Corona-Überblick: Meldungen am Sonntag

Ein Frau geht vor einem Spiegelfenster in Moskau. Foto: epa/Yuri Kochetkov
Ein Frau geht vor einem Spiegelfenster in Moskau. Foto: epa/Yuri Kochetkov

Corona-Zahlen in Moskau steigen wieder

MOSKAU: Russlands Hauptstadt Moskau hat wieder mit steigenden Corona-Zahlen zu kämpfen. Am Sonntag wurden 3719 neue Fälle registriert und damit bereits den vierten Tag infolge mehr als 3000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Bürgermeister Sergej Sobjanin erklärte den Anstieg im Staatsfernsehen unter anderem mit den einwöchigen Mai-Ferien. In dieser Woche seien die Moskauer weniger zum Arzt gegangen, weshalb einige Infektionen erst später festgestellt worden seien.

Zuvor schon hatte Sobjanin das Impftempo in der 12-Millionen-Einwohner-Stadt als zu langsam kritisiert. Der Anteil der Geimpften an der Gesamtbevölkerung sei geringer als in jeder anderen europäischen Hauptstadt. Dass viele Menschen eine Impfung ablehnten, sei eine «Schande». Insgesamt sind in Russland erst rund elf Prozent der Bevölkerung geimpft. In Moskau gibt es seit Monaten kaum noch Beschränkungen.


Britische Tourismusbranche dringt auf mehr «grüne» Reiseländer

LONDON: Die britische Tourismusindustrie dringt auf weitere Corona-Lockerungen bei Einreisen nach Großbritannien. Ausländische Geschäftsreisende und Touristen, die am größten Flughafen London-Heathrow ankommen, gäben normalerweise rund 16 Milliarden Pfund (18,62 Mrd Euro) im Land aus und stützten damit Tausende Unternehmen, hat die Wirtschaftsberatung CEBR errechnet. Allein 3,74 Milliarden Pfund stammten von US-Amerikanern.

Bisher erlaubt die britische Regierung aber nur aus wenigen, sogenannten grünen Ländern eine quarantänefreie Einreise. Deutschland und die USA gehören bisher nicht dazu, sondern stehen auf einer «orangen Liste». Wer aus diesen Ländern ankommt, muss für zehn Tage in Selbstisolation und auf eigene Kosten zwei Corona-Tests machen. Die Regierung will ihre Liste am 7. Juni überprüfen.

Die Branche fürchtet, dass Touristen aus den USA nun Länder wie Frankreich und Italien vorziehen könnten. «Diese Studie zeigt, wie viele Unternehmen in Großbritannien aufgrund der Beschränkungen der Regierung den Zugang zu Besuchern und Märkten in Übersee verlieren», sagte Heathrow-Chef John Holland-Kaye. «Die Regierung verfügt über die Mittel, um sowohl die öffentliche Gesundheit als auch die Wirtschaft zu schützen.» Das Kabinett müsse zwingend am 7. Juni mehr Ziele in Europa als auch die USA von Restriktionen ausnehmen.

Der Flughafen Heathrow stellt vom 1. Juni an eines seiner Terminals allein für Ankünfte aus «roten Ländern» bereit. Das sind Staaten, die von Großbritannien als erhebliche Risikogebiete eingestuft sind, etwa Indien oder die Türkei. Wer von dort in Großbritannien ankommt, muss auf eigene Kosten für zehn Tage in Hotel-Quarantäne. Beobachter kritisieren, dass Ankommende aus «grünen», «orangen» und «roten Ländern» bei der Passkontrolle gemischt durcheinander anstehen.


Hamburg Ballett startet mit «Beethoven-Projekt II» von John Neumeier

HAMBURG: Nach sieben Monaten Corona-Pause hat das Hamburg Ballett mit der Premiere von «Beethoven-Projekt II» seinen Spielbetrieb wieder aufgenommen. Mit dem zweistündigen Ballett setzte Chefchoreograph John Neumeier am Samstagabend seine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Komponisten Ludwig van Beethoven (1770-1827) fort, der im vergangenen Jahr seinen 250. Geburtstag feierte. Bereits im Juni 2018 hatte sein Ballett «Beethoven-Projekt» Premiere gefeiert. Die musikalische Leitung des Philharmonischen Staatsorchesters übernahm Generalmusikdirektor Kent Nagano.

Sichtlich gerührt betrat John Neumeier vor der Premiere die Bühne. «Ich freue mich, Sie zu sehen, wäre untertrieben», sagte der Ballettchef. Es sei das erste Mal in seiner bald 50-jährigen Zeit als Hamburger Ballettdirektor, dass er nach einer Generalprobe sechs Monate auf die Premiere warten musste. Das Publikum - mit 400 Plätzen war die Staatsoper nur zu einem Viertel besetzt - zeigte sich am Ende begeistert.

Wegen der Corona-Pandemie musste Neumeier seinen ursprünglichen Plan, die Neunte Sinfonie zu choreografieren, zurückstellen. Stattdessen verband er Klavier- und Kammermusikwerke mit der Siebten Sinfonie und einem Ausschnitt aus dem Oratorium «Christus am Ölberge», gesungen von Klaus Florian Vogt. In der Rolle von Beethoven brillierte erneut der spanische Tänzer Aleix Martinez, der mal mit Jacopo Bellussi mal mit Hélène Bouchet mitreißende Pas de deux tanzte. Besonders eindrücklich interpretierte der 29-Jährige Beethovens Furcht vor dem voranschreitenden Hörverlust. Ganz im Gegensatz dazu verbreitete die Compagnie fröhliche Ausgelassenheit zur Siebten Sinfonie.

Bereits am Freitag hatte die Staatsoper mit Händels Oper «Agrippina» in der Regie von Barrie Kosky wieder eröffnet. Besucher müssen entweder einen negativen Coronatest oder einen Impfpass vorlegen. Die Maskenpflicht bleibt auch am Platz während der Vorstellung bestehen.

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