Deutschland droht Abstieg nach Oranje-Pleite

​Demütigung in Holland

Toni Kroos (l.-r.), Matthias Ginter und Mats Hummels aus Deutschland stehen enttäuscht auf dem Platz. Foto: Ina Fassbender/Dpa
Toni Kroos (l.-r.), Matthias Ginter und Mats Hummels aus Deutschland stehen enttäuscht auf dem Platz. Foto: Ina Fassbender/Dpa

AMSTERDAM (dpa) - Schon wieder eine Demütigung: Der Absturz der deutschen Fußball-Nationalelf geht rasant weiter. 108 Tage nach dem blamablen WM-K.o. gegen Südkorea droht Bundestrainer Joachim Löw mit dem DFB-Team nach dem 0:3 (0:1) gegen Erzrivale Niederlande in der Nations League der Abstieg in die Zweitklassigkeit. Kapitän Virgil van Dijk (30. Minute), der überragende Memphis Depay (86.) und Georginio Wijnaldum (90.+3) versetzten am Samstagabend in Amsterdam die rund 50 000 Oranje-Fans in der Johan-Cruyff-Arena in Jubelstimmung.

Die mit einer Fünf-Mann-Achse des kriselnden FC Bayern und Neuling Mark Uth angetretene DFB-Elf zeigte ähnliche Schwächen wie schon in Russland: Es fehlten Tempo, Frische, Spielwitz und Effektivität. «Hätten wir 0:1 verloren, wäre es akzeptabel gewesen. Dass wir dann so auseinanderfallen, ist es nicht», sagte der sichtlich enttäuschte Löw. «Ein Abstieg wäre nicht wünschenswert. Jetzt müssen wir in Frankreich Charakter zeigen nach so einer herben Niederlage», ergänzte der Bundestrainer.

Eine neu entflammende Debatte um seine Zukunft hält Löw nach der höchsten Niederlage seit elf Jahren für normal: «Damit muss man natürlich rechnen, damit muss leben, wenn man so eine Leistung zeigt», sagte Löw. Er sehe sich in der Verantwortung.

Mats Hummels fand im Gegensatz zu Löw eine einfache Erklärung. «Es ist eine Frage der fehlenden Chancenverwertung. Wir haben 3:0 verloren in einem Spiel, das wir meiner Meinung nach gewinnen müssen. Mal haben wir Pech, mal geht ein Ball vorbei, mal ist es Unvermögen. Jetzt stehen wir mit 0:3 und werden auf die Fresse kriegen», sagte der Verteidiger im ZDF.

Nach der ersten Niederlage gegen Oranje seit 16 Jahren steht Deutschland (1 Punkt) am Dienstag gegen Weltmeister Frankreich (4 Zähler) als Tabellenletzter der Gruppe 1 hinter Holland (3) bereits mit dem Rücken zur Wand. Gelingt in Paris kein Sieg, ist zumindest die erhoffte Qualifikation für das Finalturnier des neuen Wettbewerbs definitiv schon passé.

«Es muss jeder in sich reinhorchen. Jeder hat dem Trainer signalisiert, ein gutes Spiel zu machen. Wir haben auch im Training gute Leistungen gezeigt. Dass es hier heute auch anders hätte laufen können, hat man auch gesehen», sagte Kapitän Manuel Neuer nach der höchsten Niederlage seit dem 0:3 gegen Tschechien im Jahr 2007.

Uth - beim FC Schalke 04 noch ohne Saisontor - durfte als 100. Löw-Neuling gleich in der Startelf ran. Im der Problemzone Sturmzentrum ging Uth energisch auf den Gegner und kam auch zu Abschlüssen. Ein Premierentor gelang ihm aber nicht. Der erst nach vielen Ausfällen nachnominierte Can war die zweite Überraschung in der Startelf. Der Juve-Profi erledigte seine Aufgabe als energischer Sonderbewacher von Hollands Jungstar Frenkie de Jong ordentlich.

Schon nach drei Minuten musste Neuer beherzt zupacken, als Memphis Depay nach einem Pass in die Schnittstelle zwischen Hummels und Jérôme Boateng frei war - eine Szene mit Symbolkraft.

