Anleger treten nach Kursrally auf die Bremse

FRANKFURT/MAIN: Nach dem Sprung des Dax auf ein Hoch seit dem Corona-Crash lassen es die Anleger am Donnerstag vorsichtiger angehen. Der Leitindex fiel gegen Mittag um 0,61 Prozent auf 12.851,58 Punkte. Zur Wochenmitte war er angetrieben von der Hoffnung auf einen Coronavirus-Impfstoff nach oben geschnellt und dabei nur knapp an der Marke von 13.000 Punkten gescheitert. Während die Wirtschaft mit den Folgen der Viruskrise kämpft, hatten dem Dax damit nur noch gut 800 Punkte bis zu seinem Rekord gefehlt.

Zwar erholte sich Chinas Wirtschaft im zweiten Quartal stärker als gedacht vom Corona-Einbruch, enttäuschende Einzelhandelszahlen schürten allerdings neue Sorgen um die Konsumbereitschaft der Chinesen. Laut Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank kommt daher keine Freude auf. «Die Corona-Krise kann also selbst das normalerweise wachstumsstarke China nicht so einfach abschütteln», kommentierte der Experte.

Mit dem Dax ging es am Donnerstag auch für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 um 0,7 Prozent bergab. Der deutsche MDax gab derweil weniger stark um 0,27 Prozent auf 27.005,48 Zähler nach. Nachrichtlich machten die dort gelisteten mittelgroßen Werte und die Nebenwerte im SDax auch die größeren Schlagzeilen als die 30 Dax-Werte, unter denen jene mit defensivem Charakter gefragt waren.

Die jüngste Rally des Aktienmarktes gilt auch als getrieben von bislang recht robusten Geschäftszahlen diverser Unternehmen. Jüngstes Beispiel ist hier der Baumaschinenhersteller Wacker Neuson, der im zweiten Quartal einen überraschend geringen Umsatz- und Ergebnisrückgang verkraften musste. Die Papiere rückten am Donnerstag um 5,5 Prozent vor auf Vor-Corona-Niveau.

Am späten Vormittag wurden Ceconomy im SDax davon beflügelt, dass das vorläufige Ergebnis des Elektronikhändlers im dritten Geschäftsquartal über den ursprünglichen Erwartungen lag. Zuletzt zogen die Anteilsscheine der Media-Markt- und Saturn-Mutter um 9 Prozent an.

Bei den ohnehin als Krisengewinner geltenden Unternehmen wie dem Laborausrüster Sartorius und dem Online-Modehändler Zalando läuft es derweil weiter rund. Beide hoben ihre Jahresprognosen an und beide Aktien legten im MDax zu: Zalando um 2,4 Prozent und Sartorius sogar um 8,5 Prozent. Erstere scheiterten knapp an einer Bestmarke, bei letzteren reichte es im Hoch für einen Rekord über 342 Euro.

Einen MDax-Verlierer gab es mit den 3,4 Prozent tieferen Aktien von CTS Eventim. Hier sorgten sich Anleger um die Tatsache, dass eine Tochter des Konzertveranstalters und Ticketverkäufers Millioneneinlagen bei der österreichischen Commerzialbank Mattersburg im Burgenland hat, der die Fortführung des Geschäftsbetriebes untersagt wurde. Ob und wann die CTS-Tochter an ihr Geld kommt, ist aktuell offen.

Später rückt dann die Europäische Zentralbank in den Fokus. Thu Lan Nguyen von der Commerzbank glaubt, dass die EZB-Sitzung vor allem viele Worte, aber keine Taten bringen wird. Angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung im Euroraum nach den Corona-Lockerungen und ohne eindeutige Hinweise für eine zweite Infektionswelle in Europa sieht die Expertin keinen akuten Handlungsbedarf.

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