FRANKFURT/MAIN: Aktienanleger bleiben angesichts der hohen Inflation und der erwarteten geldpolitischen Straffungen in den USA sehr nervös. Nach der jüngsten Stabilisierung herrschte am deutschen Aktienmarkt am Freitag Ausverkaufsstimmung. Der Dax verlor zeitweise fast drei Prozent, aus dem Handel ging er mit minus 1,94 Prozent beim Stand von 15.603,88 Punkten. Die Wochenbilanz fällt mit einem Minus von rund 1,8 Prozent ebenfalls sehr schwach aus. Auch der MDax der mittelgroßen Börsentitel geriet am Freitag in den Abwärtssog, er schloss 2,03 Prozent tiefer auf 33.642,36 Punkten.
Die hohe Inflation könnte die US-Notenbank zwingen, schneller und stärker zu agieren als erwartet. Problematisch könnte das irgendwann für höher verschuldete Unternehmen werden. Zudem zehren höhere Kosten für Material und Löhne an den Gewinnmargen der Unternehmen. Die US-Leitzinsentscheidung in der kommenden Woche wird vor diesem Hintergrund ebenso mit Spannung erwartet wie Quartalszahlen und Prognosen von US-Schwergewichten aus dem Tech-Sektor.
Ein schwacher Ausblick des US-Streaminganbieters Netflix setzte bereits vor dem Wochenende der angeschlagenen Stimmung weiter zu. Unter den Tech-Werten und Pandemie-Gewinnern im Dax verloren am Freitag die Aktien des Chipkonzerns Infineon 3,4 Prozent und jene des Essenslieferdienstes Delivery Hero 5,6 Prozent.
Noch schlimmer sah es für Siemens Energy aus mit einem Kurseinbruch von 16,6 Prozent. Unter der Last einer erneuten Gewinnwarnung der Windkraft-Tochter Siemens Gamesa wurden die Anteile erstmals seit Ende 2020 wieder unter 20 Euro gehandelt und kosteten zum Handelsende etwas mehr als 19 Euro. Die Aktien von Siemens Gamesa rutschten in Madrid um 14 Prozent ab. Hierzulande traf die Verkaufswelle auch die Papiere des Windkraftkonzerns Nordex, die im Nebenwerteindex SDax 8,1 Prozent verloren. Nach Jahreszahlen und Ausblick rutschten im SDax zudem die Titel von Secunet um 5,3 Prozent ab.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss am Freitag 1,63 Prozent schwächer auf 4229,56 Punkten. Während der französische Cac 40 ähnlich schwach abschnitt, hielt sich der britische FTSE 100 etwas besser. In New York taten sich der Leitindex Dow Jones Industrial und der technologielastige Nasdaq 100 schwer und notierten etwas im Minus.
Der Euro machte seine Vortagesverluste nahezu komplett wett. Die Gemeinschaftswährung stieg bis auf 1,1360 US-Dollar und kostete nach dem Xetra-Schluss noch 1,1344 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,1348 (Donnerstag: 1,1338) Dollar festgesetzt, der Dollar damit 0,8812 (0,7474) Euro gekostet.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,16 Prozent am Vortag auf minus 0,19 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,15 Prozent auf 143,52 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,28 Prozent auf 170,27 Zähler.