Der Anfang vom Messi-Ende?

Kroaten wollen nicht abheben

Lionel Messi. Foto: epa/Vassil Donev
Lionel Messi. Foto: epa/Vassil Donev

Der Trainer nimmt alle Schuld auf sich, Messi sagt zunächst nichts. Vizeweltmeister Argentinien hat das WM-Aus dicht vor Augen. Für Messi könnte es das vorletzte Länderspiel gewesen sein. Gegner Kroatien ist dagegen noch lange nicht fertig.

Nischni Nowgorod (dpa) – Lionel Messi sagte erstmal kein Wort nach seinem vielleicht bittersten Abend im Argentinien-Trikot. Die demütigende Niederlage gegen vorzeitig fürs Achtefinale qualifizierte Kroaten kann der Anfang vom Ende des Ausnahmefußballers in der Nationalmannschaft gewesen sein. Vor zwei Jahren trat Messi schon einmal zurück, kam aber wieder und führte die Albiceleste zur WM in Russland, die endlich die seine werden sollte. Nach 2006 in Deutschland, 2010 in Südafrika und 2014 in Brasilien steht Messi nun aber vor dem endgültigen Scheitern seiner WM-Titelmission.

«Leo ist limitiert, weil das Team nicht so mit ihm spielt, wie es sollte», sagte Trainer Jorge Sampaoli - die verbale Bankrotterklärung nach dem fußballerischen Offenbarungseid in der zweiten Hälfte beim 0:3 gegen starke Kroaten. «Wir konnten ihm den Ball nicht hinspielen, damit er Situationen schaffen kann, wie nur er es kann», sagte Sampaoli. 20 Ballkontakte im ersten Durchgang - ein lächerlicher Wert für Messi, der nach seinem verschossenen Elfmeter beim 1:1 zum Auftakt gegen Island alles wiedergutmachen wollte.

Alles ging aber schief. «Eine Niederlage, die das Schlimmste der Auswahl bloßstellte und sie am Rand des Abgrunds zurückließ», schrieb die argentinische Zeitung «La Nacion». «Argentinien ist verloren. Messi ist verloren», meinte das spanische Sportblatt «Marca».

Sampaoli suchte die Schuld für das Debakel weder bei Messi, dessen 31. Geburtstag am Sonntag im WM-Camp in Bronnizy zu einer wenig spaßigen Veranstaltung werden dürfte, noch beim bereits 36 Jahre alten WM-Debütanten Wilfredo Caballero im Tor der Argentinier. Seinen krassen Aussetzer in der 53. Minute nutzte Eintracht Frankfurts Ante Rebic spektakulär zur 1:0-Führung. Davon erholte sich Argentinien nicht, Luka Modric (80.) und Ivan Rakitic (90.+1) machten die Demontage vor tausenden entsetzten, sprachlosen und untröstlichen Argentiniern im Stadion perfekt.

Eine Leistung, für die Sampaoli die volle Verantwortung übernahm und sich bei allen Anhängern entschuldigte. «Ich möchte sie um Verzeihung bitten, vor allem die, die so viel auf sich genommen haben, um uns hier zu unterstützen. Ich habe das Beste getan, was ich konnte, ich habe es aber einfach nicht geschafft, ihnen zu geben, was sie verdient gehabt hätten.»

Dort, wo Argentinien stehen wollte, darf sich Kroatien feiern lassen. Zweiter Sieg im zweiten Spiel, vorzeitig qualifiziert fürs Achtelfinale. Bislang fünf Tore geschossen, keins kassiert. Es sei noch zu früh, darüber zu reden, ob Kroatien nun einer der Favoriten sei, betonte Rebic. «Wir sind stark, aber wir machen Schritt für Schritt», meinte der Bundesliga-Profi.

Auch der überragende Modric bremste, während in Kroatien die Erinnerungen an die WM 1998 mit dem Erreichen des Halbfinales immer mehr zur Wiedervorlage genommen werden. «Wir sollten von Spiel zu Spiel schauen und nicht euphorisch werden», meinte Modric. Aber natürlich gebe der Sieg gegen Argentinien einen Schub, räumte er dann doch ein.

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