Coronavirus: Aktuelle Meldungen der Luftfahrt

Aktuelle Meldungen um Coronavirus und Covid-19

Foto: epa/Martin Sylvest
Foto: epa/Martin Sylvest

Airlines erwarten Extra-Hygienevorschriften, wenn Flüge wieder starten

GENF: Flugpassagiere müssen sich künftig auf zusätzliche Hygienemaßnahmen einstellen, wenn der Flugbetrieb nach der Corona-Krise wieder anläuft. «Wir diskutieren mit den Behörden darüber, welche Regularien gelten wenn die Industrie wieder startet», sagte Rafael Schvartzman, Europachef beim Dachverband der Fluggesellschaften (IATA), am Donnerstag. «Es werden neue Prozeduren eingeführt.» Was, sei noch unklar. Grundsätzlich sei die Luft in Flugzeugen aber praktisch steril, weil die Filter mehr als 99 Prozent der Mikroben auffingen.

Der Verband aus Genf forderte Behörden erneut auf, die strikten Vorgaben zur Erstattung von Tickets zu lockern. Es müsse erlaubt sein, stattdessen Gutscheine für künftige Flüge zu vergeben. «Es gibt einfach nicht genug Bargeld», sagte Schvartzman. Fluggesellschaften seien wegen der Reisebeschränkungen in einer tiefen Liquiditätskrise. Sie hätten im Durchschnitt nur für zwei Monate Mittel.

In Europa rechne der Verband durch die Flugausfälle in diesem Jahr mit Umsatzeinbußen im Passagiergeschäft von 76 Milliarden Dollar im Vergleich zum vergangenen Jahr, wie er Anfang der Woche vorrechnete. Der Corona-bedingte Einbruch der Passagierkilometer - die Zahl der von zahlenden Passagieren geflogenen Kilometer - dürfte nach der Prognose nirgends so groß sein wie in Europa: 46 Prozent. Für Nordamerika rechnet der Verband nur mit einem Minus von 27 Prozent.

Schvartzman lobte erste Initiativen vor allem in Skandinavien, um Airlines zu unterstützen. «Aber es reicht nicht», sagte er. Die IATA hatte den Bedarf an Steuererleichterungen, direkten Zuwendungen und Darlehen bereits auf weltweit 200 Milliarden Dollar geschätzt. Manchen Airlines drohe ohne Zuwendungen das Aus.

Am Mittwoch wurden nach Angaben von Schvartzman in Europa noch 5800 Flüge durchgeführt, verglichen mit mehr als 29 000 Flügen pro Tag vor der Krise. Zu der Region zählt die IATA neben den EU-Ländern auch Russland, die Türkei Israel und ehemalige Sowjetrepubliken.


Rund 200 Reisende hängen am Flughafen Dubai fest

DUBAI: Wegen der kurzfristigen Aussetzung aller Passagierflüge sitzen rund 200 Reisende - darunter auch mehrere Deutsche - seit Mittwochnacht am Flughafen Dubai fest. «Bei Abflug auf Bali hat man uns noch mitgeteilt, dass wir eingecheckt sind und auch unser Gepäck weiter nach Frankfurt geleitet wird», erzählte Sabine Zweig aus Hamburg der Deutschen Presse-Agentur. «Als wir in Dubai ankamen, wurde uns gesagt, dass alle Flüge gestrichen sind. Es ist ein totales Chaos, alles wird dichtgemacht, das sind wirklich gefängnisähnliche
Zustände.»

Die zivile Luftfahrtbehörde der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) hatte wegen der Eindämmung des Coronavirus Anfang der Woche kurzfristig die Aussetzung aller Passagierflüge in der Nacht von Dienstag zu Mittwoch beschlossen. Fünf Flugzeuge sollen nun aber von Abu Dhabi Genehmigungen bekommen, schrieb die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, auf Facebook. Details nannte sie nicht.

Unter den festsitzenden Reisenden sind nach dpa-Informationen mindestens acht Deutsche, sowie fast 100 weitere Europäer und Amerikaner. Auch zahlreiche russische Touristen sollen am Flughafen Dubai festsitzen. Auf Twitter gibt es ein Video, das eine Gruppe Reisender zeigt, die «nach Hause, nach Hause» rufen und gegen die Festsetzung am Flughafen demonstrieren. Die Proteste brachen nach
einem Bericht des russischen Senders Russia Today aus, nachdem die VAE ihre Entscheidung revidierten, eine russische Passagiermaschine landen zu lassen, die die gestrandeten Touristen abholen sollte.

