Coronavirus: Die neuesten Meldungen aus der ganzen Welt

Archivbild: epa/Roman Pilipey
Archivbild: epa/Roman Pilipey

Virus lässt Chinas Volkskongress platzen - Sorge um Deutsche

PEKING (dpa) - Die USA holen US-Passagiere des Kreuzfahrtschiffes «Diamond Princess» aus Japan ab. Nach dem Nachweis einer Infektion bei einer Passagierin der «Westerdam» gibt es neue Sorgen. China verschiebt unterdessen wegen Covid-19 seine jährliche Parlamentssitzung.

Mit dem Anstieg erfasster Coronavirus-Infektionen auf mehr als 70.000 plant China nun sogar eine Verschiebung der Jahrestagung seines Parlaments. Es ist das erste Mal in der jüngeren Geschichte der Volksrepublik, dass die Sitzung des nationalen Volkskongresses verlegt wird. Das wichtigste politische Ritual des Jahres hätte am 5. März in Peking beginnen sollen. Die Deutsche Bundesbank sieht wegen der Covid-19-Epidemie inzwischen Risiken für die deutsche Konjunktur. Unterdessen reisten Passagiere der Kreuzfahrtschiffe «Diamond Princess» und «Westerdam» zurück in ihre Heimat.

Der Führungskreis des Ständigen Ausschusses halte die Verschiebung des Volkskongresses auf einen angemessenen Zeitpunkt für «notwendig», berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Montag. Formell soll der Ausschuss am nächsten Montag darüber entscheiden. Rund 6.000 Abgeordnete des Volkskongresses und Mitglieder der parallel tagenden beratenden Konsultativkonferenz hätten aus allen Provinzen in die Hauptstadt kommen müssen. Die ungewöhnliche Verschiebung wurde auch damit begründet, dass viele der Abgeordneten «an vorderster Front» gegen die Covid-19-Epidemie kämpften.

Innerhalb eines Tages war zuvor die Zahl erfasster Ansteckungen mit dem neuen Coronavirus Sars-CoV-2 im Land um mehr als 2000 auf über 70.500 gestiegen. Mehr als 100 weitere Todesfälle wurden gemeldet. Damit starben bis Montag in China rund 1.770 Menschen an der Covid-19 genannten Lungenkrankheit. Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer bei den Fallzahlen aus. Besonders schwer ist in Zentralchina die 60 Millionen Einwohner zählende Provinz Hubei mit der Metropole Wuhan betroffen.

Nach dem Nachweis einer Infektion unter den Passagieren des Kreuzfahrtschiffs «Westerdam», die zum Teil nach der Ankunft in Kambodscha schon an Land gegangen waren, sind nach Angaben der Reederei bislang keine Symptome der Covid-19 genannten Lungenkrankheit aufgetreten. Allerdings gibt es eine Inkubationszeit von bis zu 14 Tagen, bis sich Symptome zeigen, und Infizierte können dann auch schon ansteckend sein. Eine 83-jährige Amerikanerin war bei der Weiterreise in Malaysia positiv getestet und ins Krankenhaus gebracht worden.

Unter den Reisenden waren laut Reederei auch 57 Deutsche. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur sind einige noch an Bord der «Westerdam», während andere bereits die Heimreise angetreten haben. Die Gäste, die bereits nach Hause gereist seien, würden von ihren örtlichen Gesundheitsbehörden kontaktiert, teilte die Holland America Line mit.

Nach der Verbreitung des Virus auf dem seit zwei Wochen im Hafen von Yokohama unter Quarantäne stehenden Kreuzfahrtschiff holten die USA Hunderte Landsleute mit zwei gecharterten Flugzeugen von Bord der «Diamond Princess» aus Japan ab. Beide landeten am Montag in den USA. Die Betroffenen sollen 14 Tage auf US-Militärstützpunkten in Kalifornien und Texas in Quarantäne. Auch Kanada, Hongkong und Israel haben nach Medienberichten vor, ihre Landsleute von Bord des Schiffes heimzuholen.

