Ich komme früher als erwartet heim und finde Nai, meine Herzallerliebste, mit ihrer Freundin Thip in unserem Wohnzimmer. Sie starren mich überrascht an und scheinen unterm Tisch irgend etwas in ihren Händen vor mir zu verbergen.
"Störe ich?" frage ich und setze dabei mein unschuldigstes Gesicht auf.
"Überhaupt nicht", antwortet meine Herzallerliebste nach einer kurzen Schrecksekunde und hebt lächelnd ihre Hände, in denen sich eine Menge 1.000-Baht-Scheine befinden. Thip folgt ihrem Beispiel und legt einen Haufen Geldscheine auf den Tisch. Jetzt bin ich der Überraschte: "Was ist hier los? Habt ihr eine Bank ausgeraubt?"
Nai kommt zu mir und schmiegt sich zärtlich an mich. "Stell dir vor, Callolo, wir haben in der Lotterie gewonnen."
"Herzlichen Glückwunsch. Und wieviel?"
"Hunderttausend Baht, die ich mir mit Thip teile. Wir haben die Lose gemeinsam bezahlt, jeder die Hälfte."
"Na", sage ich, "das ist ja ein Grund zum Feiern. Dann laden wir ein paar Freunde ein und feiern morgen."
"Ja, äh..äh weißt du, Callolo, erst mal müssen wir sehen, ob da noch etwas übrig bleibt."
"Wieso?" frage ich naiv und reichlich blauäugig.
"Was glaubst du denn, wovon wir die Lose bezahlt haben? Das Geld mussten wir uns natürlich leihen. Vier Monate lang haben wir alle zwei Wochen hundert Lose gekauft, und morgen müssen wir das Geld zurückzahlen."
"Ja, um Himmels willen! Seid ihr denn verrückt geworden?" entfährt es mir etwas unkontrolliert.
"Callolo, wir wussten doch, dass wir gewinnen. Ein Mönch in Sakhon Nakhon hat Thip die Glückszahlen aufgeschrieben. Er konnte nur nicht genau sagen, wann diese Gewinnzahlen gezogen werden."
"Das hätte ja noch ein Jahr oder länger dauern können", erwidere ich, und es fällt mir schwer, meinen Ärger zu verbergen. "Dann wären die Kosten auf über eine halbe Million Baht angewachsen. Wie hättet ihr das bezahlen wollen?"
"Callolo, das verstehst du nicht. Wenn der Gewinn erst in einem Jahr gekommen wäre, dann wäre er auch viel höher gewesen, mindestens eine Million."
Ich halte es nicht mehr aus, gehe in die Küche und nehme mir aus dem Kühlschrank eine Flasche Bier. Plötzlich steht meine Herzallerliebste neben mir und schaut mit ihrem verführerischen Lächeln zu mir auf: "Wenn du es nicht willst, dann kaufen wir keine Lose mehr."
"Bestimmt?"
"Ganz bestimmt. Gibst du mir 5.000 Baht?"
"Wofür brauchst du die denn?"
"Na, für den Geldverleiher, für die Zinsen, das weißt du doch."
Ich weiß nicht, ob ich weinen oder lachen soll vor so viel Naivität. Oder ist es Gerissenheit? Bevor ich mich entscheiden kann, hängt meine Herzallerliebste mir am Hals und flüstert mir ins Ohr: "Und morgen feiern wir trotzdem, Callolo."
"Was willst du denn feiern?" frage ich leicht irritiert.
"Den Gewinn natürlich. Hast du doch selbst vorgeschlagen."
"Euer Gewinn war ein Verlustgeschäft. Da gibt es nichts zu feiern."
"Ach, Callolo, du bist und bleibst ein Farang. Ein Gewinn ist ein Gewinn. Nun freu dich doch endlich."
Sie strahlt mich an und gibt mir einen Kuss. Okay, das ist mein Gewinn. Aber verstehen werde ich die Thais wohl nie, selbst wenn ich hundert Jahre alt werden sollte.
Callolo und seine HerzallerliebsteIn 130 heiteren Kurzgeschichten hat Autor Carolus in zwei Büchern sich mit unterschiedlichen Erfahrungen, die sich aus dem Zusammenleben zwischen Thais und Farangs ergeben, verfasst. Die humorvollen Geschichten behandeln das Eheleben zwischen Nai und Callolo. Im Leben der beiden wird viel Toleranz abverlangt. Dass es trotzdem immer wieder ein Happy End geben kann, beweist der Autor, im ersten Buch, in vielen unerwarteten Entwicklungen. Im zweiten Werk hat der Autor seine „rosarote Brille“ abgenommen und erzählt auf ehrliche und gewohnt charmante Weise über Probleme und Schwierigkeiten, die in seiner nicht mehr ganz taufrischen Beziehung zu Nai entstehen.
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Mal abgesehen von der Menge an Kohle die zum Erreichen des Lottogewinnes in buddhistischen Ritualen und Anbetung von suspekten Naturgeistern verpulvert wird.
Die Thais haben keine Ahnung von Einsatz und Gewinn.
@ Herren Hubert und Lohkamp: Bin ganz bei Euch.