Corona-Überblick: Meldungen am Sonntag

Foto: Pixabay/Jeyaratnam Caniceus
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Europa muss Lehren aus Corona-Pandemie ziehen

BERLIN: Europa sollte nach Ansicht von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble Lehren aus der Corona-Pandemie ziehen und seine globalen Abhängigkeiten reduzieren. «Wir haben jetzt die Gelegenheit, unser gesamtes Wirtschaftsmodell kritisch zu überprüfen und die Exzesse der Globalisierung da zu korrigieren, wo sie zu den dramatischen Auswirkungen der Pandemie beigetragen haben», schreibt der CDU-Politiker in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Montag). Schäuble wies etwa auf den Mangel selbst an simplen Medizingütern wie Mund-Nasen-Schutzmasken hin.

Die Europäische Union müsse besser vorsorgen, um in Krisen widerstandsfähiger und souveräner zu sein, mahnte der Parlamentspräsident. Dazu müsse sie «mit größerer strategischer Autonomie ausgestattet werden, etwa durch den Aufbau alternativer Lieferketten mit mehreren kostengünstigen Produktionsstandorten zur Diversifizierung des geografischen Risikos». Außerdem gelte es, die Souveränität Europas gerade im Gesundheitssektor auszubauen.


Netanjahu: Notstandssituation wegen Corona-Ausbruch

TEL AVIV: Angesichts eines starken Anstiegs der Corona-Neuinfektionen in Israel hat Regierungschef Benjamin Netanjahu von einer Notstandslage gesprochen. «Wir befinden uns mitten in einer neuen Corona-Attacke. Es ist ein sehr starker Ausbruch, auf der ganzen Welt und bei uns», sagte der 70-Jährige am Sonntag während einer Kabinettssitzung. An diesem Montag wollte die Regierung sich erneut treffen, um über mögliche weitere Beschränkungen zu beraten.

«Wenn wir die Ausbreitung des Coronavirus nicht stoppen, werden wir weder Gesundheit noch Wirtschaft haben und es wird vielen Bürgern des Staates Israel ihr Leben kosten», warnte Netanjahu.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums ist der Erreger Sars-CoV-2 bisher bei 29.366 Menschen in Israel nachgewiesen worden; 330 Infizierte sind gestorben. Im Westjordanland gilt seit Freitag wegen eines ähnlichen Neuausbruchs ein fünftägiger Lockdown.


EU-Justizminister beraten über Online-Hetze

BERLIN: Die EU-Justizminister beraten am Montag (09.00 Uhr) über den Kampf gegen Hass, Hetze und Verschwörungstheorien im Internet während der Corona-Krise. Zudem stehen bei der Videokonferenz die pandemiebedingten Einschränkungen von Freiheitsrechten in vielen EU-Staaten auf dem Programm. Es ist die erste Ministerrunde unter der sechsmonatigen deutschen EU-Ratspräsidentschaft, die am 1. Juli begonnen hat. Geleitet wird sie von Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD).

In den vergangenen Monaten hatten sich Lügen und Hetze rund um das Coronavirus schnell im Internet verbreitet. «Das Leugnen und Verdrehen von Fakten über das Virus kann Leben gefährden. Und es bedroht die Grundlagen der demokratischen Debatte», stellte das Justizministerium vor den Beratungen der EU-Minister fest. Verschwörungstheorien seien zudem häufig mit «Hetze gegen Menschen asiatischer Herkunft oder mit Rassismus und Antisemitismus verbunden». Die Ministerinnen und Minister wollen über Gegenstrategien beraten.

Zudem hatten etliche EU-Regierungen zum Schutz der Gesundheit während der Pandemie die Freiheitsrechte der Bürger eingeschränkt. Bei der informellen Videoschalte soll darüber beraten werden, wie sich Demokratien und Rechtsstaaten besser gegen derlei Krisen wappnen und demokratische Teilhabe dennoch jederzeit gewährleisten können.


Griechenland schließt seine Grenzen für Reisende aus Serbien

ATHEN: Wegen erhöhter Coronavirusinfektionen in Serbien schließt Griechenland seine Grenzen für Reisende aus diesem Balkanland. Wie eine Regierungssprecherin am Sonntag schriftlich mitteilte, tritt das Einreiseverbot an diesem Montag um 06.00 Uhr Ortszeit (05.00 MESZ) in Kraft und gilt zunächst bis zum 15. Juli.

Zahlreiche Menschen aus Serbien verbringen traditionell ihren Urlaub in Griechenland. In den vergangenen Tagen waren Tausende Urlauber aus Serbien in großer Zahl nach Nordgriechenland gereist. Alle mussten einen Coronavirustest machen. Ob es viele Fälle Coronainfizierter aus Serbien in Griechenland gab, teilte die Regierung nicht mit.


Florida verzeichnet mehr als 11.400 neue Corona-Fälle an einem Tag

WASHINGTON: Der US-Bundesstaat Florida hat innerhalb eines Tages mehr als 11.400 Neuinfektionen mit dem Coronavirus verzeichnet - so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Die am Samstag von der lokalen Gesundheitsbehörde veröffentlichte Zahl für Freitag markiert eine weitere dramatische Zunahme an Fällen in dem Bundesstaat mit rund 20 Millionen Einwohnern.

