Coronavirus: Die neuesten Meldungen

Foto: epa/Toru Hanai
Foto: epa/Toru Hanai

Ausschiffung in Japan gestartet - China weist Journalisten aus

China missfällt ein Text zur Lungenkrankheit Covid-19: Zum ersten Mal
seit Jahrzehnten weist das Land drei Korrespondenten auf einmal aus.
In Japan gehen Hunderte Passagiere von Bord der «Diamond Princess».
Hätten sich viele der Infektionen auf dem Schiff vermeiden lassen?

Peking/Yokohama/Phnom Penh (dpa) - Nach zweiwöchiger Virus-Quarantäne
sind am Mittwoch die ersten 443 der noch knapp 3.000 auf dem
Kreuzfahrtschiff in Japan verbliebenen Menschen an Land gegangen. Die
Ausschiffung sollte mindestens drei Tage dauern. Zur ersten Gruppe
gehörten viele ältere Passagiere, darunter mindestens ein Deutscher.
Martin Lutterjohann, pensionierter Psychotherapeut aus München,
wollte mit seiner japanischen Frau Sakae nun eine Woche Tokio
erkunden, wie er der Nachrichtenagentur dpa mitteilte. Für Aufsehen
sorgte unterdessen die Ankündigung Chinas, aus Protest gegen einen
als beleidigend empfundenen Kommentar im «Wall Street Journal» zum
Covid-19-Ausbruch drei Korrespondenten der Zeitung auszuweisen.

Ihnen werde mit sofortiger Wirkung die Akkreditierung entzogen,
teilte Geng Shuang, Sprecher des Außenministeriums, mit. Es ist das
erste Mal in der jüngeren Geschichte der Volksrepublik, dass gleich
mehrere Korrespondenten einer internationalen Nachrichtenorganisation
des Landes verwiesen werden. Auslöser der chinesischen Verärgerung
ist ein Meinungsbeitrag des Kolumnisten Walter Russell Mead im «Wall
Street Journal» vom 4. Februar mit der Überschrift: «China ist der
wahre kranke Mann Asiens». Der Außenamtssprecher beschrieb den Titel
als «rassistisch».

Der Club der Auslandskorrespondenten in China (FCCC) verurteilte die
Ausweisung scharf. Es sei ein «extremer und offensichtlicher Versuch
der chinesischen Behörden, ausländische Nachrichtenorganisationen
einzuschüchtern, indem Vergeltung gegen ihre in China ansässigen
Korrespondenten geübt wird».

Kritische Stimmen gibt es auch zur Entscheidung Japans nach einem
Sars-CoV-2-Nachweis bei einem Passagier der «Diamond Princess», die
anfangs 3700 Passagiere und Crewmitglieder für zwei Wochen auf dem
Schiff in Quarantäne zu lassen - statt sie an Land zu betreuen. Bis
Mittwoch wurden bei ihnen 621 Infektionen mit dem neuen Coronavirus
nachgewiesen. Offenbar könne sich ein Kreuzfahrtschiff unter solchen
Umständen als Inkubator für Infektionen erweisen, sagte Peter Walger
von der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene. Die Passagiere
seien offenbar einem erhöhten Ansteckungsrisiko ausgesetzt gewesen.
«Das verlangt eine gute Aufarbeitung.»

Wie die Fachgesellschaft mitteilte, hält sie es für «unmöglich», in
der Quarantäne auf einem Kreuzfahrtschiff Hygienebedingungen zu
gewährleisten, die eine Übertragung des Erregers auf weitere
Passagiere und Crewmitglieder sicher ausschließen. Spezielle Filter
in der Raumlufttechnik zum Beispiel, die Krankheitserreger
zurückhalten könnten, gebe es auf Kreuzfahrtschiffen nicht, so
Walger.

Auf der «Diamond Princess» waren auch zehn Deutsche zu Gast,
mindestens zwei von ihnen hatten sich infiziert und wurden in eine
japanische Klinik gebracht. Man bemühe sich intensiv darum, den nicht
erkrankten Deutschen, die heimkehren möchten, eine baldige Rückkehr
nach Deutschland zu ermöglichen, hieß es am Mittwoch vom Auswärtigen
Amt. Man sei dazu in engem Austausch mit europäischen Partnern. Die
italienische Regierung hatte in der Nacht zu Mittwoch eine erste
Maschine mit medizinischem Personal nach Japan geschickt. Ein zweiter
Flieger, mit dem Passagiere heimgeholt werden, sollte folgen, wie
Außenminister Luigi Di Maio ankündigte. Italien könne 26 bis 27
Menschen aus anderen Ländern mitnehmen, hieß es. Ob darunter Deutsche
sein werden, stand zunächst nicht fest.

