Corona-Überblick: Meldungen am Samstag

Foto: Pixabay/Gerd Altmann
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Große Demonstration gegen Corona-Politik in Rom

ROM: Tausende Menschen haben am Samstag in Rom gegen die Corona-Politik der italienischen Regierung demonstriert. Die Menschen versammelten sich auf der Piazza San Giovanni in Laterano, östlich des Kolosseums. «Die Menschen sind sauer», rief ein Demonstrant ins Mikrofon des öffentlich-rechtlichen TV-Senders Rainews 24 während der Live-Übertragung. Der Nachrichtenagentur Adnkronos zufolge waren zwischenzeitlich 5000 Leute dort.

Einige versuchten als Gruppe einen Demonstrationszug zu starten. Polizeibeamte stellten sich ihnen mit Schildern und einem Wasserwerfer in den Weg. Zwischen Plakaten gegen die Corona-Impfung und den italienischen Corona-Nachweis «Green Pass» wehte auch eine Flagge der deutschen Bundeshauptstadt Berlin.

Italiens Regierung unter Ministerpräsident Mario Draghi hatte zuletzt die Corona-Regeln verschärft und führte unter anderem eine Impfpflicht für Menschen über 50 Jahre ein. Ab Februar treten weitere Beschränkungen in Kraft. Das Land mit rund 60 Millionen Einwohner verzeichnet derzeit die höchsten Corona-Fallzahlen seit Pandemiebeginn. Am Samstag meldeten die Behörden etwas mehr als 180.400 Neuinfektionen und 308 Tote mit dem Virus binnen eines Tages.


Kein negativer PCR-Test mehr nötig im Konzert oder Kino

ISTANBUL: In der Türkei wird beim Besuch von Kinos, Theatern und Konzerten sowie in Bussen, Bahnen und auf Inlandsflügen kein negativer PCR-Corona-Test mehr verlangt.

Die Regelung gilt auch für ungeimpfte Menschen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Samstag meldete. Auch Beschäftigte im öffentlichen Dienst und Privatsektor müssen vor Arbeitsbeginn demnach keinen negativen Test mehr nachweisen, hieß es weiter unter Berufung auf eine Verordnung des Innenministeriums. Am Freitag wurden in dem Land mit etwa 83 Millionen Einwohnern rund 68.000 neue Infektionen gemeldet sowie 167 Todesfälle.


Wieder Fall in Palermo: Frau soll Corona-Impfungen gefälscht haben

PALERMO: In der sizilianischen Stadt Palermo hat die Polizei erneut eine Krankenschwester festgenommen, die Corona-Impfungen vorgetäuscht haben soll. Die Justiz wirft der Frau vor, einem Impfgegner-Ehepaar zwar die Spritze, aber nicht den Impfstoff injiziert zu haben, wie die Polizei am Samstag mitteilte. Auf einem Überwachungsvideo aus dem Dezember war zu sehen, wie die Krankenschwester eine volle Spritze in ein Tuch ausdrückt und sie dann leer in einen Oberarm sticht.

Erst im Dezember 2021 nahmen Beamte eine andere Krankenschwester fest, die in demselben Impfzentrum elf Menschen auf dieselbe Art vermeintlich gegen Covid-19 immunisierte. Unter den Impflingen war nach Polizeiangaben auch ein führendes Mitglied der lokalen Impfgegner-Bewegung. Die beiden Frauen müssen sich unter anderem wegen Amtsunterschlagung und Falschbeurkundung verantworten. Geimpfte erhalten in Italien einen digitalen Nachweis, der mittlerweile an vielen Orten des öffentlichen Lebens wichtig ist, zum Beispiel, um mit dem Bus zu fahren oder im Restaurant essen zu gehen.


Oppositionschef: Johnson muss «im nationalen Interesse» zurücktreten

LONDON: Der britische Oppositionschef Keir Starmer hat Premierminister Boris Johnson angesichts der sich zuspitzenden «Partygate»-Affäre die Fähigkeit zum Regieren abgesprochen. Es sei nun im «nationalen Interesse», dass Johnson abtrete, sagte der Vorsitzende der oppositionellen Labour-Partei am Samstag auf einer Konferenz in London. Die konservative Tory-Partei des Premiers rief er auf, das Notwendige zu tun und Johnson los zu werden.

