Corona-Überblick: Meldungen am Samstag

Foto: Pixabay/Gerd Altmann
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Experte rechnet mit starkem Anstieg der Schwarzarbeit

BERLIN: Schwarzarbeit in Deutschland ist wegen der Corona-Pandemie nach Einschätzung von Experten stärker auf dem Vormarsch als bisher angenommen. Nach einer neuen Berechnung des Wirtschaftswissenschaftlers Friedrich Schneider von der Johannes-Kepler-Universität in Linz für die Zeitung «Welt am Sonntag» erhöht sich der Anteil der Schwarzarbeit am Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesem Jahr von rund neun auf elf Prozent. Das entspreche einem Zuwachs gegenüber dem Vorjahr um 32 Milliarden Euro auf etwa 348 Milliarden Euro.

Schneider legt mit dem Institut für angewandte Wirtschaftsforschung in Tübingen regelmäßig eine Schätzung zur Schwarzarbeit vor. Ende Mai hatte er einen Anstieg auf rund 344 Milliarden Euro prognostiziert, im Februar waren die Experten von 322 Milliarden Euro ausgegangen. Seit 2003 ist Schattenwirtschaft in Deutschland nach früheren Angaben jährlich zurückgegangen - außer 2009 während der Finanzkrise. Schneider erklärt dies so: Wenn die Lage am Arbeitsmarkt gut sei, Mitarbeiter händeringend gesucht würden und die Wirtschaft wachse, sinke Schwarzarbeit. Wegen des aktuellen Konjunktureinbruchs versuchten Menschen, neben der Kurzarbeit etwas dazuzuverdienen.

In der «Welt am Sonntag» bekräftigte Schneider: «Die Leute haben durch Kurzarbeit mehr Zeit und zum Teil kräftige Einkommenseinbußen, das treibt sie in die Schattenwirtschaft.» Der Chef der «Wirtschaftsweisen», Lars Feld, kritisierte in diesem Zusammenhang den vom Bundeskabinett verabschiedeten Gesetzentwurf, nach dem Werkverträge und Leiharbeit in der Fleischindustrie verboten werden sollen. «Der Staat sollte es unterlassen, mit zusätzlichen, unter dem Deckmantel der Corona-Krise getroffenen Maßnahmen, Arbeitskräfte in die Schattenwirtschaft zu treiben», sagte der Ökonom der Zeitung.


27 Corona-Infektionen auf weiterem Betrieb in Mamming festgestellt

MAMMING: Nach dem massiven Corona-Ausbruch auf einem Gemüsehof im niederbayerischen Mamming sind auf einem weiteren Betrieb in der Gemeinde 27 Corona-Infizierte ermittelt worden. Wie das Landratsamt Dingolfing-Landau am Samstagabend mitteilte, wurden die Infizierten und deren Kontaktpersonen umgehend von den negativ Getesteten getrennt und isoliert. «Aufgrund der räumlichen Nähe der beiden Mamminger Betriebe gab es offenbar Kontakte zwischen den Saisonarbeitskräften, die zu einer Übertragung des Virus geführt haben», sagte Landrat Werner Bumeder laut der Mitteilung. In dem neu betroffenen Betrieb arbeiten etwa 600 Menschen.

Beim massiven Ausbruch auf einem Gemüsehof in Mamming hatten sich mit Stand Freitagabend 232 Erntehelfer mit dem Coronavirus infiziert. Tests unter Anwohnern fielen derweil fast ausnahmslos negativ aus.

Seit Donnerstag werden alle Saisonarbeitskräfte im Landkreis auf das Coronavirus getestet. Die Ergebnisse von 25 von 26 Betrieben sind inzwischen ausgewertet. Bei den 23 weiteren Betrieben wurden keine Infektionen festgestellt.


Tausende Israelis protestieren gegen Netanjahu und seinen Corona-Kurs

TEL AVIV: Tausende Israelis haben an mehreren Orten des Landes gegen Korruption und das Krisenmanagement von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in der Corona-Pandemie protestiert. Nach Angaben eines Sprechers der Polizei vom Samstagabend nahmen an einer Demonstration nahe der offiziellen Residenz des 70-Jährigen in Jerusalem mehr als 7000 Menschen teil. Sie forderten den Rücktritt des Regierungschefs. Zu einer Kundgebung an der Privatresidenz Netanjahus in der Küstenstadt Caesarea erschienen nach Angaben der Polizei rund 1000 Menschen.

Demonstriert wurde daneben etwa auch in Tel Aviv. Von den Organisatoren der Proteste lagen zunächst keine Teilnehmerzahlen vor. Die Polizei war mit Hunderten Beamten im Einsatz, nachdem am Dienstag bei einem Anti-Netanjahu-Protest in Tel Aviv Demonstranten von mutmaßlichen Rechten angegriffen wurden.