Auch andere Länder holen ihre Landsleute heim - dort müssen die
Betroffenen zumeist vorsichtshalber weitere 14 Tage in Quarantäne.
Die USA hatten bereits am Montag 328 Landsleute heimgeholt, darunter
auch mindestens 14 Infizierte. Diese werden in Kliniken behandelt,
alle übrigen Rückkehrer sollten für zwei Wochen auf
US-Militärstützpunkten in Kalifornien und in Texas in Quarantäne
bleiben.

In Kambodscha mussten Passagiere der «Westerdam» unterdessen weiter
auf ihre Heimreise warten. Von den ursprünglich 57 auf dem
Kreuzfahrtschiff mitgereisten Deutschen habe inzwischen gut die
Hälfte ausreisen können, hieß es am Mittwoch vom Auswärtigen Amt. Die
Reederei arbeite daran, eine Rückkehr der übrigen Passagiere mit
einem Linienflug zu ermöglichen. Zu den bereits zurückgekehrten
«Westerdam»-Passagieren zählen zwei Brandenburger und zwei Hessen,
die nun zunächst in häuslicher Quarantäne bleiben müssen.

Bei einer US-Passagierin der «Westerdam» war am Wochenende bei der
Weiterreise in Malaysia überraschend eine Infektion mit Sars-CoV-2
festgestellt worden. Da waren viele der rund 2.300 Menschen an Bord
bereits an Land gegangen. Unklar ist, wo sich die in Hongkong
zugestiegene Amerikanerin angesteckt hat. Bisher wurden keine
weiteren Infektionen bei Passagieren oder Crewmitgliedern des
Schiffes bekannt.

Unterdessen wurden aus China weiter steigende Fallzahlen gemeldet.
Nach offizieller Angabe sind inzwischen mehr als 2.000 Menschen an dem
neuartigen Coronavirus gestorben. Unter den Ärzten und Pflegern gibt
es mit 3.000 Fällen etwa doppelt so viele Infizierte wie bisher
bekanntgegeben, wie Staatsmedien am Mittwoch berichteten. Die Zahl
landesweit offiziell erfasster Infektionen stieg auf mehr als 74.000.
Allerdings gehen Experten von einer um ein Vielfaches höheren
Dunkelziffer aus.

Außerhalb des chinesischen Festlands wurden bislang mindestens fünf
Todesfälle und rund 1.000 Infektionen mit Sars-CoV-2 nachgewiesen, 16
davon in Deutschland. In Hongkong gab es örtlichen Medienberichten
zufolge einen sechsten, offiziell noch unbestätigten Todesfall durch
die Covid-19 genannte Lungenkrankheit. Iran meldete am Mittwoch
erstmals zwei Infektionen.

Russland verhängt aus Sorge vor einer Einschleppung von Covid-19 von
Donnerstag an eine Einreisesperre für Chinesen. Betroffen seien alle
Einreisen zum Arbeiten oder für touristische und Studienzwecke, heißt
es in einer Verfügung von Regierungschef Michail Mischustin.
Russische Medien bezeichneten den ungewöhnlichen Schritt eines
solchen «Totalverbots» am Mittwoch als beispiellos. Das Verbot gilt
nur für chinesische Staatsbürger, nicht für andere aus China kommende
Reisende, wie die Zeitung «Kommersant» berichtete. Allein 2019
reisten demnach 2,3 Millionen Chinesen nach Russland ein.


Lungenkrankheit Covid-19: Wie schnell ist ein Impfstoff einsetzbar?

BERLIN (dpa) - Mit der Ausbreitung des Coronavirus Sars-CoV-2 ist ein Wettbewerb zwischen Biotech-Unternehmen und Forschungsinstituten weltweit entbrannt. Wer stellt als Erstes einen wirksamen Impfstoff her?

Angesichts der Ausbreitung des neuen Coronavirus erscheint es fraglich, ob die Epidemie bald gestoppt werden kann. Umso wichtiger wäre ein Impfstoff. Mitte Februar einigten sich 400 Experten auf einer Konferenz in Genf, die Suche danach zu beschleunigen, wie der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, mitteilte. In vielen Ländern wird derzeit an der Entwicklung eines Impfstoffes gearbeitet. Doch wie schnell könnte er einsatzbereit sein?

