Das Spezielle ThaiGen

Callolo und seine Herzallerliebste - Eine humorvolle Geschichte 

Das Spezielle ThaiGen

Zum Frühstück begann meine Herzallerliebste plötzlich mit ungewöhnlichen Schmeicheleien:

"Callolo, weißt du, warum ich dich so liebe?"

"Hm?"

"Du bist so anders als die meisten Farangs."

"Bitte? Was meinst du damit?"

"Nun, du ziehst dich korrekt an, und du benimmst dich korrekt. Du bist eben ein Gentleman, der unsere thailändische Kultur beachtet, versteht und lebt."

Bei mir klingelten alle Alarmanlagen. Da war doch irgendwas im Busch oder?

Sie schüttete mir Kaffee nach und wartete, bis ich den nächsten Toast verdrückt hatte.

"Callolo?"

"Ja, mein Schatz?"

"Ich habe da ein kleines Problem."

"Das habe ich mir schon gedacht."

"Wieso?"

"Nur so."

Pause.

"Callolo."

"Ja."

"Kommst du bitte mit mir in die Stadt?"

"Warum?"

"Heute ist der letzte Tag, um meinen Schmuck aus dem Pfandhaus auszu­lösen."

"Du hast deinen Schmuck versetzt?"

"Callolo, das war diese landesweite Riesenchance. Da haben doch alle mitgemacht."

"Aber du sagtest doch, du hättest nichts verloren."

"Hab ich auch nicht. Aber zuerst musste ich mir ja das Geld leihen, und dann kamen die Zinsen dazu."

"Dann geht es jetzt also nur um die Zinsen?"

"Ja, fast.beinahe."

"Was heißt das?"

"Callolo, ich brauchte natürlich auch Geld fürs Telefon und für die Abende mit meinen Freundinnen, an denen wir unsere Taktik besprochen haben. Und dann natürlich für all die Dinge, die eine Frau eben braucht, und von denen du nichts verstehst. Nun sei doch nicht so knauserig."

Während sie sich in Rage redete, blieb ich ganz ruhig. Das regte sie nur noch mehr auf.

"Callolo, wenn du willst, dass der Schmuck verfällt, dass alles weg ist, dann machen wir jetzt gar nichts und bleiben ruhig zu Hause."

Ich begann, sie zu provozieren.

"Du bist auch ohne Geschmeide wunderschön, mein Schatz."

Sie schien hin- und hergerissen zwischen diesem Kompliment und dem Verlust ihrer Schmuckstücke, aber lange hielt sie das nicht durch.

"Callolo, wenn ich meinen Schmuck wiederbekomme, werde ich ihn nie mehr weggeben, das verspreche ich dir."

Ich dachte an das Wort verlaufen, verirren, und dazu passte dann auch das Wort versprechen. Keinen Satang hätte ich dafür gegeben.

Aber der Preis für die Auslösung war weit geringer als der Neupreis. Und so blieb mir wohl nichts anderes übrig. Wir fuhren ins städtische Pfandleihhaus und lösten den gesamten Schmuck gegen einen lächerlichen Gegenwert aus.

Das ist jetzt drei Wochen her. Meine Herzallerliebste trug seitdem keinen Schmuck mehr.

Stattdessen hing sie von morgens bis abends vorm Fernseher und verfolgte die Sportereignisse, als hinge ihr Leben davon ab. Tagelang schaute ich zu, wie sie mal triumphierte und mal verzagte. Heute Abend überfiel sie mich mit einem Jubelschrei:

"Callolo, wir haben gewonnen! Wir haben gewonnen! Mein Schmuck!"

"Was denn? War der schon wieder im Pfandhaus?"

"Nein, privat, Callolo. Morgen früh bekomme ich nicht nur meinen Schmuck zurück sondern auch noch meinen Gewinn von 50.000.-Baht."

Heute Morgen, schon vorm Frühstück, eilte meine Herzallerliebste davon, um ihren Schmuck und den Gewinn abzuholen.

Aber da war wohl etwas dazwischen gekommen. Jedenfalls kam sie ohne Schmuck und ohne Geld zurück.

"Callolo, die Polizei hat das Wettbüro geschlossen."

Natürlich. Wettbüros sind in Thailand illegal. Und Gewinne sind nicht einklagbar. Pech für meinen Schatz.

"Und was machen wir jetzt?"

