«Das Joshua-Profil» ein Fitzek-Thriller

Zum 30. März im RTL

Foto: dpa/Gregor Fischer
Foto: dpa/Gregor Fischer

Berlin (dpa) - Thriller sind kein einfaches TV-Genre. Der konventionelle Krimi funktioniert vergleichsweise gut beim dressierten Publikum, aber Nervenkitzel via Pantoffelkino ist oft schwer vermittelbar. RTL versucht sich jetzt mit dem Fitzek-Stoff «Das Joshua-Profil».

Menschen, deren Handeln im digitalen Zeitalter von skrupellosen Raubrittern mit schier unendlicher Macht bestimmt wird, bilden einen guten Thrillerstoff. Das hat auch Sebastian Fitzek erkannt. Mit seinem Roman «Das Joshua-Profil» landete der 46-Jährige einen Publikumshit. RTL entging das nicht. Der Kölner Sender erwarb die Rechte daran und verfilmte den Stoff in gut 100 Minuten Länge. Das Ergebnis muss sich am Karfreitag (20.15 Uhr) gegen starke Konkurrenz wie den ZDF-Film «Matula - Der Schatten des Berges» durchsetzen.

Ein wirtschaftlich starkes Unternehmen wie der private TV-Marktführer RTL und die Routiniers der Produktionsfirma Ufa Fiction müssten eigentlich Garanten für eine gelungene filmische Umsetzung eines erfolgreichen Buchstoffes sein. Doch mit der Umsetzung hapert es: Warum lässt sich der Vater einer Tochter zu Beginn des Films von einem anonymen Anrufer zu einem finsteren Ort im Hafen locken, wenn die fiese Stimme ihm gleichzeitig droht, seine Tochter (die im Obergeschoss seelenruhig schläft) sei in extremer Gefahr?

Statt die Polizei einzuschalten, macht sich der mäßig erfolgreiche Berliner Schriftsteller Vater Max (Torben Liebrecht) gleich auf in den Westhafen, dort explodiert vor seiner Nase ein Auto, er fährt nach Hause zurück, findet seine Pflegetochter Jola (Lina Hüesker) traumatisiert in ihrem Bett. Die muss sofort ins Krankenhaus, turnt aber schon wenige Tage später durch die Gegend, als sei nichts gewesen. Die schlampige Polizei ermittelt sogleich gegen Max, weil sie in seinen Schubladen Hinweise auf ihn als Täter findet, ohne aber Einbruchsspuren sicherzustellen.

Max, das weiß jeder Zuschauer sofort, ist natürlich nicht Täter, sondern zufällig gewähltes Opfer einer üblen Pseudofirma, die versucht, ihren Kunden weiszumachen, das sich das Handeln von Menschen dank digitaler Technik voraussagen lasse. Um das in die Praxis umzusetzen, muss aber ein wenig nachgeholfen werden - Max werden daher eben diese falschen Beweisstücke untergejubelt, auf die die Polizei reinfällt. Leider rückt auch seine Frau Kim (Franziska Weisz) von ihm ab.

Damit sich die Schlinge um Max noch enger zuzieht, entführt die Verbrecherriege Jola und zwingt den verzweifelten Vater nicht nur, den Kampf gegen alle aufzunehmen, sondern auch die Spur seiner Tochter. Zum Glück hat er Verbündete in seinem rücksichtslosen Anwalt (stark: Armin Rohde), in seinem mit ihm schicksalhaft verbundenen Bruder Cosmo (Max Hopp) und in Frida (Inez Bjørg David), die er zunächst wegen ihres Autos entführt hat und die schon nach kurzer Zeit auf seiner Seite ist - so viel zum Thema Irrwitz und Logik. Dann entdeckt Max noch die Tochter des gemeinen Chefgangsters, entführt sie (das gekidnappte Kind schläft praktischerweise die ganze Zeit), und schon kommt es zum Duell.

Ob Fitzek-Fans die filmische Adaption seines Stoffes begeistern wird? Die Klärung dieser Frage muss mit Skepsis angegangen werden. Dem Thriller hätte mehr Tiefe, mehr Präzision, mehr Erklärung und deutlich weniger Schweinsgalopp im Stil von Kommissar Micky Maus mit Tempo 100 auf der Verfolgung von Supergauner Kater Karlo gut getan. Der richtige Weg wäre vermutlich eine präzis erzählende Miniserie gewesen, in vier oder sechs Teilen. Doch RTL beließ es beim grob gestrickten «Eventfilm», unter anderem mit dem Verweis darauf, dass der «Eventfilm» 2017 zu Ostern, «Duell der Brüder - Die Geschichte von Adidas und Puma» mit fast fünf Millionen Zuschauern ja auch gut gelaufen sei.

Ungeachtet der Resonanz auf «Das Joshua-Profil» steht der nächste Fitzek-Roman im April bereits zum Dreh für RTL an: Auch «Passagier 23» wird ein Einzelstück werden.

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