Coronavirus: Zahl der Infektionen steigt auf 68.500

Ein Tourist trägt eine Gesichtsmaske beim Eiffelturm in Paris. Foto: epa/Ian Langsdon
Ein Tourist trägt eine Gesichtsmaske beim Eiffelturm in Paris. Foto: epa/Ian Langsdon

PEKING (dpa) - Die Zahl der Infektionen und Todesfälle durch das neuartige Coronavirus ist in China erneut gestiegen.

Wie die Pekinger Gesundheitskommission am Sonntag mitteilte, starben an der auf den Namen COVID-19 getauften Lungenkrankheit erneut 142 Patienten, womit die Gesamtzahl der Opfer in China nun bei 1665 liegt. Zudem wurden 2009 neue Infektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2 nachgewiesen. Seit Ausbruch der Krankheit sind damit 68.500 Fälle auf dem chinesischen Festland bestätigt. Experten vermuten jedoch eine hohe Dunkelziffer.


PARIS (dpa) - Aus zahlreichen europäischen Ländern sind in den vergangenen Wochen Fälle des neuartigen Coronavirus gemeldet worden. In Frankreich gibt es nun den ersten Corona-Toten Europas. Chinas Außenminister sieht derweil große Fortschritte bei der Eindämmung des Virus.

Erstmals ist ein an dem neuartigen Coronavirus erkrankter Mensch in Europa gestorben. Der chinesische Tourist sei in einer Pariser Klinik der durch den Erreger Sars-CoV-2 ausgelösten Lungenkrankheit erlegen, teilte die französische Gesundheitsministerin Agnès Buzyn am Samstag mit. Das Coronavirus hat nun auch das erste Land Afrikas erreicht: In Ägypten wurde die Infektion bei einer 33 Jahre alten ausländischen Person nachgewiesen, wie die ägyptische Gesundheitsministerin Hala Said sagte, ohne weitere Angaben zur Identität zu machen. In Südostasien beendete die Sorge vor dem Virus mehrere Kreuzfahrten, betroffen sind davon auch Deutsche.

Bei dem in Paris gestorbenen Mann handelt es sich um einen 80-Jährigen aus der schwer betroffenen zentralchinesischen Provinz Hubei, in der auch Wuhan liegt. In der Millionenmetropole waren die ersten Corona-Fälle gemeldet worden. Der Tourist war Anfang Februar auf die Intensivstation des Krankenhauses Bichat in der französischen Hauptstadt gebracht worden. Gesundheitsministerin Buzyn sagte, sie sei am Freitag über den Tod des Mannes informiert worden. Der Patient sei mehrere Tage in kritischem Zustand gewesen.

In zahlreichen europäischen Ländern, auch in Deutschland, waren in den vergangenen Wochen Menschen gemeldet worden, die mit dem Virus infiziert sind. Bislang war aber niemand gestorben, bei einigen Patienten verlief die inzwischen Covid-19 genannte Erkrankung nahezu ohne Symptome. Covid-19 kann neben Fieber und Husten schwere Atemwegsprobleme verursachen. Die Bezeichnung ist abgeleitet von: COrona VIrus Disease.

In Deutschland wurden bisher 16 Infektionen festgestellt. Die ersten Patienten konnten mittlerweile die Kliniken als geheilt verlassen. In Bayern werden noch 13 Infizierte behandelt, die allesamt in Zusammenhang mit dem Autozulieferer Webasto stehen. Dort hatte eine chinesische Mitarbeiterin das Virus eingeschleppt.

Tausende Kreuzfahrtpassagiere, darunter Deutsche, mussten wegen der Sorge vor dem Virus ihre Reisepläne ändern. Die «Aidavita» der Rostocker Reederei Aida Cruises stoppte ihre Tour mehr als eine Woche früher als vorgesehen. Sie legte in der Nacht zum Samstag in der thailändischen Hafenstadt Laem Chabang südlich von Bangkok an, wie ein Sprecher der Reederei bestätigte. Alle Genehmigungen für die Abreise und Landausflüge seien erteilt worden, der Schiffsbetrieb sei «ganz normal». Die Passagiere konnten laut thailändischen Behördenangaben nach einer Kontrolle das Schiff verlassen. Zuvor hatte die «Aidavita» nicht wie geplant in Vietnam anlegen dürfen.

Aida Cruises hatte bereits mitgeteilt, die Asienfahrten der «Aidavita» und auch der «Aidabella» wegen der Epidemie und zunehmender Reiseeinschränkungen für diese Saison einzustellen. Regulär hätte das Programm bis April gedauert.

