Der Rassismus-Wahn

Der Rassismus-Wahn

Der 25. Mai 2020 könnte in die Geschichte eingehen. Es ist der Tag an dem George Floyd in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota starb. Ein weißer amerikanischer Polizist hat den 46-jährigen Schwarzen über acht Minuten sein Knie auf den Nacken gedrückt, bis der Afroamerikaner erstickte. Seitdem finden weltweit Massenproteste gegen Rassismus statt, da sich in den USA die Fälle von brutaler Polizeigewalt gegen Schwarze häufen.

Der Rassismus hat eine lange Geschichte. Seit dem Mittelalter wurden Menschen verfolgt, die angeblich der falschen Religion angehörten oder die falsche Hautfarbe trugen. Weltweit gab es Judenprogrome, auf die Hitler 1935 mit seinen Rassegesetzen aufbauen konnte. Die weißen Kolonialisten entdeckten, dass schwarzhäutige Menschen viel Geld einbringen konnten. 11 bis 15 Millionen Afrikaner wurden seit dem 17. Jahrhundert versklavt, deportiert, wie Nutztiere gehalten und ausgebeutet. Naturwissenschaftler konstruierten unterschiedliche Rassenmerkmale. Sie behaupteten, Afrikaner seien das Bindeglied zwischen Affen und den Weißen. Solche angeblich wissenschaftlichen Expertisen wurden freudig aufgenommen, weil sie die Versklavung rechtfertigten, die bis ins letzte Jahrhundert andauerte.

Spät, aber nicht zu spät kam auch Deutschland auf den Geschmack Kolonialismus als Geschäft zu begreifen. 1871 sorgte ein gewisser Karl Peters dafür aus Ruanda und Kamerun „Neger“, wie es damals hieß, zu deportieren. Sie wurden, wenn man sie nicht als Arbeitssklaven einsetzte, in sogenannten „Völkerschauen“ ausgestellt, ihrer Heimat, ihres Besitzes und ihrer Würde beraubt. In Hagenbecks Tiergarten in Hamburg mussten sie mit anderen ungewöhnlich gestalteten Menschen auftreten, als exotische Wesen, artfremd und minderwertig.

Der internationale Rassismus war gut vorbereitet, als Hitler an die Macht kam. Wissenschaftler untermauerten seine Rassegesetze, indem sie Menschen vermessen haben und die Vorteile der arischen Rasse angeblich belegten. In Hitlers Volksgemeinschaft galt die Abgrenzung gegen alles Fremde. Schwarze, braune, rote, gelbe Menschen und Juden konnten keine Deutsche sein, da sie die Rassenreinheit gefährdeten. Außer den Juden bekamen das auch Sinti, Roma und Homosexuelle zu spüren. Sie wurden einer „Sonderbehandlung“ unterzogen, ins KZ verfrachtet, wo verbrecherische Ärzte Experimente an ihnen vornahmen. Sechs Millionen Menschen fielen diesem Genozid zum Opfer.

Martin Luther King hielt in den USA seine historische Rede „I Have a Dream“, bevor er von einem Rassisten erschossen wurde. Nelson Mandela beendigte 1990 nach seinem langen Gefängnisaufenthalt das Apartheit-Regime und Präsident Obama erließ 2009 das Gleichheitsgesetz, das allerdings weitgehend folgenlos blieb. Der Klu-Klux-Klan sorgte weiterhin mit seiner Lynchjustiz dafür, dass Weiße bevorzugt wurden, dass sie in Zügen und Bussen reservierte Plätze hatten, damit keiner mit diesen schwarzen Untermenschen in Kontakt kam. Zynisch könnte man sagen, der Rassismus war und ist ein Erfolgsmodell aber gleichzeitig menschenverachtend. Erst 2016 hat Deutschland seine in Ruanda und Kamerun gegen die Hereros begangenen Vertreibungen und Tötungen eingestanden. Aber eine finanzielle Wiedergutmachung gab es bisher nicht in Deutsch-Ost-Afrika.

Rassismus steht für Ausgrenzung und ist die Geschichte eines Reinheitswahns. Noch heute behaupten deutsche Rassisten, Schwarze gehören nicht zu Deutschland. Sie befürchten, Fremde könnten ihnen etwas wegnehmen. Sie glauben an Verschwörungstheorien, nach denen Fremde weiße Frauen vergewaltigen, dass sie stehlen und töten, dass die Globalisierung sie zu Fremden im eigenen Land macht. Aber die Herrenrasse hat heute ausgedient. Auch die Wissenschaft redet nicht mehr von Rassenunterschieden. Längst hat die Genforschung entdeckt, wie jeder Mensch vermischt ist. Kein Deutscher ist ein reiner Deutscher. Das gilt für alle Menschen auf dieser Welt. Die genetische Vielfalt macht alle Menschen zu Weltbürgern.

Die Antirassisten hoffen darauf, dass ihre Proteste ein neues Miteinander einleiten und ein neues Zeitalter.

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Francis Light 12.07.20 20:07
Ergänzung
Als ob Tötung/Mord schon alleine nicht schlimm genug wäre. So brutal. Was muss der Polizist für ein Unmensch sein, wenn das Opfer wiederholt sagt, es bekäme keine Luft und nicht aufhört? Ein Sadist? Solche Sachen darf es nicht geben.

Man sollte gute psychologische Vortests machen, um zu verhindern, dass solche Leute solche Berufe ausüben dürfen.
Francis Light 12.07.20 18:22
@Erwin Gasser
Das ist richtig, aber das ist noch lange kein Grund, jemand deswegen das Leben zu nehmen.
Erwin Gasser 12.07.20 16:11
Rassismus
Sehr geehrter Herr Krüger, warum übersehen Sie geflissentlich, wie viele sogenannter "Gutmenschen", daß George Floyd ein Krimineller mit ellenlangem Vorstrafen-Register war und damit den Grund für seine Festnahme erst gegeben hat ?