Die russische Billigairline Pobeda bestätigte den Vorfall. Die Maschine sei bereits auf dem Weg von Moskau nach Dubai gewesen und habe dann die Nachricht erhalten, dass keine Landegenehmigung erteilt werde. So musste das Flugzeug in Machatschkala im Nordkaukasus zwischenlanden. «Wir sind zum ersten Mal mit so einer Situation konfrontiert», sagte der Geschäftsführer der Fluglinie, Andrej Kalmykow. Seinen Angaben zufolge seien 189 Passagiere betroffen. Man
wolle so schnell wie möglich eine Lösung finden, hieß es.

Das Auswärtige Amt in Berlin teilte mit, Kontakt zu den festsitzenden Deutschen zu haben. Es werde mit Hochdruck an einer Lösung gearbeitet. Der Flughafen Dubai ist eines der weltweit größten Drehkreuze für internationale Passagiere.


510 deutsche und andere europäische Reisende aus Indien ausgeflogen

NEU DELHI/FRANKFURT: Trotz einer Ausgangssperre in ganz Indien sind 510 gestrandete deutsche und andere europäische Touristen aus dem Land ausgeflogen worden. Die Lufthansa-Maschine aus Neu Delhi kam am Donnerstagmorgen in Frankfurt an, wie die Deutsche Botschaft auf Twitter mitteilte. Sie war eine von wenigen Fliegern, die den großen Flughafen in Neu Delhi in der Nacht verließen.

Der Flughafen sei fast ganz leer gewesen, sagte Stefan Karpinski, der mit seiner Frau in der Maschine saß, der Deutschen Presse-Agentur. Die Botschaftsmitarbeiter hätten die Passagiere gebeten, mit Masken zu reisen und Distanz zueinander sowie zum Bordpersonal zu wahren. Die Botschaftsmitarbeiter hätten Schutzanzüge, Handschuhe und Masken getragen. Karpinski und seine Frau waren im Bundesstaat Punjab an der Grenze zu Pakistan unterwegs. Nur mit einem Passierschein von der Botschaft und nach langen Diskussionen mit Polizisten hätten sie es geschafft, mehrere Checkpoints bis zu einem Flughafen in Punjab zu passieren. Von dort hätten sie einen der letzten Flieger in die Hauptstadt erwischt, bevor auch diese Flugverbindungen gestrichen wurden.

Für die 1,3 Milliarden Einwohner Indiens gilt für insgesamt drei Wochen eine strikte Ausgangssperre. Raus darf man nur für Einkäufe oder andere wichtige Besorgungen. Nach diesem ersten Rückholflug aus Indien in der Corona-Krise soll bald ein zweiter weitere rund 500 Touristen nach Deutschland bringen. Die deutsche Botschaft in Neu Delhi wolle auch weiteren Gestrandete helfen - das werde aber nicht leicht sein, sagte Botschafter Walter Lindner in einer Videobotschaft. «Wir tun unser Menschenmöglichstes - wie schon in den letzten Tagen -, um so viele wie möglich weiterhin nach Hause zu bringen.»


Vorstoß aus Regierung: Gutscheine statt Erstattung für Touristen

BERLIN: Bei abgesagten Flügen und Pauschalreisen konnten Konsumenten bislang darauf vertrauen, dass sie ihr Geld schnell erstattet bekommen. Das könnte in Corona-Zeiten bald nicht mehr gelten.

Bei stornierten Flügen und Pauschalreisen sollen Konsumenten nach Vorschlägen aus der Bundesregierung künftig Gutscheine erhalten anstelle von Erstattungen. Damit könnten Fluggesellschaften und Reiseveranstalter in der Corona-Krise finanziell entlastet und vor Liquiditätsengpässen bewahrt werden, argumentierten Regierungsvertreter im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Er mache sich um die Veranstalter große Sorgen, sagte der Wirtschafts-Staatssekretär und Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß (CDU). In den kommenden Wochen würden enorme Rückerstattungen für ausgefallene Reisen fällig. Der Branchenverband DRV gehe von 4,8 Milliarden Euro bis Ende April aus. «Auch kerngesunde Unternehmen halten das nicht länger aus. In der Tat könnte eine Gutscheinlösung hier Liquidität sichern.» Es sei aber wichtig, dass der Kunde sicher bleibe, dass sein Geld nicht verloren geht. Dies müsse auf eine ordentliche Grundlage gestellt werden, sagte Bareiß.