Erst kürzlich hatten mehrere asiatische Länder dem Kreuzfahrtschiff «Westerdam» aus Sorge vor einer möglichen Einschleppung des Coronavirus das Anlegen untersagt. Erst Kambodscha stimmte dem schließlich zu. Dafür bekam das von Premierminister Hun Sen mit harter Hand regierte Land ein Lob von US-Präsident Donald Trump. Auf Twitter dankte er dem «wunderschönen Land». Die USA würden sich an diese Hilfeleistung erinnern. Unter den in Kambodscha an Land gegangenen Passagieren der Kreuzfahrtschiffes «Westerdam» ist nun doch ein Coronavirus-Fall festgestellt worden. Eine 83-jährige Amerikanerin sei bei ihrer Weiterreise über Malaysia positiv getestet und ins Krankenhaus in Kuala Lumpur gemacht worden, teilte die malaysische
Gesundheitsbehörde am Sonntag mit. Die Reederei wollte vor einer Stellungnahme zunächst weitere Tests abwarten. Die Amerikanerin sei eine von 145 Passagieren gewesen, die über Malaysia nach Hause fliegen wollten, teilte die Gesundheitsbehörde mit. Bei der Ankunft seien bei der Frau und bei ihrem Ehemann Symptome des neuen Virus festgestellt worden, weshalb sie ins Krankenhaus eingewiesen wurden. Die 83-jährige werde jetzt auf der Isolierstation behandelt. Der 85-jährige Ehemann, bei dem die Tests negativ ausgefallen waren, werde im Krankenhaus überwacht.An Bord der «Westerdam» waren laut Reederei auch 57 Deutsche. Für sie ging die Heimreise laut Twitterangaben der deutschen Botschaft am Freitag und Samstag in Richtung Frankfurt.

Die USA wollen Landsleute vom Kreuzfahrtschiff «Diamond Princess» holen, das wegen eines Coronavirus-Ausbruchs im japanischen Hafen Yokohama unter Quarantäne steht. Wie die US-Botschaft am Samstag in Tokio mitteilte, sollen die US-Bürger mit einem gecharterten Flugzeug direkt in ihr Land zurückgebracht werden. Laut einem Bericht des «Wall Street Journal» befinden sich rund 380 Amerikaner mit ihren Familien auf der «Diamond Princess».

Das japanische Gesundheitsministerium teilte am Samstag mit, dass bei weiteren 67 Menschen an Bord des Schiffes eine Infektion mit dem neuen Coronavirus Sars-CoV-2 festgestellt worden sei. Die Zahl der bestätigten Fälle stieg damit auf 285. Die Betroffenen sollten in örtliche Krankenhäuser gebracht werden. Unter den Passagieren an Bord sind nach Erkenntnissen der deutschen Botschaft in Tokio auch zehn deutsche Staatsangehörige.

Der chinesische Außenminister Wang Yi sieht große Fortschritte bei der Eindämmung des Coronavirus in seinem Land. Als Ergebnis chinesischer Anstrengungen sei bisher nur ein Prozent der Fälle außerhalb der Landesgrenzen aufgetreten, sagte der Minister am Samstag auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Die 1,4 Milliarden Einwohner Chinas führten den Kampf in diesem «Krieg ohne Rauch» entschlossen. Er dankte der internationalen Gemeinschaft für die Hilfe. Außerhalb des chinesischen Festlands sind im Rest der Welt bislang etwa 600 Erkrankungen bestätigt.

Der Fall in Ägypten wurde nach Ankunft des Patienten in dem Land durch ein Screeningprogramm entdeckt, wie die ägyptische Gesundheitsministerin Said dem Sender MBC Masr sagte. Die infizierte Person zeige keinerlei Symptome und bleibe 14 Tage auf einer Isolierstation. Ägypten habe alle erforderlichen Maßnahmen nach den Standards der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ergriffen.

Die WHO arbeitet seit Wochen daran, Länder mit einem schwachen Gesundheitssystem in Afrika und anderswo auf einen möglichen Covid-19-Ausbruch vorzubereiten. Die WHO-Region Afrika sah in einer Analyse vom 13. Februar die meisten der 47 Länder begrenzt vorbereitet auf einen Ausbruch, nur sieben wurden als angemessen vorbereitet beurteilt. Darunter waren Algerien und Madagaskar.

Ägypten gehört allerdings nicht zu der Afrika-Region, sondern arbeitet in der WHO in einem Verbund «Östliches Mittelmeer» mit Ländern wie Syrien, Saudi-Arabien und Afghanistan zusammen.


Belgische Post befördert keine Sendungen mehr nach China

BRÜSSEL (dpa) - Infolge der Krise um den Coronavirus hat die belgische Post den Versand von Briefen und Paketen nach China vorläufig eingestellt. Grund sei, dass immer mehr Flüge nach China abgesagt würden, teilte das Unternehmen Bpost am Samstag mit. «Wir bitten unsere Kunden, derzeit keine Briefe und Pakete mit Ziel China mehr in die Postämter zu bringen», so Bpost weiter. Auch die Postunternehmen in Deutschland, Schweiz, Schweden, Spanien, Dänemark, Serbien, Griechenland, den USA und anderen Ländern hätten die Beförderung von Postsendungen nach China bereits suspendiert.