«Ich bin insgesamt sehr sicher, dass wir erste experimentelle Impfstoffe noch dieses Jahr sehen werden», sagt der Virologe Gerd Sutter von der Ludwig-Maximilians-Universität München. Ob und wann sie an Menschen getestet werden könnten, sei eine andere Sache. «Die Entwicklung eines Impfstoffs ist ein langwieriger, mühsamer Prozess, vor allem die Zulassung und die klinische Prüfung eines Kandidaten.»

Gemeinhin werden für die Entwicklung von Impfstoffen etwa 15 Jahre veranschlagt. Für das Mers-Virus, das 2012 auf der Arabischen Halbinsel entdeckt wurde und das auch zu den Coronaviren gehört, wird ein Impfstoff erst seit 2018 klinisch geprüft.

Dennoch kündigen Forscherteams weltweit an, einen Impfstoff gegen das Virus Sars-CoV-2 entwickeln zu wollen. Sie setzen vor allem auf biotechnologische Verfahren - die sollen die Zeit verkürzen, um einen Impfstoffkandidaten für die Prüfung in klinischen Studien bereitzustellen. Dabei werden nicht wie üblich die Viren selbst zur Herstellung eines Impfstoffes benötigt, sondern nur deren genetische Information. Die Sequenz des neuen Virus ist seit Wochen bekannt.

Darin stecken alle Informationen für seine Vermehrung - auch für die Herstellung jener Bestandteile, auf die der Körper nach einer Impfung mit der Bildung von Antikörpern und anderen Abwehrstoffen reagiert. Bei Coronaviren sei das ein Protein der Virushülle, erläutert Sutter. «Das Virus nutzt das Protein, um in menschliche Zellen einzudringen.»

Auf dieses Protein konzentrieren sich die Impfstoffentwickler. In China arbeitet das Krankenhaus der Shanghaier Tonji Universität gemeinsam mit dem Unternehmen Stermirna Therapeutics an einem mRNA-Impfstoff, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua meldete. Auch das biopharmazeutische Unternehmen CureVac mit Hauptsitz in Tübingen setzt auf mRNA.

Dieses Molekül in Zellen vermittelt die Umsetzung der im Erbgut steckenden Informationen in ein Protein. Die Bauanleitung für das Hüllprotein von Sars-CoV-2 verpacken die CureVac-Wissenschaftler in Nanopartikel, die die mRNA in die Zellen liefern. Die Zellen bilden dann das Hüllprotein und präsentieren es auf ihrer Oberfläche, woraufhin das Immunsystem mobilisiert wird.

«Das Verfahren ahmt ein Konzept der Natur nach», erläutert Mariola Fotin-Mleczek vom CureVac-Vorstand. «Wir erreichen damit eine sehr starke Aktivierung des Immunsystems.»

In Kooperation mit dem Team um Sutter arbeitet auch eine Gruppe um den Virologen Stephan Becker von der Universität Marburg an einem Impfstoff. Sie nutzen als Transporter für das Hüllprotein ein Virus, das Menschen nicht krank macht. Es dringt nach der Impfung in Zellen ein und bildet das Hüllprotein, das vom Immunsystem erkannt wird. Die Konstruktion des Impfvirus und erste Produktionsschritte seien voraussichtlich bis Ende März abgeschlossen, erläutert Becker.

Sutter und Becker gehören zu den Entwicklern des Impfstoffs gegen das Mers-Coronavirus. Das dafür entwickelte Konzept wollen sie für das neue Coronavirus anpassen. Außer der Zeitersparnis besteht ein Vorteil der biotechnologischen Verfahren darin, dass ein einmal etabliertes Konzept schnell an neue Erreger angepasst werden kann. Lediglich die Bauanleitung für das Protein, auf das der Körper reagiert, muss dazu ausgetauscht werden.

Die Entwicklung eines Impfstoffkandidaten ist allerdings nur der erste Schritt in Richtung Impfstoff - richtig mühsam wird es hinterher: Zulassung und klinische Prüfung des Kandidaten sind die Entwicklungsphasen, die am meisten Zeit verschlingen. «Gibt es einen Kandidaten, prüft man im Tiermodell, ob überhaupt Antikörper gebildet werden und ob diese das Virus hemmen», erläutert Becker. Als Nächstes werde geprüft, ob man Tiere mit dem Wirkstoff vor einer Ansteckung schützen kann, dann werde der Impfstoff in großem Maßstab produziert und toxikologisch getestet. «Wenn das alles gut verläuft, kann man einen Antrag stellen auf eine klinische Studie.»

