FRANKFURT/MAIN: Nach dem Dämpfer am Vortag hat sich der deutsche Aktienmarkt am Donnerstag kräftig erholt. Stützend wirkte sich dabei das Ende der Regierungskoalition in Berlin aus. Auf Erholungskurs gingen vor allem die am Mittwoch abgestraften Automobilaktien.
Der Dax erreichte im späten Handel sein Tageshoch und schloss mit einem Plus von 1,70 Prozent bei 19.362,52 Punkten. Am Vortag hatte der Leitindex nach dem Wahlsieg Donald Trumps ein Abrutschen unter die runde Marke von 19.000 Punkten nur knapp vermieden und war um 1,1 Prozent abgesackt. Der MDax der mittelgroßen Börsenwerte endete am Donnerstag 0,73 Prozent höher bei 26.529,40 Zählern.
Die vorgezogene Neuwahl im Bund habe die Hoffnung auf mehr fiskalische Unterstützung für die angezählte deutsche Wirtschaft geweckt, schrieb Sandra Rhouma, Analystin beim Investmenthaus AllianceBernstein. Auch Carsten Mumm vom Bankhaus Donner & Reuschel wertete das Ende der Ampel durchaus als Chance: «Das Ende der Ampel-Regierung war überfällig und kam insofern nicht allzu überraschend.»
Am Abend richtete sich der Fokus der Anleger auf die US-Notenbank. Sie wird ihre Geldpolitik voraussichtlich erneut lockern. Ökonomen erwarteten überwiegend eine Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte.
Bei den anderen Leitbörsen in Europa war das Bild uneinheitlich. Der EuroStoxx 50 gewann letztlich rund 1,1 Prozent. Auch die Börse in Zürich schloss höher. Dagegen ging es in London moderat nach unten. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial bewegte sich nach seinem Rekordhoch vom Vortag nur wenig und zeigte sich zum europäischen Handelsschluss kaum verändert.
Auch am Donnerstag legten etliche Unternehmen ihre Quartalsbilanzen vor, darunter Dax-Schwergewichte wie Heidelberg Materials, Munich Re, Rheinmetall und Daimler Truck. Heidelberg Materials gewannen 6,4 Prozent, die Anleger begrüßten einen optimistischen Jahresausblick des Baustoffkonzerns.
Für Daimler Truck ging es um 2,9 Prozent aufwärts. Analystin Daniela Costa von Goldman Sachs lobte die Profitabilität des Lkw-Herstellers. Rheinmetall stiegen an der Dax-Spitze um 9,3 Prozent. Deutschlands größter Rüstungskonzern profitierte auch im dritten Quartal vom Boom angesichts des Ukraine-Krieges. Qiagen zogen um 2,8 Prozent an. Der Labordienstleister hatte am Vorabend erneut sein Gewinnziel erhöht.
Im MDax legten Nemetschek um knapp 5 Prozent zu. Der Software-Entwickler schätzt die Wachstumsaussichten optimistischer ein als zuvor. Starke Geschäftszahlen des weltgrößten Stahlkonzerns ArcelorMittal verhalfen Thyssenkrupp und Salzgitter zu Aufschlägen von jeweils rund 7 Prozent.
Dagegen kamen die Quartalsberichte des Chemiekonzerns Lanxess und des Großküchenausrüsters Rational nicht gut an: Beide Aktien gerieten mit minus 5,6 beziehungsweise minus 3,9 Prozent unter Druck.
Im SDax profitierten die Aktien von Compugroup und Dürr von ihren Geschäftszahlen. Die Papiere des Software-Unternehmens zogen um 7,1 Prozent an. Die Titel des Anlagenbauers gewannen 5,1 Prozent.
Der Euro erholte sich von den hohen Verlusten des Vortages und notierte zuletzt bei 1,0791 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0785 Dollar festgesetzt.
Am Rentenmarkt fielen die Anleihenkurse. Der Rentenindex Rex sank um 0,32 Prozent auf 125,19 Punkte zu. Die Umlaufrendite stieg von 2,33 Prozent am Mittwoch auf 2,41 Prozent. Der Bund-Future verlor 0,21 Prozent auf 131,20 Zähler.