DRV-Präsident Norbert Fiebig hatte für den Fall von Reisegutschriften eine staatliche Garantie für die Kunden vorgeschlagen. Das geltende Reiserecht sehe diese Lösung bislang nicht vor. «Wenn die Bundesregierung die Reisewirtschaft in ihrer bestehenden Form erhalten will, brauchen wir Lösungen, die auf die Branche zugeschnitten sind», sagte Fiebig. Die Aufwendungen für Stornierungen von Reisen wegen der weltweiten Reisewarnung müssten mit einer «schnellen und unbürokratischen Beihilfe» ausgeglichen werden.

Auch die Luftverkehrsbranche brauche Entlastungen, damit ihre Liquidität sichergestellt bleibe, sagte der Regierungs-Koordinator für Luft- und Raumfahrt, Thomas Jarzombek (CDU). «Die Airlines sollten die Möglichkeit bekommen, Gutscheine für Kunden auszustellen - diese könnten sie dann einlösen, wenn der Flugbetrieb wieder hochgefahren wird oder später auch auszahlen lassen. Dies würde die Airlines und am Ende die Steuerzahler finanziell deutlich entlasten.»

Lufthansa und andere Gesellschaften versuchen derzeit, ihre Kunden von konkreten Erstattungsanträgen für stornierte Flüge abzuhalten. Sie gewähren aktuell lange Fristen, um die bereits bezahlten Tickets auf andere Flüge im Laufe des Jahres umzubuchen. Lufthansa bietet dafür sogar einen Bonus von 50 Euro an. In den professionellen Buchungssystemen etwa für Reisebüros hat der Konzern die automatisierte Erstattung einseitig gestoppt.

Zur geplanten Erhöhung der Ticketsteuer am 1. April sagte Jarzombek, diese sei von der Branche nicht als vorrangiges Problem beschrieben worden. «Derzeit wird kaum Luftverkehrssteuer gezahlt, weil sie sich nach der Anzahl der tatsächlichen Passagiere richtet. Andere Abgaben belasten die Branche derzeit mehr.» Es sei aber wichtig, Gebührensprünge beim Wiederhochfahren des Betriebs zu vermeiden, etwa bei den Gebühren für die Flugsicherung.

Insgesamt leidet der Luftverkehr wie wohl keine zweite Branche unter den Folgen der Corona-Pandemie. Der Verkehr ist weltweit drastisch zurückgegangen, in Europa ist im Vergleich zum Vorjahr nicht einmal mehr jeder vierte Flieger unterwegs. Den Airlines droht im laufenden Jahr nach Schätzungen ihres Weltverbandes IATA ein Umsatzrückgang von bis zu 252 Milliarden US-Dollar (233 Mrd Euro), was einem Anteil von 44 Prozent der Erlöse aus 2019 entsprechen würde.

Die Reisewarnung der Bundesregierung wegen der Corona-Krise gilt vorerst bis Ende April und betrifft damit auch die Osterferien. Auch die Reisebüros benötigten dringend Unterstützung, mahnte DRV-Präsident Fiebig. Diese müssten bereits erhaltenen Provisionen an die Veranstalter zurückführen. «Das werden auch viele Reisebüros nicht stemmen können», warnte Fiebig.


Russland setzt wegen Corona-Krise Flugverkehr ins Ausland aus

MOSKAU: Russland setzt von diesem Freitag an fast alle Flugverbindungen ins Ausland wegen der Coronavirus-Pandemie aus. Das wies die Regierung in Moskau der Staatsagentur Tass zufolge am Donnerstag an. Davon ausgenommen seien Flüge, mit denen im Ausland festsitzende Russen in ihre Heimat zurückgeholt werden sollen. Nicht betroffen von der Regelung sind Inlandsflüge. Der Flugverkehr etwa nach Deutschland war zuletzt bereits deutlich zusammengestrichen worden. So flog die Fluggesellschaft Aeroflot lediglich noch Berlin an.

In Russland haben sich nach offiziellen Angaben bislang (Stand vom Mittwoch) 658 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Das Virus war bislang bei drei gestorbenen Menschen nachgewiesen worden. Wladimir Putin hatte die kommende Woche als arbeitsfrei erklärt, um die Ausbreitung der Lungenkrankheit einzudämmen.


Airbus drosselt Flügel-Herstellung in Großbritannien und Deutschland

TOULOUSE: Der Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus fährt wegen der gedrosselten Flugzeugproduktion in der Coronavirus-Krise auch die Fertigung neuer Tragflächen zurück. In den Flügelwerken in Großbritannien und Deutschland werde die Produktion aufgrund des geringeren Bedarfs für die nächsten drei Wochen angepasst, teilte der Boeing-Konkurrent am Donnerstag in Toulouse mit. In Bremen verkürzt der Konzern daher die Arbeitswoche. An den britischen Standorten Filton und Broughton werden die Osterferien verlängert.