Ein für Becker notwendiges Prozedere. «Diese Impfstoffe müssen sicher sein, sonst tut man sich keinen Gefallen.» Wenn der politische oder medizinische Druck hoch genug sei, würden die Zulassungsverfahren beschleunigt. Während des Ebola-Ausbruchs in Westafrika etwa sei die Erlaubnis für die klinische Studie sehr schnell vom zuständigen Paul-Ehrlich-Institut erteilt worden.

Becker ist optimistisch, auch für einen Kandidaten gegen Sars-CoV-2 vergleichsweise schnell die Zulassung für eine klinische Studie zu bekommen - eben weil die eingesetzte Plattform bereits im Zusammenhang mit dem Mers-Impfstoff etabliert wurde.

Aber kann ein Impfstoff rechtzeitig fertig sein, um den Verlauf der aktuellen Epidemie zu beeinflussen? «Wir wissen nicht, wie sich die Epidemie entwickelt», sagt Becker. Wenn sich das Virus etabliere, wäre ein Impfstoff sehr hilfreich. «Ich glaube, das ist gut investiertes Geld.»

WHO-Chefwissenschaftlerin Soumya Swaminathan glaubt, dass erste Impfstoff-Tests an Menschen in drei bis vier Monaten beginnen könnten. Ein zertifizierter Impfstoff für weitreichenden Einsatz stehe aber wohl erst in 18 Monaten zur Verfügung.


Japans Exporte sinken nicht so stark wie befürchtet

TOKIO (dpa) - Das Coronavirus hat die japanischen Exporte zum Jahresauftakt belastet - allerdings nicht so stark wie befürchtet. Die Ausfuhren gingen im Januar im Jahresvergleich um 2,6 Prozent zurück, wie das Finanzministerium am Mittwoch in Tokio mitteilte. Das ist der 14. monatliche Rückgang bei den Exporten in Folge. Allerdings verlangsamte sich das Tempo erneut. Im Dezember waren die Ausfuhren noch um 6,3 Prozent gefallen. Experten hatten dagegen damit gerechnet, dass die Geschwindigkeit des Rückgangs unter anderem wegen des Ausbruchs des neuartigen Coronavirus in China, dem zweitwichtigsten Handelspartner des Landes, wieder an Fahrt aufnimmt.

Die Ausfuhren nach China gingen im Jahresvergleich um 6,4 Prozent zurück, nachdem sie im Dezember noch leicht zulegen konnten. Auch in die Vereinigten Staaten, dem wichtigsten Abnehmer japanischer Güter, gingen die Exporte erneut deutlich zurück. Allerdings fiel das Minus mit 7,7 Prozent deutlich geringer aus als noch zum Ende des Jahres 2019. Zulegen konnte dagegen der Wert der Güter, die japanische Unternehmen nach Europa verkauft haben. Hier zogen vor allem die Ausfuhren nach Großbritannien im letzten Monat der EU-Zugehörigkeit des Landes deutlich an.


Immun dank Geldschwemme: Warum die Börsen trotz Corona florieren

Handelskonflikte, Konjunktursorgen und nun auch noch das Coronavirus - eigentlich müsste die Stimmung an den Börsen schlecht sein. Doch das Gegenteil ist der Fall. Das hat vor allem einen Grund.

FRANKFURT/MAIN (dpa) - An der Börse von Virussorgen kaum eine Spur: Aktienanleger lassen sich trotz der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus und damit verbundener Sorgen um die Konjunktur die Stimmung bislang nicht nachhaltig verderben. Der deutsche Leitindex Dax hält sich seit Wochen auf Rekordniveau, auch andere Börsenbarometer wie der Dow-Jones-Index in den USA zeigen nach oben. Selbst die Börsen in Festlandchina sind wieder auf Erholungskurs, obwohl sich das Sars-CoV-2 genannte Virus immer weiter ausbreitet.

«Die Corona-Epidemie hat die Märkte kurzfristig durcheinander gewirbelt. Mittlerweile haben sich die Aktienkurse wieder deutlich erholt», konstatierten Commerzbank-Experten jüngst. Ein ähnliches Bild habe sich bei der Sars-Epidemie gezeigt. Damals erholten sich die Aktienkurse bereits im März 2003, obwohl sich die Zahl der Sars-Infektionen noch bis Juni 2003 weiter erhöhte. Seit Wochen steigt auch die Zahl der Coronavirus-Infektionen in China immer weiter. Dennoch scheinen die Anleger das Thema mittlerweile abgehakt zu haben, ebenso wie die eher trüben Konjunkturaussichten.

