Giro-Ende schon in den Dolomiten?

​Degenkolb verpasst Flandern-Coup

Das Feld in Aktion. Foto: Dirk Waem/Belga/dpa
Das Feld in Aktion. Foto: Dirk Waem/Belga/dpa

OUDENAARDE/PIANCAVALLO: Die Flandern-Rundfahrt wird zum Oktober-Spektakel, bei dem John Degenkolb einen sensationellen Coup verpasst. Stattdessen jubelt ein Allrounder. Beim Giro gehen nach der harten Kletterpartie bange Blicke in Richtung Montag.

Gegen die Ausnahme-Radprofis Mathieu van der Poel und Wout van Aert war selbst der tapfere John Degenkolb chancenlos. Der deutsche Routinier belohnte sich nach starker Leistung zwar mit Rang neun bei der Flandern-Rundfahrt, das furiose Finale der knallharten Kopfsteinpflaster-Jagd konnte «Dege» trotzdem nur aus der Ferne beobachten. Der Niederländer van der Poel, der neben der Straße auch beim Querfeldeinrennen und auf dem Mountainbike unterwegs ist, besiegte seinen belgischen Rivalen van Aert in einer Fotofinish-Entscheidung und feierte seinen wichtigsten Saisonerfolg.

«Ich bin sprachlos. Ich wusste nicht ob ich gewonnen hatte. Normal weiß ich das immer. Aber ich war so kaputt. Durch meinen Jump konnte ich nichts sehen», kommentierte van der Poel. «Ich wusste, dass ich den Sprint meines Lebens fahren musste.» Das gelang ihm eindrucksvoll. Die beiden Allrounder hatten sich gemeinsam mit Julian Alaphilippe rund 40 Kilometer vor dem Ziel in Oudenaarde abgesetzt.

Da Alaphilippe nach einer Unachtsamkeit auf ein Motorrad auffuhr und ausschied, machte das favorisierte Duo den Sieg in einem elektrisierenden Finale unter sich aus. Der französische Weltmeister erlitt bei dem Sturz einen doppelten Mittelhandbruch, wie sein Rennstall am Sonntagabend mitteilte. Der 28-Jährige wird am Montag operiert, Flandern war ohnehin sein letztes Saisonrennen. Das Regenbogentrikot bringt Alaphilippe bisher nicht viel Glück, schon vor zwei Wochen hatte er beim Klassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich einen sichergeglaubten Sieg auf der Zielgeraden verschenkt.

Nach der coronabedingten Absage von Paris-Roubaix, das für kommenden Sonntag angesetzt war, war die «Ronde» der letzte große Klassiker im Jahr 2020. Eigentlich galten Maximilian Schachmann und Nils Politt als deutsche Hoffnungsträger, doch der frühere Mailand-Sanremo-Sieger Degenkolb verblüffte mit großer Tempohärte und taktischem Geschick. Als der Norweger Alexander Kristoff aber den Schlussspurt der Verfolger gewann und sich Rang drei hinter dem Top-Duo sicherte, hatte Degenkolb nichts mehr zuzusetzen.

Zunächst einmal fortgesetzt wurde in dieser Woche trotz zahlreicher Corona-Fälle der Giro d'Italia. Doch nach einem vollgepackten Wochenende mit Einzelzeitfahren und Kletterei in den Dolomiten dürfte der alles entscheidende Tag diesmal der Ruhetag werden. Weitere Corona-Tests stehen auf dem Programm, eine weitere Flut an Infektionen unter den Fahrern könnte der Rundfahrt vorzeitig ein Ende setzen.

Umso mehr dürfte sich der Portugiese Joao Almeida freuen, dass er bei der Berg-Quälerei nach Piancavallo am Sonntag sein Rosa Trikot verteidigt hat. Auf den 185 Kilometern von Base Aerea Rivolto nach Piancavallo wurde Almeida im Schlussanstieg zwar von einem Trio um den Niederländer Wilco Kelderman abgehängt und belegte Tagesplatz vier. Im Gesamtklassement behält er aber 15 Sekunden Vorsprung auf seinen Widersacher. Die Etappe sicherte sich der Brite Tao Geoghegan Hart vom Ineos-Team. Kelderman, der zur kommenden Saison zum deutschen Team Bora-hansgrohe wechselte, wurde Zweiter.

Nach acht positiven Corona-Tests und zahlreichen Ausstiegen hatten die Rennställe Jumbo-Visma und Mitchelton-Scott den Giro nach dem ersten Ruhetag geschlossen verlassen. Sollte es am Dienstag weitergehen können, warten noch drei weitere Hochgebirgsetappen, bevor das finale Zeitfahren in Mailand am kommenden Sonntag die endgültige Entscheidung bringt.

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