Zwar setzte die DFB-Elf gerade über die linke Seite manche Hoffnung machenden Akzente. Doch entweder war der schnelle Timo Werner (15.) im Abschluss zu überhastet oder Thomas Müller vergab gute Möglichkeiten wie nach einem Can-Pass (38.) viel zu leichtfertig. Bei der besten deutschen Chance scheiterte Müller in seinem 97. Länderspiel an Oranje-Schlussmann Jasper Cillessen (18.) - dem Bayern-Offensivmann fehlen einfach wie dem ganzen Team Zielstrebigkeit und Fortune.

Die jungen Niederländer brauchten einige Zeit, um ihren Respekt abzulegen. Offenbar fehlte noch der Glaube daran, dass diese deutsche Mannschaft mehr mit sich selbst zu tun hat, als dem Gegner das Spiel aufzwingen zu können. Zu behäbig und ausrechenbar war das Aufbauspiel von Toni Kroos und Joshua Kimmich.

Schonungslos wurden die Defensivmängel beim Gegentor offengelegt. Neuer segelte an der Ecke vorbei. Hummels und Jonas Hector behinderten sich beim Kopfball von Ryan Babel gegenseitig und van Dijk konnte den Lattenabraller unbedrängt einköpfen. Wenig später hatten sich die nun mutigeren Gastgeber die Führung auch redlich verdient. Babel (34.) wurde von Matthias Ginter in höchster Not vom zweiten Tor gehindert. Wijnaldum (37.) zog knapp vorbei.

Die zweite Halbzeit begann wenig verheißungsvoll. Neuer strahlte weiter keine Sicherheit aus. Einen Schuss von Dumfries (49.) konnte der Bayern-Torwart nicht festhalten.

Löw wollte in seinem 168. Länderspiel als DFB-Chefcoach, mit dem er Sepp Herberger überholte, einen neuen Impuls setzen und brachte Julian Draxler und Leroy Sané für Müller und Can. Beide sorgten für Belebung, aber nicht für Effektivität. Die Riesenchance zum Ausgleich nach einem schönen Zuspiel von Kimmich vergab Sané (65.). Draxler versuchte sich mit einer Direktabnahme (69.) - auch ohne Erfolg.

Löw wollte noch mehr schnelle Spieler und wechselte auch Julian Brandt für Uth ein. Kontern konnte aber nun Holland - gerade weil Boateng sichtlich angeschlagen war und Löw nicht mehr wechseln konnte. Neuer parierte noch einen Abschluss von Depay (76.). Pech hatte die DFB-Elf, dass nach einem Foul von Dumfries an Matthias Ginter (81.) der Elfmeterpfiff ausblieb. Dann schlug Depay aber doch noch eiskalt zu und traf in der Nachspielzeit sogar noch die Latte. Wijnaldum sorgte für den demütigenden Schlusspunkt.

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aurel aurelis 14.10.18 17:22
Psychologie
... ist unangebracht, wie die müssten mal wieder einen Erfolg haben um Mumm zu kriegen und was man von den Moderatoren so hörte. Die sollten hart arbeiten, trainieren müssen und Teamgeist eingebleut kriegen, um Mumm zu kriegen. Der Lané und der Draxler wollten was erreichen. Denen hat aber keiner geholfen den Weg frei zu kriegen. Die Holländer funktionierten einfach und liefen, liefen, liefen. Vor allem die alten Säcke gehören ausgewechselt. Der Boatran läuft steif wie auf Stelzen. Der Löw lernt nicht mehr die Kerle in den Arsch zu treten. Bei Bayern läuft es zur Zeit doch ähnlich!
Jürgen Franke 14.10.18 15:57
Es ist eigentlich nicht nachvollziehbar,
aus welchen Gründen der Löw noch gehalten wird. Er hat bisher, ausgenommen WM 2018, gute Arbeit geleistet und ist in dieser Zeit zum mehrfachen Millionär avanciert. Da sollte eigentlich für ein Berufsleben jetzt aber reichen. Ein Neuanfang ist unausweichlich. Auch dieser Bierhoff sollte gleich mit gehen, denn dieser grobe Fehler mit dem Foto hätte diesen sogenannten Profis eigentlich nie passieren dürfen und ist unentschuldbar.
Rainer Hoff 14.10.18 13:44
Nationalelf
Alle auswechseln , der Grindel saß auf der tribüne wie ein Häufchen Unglück , der Trainer mit einer schwuchtel Hose und einem Fettstift für die Lippen , alle raus und ein Neuanfang , die sind doch alle so satt , traurig