«Die Börsen haben sich schon seit Längerem von den realwirtschaftlichen Vorgängen abgekoppelt», analysierte der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Gabriel Felbermayr, im Gespräch mit dem «Handelsblatt».

Die Widerstandskraft der Aktienmärkte erkläre sich auch durch den Rückenwind der unverändert lockeren Geldpolitik, schreibt die DZ Bank. Seit Jahren halten Notenbanken rund um den Globus das Geld billig und fluten über Anleihenkäufe die Märkte mit Liquidität. Das beflügelt die Börsen. Weil zudem die Zinsen im Keller sind, sind lukrative Anlagen rar und Investoren setzen verstärkt auf Aktien.

Im Euroraum ist ein Ende der Geldflut nicht abzusehen. Und die chinesische Notenbank pumpt aktuell im Kampf gegen mögliche wirtschaftliche Folgen des Virus für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt Geld in den Markt. Banken erhalten dort frisches Zentralbankgeld zu einem niedrigeren Zinssatz.

Im Krisenfall könnten auch andere Notenbanken intervenieren, um die Wirtschaft zu stützen. Diese Aussicht dürfte die Nerven der Anleger beruhigen. Der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Philip Lane, sagte jüngst, die Notenbank werde die Entwicklung «sehr aufmerksam» verfolgen. Die Erfahrungen aus vergangenen Pandemien wie Sars zeige, dass die Corona-Krise zu «signifikanten kurzfristigen Effekten, aber nicht zu langfristigen Effekten führen kann».

Ähnliche Turbulenzen wie infolge der Finanzkrise 2008/2009, als die Börsenkurse einbrachen und die Weltwirtschaft an den Rande des Kollaps geriet, erwarten Ökonomen nicht. Damals waren die Banken- und Finanzsysteme betroffen, die über Ländergrenzen hinweg eng verflochten sind, wie Commerzbank-Volkswirte erinnern: «Das ist diesmal nicht der Fall.» Das chinesische Finanzsystem sei von der Corona-Epidemie kaum getroffen und auch nicht eng mit denen westlicher Länder verflochten.

Nach Einschätzung der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) sollten Anleger die gute Stimmung an den Börsen allerdings nicht überschätzen: «Angesichts einer nach wie vor fragilen globalen Industriekonjunktur bei gleichzeitig hohen Aktienbewertungen bleiben die Märkte anfällig.»


China will drei Journalisten des «Wall Street Journals» ausweisen

PEKING (dpa) - Aus Protest über einen als beleidigend empfundenen Kommentar im «Wall Street Journal» hat China drei Korrespondenten der Zeitung die Akkreditierung entzogen. Das teilte der Sprecher des Außenministeriums am Mittwoch vor der Presse in Peking mit. Ihnen werde mit sofortiger Wirkung die Pressekarte entzogen. Damit entfällt die Grundlage für ihr Visum und ihre Aufenthaltsberechtigung in China. Auslöser der chinesischen Verärgerung ist ein Meinungsbeitrag des Kolumnisten und Professors Walter Russell Mead im «Wall Street Journal» vom 4. Februar über den Umgang mit der neuen Lungenkrankheit mit der Überschrift: «China ist der «wahre kranke Mann» Asiens.»


Russland verhängt Einreisesperre gegen Chinesen wegen Coronavirus

MOSKAU (dpa) - Russland hat aus Sorge vor einer Einschleppung des Coronavirus Sars-CoV-2 eine zeitweise Einreisesperre für Chinesen verhängt. Betroffen seien von diesem Donnerstag an alle geplanten Einreisen zum Arbeiten oder für touristische und Studienzwecke, heißt es in einer Verfügung von Regierungschef Michail Mischustin. Russische Medien bezeichneten den ungewöhnlichen Schritt eines solchen «Totalverbots» am Mittwoch als beispiellos.

Das Verbot gilt nur für chinesische Staatsbürger, nicht für andere aus China kommende Reisende, wie die Zeitung «Kommersant» berichtete. Allein 2019 reisten 2,3 Millionen Chinesen nach Russland ein, wie das Blatt nach Angaben des Inlandsgeheimdiensts FSB schrieb, der für den Grenzschutz zuständig ist. Arbeitgeber im Osten Russlands befürchten dem Bericht zufolge nun, dass die Arbeitskräfte knapp werden könnten. In der Region arbeiten viele Chinesen im Bau und in der Landwirtschaft.