WHO-Experte fordert mehr Kooperation mit China im Kampf gegen Corona

MÜNCHEN (dpa) - Zur Bekämpfung des Coronavirus sollten die Staaten nach Ansicht von Michael Ryan von der Weltgesundheitsorganisation WHO weltweit besser mit China zusammenarbeiten. China müsse im Kampf gegen die weitere Ausbreitung bestmöglich unterstützt werden, sagte der für Gesundheitsnotstände zuständige WHO-Geschäftsführer am Samstag auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Seit Wochen löst das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 Lungenerkrankungen in China und weiteren Ländern aus, laut Ryan ist es bisher in 24 Staaten nachgewiesen.

Ryan lobte ausdrücklich die bisherigen Anstrengungen Chinas gegen das Coronavirus - etwa den schnellen Aufbau von zig Zehntausenden Betten auf Isolationsstationen. Das hätte kein anderes Land in so kurzer Zeit geschafft, betonte er. Um das Virus zu besiegen, müsse die Weltgemeinschaft möglichst schnell möglichst viel über die Krankheit wissen.

Chinas Vize-Außenminister Qin Gang betonte, dass die Staatsgemeinschaft gute Chancen habe, das Virus zu besiegen. Corona sei der gemeinsame Feind der Menschheit, China schütze mit seinem Einsatz gegen die Krankheit nicht nur seine eigene Bevölkerung, sondern die Gesundheit der Menschen weltweit.


Fluggäste aus China werden genauer zu Coronavirus befragt

BERLIN (dpa) - Flugpassagiere aus China werden vor der Landung in Frankfurt und München nun genauer nach einem möglichen Kontakt mit dem neuen Coronavirus befragt. Bei Direktflügen muss dafür ab sofort eine Selbstauskunft mit drei Fragen an Bord verteilt werden, wie das Bundesgesundheitsministerium und die Fachressorts in Hessen und Bayern am Samstag mitteilten. Dabei geht es darum, ob Reisende mit infizierten Menschen Kontakt hatten oder sich im Infektionsgebiet in China aufgehalten haben. Schon bisher müssen es Piloten beim Tower melden, wenn Passagiere offensichtlich krank sind. Die Selbstauskunft soll dem Bordpersonal eine weitere Entscheidungshilfe dafür geben.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte: «Das ist eine der Lage angemessene Methode, um die Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland und Europa zu verhindern.» Das zusätzliche Verfahren war im Kreis der EU-Ressortchefs abgestimmt worden. Sollte ein Passagier mit Krankheitsanzeichen gemeldet werden, geht den Angaben zufolge eine Information an den Medizinische Dienst am Flughafen. Ein Arzt untersucht den Passagier an Bord und entscheidet über das Vorgehen.

Die neuen Vorgaben für Fluggesellschaften hat das Bundesministerium angeordnet. Sie greifen demnach vorerst an den zwei größten deutschen Flughäfen in Frankfurt und München, da es aktuell nur dort noch Direktflüge aus China gibt.


Bill Gates: Coronavirus könnte zu «sehr schlimmer Lage» führen

SEATTLE (dpa) - Das neuartige Coronavirus könnte die Welt nach Ansicht von Microsoft-Gründer Bill Gates möglicherweise in eine «sehr schlimme Lage» bringen. «Es stellt uns vor eine riesige Herausforderung», sagte Gates am Freitag (Ortszeit) bei der Konferenz des weltgrößten Wissenschaftsverbands AAAS (American Association for the Advancement of Science) in Seattle.

«Es gibt viel, was wir nicht über diese Epidemie wissen, aber es gibt auch viel, was wir wissen, das zeigt, dass sie sehr dramatisch werden könnte - besonders, wenn sie sich in Gegenden wie dem südlichen Afrika oder dem südlichen Asien ausbreitet», sagte Gates weiter. «Diese Krankheit wird, wenn sie nach Afrika kommt, dramatischer sein als in China - und ich will das, was in China passiert, nicht verharmlosen.»

Die Stiftung von Microsoft-Gründer Gates und seiner Frau Melinda hat bereits rund 100 Millionen Dollar (etwa 920 000 Euro) zur Bekämpfung des Virus und zur Entwicklung eines Impfstoffs zur Verfügung gestellt.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Kurt Wurst 16.02.20 11:47
Zwei kleine Ergänzungen
1. Seit dem Tag, an dem sich die chinesische Zentrale eingeschaltet hat und einige Personen ausgetauscht hat, geht die Zahl der Neuinfizierten täglich zurück. 2. In ganz China (ausgenommen Provinz Hubei) beträgt die Zahl der Neufälle 166; auf dem Kreuzfahrtschiff "Diamond Princess" mit ca. 3.700 Personen an Bord beträgt die Zahl der Neufälle 70.