Der Ärger mit den Medien

Foto: Orlando Bellini/Fotolia.com
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In Deutschland schaffen es die öffentlich-rechtlichen Medien beim Thema Afghanistan nicht einmal ungefähr die wesentlichen Zusammenhänge zu vermitteln. Welterklärer wie Peter Scholl-Latour, die jahrzehntelang Licht ins Dunkel vieler Zuschauerköpfe brachten, würden sich im Grabe umdrehen. Wundern werden sie sich nicht, denn die Entwicklung war absehbar.

Afghanistan ist ein wunderbares Beispiel, um aufzuzeigen, was derzeit schiefläuft. Die USA riefen nach den Anschlägen auf das World Trade Center 2001 den Bündnisfall aus und sind in Afghanistan mit ihren Verbündeten einmarschiert. Der eigentliche militärische Zweck des Einsatzes war schnell erledigt, doch die Besatzer blieben. Die neuen Narrative lauteten Demokratieexport, Brunnenbohren und Mädchenschulen. Nicht nur Altkanzler Helmut Schmidt prognostizierte vor mehr als zehn Jahren auf den Punkt genau wie dieser Krieg ausgehen würde „unabhängig davon, ob er fünf Jahre kürzer oder länger ausfallen würde“. Er zitierte die Taliban mit den Worten: „Ihr habt die Uhren, wir haben die Zeit.“

In einem Beitrag des Deutschlandfunks vom 19.08.2021 wird zutreffend von der Illusion des Bescheidwissens geschrieben, wenn es um außereuropäische Berichterstattung in Deutschland geht. Dies trifft zwar zu, ist aber nur der kleinere Teil des Problems. Viel mehr fällt ins Gewicht, dass viele Medien überhaupt nicht mehr objektiv sein wollen. Subjektiver Journalismus, Haltungsjournalismus, Transformationsjournalismus oder aktivistischer Journalismus sind die Schlagwörter der Zeit. Bei freien Medien kann man vielleicht damit leben, bei Anstalten, die mit Zwangsgebühren finanziert werden, sieht es anders aus. Dort dürfen langfristig weder Neutralität noch Kompetenz völlig auf der Strecke bleiben.

Abschließend zu Afghanistan: Ist der -übrigens von Trump eingeleitete und terminierte- Abzug aus Afghanistan wirklich schlecht für die Vereinigten Staaten? Wahrscheinlich nicht, denn Geschäfte hin oder her, früher oder später werden die Taliban die jetzt erworbenen Waffen zur Weiterverfolgung ihrer eigentlichen Mission in Sachen Islam nutzen. Nachbarländer wie Usbekistan, Tadschikistan oder auch China wird das nicht freuen. Die Vereinigten Staaten jedenfalls können ihre Ressourcen auf die Einhegung Chinas konzentrieren, ohne sich weiter in Zentralasien zu verstolpern. Um Nationbuilding ist es ohnehin nie gegangen, wie Biden in klaren Worten vor der versammelten Nation noch Anfang August eigens betont.

Was könnte man aus den jüngsten Ereignissen in Afghanistan als Haltungsjournalist lernen? Antwort: Die Realität setzt sich am Ende durch. Eine Gesellschaft, die sich von schwachen Medien einlullen und von noch schwächeren Politikern regieren lässt, wird in Zukunft immer öfter und heftiger an Grundwahrheiten wie diese erinnert werden. Der ehemalige SPD-Vorsitzende Lafontaine nennt den amtierenden Außenminister Heiko Maas, SPD, zutreffend einen Laiendarsteller. Dessen Auftritt im Bundestag Anfang Juni lässt keine Zweifel an seiner Inkompetenz und keine weiteren Fragen offen.

Drehen wir den Scheinwerfer nun auf die USA. Dort gibt es keine öffentlich-rechtlichen Medien, die Informationsmöglichkeiten des Durchschnittsamerikaners sind aber leider alles andere als großartig. Die schärfs­ten Kritiker der gegenwärtigen US-Administration sind im Murdoch-Noch-Imperium bei Fox News zu suchen. Dort ist jegliche Berichterstattung reiner Propaganda gewichen. Ein Hauptgrund dürfte der (scheinbar) von der Wahltechnikfirma Smartmatic und anderen Wahltechnikfirmen angestrengte Prozess über mehr als vier Milliarden US-Dollar Schadenersatz sein im Zusammenhang mit der Wahl 2020. Der Vorwurf: Betrug und vorsätzlich falsche Behauptungen. Verliert Fox, könnte dies das Ende des Senders bedeuten. Amerikanische Verhältnisse sollten wir uns folglich auch nicht wünschen.

Was also tun? Analog zu Großbritannien würde eine ordentliche Beschneidung der Gebührenpflicht für ARD, ZDF & Co. nicht schaden. Wir alle sollten der zunehmenden Verengung des Meinungskorridors entschieden entgegenwirken und darauf achten, dass auch der Regierung weniger gefallende Stimmen ihren Platz behalten. Letztendlich geht es um nichts Geringeres als die Erhaltung der Meinungsvielfalt.


Über den Autor

Christian Rasp ist Rechtsanwalt und seit 1992 in Thailand, Hong Kong und China tätig. Er leitet ein spezialisiertes Consulting Haus und ist seit 2016 als Chairman einer der ältesten digitalen Marketingagenturen in Südostasien tätig. Feedback zum Gastbeitrag per E-Mail erwünscht!

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