"Sie können mir nichts anhängen, Callolo. Ich habe keinen Namen, nur eine Code-Nummer hinterlassen."

"Und das Geld und der Schmuck?"

"Callolo, du hast gesagt, du liebst mich auch ohne Schmuck."

"Dazu werde ich immer stehen, mein Schatz."

Aber ob sie aus dieser Situation etwas lernen wird?

Ich bezweifele es. Ich bin davon überzeugt, dass die Thais ein spezielles Spiel-Gen in sich tragen, das sich nicht ausschalten lässt, ein Naturgesetz der Evolution sozusagen.

Und wenn selbst Götter und Geister dagegen machtlos sind, wie sollte ich denn dagegen etwas ausrichten können?

Callolo und seine Herzallerliebste und Angekommen in der Wirklichkeit

Callolo und seine Herzallerliebste

In 130 heiteren Kurzgeschichten hat Autor Carolus in zwei Büchern sich mit unterschiedlichen Erfahrungen, die sich aus dem Zusammenleben zwischen Thais und Farangs ergeben, verfasst. Die humorvollen Geschichten behandeln das Eheleben zwischen Nai und Callolo. Im Leben der beiden wird viel Toleranz abverlangt. Dass es trotzdem immer wieder ein Happy End geben kann, beweist der Autor, im ersten Buch, in vielen unerwarteten Entwicklungen. Im zweiten Werk hat der Autor seine „rosarote Brille“ abgenommen und erzählt auf ehrliche und gewohnt charmante Weise über Probleme und Schwierigkeiten, die in seiner nicht mehr ganz taufrischen Beziehung zu Nai entstehen.

Die beiden Taschenbücher können Sie im FARANG-Onlineshop bestellen.

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Leserkommentare

Vom 10. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Daniel Meier 11.04.22 22:06
...den fünfer stehen lassen
Meine Freundin kauft sich alle 14 Tage für ca. 360 Baht 3 Lose Privat. Ich kann damit gut Leben, ich trinke für weit mehr Bier
Volker Picard 11.04.22 15:30
Wer das Glück hatte,
seine Thai-Frau berechtigt zu lieben, das Leben mit ihr genießt und sich auch an die neue Heimat Thailand gewöhnt hat, wird in vielen Fällen die Vorteile erkennen. Natürlich gibt es auch "Verlierer" und Naivos, die sich über jede Fehlentwicklung aufregen. Aus meiner Sicht zählt das positive Denken und alle Freuden wirklich zu erkennen.
Norbert K. Leupi 10.04.22 23:30
" Gene "
Auffällig bei Männern sind : Fremd-Gen , nicht Heim-Gen , Fort-gen etc. ! Die Frauen aber haben ein sehr spezielles Gen : das auf die Nerven-Gen !
Jörg LOHKAMP 10.04.22 13:50
@ Hans Breitrainer = 100 % Zustimmung .....
was deine Ansichten betrifft. Gleiche Erfahrungen habe ich auch in der Vergangenheit schon gemacht. Thai´s reden immer gerne - von Gewinnen - die sie bei " Glücksspielen " oder auch " Kartenspiel " gemacht haben, nur - Verloren - hat, wie immer, " keiner ".

Aber vielleicht fällt das ja auch unter " Thai-Logik " ?

Ich würde eher dazu tendieren: Jeden Morgen steht ein DUMMER (Farang) auf der DAS finanziert !!!.
Aber warum sollst - DU - das gerade sein ? Es gibt auch Thais - OHNE - Glücksspiel-Gen, also hilft nur weitersuchen.
Hans Breitrainer 10.04.22 11:00
Norbert
Die Spielsucht der Thaifrauen hat schon ein paar Freunde in meinem Freundeskreis finanziell hingerichtet. So, wehret den Anfängen! Bevor ich ruiniert bin lebe ich lieber alleine.
Hans Breitrainer 10.04.22 09:50
Spielsucht
Ich bin mit meiner Frau seit 10 Jahrensehr glücklich zusammen davon 6 Jahre verheiratet. Sie weiss, wenn ich herausfinde dass sie auch nur ein Lotterielos gekauft hat würde ich sie sofort verlassen. Bisher hat es gewirkt weil sie dadurch andere Vorteile geniest. Bezüglich Evolution ist bei den Thais eh etwas anders gelaufen. Sie sind von den Bäumen auf einen Roller gefallen und davon gefahren ;-)) Bitte nicht als Abwertung verstehen!!