Dänemark diskutiert nach Amoklauf über Ursachen - Gedenkfeier

Ministerin Mette Frederiksen und Justizminister Mattias Tesfaye legen am Tag nach der Schießerei vom Sonntag in Kopenhagen Blumen bei Field nieder, bevor sie eine Pressekonferenz geben. Foto: epa/Mads Claus Rasmussen
Ministerin Mette Frederiksen und Justizminister Mattias Tesfaye legen am Tag nach der Schießerei vom Sonntag in Kopenhagen Blumen bei Field nieder, bevor sie eine Pressekonferenz geben. Foto: epa/Mads Claus Rasmussen

KOPENHAGEN: Der Amoklauf von Kopenhagen hat eine Debatte über die Behandlung von psychisch Kranken in Dänemark losgetreten. Am Dienstagabend wollen sich die Kopenhagener bei einer Gedenkfeier gemeinsam an die Opfer erinnern.

Nach dem Amoklauf in Kopenhagen mit drei Toten diskutieren Experten über den Umgang mit psychisch kranken Menschen in Dänemark. Der 22-jährige Verdächtige, der bereits kurz nach der Tat festgenommen wurde, war nach Angaben der Polizei «in der Psychiatrie bekannt». Seine Untersuchungshaft wird er in einer geschlossenen psychiatrischen Abteilung verbringen. «Man kann alle möglichen Vermutungen anstellen: War der Täter psychisch krank? War er in der Psychiatrie? Hat er um Hilfe gebeten, ist aber nicht verstanden worden?», sagte Psychiatrie-Professor Poul Videbech von der Universität Kopenhagen am Dienstag im dänischen Fernsehen.

Um zu verhindern, dass solch eine Tat sich wiederhole, müsse gründlich untersucht werden, was ihr vorausgegangen sei: «Aus Rücksicht auf die Opfer, die Hinterbliebenen - und so gesehen auch auf uns alle - müssen wir das Maximale aus so einer schrecklichen Geschichte lernen», sagte Videbech.

Nach Einschätzung der Vorsitzenden der Dänischen Psychiatrischen Gesellschaft, Psychiatrie-Professorin Merete Nordentoft, wären in der Psychiatrie rund ein Drittel mehr Mitarbeiter nötig, um psychisch Kranke angemessen zu betreuen. «Ich bin einer Meinung mit denjenigen, die da draußen sitzen und denken, dass das System so unter Druck ist, dass solche Dinge passieren können.»

Nach Recherchen des Senders DR soll der mutmaßliche Amokläufer vor der Tat versucht haben, eine Krisen-Hotline zu erreichen. Während der Untersuchungshaft soll der geistige Zustand des Verdächtigen untersucht werden. Details zu seiner Vorgeschichte sind jedoch noch nicht bekannt. Auch das Motiv für die Tat ist noch unklar. Terror soll aber nicht dahinter stecken.

Der 22-jährige Däne soll am Sonntag in dem Einkaufszentrum Field's in Kopenhagen drei Menschen erschossen und vier durch Schüsse schwer verletzt haben. Drei weitere Menschen wurden nach Angaben der Polizei wegen Verletzungen durch mögliche Streifschüsse behandelt. Die Todesopfer waren zwei dänische 17-Jährige - ein Junge und ein Mädchen - und ein 47 Jahre alter Russe mit Wohnsitz in Dänemark.

Einer der Teenager hatte in dem Kino gearbeitet, das dem Einkaufszentrum angeschlossen ist. «Mit großer Trauer müssen wir bestätigen, dass einer unserer jungen Kino-Mitarbeiter sein Leben in der schrecklichen und unbegreiflichen Tragödie am Sonntag verloren hat», teilte der Betreiber Nordisk Film Biografer am Dienstag auf Facebook mit. «Wir sind tief berührt, und unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei den Angehörigen.»

Die Kollegen des gestorbenen Teenagers bekämen psychologische Hilfe, hieß es in dem Facebook-Post. Alle Kinos des Betreibers im Land waren am Dienstag geschlossen - «aus Respekt für die Opfer, und um die Situation mit unseren Mitarbeitern zu besprechen». Das ganze Einkaufszentrum, in dem sich der Angriff ereignet hatte, bleibt noch mindestens bis kommenden Montag geschlossen.

Auf der Straße vor dem Tatort, die bis Mitternacht abgesperrt bleiben soll, wollen sich am Dienstagabend zahlreiche Menschen versammeln, um der Opfer des Amoklaufs zu gedenken. Dort wollen Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen und Kopenhagens Oberbürgermeisterin Sophie Hæstorp Andersen Reden halten. Außerdem soll ein Chor singen. «Komm und zeig deine Unterstützung», schrieb die Kommune Kopenhagen am Dienstag auf Twitter.

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