«Was wir jetzt haben, ist eine Situation, in der man einen Premierminister hat, der die moralische Autorität verloren hat, zu führen», sagte Starmer. Dabei sei diese Autorität gerade jetzt in der Pandemie nötig. Großbritannien stehe vor weiteren großen Herausforderungen - und Johnson sei «abwesend» und verstecke sich, so der Labour-Chef.

Johnson steht seit längerem vor allem wegen Feiern in der Downing Street zu Lockdown-Zeiten immens unter Druck. Er hatte sich am Mittwoch im Parlament für eine Gartenparty in seinem Amtssitz entschuldigt. Doch weitere Enthüllungen folgten, unter anderem zu Feiern im Regierungssitz am Vorabend der Beerdigung von Queen-Gemahl Prinz Philip im April 2021. Damals galten strenge Corona-Regeln in Großbritannien, wodurch Queen Elizabeth II. alleine in der Kapelle ihrer Residenz Windsor sitzen musste, als ihr Mann bestattet wurde.


Bulgariens Regierungschef Petkow besucht doch Nordmazedonien

SOFIA: Bulgariens Regierungschef Kiril Petkow besucht nach einem negativen Corona-Test doch Nordmazedonien wie ursprünglich geplant am 18. Januar. Der wegen einer vorsorglichen Corona-Isolation verschobene offizielle Besuch sei nach dem Ende von Petkows Quarantäne nun möglich geworden, teilte die Regierung am Samstag in Sofia mit. Bulgarien blockiert seit gut einem Jahr den Beginn von EU-Beitrittsgesprächen mit dem Nachbarland auf dem Balkan.

Die seit Dezember 2021 in Sofia amtierende Regierung will nun den Dialog mit Nordmazedonien ausbauen. Der bulgarische Ministerpräsident soll bei seinem Skopje-Besuch von Außenministerin Teodora Gentschowska, Verkehrsminister Nikolaj Sabew und dem Vize-Parlamentschef Kristian Wigenin, einem früheren Außenminister, begleitet werden.

Bulgarien hat erst eine Woche vor Petkows Reise nach Skopje sein Veto gegen EU-Aufnahmegespräche mit Nordmazedonien bekräftigt. Sofia beharrt weiter darauf, dass das Nachbarland einen bilateralen Freundschaftsvertrag aus dem Jahr 2017 einhalten soll, damit es sein Veto vom Dezember 2020 aufhebt. Dabei bestehe Sofia auf die «volle Gleichberechtigung der mazedonischen Bulgaren mit den anderen Volksgruppen» in Nordmazedonien, sagte Staatschef Rumen Radew nach Beratungen seines Sicherheitsrates am vergangenen Montag.


Sánchez: Spanien steht vor neuer Phase im Umgang mit Corona-Pandemie

ROM: Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez sieht im Umgang mit der Corona-Pandemie eine neue Phase anbrechen. «Die Zukunft der Pandemie zeichnet dank der Impfkampagne einen ganz anderen Horizont als den, den wir in der Vergangenheit erlebt hatten», sagte der 49-Jährige im Interview mit der italienischen Tageszeitung «La Stampa» (Samstag). Deshalb stehe Spanien, so wie auch andere Länder, gerade vor einer neuen Phase im Umgang mit der Pandemie. Man müsse weiter vorsichtig bleiben, aber man wisse auch, dass dank der Vakzine die Belegung in den Krankenhäusern und die Sterblichkeit niedriger seien, erklärte der Sozialist weiter.

Sánchez war am Freitag anlässlich des Staatsbegräbnisses für den verstorbenen EU-Parlamentspräsidenten David Sassoli in die italienische Hauptstadt Rom gereist. Der Nachrichtenagentur Europa Press zufolge bekräftigte er am Freitag zudem seine Forderung, sich auf den Übergang von einer Pandemie zu einer Endemie vorzubereiten. Dafür müssten schon jetzt «Brücken entworfen» werden, betonte Sánchez. Die WHO hatte solche Pläne jedoch am Dienstag als verfrüht bezeichnet, da die Entwicklung des Virus nur schwer abzusehen sei.

