Rennfahrer-Legende Stuck wird 70

Der ewige «Strietzel»

Foro; epa/INGO WAGNER
Foro; epa/INGO WAGNER

ELLMAU: Hans-Joachim Stuck verlässt an Rennwochenenden morgens sein Hotelzimmer immer aufgeräumt. Die deutsche Rennfahrer-Legende weiß ja nicht, ob sie lebend zurückkommt. Und was würden sonst die Leute sagen? «Strietzel» geht's heute bestens, am Neujahrstag wird er 70.

Immer dieser Hefezopf. Den Spitznamen «Strietzel» hat Hans-Joachim Stuck seiner Patentante Emmi zu verdanken. Als sie die spätere Rennfahrer-Legende bei der Taufe auf dem Arm wog, fiel ihr die angebliche Ähnlichkeit des Babys zu einem Hefezopf auf. Und so war der «Strietzel» geboren, der am Freitag schon 70 wird.

«Es wird ein Easygoing-Geburtstag», kündigte Stuck lachend im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur an. In Corona-Zeiten sind Zusammenkünfte von vielen Personen ohnehin nicht gestattet. Da feiert der gebürtige Garmischer seinen runden Geburtstag im kleinen Kreis mit seiner Frau Uschi und den beiden Söhnen Johannes und Ferdinand zuhause in Ellmau in Tirol.

Die Zeiten des professionellen PS-Lärms hat Stuck schon lange hinter sich gelassen. Von 1974 bis 1979 war er inklusive zweier Podestplätze in der Formel 1 aktiv, zweimal gewann er den 24-Stundenklassiker in Le Mans und sogar dreimal auf dem Nürburgring. 1990 krönte sich Stuck zum deutschen Tourenwagenmeister. 2011 beendete er an der Seite seiner beiden Buben auf dem Nürburgring seine Karriere.

Die Natur und Ruhe hat Stuck dabei immer als Gegengewicht gebraucht. «Die Berge und der Hintersteiner See haben eine unheimliche Ausstrahlung», erzählte der Sohn des einstigen Bergkönigs Hans Stuck. Rund um den Gebirgssee im Naturschutzgebiet Wilder Kaiser geht er fast täglich mit den Hunden spazieren, im Sommer schwimmt er dort auch. «Sobald ich den Blick auf die Natur genießen kann, dann geht's mir gut», sagte Stuck.

Das Rennfahren bekam er quasi mit in die Wiege gelegt. Schon mit acht Jahren lehrte ihn der berühmte Vater hinterm eigenen Haus das Autofahren. Nur ein Jahr später kurvte er im Beisein des Papas bei einem Fahrerlehrgang sogar um den Nürburgring. Mit einer Ausnahmegenehmigung durfte «Strietzel» bereits mit 16 Jahren den Führerschein machen, mit 18 bestritt er sein erstes Rennen.

Die Gefahr war früher stets Teil in Stucks Leben. «Sobald ich im Rennauto saß und der Motor lief, war die Belastung aber weg», erinnerte er sich. Als schlimmsten Moment in seiner Karriere bezeichnete er den Tod seines Freundes Jo Gartner 1986.

Es war in Le Mans, als der Österreicher beim Langstreckenklassiker verunglückte. Stuck saß damals im Auto und war auf dem Weg zu seinem ersten Triumph in Frankreich, als er die Nachricht von Gartners Tod erhielt. Eigentlich wollte der Deutsche damals aufgeben. «Ich kriege noch heute eine Gänsehaut, wenn ich daran denke», meinte Stuck über diese schweren Momente. Am Ende raste er dennoch zum Sieg.

Stuck hatte früher auch eine Marotte. Wenn er bei Überseerennen noch am Sonntag blieb, verließ er sein Hotelzimmer am Morgen immer aufgeräumt. Stuck wusste ja nicht, ob er lebend zurückkommen würde. «Nicht, dass die Leute einen Schreck kriegen», sagte er und wunderte sich selbst ein wenig über diese irgendwie banalen Gedanken.

Stuck hat von seinen Unfällen ein künstliches Nasenbein davongetragen. «Sonst war da nix», sagte er und dankt dem Herrgott jeden Tag. Heute ist Stuck Markenbotschafter für Volkswagen. Als «hervorragenden deutschen Experten» würdigte ihn der Konzern.

Die Corona-Krise hat auch Stuck ausgebremst. «Ich hoffe, dass ich im kommenden Jahr wieder mehr hinter das Lenkrad greifen kann», sagte er und ergänzte lachend: «Das ist mein Leben. Meine Frau sagt schon mal: Ohne Auto bist du ja ungenießbar. Das gebe ich gerne zu.»

Aktivität ist Stuck wichtig. Allmählich auf die Bremse treten? «Um Gottes willen, mein Vater ist mir ein warnendes Beispiel, weil als er aufgehört hat zu arbeiten, das war so mit 68, da ging's bergab», sagte Stuck. «Ich möchte gerne bis zu meinem letzten Atemzug eine vernünftige Aufgabe haben, mein Leben aktiv genießen, Sport treiben und gesund bleiben. Das ist mir wichtig.»

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.