Die Zahl der Infizierten an Bord der «Diamond Princess» stieg nach offiziellen Angaben bis Montag erneut um weitere 99 auf 454, etwa 20 von ihnen zeigen schwere Symptome. Die Ergebnisse Hunderter weiterer Tests standen noch aus. Von den rund 400 US-Passagieren waren zunächst 44 positiv getestet. Alle Infizierten wurden in örtliche Krankenhäuser gebracht. Am Montag befanden sich noch rund 3.000 Menschen auf dem Kreuzfahrtschiff. An Bord sind auch zehn Bundesbürger. Bei zwei von ihnen wurde eine Infektion nachgewiesen, auch sie sind in einer Klinik. Bei den anderen Deutschen wurde nach Angaben des Auswärtigen Amts zunächst keine Infektion nachgewiesen.

Mit der Lage der Deutschen auf der «Diamond Princess» und der «Westerdam» befasste sich am Montag auch der Krisenstab der Bundesregierung. Dabei ging es darum, dass alle Betroffenen, die es wünschen, nach Deutschland zurückkehren können - und ob dafür Unterstützung der Bundesregierung nötig sei. Dazu stehe man auch in Kontakt mit EU-Partnern, die Bürger vor Ort haben, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts. Für mögliche Rückkehrer gibt es laut Bundesgesundheitsministerium Überlegungen für eine Quarantäne im häuslichen Umfeld - und keine zentrale Unterbringung wie bei den Deutschen, die aus China zurückgeholt wurden.

Die Deutsche Bundesbank sieht inzwischen Risiken für die deutsche Konjunktur durch Covid-19. «So dürfte dort ein vorübergehender Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage die deutsche Exportaktivität dämpfen», schrieben die Experten im am Montag veröffentlichten Monatsbericht. China ist ein wichtiger Markt für Waren «Made in Germany». Zugleich stellt das land zahlreiche Produkte her, auch für die Weiterverarbeitung in anderen Ländern. Durch die Sicherheitsvorkehrungen wegen des Virus Sars-CoV-2 könnten einige globale Wertschöpfungsketten beeinträchtigt werden, hieß es im Monatsbericht. «Lieferengpässe in einzelnen Branchen hierzulande wären die Folge.»

Empfindlich schaden könnte die Covid-19-Epidemie nach Einschätzung von Experten der globalen Autoindustrie. Allein in der besonders betroffenen Provinz Hubei würden an gut einem Dutzend Standorten fast zwei Millionen Autos pro Jahr gefertigt, heißt es in einer Studie der Beratungsgesellschaft BCG. Das seien etwa acht Prozent der Fahrzeugproduktion Chinas. Und nicht nur in Hubei seien über Tage Anlagen heruntergefahren geworden. Gerade für deutsche Autobauer ist China als Absatzmarkt und Fertigungsstandort sehr wichtig. VW unterbrach wegen der Lungenkrankheit dort bereits die Produktion und muss nun die Wiederaufnahme teils verschieben, erklärte der Konzern am Montag.


Zahl der neuen Infektionen in China steigt um fast 1900 - 98 Tote

Die Zahl der neuen Virusfälle in China ist erneut um 1.886 gestiegen. Innerhalb eines Tages waren weitere 98 Tote zu beklagen, wie die Gesundheitskommission am Dienstag in Peking berichtete. Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen kletterte damit auf insgesamt 72.436 Fälle. An der Covid-19 genannten neuartigen Lungenkrankheit sind in Festland-China damit schon insgesamt 1.868 Patienten gestorben. Die meisten Fälle werden in Zentralchina in der schwer betroffenen Provinz Hubei gezählt. Allein aus der Provinzhauptstadt Wuhan wurden am Dienstag 1.600 der neu erfassten Ansteckungen und 72 der neuen Todesfälle berichtet.