Der Konzern hatte die Flugzeugproduktion in Frankreich und Spanien vergangene Woche für vier Tage ausgesetzt, um den verschärften Regelungen im Zuge der Coronavirus-Pandemie in den beiden Ländern nachzukommen und zusätzliche Sicherheits- und Hygienemaßnahmen einzuführen. Den Angaben zufolge läuft die Produktion dort seit Montag wieder, allerdings nicht in vollem Umfang. In Deutschland, Großbritannien und den USA ging der Flugzeugbau bisher in normalem Maß weiter.

Erst am Montag hatte Airbus bekanntgegeben, sich mit weitreichenden finanziellen Schritten gegen die Folgen der Coronavirus-Krise zu stemmen. So will der Konzern die zunächst vorgesehene Dividende für 2019 streichen, was etwa 1,4 Milliarden Euro bringt. Zudem sicherte sich Airbus eine neue Kreditlinie über 15 Milliarden Euro. Insgesamt liege die Liquidität des Konzerns damit bei etwa 30 Milliarden Euro, hieß es zu Wochenbeginn. Von seinen Geschäftszielen für 2020 musste sich Airbus-Chef Guillaume Faury allerdings verabschieden.


Flughafen Paris-Orly schließt in kommender Woche wegen Coronavirus

PARIS: Der Flughafen Paris-Orly wird wegen des Coronavirus ab dem 1. April geschlossen.

Ab dem 31. März 2020 um 23.30 Uhr und bis auf Weiteres würden alle Flüge, die in Paris-Orly durchgeführt werden, auf den Pariser Flughafen Charles de Gaulle verlegt, teilte der Flughafenbetreiber am Donnerstag auf seiner Webseite mit. Bis dahin werden alle Flüge am Terminal 3 abgewickelt, Terminal 1,2 und 4 sind bereits geschlossen. Reisende sind dazu aufgerufen, sich über den aktuellen Status ihres Fluges zu informieren.


Pauschalreisende darf bei Flugverspätung am Abflugort klagen

LUXEMBURG: Ein wichtiges Urteil für viele Pauschalreisende hat der Europäische Gerichtshof gesprochen. Die Richter stellen klar, wo und von wem die Urlauber bei verspäteten Flügen eine Entschädigung verlangen können.

Bei Flügen mit großer Verspätung dürfen auch Pauschalreisende direkt von der Fluggesellschaft eine Entschädigung einfordern - und zwar am Abflugort. Das hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) im Fall einer Island-Reisenden aus Tschechien entschieden. Die Frau hatte bei einem tschechischen Reisebüro eine Pauschalreise gebucht, zu der die Unterbringung und ein Flug von Prag nach Keflavik gehörten. Der Flug am 25. April 2013 kam mehr als vier Stunden zu spät an. Die Frau klagte daraufhin gegen Primera Air Scandinavia bei einem Gericht in Prag auf Zahlung von 400 Euro.

Das Gericht hat Zweifel an seiner Zuständigkeit in diesem Rechtsstreit, weil man Klagen gegen ein Unternehmen aus einem EU-Staat grundsätzlich in dessen Sitzland erheben muss. Außerdem hatte die Klägerin nicht mit der Fluggesellschaft direkt einen Vertrag geschlossen, sondern mit dem Reisebüro. Der Gerichtshof entschied nun, dass Fluggäste ihre Ansprüche an eine Fluggesellschaft unter bestimmten Voraussetzungen auch bei einem Gericht im Abflugland geltend machen können. Das tschechische Bezirksgericht ist demnach für den konkreten Fall der verspäteten Island-Reisenden zuständig: Fast sieben Jahre nach dem Vorfall rückt damit ein Urteil näher.

Diese Entscheidung bindet in gleicher Weise andere nationale Gerichte in ähnlichen Fällen, teilte der Gerichtshof zu seinem Urteil mit. Die Richter entschieden, dass eine Airline auch dann als «ausführendes Luftfahrtunternehmen» im Sinne der Fluggastrechteverordnung gilt, wenn sie einen Fluggast im Namen eines Dritten - also hier des Reisebüros - befördert. Das gilt auch, wenn Urlauber wie die klagende Tschechin ihr Ticket nicht bei der Airline gekauft haben. Die Fluggesellschaft sei freiwillig eine Verpflichtung eingegangen, die sich aus dem Pauschalreisevertrag ergibt. In einem solchen Fall sei eine Entschädigungsklage vor einem Gericht am Abflugort möglich.

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