Seit Wochen wird in Israel gegen Netanjahu demonstriert. In der Corona-Krise werden ihm unter anderem vorschnelle Lockerungen und eine mangelnde Vorbereitung auf eine zweite Welle vorgehalten. Die Arbeitslosigkeit in dem Land liegt bei mehr als 20 Prozent. Gegen Netanjahu läuft zudem ein Gerichtsverfahren. Er ist wegen Betrugs, Untreue und Bestechlichkeit angeklagt. Viele Israelis wollen nicht akzeptieren, dass Netanjahu trotz des Prozesses weiter im Amt ist. Der Ministerpräsident streitet alle Vorwürfe ab.


«Aber nicht so» - Spahn kritisiert Demo gegen Corona-Auflagen

BERLIN: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat das Demonstrationsrecht unterstrichen, zugleich aber harsche Kritik am Berliner Protestzug gegen staatliche Corona-Beschränkungen geäußert. «Ja, Demonstrationen müssen auch in Corona-Zeiten möglich sein. Aber nicht so», schrieb der CDU-Politiker am späten Samstagnachmittag auf Twitter. Abstand, Hygieneregeln und Alltagsmasken dienten dem Schutz aller. Die Pandemie sei nur «mit Vernunft, Ausdauer und Teamgeist» zu meistern. «Je verantwortlicher wir alle im Alltag miteinander umgehen, desto mehr Normalität ist trotz Corona möglich», betonte Spahn.

In Berlin demonstrierten am Samstag Tausende Menschen gegen Corona-Auflagen. Bei einem Demonstrationszug durch die Mitte der Hauptstadt kamen laut Polizei bis zu 17.000 Menschen, bei einer anschließenden Kundgebung ging sie von 20.000 Teilnehmern aus. Die Demonstranten forderten das Ende aller Auflagen, sie hielten kaum Abstand, viele trugen keinen Mund-Nasen-Schutz. Die Demonstration wurde vom Veranstalter für beendet erklärt, als der Zug sein Ziel nahe des Brandenburger Tores schon erreicht hatte. Die anschließende Kundgebung erklärte die Polizei für beendet, weil Hygieneregeln nicht eingehalten wurden.


Athen erweitert Maskenpflicht nach gestiegenen Corona-Fällen

ATHEN: Angesichts der Zunahme der Corona-Fälle erweitert Griechenland die Maskenpflicht. Am Freitag waren 78 neue Infektionen gemeldet worden. Wie der Zivilschutz mitteilte, müssen alle Menschen fortan in geschlossenen Räumen eine Maske tragen. Zudem sind Besuche in Krankenhäusern und Altersheimen nur im Ausnahmefällen erlaubt.

In Bars dürfen sich nur noch so viele Menschen aufhalten, wie es Sitzplätze gibt. Stehende Kunden dürfen auch draußen nicht mehr bedient werden. Bei Zuwiderhandeln droht eine Geldbuße von 150 Euro.

In den vergangenen Wochen war in Griechenland in der Bevölkerung wegen der im Vergleich zu anderen Staaten Europa geringen Infektionszahlen eine Nachlässigkeit bemerkt worden. Griechenland beklagt bislang 206 Coronavirus-Opfer. Gemessen an der Bevölkerung von gut 10,5 Millionen ist das eine der geringsten Opferzahlen in Europa.


Polen verzeichnet Höchstwert bei neuen Corona-Infektionen

WARSCHAU: Polen hat so viele neue Corona-Fälle registriert wie noch nie seit Beginn der Pandemie.

Am Samstag verzeichneten die Behörden nach eigenen Angaben 658 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden. Seit drei Tagen registriert das EU-Land täglich neue Rekordwerte. Die Regierung in Warschau erwägt deshalb schärfere Maßnahmen gegen eine weitere Ausbreitung des Virus. Geprüft werde zum Beispiel erneut eine Quarantäne für Reisende aus einigen Ländern mit hohem Infektionsgeschehen. Im Land gilt eine Maskenpflicht in Bus und Bahn sowie in öffentlichen Gebäuden. In Polen haben sich nach offiziellen Angaben bislang 46.346 Menschen mit Sars-CoV-2 infiziert. 1721 Menschen starben demnach mit dem Virus.


Rio erlaubt in Corona-Krise wieder Baden im Meer

RIO DE JANEIRO: Inmitten der Corona-Krise hat Brasiliens Metropole Rio de Janeiro seine berühmten Strände wieder zum Baden im Meer geöffnet. Dies berichtete das Portal «G1» unter Berufung auf die Stadtverwaltung in der Nacht von Freitag auf Samstag. Die Erlaubnis, die Teil der fünften Phase der Öffnung der Stadt am Zuckerhut ist, gilt demnach von Samstag an. Auch mobile Verkäufer sollen tagsüber arbeiten und Bars bis nach Mitternacht geöffnet haben dürfen.

Ein Verbleib am Strand wie beim Sonnen bleibt vorerst allerdings verboten. Damit sollen allzu große Menschenansammlungen vermieden werden. Ein großer Teil des Lebens in Rio spielt sich im Freien ab. Vor allem am Wochenende ist es schwer, die «Cariocas», wie die Bewohner Rios heißen, dazu zu bewegen, zu Hause zu bleiben. Dann füllen sich für gewöhnlich Strände und Bars.