Internationale Automesse im April in Peking wegen Virus verschoben

Die internationale Automesse im April in Peking ist wegen des Ausbruchs der Lungenkrankheit in China verschoben worden.

Wie die Veranstalter am Dienstag auf ihrer Webseite mitteilten, sei die Entscheidung getroffen worden, «um die Gesundheit und Sicherheit der Aussteller und Teilnehmer zu gewährleisten». Die wichtigste Messe auf dem weltgrößten Automarkt sollte eigentlich vom 21. bis 30. April in der chinesischen Hauptstadt abgehalten werden. Wann die Ausstellung nachgeholt werden soll, blieb offen. Die jährliche «Auto China» ist immer abwechselnd in Shanghai und Peking.


Gewichtheber verlegen Meisterschaften

TASCHKENT (dpa) - Die Asienmeisterschaften im Gewichtheben sind wegen des Ausbruchs des Coronavirus in China von Kasachstan nach Usbekistan verlegt worden. Kasachstan erlaube Chinesen derzeit keine Einreise und habe die Titelkämpfe zurückgegeben, berichtete der olympische Branchendienst «Inside the Games». Nunmehr soll das Championat vom 16. bis 25. April in Taschkent stattfinden. Die Asienmeisterschaften sind ein wichtiges Qualifikationsturnier für die Olympischen Spiele in Tokio. Der Gewichtheber-Weltverband drängt darauf, dass auch chinesische Sportler teilnehmen dürfen.


Versorgungsengpass wegen Coronavirus: Bewaffnete stehlen Klopapier

HONGKONG (dpa) -Bewaffnete in Hongkong haben eine Toilettenpapier-Lieferung an einen Supermarkt abgefangen und Ware im Wert von rund 1.700 Hongkong-Dollar (etwa 200 Euro) gestohlen. Zwei der drei Verdächtigen seien später festgenommen worden, sagte die Polizei in der chinesischen Sonderverwaltungszone der Deutschen Presse-Agentur am Montag. Das Toilettenpapier sei sichergestellt worden.

Wegen des sich ausbreitenden Coronavirus Sars-CoV-2 tätigen viele Einwohner Hongkongs Panikkäufe. Essentielle Dinge des täglichen Gebrauchs werden vielerorts knapp. Neben Klopapier und Schutzmasken sind auch Waren wie Reis, Konserven und Handdesinfektionsmittel nur noch schwer zu bekommen. Bisher wurden in der Stadt rund 60 Virusinfektionen gemeldet.


VW verschiebt Produktionsaufnahme in China wegen Coronavirus weiter

PEKING (dpa) - Volkswagen bekommt die Folgen des neuartigen Coronavirus in China weiter zu spüren. Es gebe Probleme in den Lieferketten und der Logistik sowie nur begrenzte Reisemöglichkeiten für Mitarbeiter der Produktion, teilte Volkswagen am Montag in Peking mit. Daher soll die Produktion in den Werken des Gemeinschaftsunternehmens mit der Shanghai Automotive (SAIC) erst am 24. Februar wieder aufgenommen werden. Bisher war dies für den 17. Februar geplant.

Die anderen Werke, die mit First Automotive Works (FAW) betrieben werden, hätten zum Teil die Produktion wieder aufgenommen oder dürften «in den kommenden Tagen» alle wieder laufen. Die Produktionsfähigkeit in jedem Werk werde einzeln überprüft, was zu unterschiedlichen Startzeiten führe, heißt es in der Mitteilung. Ohne den Ausbruch der Lungenkrankheit hätte die Produktion nach den Ferien über das chinesische Neujahrsfest am 3. Februar wieder begonnen. China ist der wichtigste Markt des Autobauers.

Um den Gegebenheiten Rechnung zu tragen, will das Unternehmen etwa beim Marketing den Fokus stärker auf Online-Kanäle legen.

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