USA-weit werden derzeit täglich mehr als 50.000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden verzeichnet, ebenfalls so viele wie noch nie zuvor. Nach einer kurzen Phase der Entspannung bereitet die Lage Gesundheitsexperten vor allem in südlichen Bundesstaaten Sorge. Aber auch in anderen Teilen des Landes wurden wegen der Zunahme der Neuinfektionen die schrittweise Lockerungen der Corona-Maßnahmen zurückgenommen oder es wurde damit pausiert. Insgesamt sind in den USA mehr als 2,8 Millionen Infektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2 nachgewiesen. Fast 130.000 Menschen starben nach oder mit einer Covid-19-Erkrankung.

US-Präsident Donald Trump erklärt die hohen Infektionszahlen mit der Ausweitung der Tests. Unter Verweis auf den höheren Anteil positiver Testungen sagte Vize-Gesundheitsminister Brett Giroir am Donnerstag allerdings, dass sich das Virus tatsächlich weiter ausbreite und nicht nur mehr Fälle erfasst würden.


WHO stoppt Tests mit HIV-Mittel bei Coronavirus-Infizierten

GENF: Corona-Patienten werden im Rahmen einer von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) koordinierten Studie ab sofort nicht mehr mit Lopinavir/Ritonavir behandelt, das gegen HIV entwickelt worden war. Ausschlaggebend seien keine Sicherheitsbedenken, betonte eine WHO-Sprecherin am Samstag in Genf. Vielmehr habe sich gezeigt, dass die Mittel bei den Patienten praktisch keinen Einfluss auf den Verlauf der Krankheit hatten. Dasselbe gelte für das Malaria-Mittel Hydroxychloroquin. Das Ende der Tests damit hatte die WHO schon am 17. Juni angekündigt. Hydroxychloroquin war in den Schlagzeilen, weil US-Präsident Donald Trump es mehrfach angepriesen hatte.

Es gehe nur um die Tests bei schwer kranken Patienten, die wegen der durch das Coronavirus ausgelösten Krankheit Covid-19 im Krankenhaus behandelt werden, betonte die WHO. Andere mögliche Tests solcher Mittel etwa zur Verbeugung gegen eine Erkrankung seien nicht betroffen.

In der Solidaritätsstudie werden Testergebnisse bei rund 5500 Patienten in 39 Ländern verglichen. Getestet wird, ob bereits vorhandene Mittel den Verlauf der Covid-19-Erkrankung positiv beeinflussen können. Tests mit weiteren Mitteln gehen weiter, etwa mit dem ursprünglich gegen die Viruserkrankung Ebola entwickelten Mittel Remdesivir und dem Entzündungshemmer Dexamethason. Remdesivir hatte in einer anderen Studie den schweren Krankheitsverlauf abgemildert und die Krankheitsphase verkürzt. Es wurde gerade als erstes Medikament gegen Covid-19 in der EU zugelassen.


Bürger Kroatiens wählen neues Parlament

ZAGREB: In Kroatien hat am Sonntagmorgen die Parlamentswahl begonnen. Rund 3,8 Millionen Bürger sind dazu aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Gewählt werden 151 Abgeordnete der aus einer Kammer bestehenden Volksvertretung. In letzten Umfragen lagen die oppositionellen Sozialdemokraten (SDP) knapp vor der regierenden konservativen Kroatischen Demokratischen Gemeinschaft (HDZ). Keine der beiden Parteien dürfte aber auf eine absolute Mehrheit kommen. Es wird mit einer schwierigen Regierungsbildung gerechnet.

Der Urnengang steht im Schatten der Corona-Pandemie. Fällig wäre er erst gegen Ende des Jahres gewesen, doch Ministerpräsident Andrej Plenkovic zog ihn vor, um davon zu profitieren, dass seine Regierung die Pandemie zunächst erfolgreich zurückgedrängt hatte. Doch inzwischen steigen die Infektionszahlen wieder an. In den letzten fünf Tagen wurden 52 bis 96 Neuansteckungen mit dem Virus Sars-Cov-2 pro Tag nachgewiesen, das die Lungenkrankheit Covid-19 auslösen kann.

In den Wahllokalen herrscht deshalb Maskenpflicht. Die Wahlbürger müssen ihren eigenen Kugelschreiber mitbringen, um den Stimmzettel auszufüllen. Die Wahllokale schließen um 19.00 Uhr MESZ. Unmittelbar danach sollen Prognosen veröffentlicht werden.


Mehr als 30.000 Corona-Tote

MEXIKO-STADT: In Mexiko ist die Zahl der Corona-Toten auf über 30.000 gestiegen. Bislang seien 30.366 Menschen im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben, teilten die mexikanischen Gesundheitsbehörden am Samstag (Ortszeit) mit. Mexiko überholte damit Frankreich und ist nun weltweit das Land mit den fünftmeisten Corona-Opfern. Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus stieg in dem zweitgrößten Land Lateinamerikas unterdessen auf 252.165 - damit liegt es nach der Erhebung der John-Hopkins-Universität in den USA im globalen Vergleich an achter Stelle.

Die meisten Fälle wurden im Großraum Mexiko-Stadt registriert, dort leben etwa 22 Millionen Menschen. In der Hauptstadt sollten die Betriebsbeschränkungen in diesen Tagen eigentlich gelockert werden. Angesichts der steigenden Infektions- und Opferzahlen ruderte die Stadtverwaltung allerdings mehrfach zurück und schob die Öffnung einzelner Branchen zuletzt immer wieder auf.

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Leserkommentare

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