Daumen hoch und los

Tramper liefern sich ein Rennen nach Bosnien

Foto: Tramprennen
Foto: Tramprennen

ERFURT (dpa) - Per Anhalter zwar nicht durch die Galaxis, aber durch Europa: Beim Tramprennen reisen mehr als 100 Teilnehmer um die Wette. Neben dem Spaß für die Tramper hat das Rennen auch einen sozialen Hintergrund.

Auf die Plätze und Daumen hoch: Etwa 100 Teilnehmer reisen in diesem Jahr beim sogenannten Tramprennen per Anhalter um die Wette. An diesem Samstag fällt in Erfurt für etwa 50 von ihnen der Startschuss - der Rest legt in Graz in Österreich los, wie Felix Kösters von den Organisatoren erklärt. Das zentral in Deutschland gelegene Erfurt war schon im vergangenen Jahr Startpunkt.

Allein darf niemand fahren. Die Teams - meist eine Frau und ein Mann - bekommen Routen zugelost, auf denen sie innerhalb von zwei Wochen und in sechs Etappen von Erfurt oder dem zweiten Startpunkt Graz nach Bosnien trampen sollen. Punkte werden je nach Ankunftszeit an den Etappen vergeben. Wenn dann wohl spätestens am 31. August alle Teilnehmer am Ziel - einem Bergsee 60 Kilometer südwestlich von Sarajevo - angekommen sind, werden die Sieger geehrt.

Das Gewinnen steht dabei jedoch weniger im Fokus. «Es geht vielen darum, eigene Grenzen zu überwinden», sagt Kösters. Es sei auch Urlaub. «Beim Trampen lernt man dann eher Einheimische kennen, und man erfährt, was die Menschen in dem jeweiligen Land bewegt.»

Die Teilnehmer kommen nicht nur aus ganz Deutschland: «Leute aus Rumänien und England sind dabei, es gingen aber auch schon Kolumbianer und Kanadier an den Start - es ist immer eine bunte Mischung», sagt der 23-jährige Kösters.

Wichtig sei den meisten Teilnehmern auch das mit dem Rennen verbundene Engagement. Die Teams suchen sich Sponsoren. Mit dem Spendengeld werden dann soziale Projekte unterstützt. In diesem Jahr gehen die Mittel an den zivilen Seenotrettungsverein Sea-Watch, der sich für die Rettung von Geflüchteten im Mittelmeer einsetzt.

«Trampen wird als viel gefährlicher wahrgenommen, als es tatsächlich ist, aber das Gefährlichste daran ist schlichtweg, mit einem Auto zu fahren», sagt Kösters, der selbst häufig per Anhalter unterwegs ist. Ein Unfall sei viel wahrscheinlicher, als dass es tatsächlich zu einem Übergriff komme. «Wir sagen unseren Teilnehmern aber auch: «Hört auf euer Bauchgefühl, wenn ihr ein schlechtes Gefühl bei einem Fahrer habt, dann lehnt ruhig auch ab.»»

In den rund zehn Jahren, in denen das Tramprennen stattfinde, seien Teilnehmer nur einmal in einen kleineren Unfall verwickelt gewesen. «Wichtig ist, dass man schon beim Warten an einer gut sichtbaren Stelle steht, an der Autos auch problemlos halten können», sagt Kösters. Der Tramp-Verein «Abgefahren» gibt auf seiner Website weitere Tipps fürs sichere Reisen per Anhalter, etwa nicht alleine zu reisen und angemessen gekleidet zu sein.

Dass das Trampen bei allen Möglichkeiten wie Fernbussen oder übers Internet organisierten Mitfahrgelegenheiten nicht ganz aus der Zeit gefallen ist, zeigen zudem Online-Netzwerke. In denen sind Tramper organisiert und informieren sich etwa über gute Routen.

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