Der Neue Coiffeur

Callolo und seine Herzallerliebste - Eine humorvolle Geschichte 

Der Neue Coiffeur

"Mein Schatz, könntest du mir bitte noch einen Toast machen?"

"Sorry, Callolo, ich muss los. Ich habe einen Termin bei unserem neuen Coiffeur."

"Beim neuen was?"

Schon war sie weg.

Als meine Herzallerliebste acht Stunden später zurück kam, dachte ich im ersten Moment, sie sei eine Fremde: Blonde, aufgeföhnte Locken, dazu Tigerstreifen und kleine Zöpfe links und rechts an den Ohren.

"Sag mal, was ist denn in dich gefahren?" stammelte ich völlig entgeistert.

"Callolo, das ist jetzt in. Meine Freundinnen haben alle so eine ähnliche Frisur."

"Es ist mir egal, welche Frisuren deine Freundinnen tragen."

"Callolo, das habe ich doch nur für dich gemacht."

"Mein Schatz, nimm es mir nicht übel, aber manchmal spinnst du."

"Callolo!"

"Nichts, Callolo! Du siehst aus wie ein Bar-Flittchen."

So deutlich werde ich selten, aber in diesem Fall schien es mir angebracht.

Meine Herzallerliebste brach in Tränen aus.

"Callolo, das meinst du doch nicht"

"Doch, das meine ich genau so. Und wenn du nicht sofort deine Haare wieder in die alte Form bringen lässt, dann findet hier ein Krieg statt, den du nicht gewinnen kannst."

Voller Zorn rauschte sie davon.

Zwischendurch frage ich mich ja immer wieder, was im Kopf meiner Herzallerliebs­ten so vor sich geht. Aber ich komme nicht dahinter. Sie stammt aus einer anderen Welt, sie lebt in einer anderen Welt, und sie glaubt an Götter und Geister aus einer anderen Welt, mit denen ich nichts anfangen kann. Und da erhebt sich immer wieder die Frage: Können zwei Menschen aus so unterschiedlichen Kulturkreisen zusammenleben? Ich denke, es geht, wenn der Farang bereit ist, einiges in Kauf zu nehmen, sich an Riten und Gebräuche zu gewöhnen und an das, was ich ihre "Un-Kultur" nenne. Und die hat es oftmals in sich. Ich beneide alle Farangs, denen es gelingt, stets die Ruhe zu bewahren bei den oft unerklärlichen Verhaltensweisen ihrer Thai-Frauen. Aber dann denke ich wieder: Vielleicht ist es ja gar keine Un-Kultur, sondern nur eine andere Kultur, die ich nicht verstehe. Vielleicht braucht das noch ein paar weitere Jahre, bis ich dahinter komme.

Wie auch immer:

Meine Herzallerliebste kam Stunden später heim, und ich erkannte sie sofort wieder.

Sie sah aus wie damals, als ich sie kennenlernte. Das ist zwar schon etliche Jahre her, aber dieser Anblick ist für mich immer wieder aufs Neue der Beginn einer großen Liebe.

Callolo und seine Herzallerliebste und Angekommen in der Wirklichkeit
 

Callolo und seine Herzallerliebste

In 130 heiteren Kurzgeschichten hat Autor Carolus in zwei Büchern sich mit unterschiedlichen Erfahrungen, die sich aus dem Zusammenleben zwischen Thais und Farangs ergeben, verfasst. Die humorvollen Geschichten behandeln das Eheleben zwischen Nai und Callolo. Im Leben der beiden wird viel Toleranz abverlangt. Dass es trotzdem immer wieder ein Happy End geben kann, beweist der Autor, im ersten Buch, in vielen unerwarteten Entwicklungen. Im zweiten Werk hat der Autor seine „rosarote Brille“ abgenommen und erzählt auf ehrliche und gewohnt charmante Weise über Probleme und Schwierigkeiten, die in seiner nicht mehr ganz taufrischen Beziehung zu Nai entstehen.

Die beiden Taschenbücher können Sie im FARANG-Onlineshop bestellen.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Volker Picard 07.11.21 14:00
Die wirklich sehr unterschiedlichen Kulturen
machen es für die Farangs, die mit einer Thailänderin verheiratet sind, manchmal wirklich nicht leicht. Aber Thailand hat nun mal zwei Seiten: Es ist ein wunderschönes Land, der Winter ist mit 30 Grad ein Traum, an das Essen gewöhnt man sich, viele Thailänder sind nett und unkompliziert und die zweite Seite, die kein Europäer nachvollziehen kann: Ausbildung und Intelligenz - na ja, Traumvorstellungen gut gemeint, aber oft nicht nachvollziehbar - na ja und oftmals auch Planungen - au Backe. Ich liebe "mein" Thailand, meine Thaifrau und danke dem Herrn, dass ich den Rest meines Lebens hier verbringen darf.