Offiziell ist in Russland keine akute Infektion mit Sars-CoV-2 bekannt. Zwei Chinesen gelten als geheilt von Covid-19, der von dem Virus verursachten Lungenkrankheit. Auf dem Kreuzfahrtschiff «Diamond Princess» in Japan gibt es nach offiziellen Angaben ein infiziertes russisches Ehepaar.

Erlaubt sind für Chinesen demnach nur noch Transitreisen über den Moskauer Flughafen Scheremetjewo. Zur Dauer des Einreisestopps gab es keine Angaben in der Verfügung. Russland hatte zuletzt schon seine Grenzen weitgehend geschlossen. Allerdings war für Chinesen die Einreise noch am Airport Scheremetjewo möglich gewesen. Dort wurde nach Angaben der Gesundheitsaufsicht Rospotrebnadsor ein Terminal mit Labor für die Kontrolle chinesischer Reisender reserviert.

Die Behörde Rospotrebnadsor teilte am Mittwoch mit, dass gegenwärtig in Russland mehr als 14.000 Chinesen unter medizinischer Beobachtung stünden. Damit ist gemeint, dass sie nach der Einreise zunächst medizinisch untersucht wurden. Ihre Namen wurden dann an die Meldebehörden an ihrem russischen Aufenthaltsort übermittelt mit dem Auftrag, sich dort beim Arzt vorzustellen.


Coronavirus beeinträchtigt Adidas-Geschäft in China

HERZOGENAURACH (dpa) - Das Coronavirus belastet die Geschäfte des Sportartikelherstellers Adidas in China. So sei eine erhebliche Anzahl eigener sowie auch Partnerläden derzeit geschlossen, teilte Adidas am Mittwoch in Herzogenaurach mit. In den übrigen Läden sei das Kundenaufkommen zudem deutlich gesunken. Infolgedessen liege die Geschäftstätigkeit in China seit dem chinesischen Neujahr am 25. Januar etwa 85 Prozent unter dem Vorjahresniveau, hieß es. Die Aktie reagierte am Morgen mit Abschlägen auf die Neuigkeiten.

Auf die Geschäftstätigkeit außerhalb Chinas habe Adidas noch keine wesentlichen Auswirkungen feststellen können, auch wenn in anderen Märkten - vor allem Japan und Südkorea - ein etwas reduziertes Kundenaufkommen beobachtet worden sei. Das Ausmaß der Gesamtauswirkungen des Coronavirus lasse sich derzeit nicht zuverlässig beziffern. Weitere Details will das Unternehmen mit der Veröffentlichung der Jahreszahlen am 11. März nennen.


Puma will Coronavirus-Einbußen in Grenzen halten - Rekordjahr 2019

HERZOGENAURACH (dpa) - Puma hat 2019 ein Rekordjahr hingelegt - und 2020 sollte es so weiterzugehen. Doch die Ausbreitung des Coronavirus auf dem wichtigen chinesischen Markt lässt die Unsicherheit beim Sportartikelhersteller wachsen.

Nach einem Rekordjahr 2019 kämpft der fränkische Sportartikelhersteller Puma im laufenden Jahr 2020 mit den Folgen des Coronavirus in Asien. Er hoffe, dass die Auswirkungen in Grenzen gehalten werden können, sagt Puma-Vorstandschef Björn Gulden am Mittwoch am Firmensitz in Herzogenaurach. Derzeit seien 70 der 110 von Puma selbst betriebenen Läden in China geschlossen und rund 85 Prozent der 2500 Franchise-Shops. China gilt als der profitabelste Markt für Puma. Zuvor hatten auch die Sportartikelhersteller Adidas und Nike von erheblichen Einbußen im China-Geschäft gesprochen. Adidas meldete eine um 85 Prozent geringere Geschäftstätigkeit seit 25. Januar.

«Die Situation verbessert sich deutlich», sagte Gulden. Er sei deshalb optimistisch, dass die Einbußen in Grenzen gehalten werden könnten. Derzeit sei kein Werk außerhalb Chinas betroffen. Die Produktion für den US-Markt sei komplett in andere Länder verlagert worden. «Wir erwarten Lieferverzögerungen von zwei bis drei Wochen», betonte der Puma-Chef. China ist für Puma der zweitgrößte Einzelmarkt nach den USA und das mit über 40 Prozent im letzten Jahr am schnellsten wachsende Geschäftsfeld. Das China-Geschäft macht derzeit rund 12 bis 13 Prozent des Umsatzes bei Puma aus.

