BRÜSSEL: Beim Besuch des Papstes in Belgien steht auch ein Gespräch mit Opfern sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche auf dem Programm. Dazu meint die belgische Zeitung «De Standaard» am Freitag:
«Eigentlich gibt es nur eine gemeinsame Erwartung: dass der Papst echte Anerkennung der Schuld für den Machtmissbrauch demonstriert, der in Schulen, Internaten und Pflegeeinrichtungen der katholischen Kirche grassierte. (.) Trotz wiederholter Empörungswellen, trotz öffentlicher Säuberungsrituale, trotz Schlichtungsausschüssen und parlamentarischer Kommissionen bleibt das quälend zwiespältige Gefühl, dass man in Rom - und letztlich auch hier - nicht wirklich über den sexuellen Missbrauch erschüttert ist.
Es gibt keine bitterere Illustration dafür als das Lied, das 37.000 Gläubige bei der Eucharistiefeier im König-Baudouin-Stadion gemeinsam singen sollten. Es wurde von einem Priester komponiert, der sich selbst des sexuellen Missbrauchs schuldig gemacht hatte, wie sich jetzt zeigte. Alles war bekannt, wurde jedoch vertuscht. Erst nach einem Aufschrei ist das Lied aus dem Programm gestrichen worden. Ein Bischof zieht sich zurück, aber das Heft mit dem Lied wurde trotzdem verteilt.
Die Kirche müsse demütiger sein, sagte Erzbischof Luc Terlinden. Aber natürlich bleibt sie die Kirche. (...) Der Papst kann immer noch mühelos ein Stadion füllen. Aber erst sein Gespräch mit Missbrauchsopfern wird darüber entscheiden, ob sein Besuch einen Eindruck hinterlässt.»