Brasilien durchbrach am Donnerstag die Marke von insgesamt 90.000 Corona-Toten und ist nach den USA am meisten vom Virus betroffen. Nach Daten der Regierung des Bundesstaates Rio de Janeiro verzeichnete die Stadt Rio bis Freitag 71.322 Infizierte, 8310 Patienten sind gestorben. Die Corona-Zahlen waren in den vergangenen Wochen zwar abgeflaut. Aber Experten wie die des Forschungsinstituts Fiocruz warnen, dass eine neue Welle entstehen könnte.


Viele Studenten infiziert - Rotterdam mahnt zum Einhalten der Regeln

ROTTERDAM: Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen unter Studenten hat der Bürgermeister von Rotterdam sämtliche Studenten der Stadt per Brief zum Einhalten der Schutzregeln ermahnt. «Auch junge Leute können schwer krank werden», heißt es in dem Appell, wie die Stadt am Samstag mitteilte. «Achtet untereinander auf eure Verantwortung, nur zusammen bekommen wir dieses Virus unter Kontrolle.» Täglich nähmen inzwischen die Infektionszahlen unter Studenten in Rotterdam zu.

Das Problem sei, dass Studenten nicht so schnell einen Corona-Test machen ließen, es nervig fänden, sich in Quarantäne zu begeben und sich auch mit der Kontaktnachverfolgung schwer täten, erklärte die Stadt. Als erste niederländische Städte führen Rotterdam und Amsterdam ab Mittwoch eine Maskenpflicht ein. Diese gilt für besonders belebte Plätze, Straßen und Geschäfte.

Die niederländische Regierung lehnt zwar eine allgemeine Maskenpflicht bisher ab, gestattet aber regionale Gebote. Bisher muss in den Niederlanden nur in öffentlichen Verkehrsmitteln eine Gesichtsmaske getragen werden.


Bootsmigranten fliehen aus Quarantäne in Südspanien

CARTAGENA: Insgesamt 59 Bootsmigranten aus Algerien sind nach Angaben der Regionalregierung der spanischen Region Murcia aus einer Quarantäne-Einrichtung geflohen. Dort seien sie eingewiesen worden, weil sie Kontakt mit Corona-Infizierten gehabt hätten, berichtete die die Zeitung «La Verdad» am Samstag unter Berufung auf die Behörden der Region im Südosten Spaniens.

Bei einer großangelegten Suchaktion der Polizei seien bis Samstag 15 der Migranten wieder aufgegriffen worden. Die Menschen seien in der vergangenen Woche mit Booten über das Mittelmeer nach Spanien gekommen. Sie sollten 14 Tage in einer Sporthalle bei der Stadt Cartagena bleiben.

In der Region hat es schon mehrere solcher Vorfälle gegeben. Vergangenen Mittwoch hatten sich fast 100 Migranten aus einem Quarantänelage am Hafen von Cartagena abgesetzt, waren aber fast alle kurz darauf wieder aufgegriffen worden. An manchen Tagen kommen Hunderte Migranten über das Mittelmeer vor allem an den Küsten Südostspaniens an. Oft fehle es an Räumlichkeiten, um so viele Menschen in Quarantäne zu schicken, schrieb die Zeitung «El País».


Corona-Ausbruch auf Hurtigruten-Schiff - mittlerweile 33 Infektionen

OSLO: Nach dem Ausbruch des Coronavirus unter der Besatzung eines Passagierschiffs in Norwegen sind 29 weitere Crew-Mitglieder positiv auf das Virus getestet worden. Damit steigt die Zahl der nachgewiesenen Infektionen von vier auf 33, wie die Reederei Hurtigruten am Samstag mitteilte. Die Corona-Tests von 120 weiteren der insgesamt 158 Besatzungsmitglieder der «Roald Amundsen» seien negativ ausgefallen, fünf andere müssten nochmals getestet werden.

Das Expeditionsschiff liege weiter im nordnorwegischen Tromsø vor Anker und werde isoliert, Passagiere befänden sich keine an Bord. Planmäßig hatte die «Roald Amundsen» am Freitagnachmittag in Richtung Spitzbergen in See stechen sollen - die Reise wurde jedoch abgesagt, nachdem am Freitag die ersten Infektionen bei Besatzungsmitgliedern des Schiffes bekanntgeworden waren. Diese vier Personen kamen in ein Universitätskrankenhaus.

Die 154 an Bord verbliebenen Crew-Mitglieder, darunter auch die 29 neuen positiven Fälle, wiesen keine Krankheitsanzeichen oder Symptome für eine Covid-19-Erkrankung auf, erklärte Hurtigruten. Alle Passagiere, die auf den beiden am 17. und 24. Juli begonnenen Touren mit der «Roald Amundsen» unterwegs gewesen seien, seien über die Lage informiert worden. All diese Passagiere müssten für zehn Tage in Quarantäne. Norwegischen Medienberichten zufolge handelt es sich insgesamt um rund 380 Passagiere.

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