Im Jahr 2019 hatte Puma weltweit erhebliche Steigerungen bei Umsatz und Gewinn verzeichnet und laut Gulden das beste Geschäftsjahr seiner Geschichte abgeschlossen. Der mit weltweit mehr als 13 000 Mitarbeitern erzielte Umsatz stieg im Jahresvergleich um 18,4 Prozent auf 5,502 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdiente Puma 262,4 Millionen Euro, 40 Prozent mehr als noch 2018. Die Puma-Aktie legte nach Bekanntgabe der Zahlen deutlich zu. Die Aktionäre sollen mit 50 Cent je Aktie am Gewinn beteiligt werden - nach 35 Cent ein Jahr zuvor.

Für das laufende Jahr plant Puma zunächst ein Umsatzwachstum von zehn Prozent. «5,5 Milliarden Euro sind nicht das Limit dieser Marke», sagte Gulden. Mit der Fußball-Europameisterschaft und den Olympischen Spielen in Tokio stehen zwei Sport-Großereignisse an, die normalerweise die Geschäfte der Sportartikel-Hersteller antreiben.

Puma wolle beim Sponsoring künftig neben Fußball stärker auf regional wichtige Sportarten setzen - Basketball in Nordamerika, Kricket in Indien, Handball in Europa. Beim Basketball habe Puma vor 18 Monaten mit großem Erfolg den Wiedereinstieg geschafft und könne aufgrund des gesteigerten Bekanntheitsgrades nun auch den Verkauf von Retro-Produkten forcieren, sagte Gulden.

Die Fußball-Europameisterschaft im Sommer werde aufgrund der Ausbreitung auf mehrere Länder auch für die Ausrüster zu einer logistischen Herausforderung. «Das Ziel ist, die Begeisterung auf ganz Europa auszudehnen», sagte Gulden. Gelinge dies, könne es sich auch auf die Verkäufe positiv auswirken. Puma rüstet bis zu sieben Teilnehmerländer aus.


Neues Coronavirus erstmals auch im Iran registriert

TEHARAN (dpa) - Im Iran sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums
zum ersten Mal die neuen Coronaviren nachgewiesen worden.In derStadt Ghom im Zentraliran seien die Tests bei zwei Menschen positivausgefallen, so ein Sprecher des Ministeriums am Mittwoch lautNachrichtenagentur Isna. Beide seien umgehend in Quarantäne geschicktworden. Bis jetzt hatte der Iran Berichte und Gerüchte über Covid-19-Fälle vehement zurückgewiesen.


Experte fordert Aufarbeitung der Kreuzfahrtschiff-Quarantäne in Japan

BERLIN/YOKOHAMA (dpa) - Nach dem Ende der Quarantäne auf dem Kreuzfahrtschiff «Diamond Princess» in Japan hat ein deutscher Experte angemahnt, Lehren aus dem Fall zu ziehen. Offenbar könne sich ein Kreuzfahrtschiff unter solchen Umständen als Inkubator für Infektionen erweisen, sagte Peter Walger von der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. «Das verlangt eine gute Aufarbeitung.» Die Passagiere seien offenbar einem erhöhten Ansteckungsrisiko ausgesetzt gewesen.

Bei den insgesamt rund 3700 Passagieren und Crewmitgliedern der «Diamond Princess» wurden bis Mittwoch 621 Infektionen mit dem neuen Coronavirus Sars-CoV-2 nachgewiesen. Alle Infizierten wurden in örtliche Krankenhäuser gebracht. Die ersten der übrigen Passagiere und Crewmitglieder des Kreuzfahrtschiffes durften am Mittwoch nach 14 Tagen Quarantäne an Land gehen.

Wie die Fachgesellschaft mitteilte, hält sie es für «unmöglich», in der Quarantäne auf einem Kreuzfahrtschiff Hygienebedingungen zu gewährleisten, die eine Übertragung des Erregers auf weitere Passagiere und Crewmitglieder sicher ausschließen.

Vorgeschlagen wurde nun eine detaillierte Aufarbeitung: Experten sollten in Hinblick auf künftiges Risikomanagement prüfen, inwieweit möglicherweise Fehlverhalten von Passagieren und Crew, beengte Verhältnisse sowie Klima- und Sanitäranlagen das Infektionsgeschehen an Bord beeinflusst haben, so Walger. Spezielle Filter in der Raumlufttechnik zum Beispiel, die Krankheitserreger zurückhalten könnten, gebe es auf Kreuzfahrtschiffen nicht.

