es ging, brach er mit den jungen Leuten des Dorfes Streit vom Zaun und gab mächtig an mit seinen "Erfolgen”. Jedermann ließ ihn gewähren, aber Glauben schenkte ihm eigentlich niemand, außer vielleicht ein paar Halbwüchsigen, die in ihm ihren Helden sahen. Ai Kham galt als Dorfrowdy und gefiel sich in diesem zweifelhaften Ruhm. Wohin er sich auch wendete, da hatten die Leute Angst vor ihm und gingen ihm nach Möglichkeit aus dem Weg. Es gab niemanden, der sich mit ihm anlegen mochte.

Eines Nachts kam Ai Kham auf einem seiner Streifzüge am Hause von Mi vorüber, von dem er wusste, dass er gerade frisch verheiratet war und seinen Fisch in der süßesten Kokosmilch sott.

Ai Kham war neugierig und wollte wissen, was Mann und Frau in dieser Nacht wohl trieben. Leise, leise schlich er sich zum Hause des jungen Paares und verbarg sich zwischen den Tragsäulen unter dem Schlafplatz. Dort horchte er. Mann und Frau waren im Genuss ihrer Körper versunken. Da hörte Ai Kham die Stimme des Mannes:

"Hier kommt meine Keule, gleich prasseln die Schläge, nun wirst du durchbohrt, jetzt stech’ ich dich tot, ich schlitze dich auf, gleich bist du hin!”

Als Ai Kham unter dem Hause diese Worte erlauscht, bezog er sie auf sich selbst, er glaubte sich in seinem Versteck entdeckt, meinte, Mann und Frau hätten ihn erkannt. Er floh aus dem Grundstück hinaus auf den Weg. Aus sicherer Entfernung rief er hinüber und wurde seinem Ruhm als Raufbold mit Worten wohl gerecht:

"Komm runter, wer du auch bist, wir wollen kämpfen – du weißt wohl nicht, dass ich Ai Kham, der große Schlägerheld bin!”

Hier endet die Geschichte. Gross war er wirklich nicht, der "grosse” Ai Kham.

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