Am Montag will Sánchez in Madrid Bundeskanzler Olaf Scholz zu dessen Antrittsbesuch in Empfang nehmen. Geplant ist ein gemeinsames Gespräch, bei dem auch die Bekämpfung der Corona-Pandemie im Mittelpunkt stehen soll, wie das Bundespresseamt mitteilte.


Mehr als 500.000 Franzosen droht Ablaufen des Corona-Nachweises

PARIS: Mit dem heutigen Samstag gelten in Frankreich neue Regeln für den Impfnachweis im Gesundheitspass. Wessen Impfung bereits sieben Monate zurückliegt, der braucht nun einen Booster, um weiterhin als geimpft zu gelten. Etwa 560.000 Menschen droht damit nach Angaben des Gesundheitsministeriums der Verlust ihres Impfstatus. Die verschärften Regeln gelten für Menschen über 65 Jahre bereits seit Mitte Dezember. Der Gesundheitspass entspricht der 3G-Regel und muss in Frankreich vorgezeigt werden, um etwa in Bars oder Theater zu kommen.

Im Kampf gegen die fünfte Corona-Welle will die französische Regierung weitere Anreize für eine Impfung setzen. Dazu wollte sie ebenfalls zu Mitte Januar die Zutrittsregelungen anpassen und Ungeimpften den Zugang etwa zu Kultureinrichtungen, Restaurants und Fernzügen versagen. Noch ist das Gesetzesvorhaben aber nicht durch das Parlament. Nach mehreren Sitzungsunterbrechungen im Unterhaus könnte sich die Verabschiedung weiter verzögern. Die gemeinsame Beratung der beiden Parlamentskammern endete ohne Ergebnis. Damit kam der Text zurück in die Nationalversammlung und den Senat. Am Sonntag könnte der Text dann endgültig verabschiedet werden.

Die Infektionszahlen schossen in Frankreich in den vergangenen Wochen in die Höhe. Omikron macht mittlerweile zwei Drittel der sequenzierten Fälle aus. Zuletzt meldeten die Behörden gut 329.000 Infektionen innerhalb eines Tages. Die Zahl der registrierten Ansteckungen auf 100.000 Menschen innerhalb einer Woche lag landesweit zuletzt bei etwa 2829.


EU-Kommissarin Urpilainen: Möglichst keine Corona-Impfpflicht

BERLIN: Die EU-Kommissarin für internationale Partnerschaften, Jutta Urpilainen, hat die Hoffnung geäußert, im Kampf gegen die Corona-Seuche auch ohne Impfpflicht eine hohe Impfquote zu erreichen. «Ich denke und hoffe, dass immer mehr Menschen bereit sind, sich impfen zu lassen, damit es nicht nötig ist, zu einer Pflichtimpfung überzugehen», sagte sie der Funke Mediengruppe (Samstag). «Wir müssen die gesamte Weltbevölkerung impfen, um die Pandemie zu beenden», betonte Urpilainen. Die EU strebe bis 2023 eine weltweite Impfquote von 70 Prozent an. Bis Ende 2021 hätten die EU und ihre Mitgliedstaaten 380 Millionen Dosen an Entwicklungsländer abgegeben. «Wir wollen bis Ende Juni 2022 insgesamt 700 Millionen Dosen in diese Länder liefern.» Dafür zähle sie auf Deutschlands Unterstützung.

Besonders für Afrika werde noch zu wenig getan, sagte die frühere finnische Finanzministerin. Bis zum EU-Afrika-Gipfel am 17. und 18. Februar in Brüssel wolle die EU ein zusätzliches Paket zur Impfunterstützung für Afrika verabschieden. «Und jetzt starten wir in vier afrikanischen Ländern mit der Impfstoffproduktion»: in Senegal, Südafrika, Ruanda und Ghana. Die EU werde mit einer Milliarde Euro von der Kommission, den Mitgliedstaaten und ihren Finanzinstituten beteiligt sein.

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Leserkommentare

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