„Dem Ingeniör ist nichts zu schwör“

„Dem Ingeniör ist nichts zu schwör“

Ein Ingenieur und Leser des FARANG stellt drei Lösungsvorschläge gegen Hochwasser auf Pattayas Beach Road vor:

Sehr geehrte Redaktion, der gewaltige Regen vom 2. April veranlasste mich (als Ingenieur), mir mal einige Gedanken zu einer dauerhaften Strandsanierung zu machen. Ich will hiermit keinen kilometerlangen Roman präsentieren, nur ein paar Stichworte. Sollten meine Gedanken von Interesse sein, kann ich diese natürlich ausführlicher erläutern. Da ich der Thai-Sprache nicht mächtig bin und auch keinen Kontakt zu kompetenten thailändischen Entscheidungsträgern habe, drängt sich mir die Frage auf, ob Sie solche Kontakte haben?

Hier nun kurz meine Überlegungen:

Betrachten wir nur die Fläche: Beach Road bis Sukumvit Road, ca. 7 bis 10 qkm. Der zweistündige Regen dürfte pro Stunde eine Niederschlagshöhe von 10 cm erreicht haben. Rechnen wir das um, so haben wir pro Stunde geschätzte 500.000 bis 800.000 Kubikmeter Regen. Das entspricht dem Inhalt eines kleinen Stausees! Wegen des geringen Gefälles kann das Wasser nicht schlagartig zum Strand fließen. Man kann aber schätzen, dass der Strand in der Hauptphase ca. 360.000 Kubikmeter pro Stunde beherrschen muss. Oder vereinfacht ausgedrückt: Nehmen wir an, es befinden sich 18 Promenaden-Absenkungen, dann könnten pro Stunde durch jede Absenkung rund 20.000 Kubikmeter Wasser abfließen. Und das auch noch Stunden später, da auch das Hinterland zeitverzögert entwässert. 20.000 Kubikmeter pro Stunde (an jeder Absenkung!) entsprechen jedes Mal der Kraft eines reißenden Gebirgsflusses!

Nun gibt es 3 Möglichkeiten, diese Situation endgültig zu beherrschen:

1. Die preisgünstigste, aber auch unästhetischste Lösung: An allen Promenaden-Absenkungen werden auf Absenkungsbreite schräge Betonrampen installiert, die bis in die Niedrigwasser-Zone reichen. Diese müssen an ihren Süllkanten rechts und links nicht hoch sein (30 bis 50 cm). Ein ca. zwei Meter breiter Anstieg führt vom Sand auf die Süllkante und dort, wo das Wasser läuft, bildet sie eine Wanne. Letztendlich wäre das eine seitlich eingefasste Weiterführung der Absenkungen. Das Ganze könnte in Sandfarbe gegossen werden oder es könnte auch als sandfarbene Pflasterung ausgelegt werden, ähnlich dem Pflaster der Absenkungen im Farbton der Promenade.

2. Die ästhetischste, aber viel teurere Lösung: Die Absenkungen der Promenade werden wieder entfernt. Die Promenade ist von der Beach Road mit ca. 30 cm hohen (rot-weißen) Bordsteinkanten abgegrenzt. Im Erdreich unter der Beach Road befindet sich ja eine Kanalisation. Auf den ganzen 2,5 km Länge der Beach Road installiert man auf Promenadenseite ein Meter breite Gully-Gitter (die natürlich LKW-stabil sein müssen). Unter diesen Gully-Gittern, und noch einen Meter bis unter die Promenade reichend, muss ein zwei Meter tiefer Kanal laufen. Und jetzt kommt's: Alle 100 Meter zweigt von diesem Kanal ein (schwarzes) Rohr mit fast zwei Metern Durchmesser ab, das unter dem Sand des Strandes, zwischen den Sandsäcken, bis weit in die Niedrigwasser-Zone des Meeres führt. Eigentlich müssten dann die Überflutungen ein Ende haben!

3. Die teuerste Lösung: Dabei handelt es sich um eine Weiterentwicklung meiner vorgeschlagenen Version 2. Falls die Strömungsgeschwindigkeit des Wassers nicht hoch genug ist, da das Meer eventuell bei Hochwasser und ungünstigem Wind den Abfluss verkleinert, wird dort, wo die Rohre aus dem 2x2 Meter (Unterflur-)Kanal zum Meer abzweigen, jeweils unter der Promenade ein großer zugänglicher, wasserdichter Beton-Raum gegossen/ gebaut. Für jedes dieser wasserabführenden Riesenrohre muss dann im dazugehörigen Raum eine Pumpe installiert werden, die mit Schiffsschrauben ähnelnden Propellern in den Rohren den Wasserfluss beschleunigen. In der Seefahrt sind diese Geräte heute üblich, sie nennen sich (elektrisch betriebene) Bugstrahlruder. Jeder dieser hier zum Einsatz kommenden „Bugstrahlruder“ dürfte einen elektrischen Anschlusswert von ca. 1 Megawatt haben. Das wäre es dann wohl!

Gerd Fassbender (Dipl. Ing. & Pattaya Resident)


Die im Magazin veröffentlichten Leserbriefe geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. DER FARANG behält sich darüber hinaus Sinn wahrende Kürzungen vor. Es werden nur Leserbriefe mit Namensnennung veröffentlicht!

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