Auch Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie und Tropenmedizin an der München Klinik Schwabing, sagte, dass mangels der speziellen Filter in den Klimaanlagen Infektionen auf solchen Schiffen auch über geschlossene Räume erfolgen könnten. Ein bisher unterschätztes Risiko sei womöglich zudem, dass auch in Stuhlproben von Patienten in der Initialphase einer Covid-19-Erkrankung «durchaus relevante Mengen» von Sars-CoV-2 nachweisbar seien. Es sei daher durchaus denkbar, dass es beim Toilettengang im Kreuzfahrtschiff zu Ansteckungen kommen könne.


Topnation China fehlt bei Wasserspringen in Rostock wegen Coronavirus

ROSTOCK (dpa) - Wegen den Auswirkungen des neuartigen Coronavirus müssen die Wasserspringer beim Springertag in Rostock auf ein Kräftemessen mit der Topnation China verzichten. «Das ist der Situation geschuldet, dass keiner das Risiko einer Ansteckung eingehen will», sagte Deutschlands derzeit beste Wasserspringerin Tina Punzel in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview des Deutschen Schwimm-Verbands. «Damit sind diesmal wohl zwei Plätze mehr auf dem Podium zu haben, was es vielleicht sogar spannender macht, weil der Ausgang des Wettkampfs weniger vorbestimmt ist.»

Auf die Frage, ob sie schon einmal darüber nachgedacht habe, dass dieses Szenario auch bei den Olympischen Spielen in diesem Sommer in Tokio eintreten könnte, sagte die 24-Jährige: «Damit will ich mich nicht beschäftigen, bei uns ist ja noch nicht einmal die Qualifikation durch. Es vergeht ja auch noch eine Menge Zeit bis zu den Spielen. Ich kann nur betonen, dass ich den Chinesen und allen anderen Betroffenen nur das Beste wünsche.»

Der international besetzte Springertag in Rostock beginnt am Donnerstag und endet am Sonntag.


Zwei Coronavirus-Patienten im Iran gestorben

TEHERAN (dpa) - Zwei Patienten im Iran sind an den Folgen ihrer Coronavirus-Infektion gestorben. Das gab der Leiter der Medizinischen Fakultät der Stadt Ghom im Zentraliran am Mittwoch laut Nachrichtenagentur Mehr bekannt. Bei den beiden waren nach Angaben des Gesundheitsministeriums vom Mittwoch zum ersten Mal das neue Coronavirus nachgewiesen worden. Beide waren umgehend in Quarantäne geschickt worden. Bis jetzt hatte der Iran Berichte und Gerüchte über Covid-19-Fälle vehement zurückgewiesen. In den meisten Fällen verläuft eine Coronavirus-Infektion nicht so schwer.


Coronavirus könnte Wachstum des Deutschland-Tourismus dämpfen

FRANKFURT/MAIN (dpa) - Die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus könnte dem Deutschland-Tourismus in diesem Jahr einen Dämpfer verpassen. Nach aktuellem Stand könnte die Epidemie zu einem Rückgang der Übernachtungszahlen ausländischer Reisender um bis zu einem Prozentpunkt führen, teilte die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) am Mittwoch in Frankfurt mit. Im vergangenen Jahr hatten Hotels, Pensionen und andere Unterkünfte den zehnten Übernachtungsrekord in Folge verbucht. Dabei legte die Zahl der Übernachtungen von Gästen aus dem Inland (+3,9 Prozent) etwas stärker zu als bei Ausländern mit 2,5 Prozent auf 89,9 Millionen.

Deutschland ist bei Reisenden aus China inzwischen ein beliebtes Ziel. Die Zahl der Übernachtungen hat sich der DZT zufolge von 0,82 Millionen im Jahr 2009 auf rund 3 Millionen 2018 mehr als verdreifacht. Das entspreche Platz zwölf im Ranking ausländischer Reisender. Die Gäste aus China lassen viel Geld in Deutschland. Alle Reise-Ausgaben gerechnet stehen sie den Angaben zufolge für einen Umsatz von zuletzt sechs Milliarden Euro. Das ist Rang zwei unter den Besuchern aus dem Ausland.

Sollten sich die Dauer der Coronavirus-Krise und die Auswirkungen auf das Reiseverhalten der Chinesen ähnlich entwickeln wie bei der Sars-Epidemie 2003 könnten der DZT zufolge die Übernachtungen von Gästen aus China um 17 Prozent sinken. Bei einem deutlich schwereren Verlauf könnte es in diesem Jahr zu einem Rückgang von 25 Prozent kommen.

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