Corona-Überblick: Meldungen am Samstag

Foto: Pixabay/Gerd Altmann
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WHO-Chef: Bis nächstes Jahr 70 Prozent der Weltbevölkerung impfen

FALMOUTH/GENF: Der Chef der Weltgesundheitsorganisation WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, will mit Hilfe der G7-Staaten innerhalb eines Jahres mindestens 70 Prozent der Weltbevölkerung zu einer Corona-Impfung verhelfen. Dieses Ziel solle bis zum nächsten G7-Gipfel in Deutschland 2022 erreicht werden, sagte der WHO-Chef beim Treffen der führenden westlichen Wirtschaftsmächte im englischen Cornwall bei einer virtuellen Pressekonferenz am Samstag. Dazu seien jedoch weit größere Anstrengungen notwendig als bislang geplant. Er sei aber überzeugt, dass dieses Ziel erreichbar sei, so Tedros weiter. Die Produktionskapazitäten könnten bis dahin entsprechend erhöht werden.

Die G7-Staaten zu denen die USA, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Japan und Kanada gehören, hatten sich bei der Konferenz zum Ziel gesetzt, bis zum nächsten Jahr mindestens eine Milliarde Impfstoffdosen zu spenden. Nach Angaben der WHO sind jedoch elf Milliarden notwendig. Die Zahl müsse jedoch nicht vollständig durch Spenden erreicht werden, sagte Tedros. Nach Angaben von Bundeskanzlerin Angela Merkel will die G7-Gruppe die Verteilung von 2,3 Milliarden Impfdosen ermöglichen. Ob es sich dabei nur um Spenden oder auch um Exporte oder die Finanzierung der internationalen Impfinitiative Covax handelt, blieb zunächst unklar. Ein finaler Beschluss lag am Samstagabend noch nicht vor.

Von den reichen Ländern forderte der WHO-Generaldirektor mehr Solidarität. Dazu gehörten auch Technologietransfer und die Aussetzung von Impfstoff-Patenten. «Wir laufen das Rennen unseres Lebens, aber das ist kein faires Rennen und die meisten Länder haben kaum die Startlinie überschritten», sagte der WHO-Chef. Er forderte einen internationalen Vertrag, um die notwendige Zusammenarbeit in einer Krise wie der Corona-Pandemie festzulegen.


Merkel: G7 will Verteilung von 2,3 Milliarden Impfdosen ermöglichen

CARBIS BAY: Deutschland und die anderen G7-Staaten wollen nach Angaben von Bundeskanzlerin Angela Merkel bis 2022 die Verteilung von insgesamt 2,3 Milliarden Dosen Corona-Impfstoff an Entwicklungsländer ermöglichen. Die G7-Gruppe habe eine globale Verantwortung, sagte Merkel am Samstag am Rande des G7-Gipfels im südwestenglischen Carbis Bay. Ein finaler Beschluss der Teilnehmer lag aber zunächst noch nicht vor.

Unklar war auch, wie sich die Verteilung der 2,3 Milliarden Dosen zusammensetzt. Als möglich galt, dass es sich teils um Spenden handelt, aber auch die Finanzierung von Impfstoffen und der Aufbau von Produktionsstätten in die Berechnung mit einfließen. Zuvor war eine Impfstoffspende der G7-Gruppe von mindestens einer Milliarde Dosen im Gespräch.

Bisher hat Deutschland nach Angaben von Entwicklungsminister Gerd Müller 2,2 Milliarden Euro für die globale Initiative zur Bewältigung der Corona-Pandemie ACT-A beigetragen, die Corona-Impfstoffe, Medikamente und Tests fördert. Nach Angaben der Bundesregierung flossen 1,6 Milliarden Euro ins Impfprogramm Covax. Damit sei die Lieferung von mehr als 320 Millionen Impfdosen an Entwicklungsländer möglich gemacht worden. Die EU hat demnach auf verschiedenen Wegen mehr als 600 Millionen Impfdosen ermöglicht. Im Jahr 2021 hätten EU-Unternehmen etwa die Hälfte ihrer Produktion - 270 Millionen Impfdosen - weltweit exportiert.


Johnson zweifelt an kompletter Lockerung zum 21. Juni

LONDON: Der britische Premierminister Boris Johnson hat Zweifel an der für den 21. Juni geplanten Aufhebung aller restlichen Corona-Beschränkungen in England erkennen lassen. Auf die Frage, ob er nun weniger optimistisch sei als noch Ende Mai, sagte Johnson am Samstag dem Sender Sky News: «Ja, das ist sicherlich angemessen.» Die Ausbreitung der zunächst in Indien entdeckten Delta-Variante des Virus sei sehr beunruhigend. Diese Variante werde leichter übertragen. Es stimme auch, dass Fallzahlen und Zahl der Krankenhausaufenthalte stiegen. Inwieweit sich das auf die Zahl der Todesopfer auswirke, lasse sich noch nicht sagen.

Johnson will am Montag bekanntgeben, wie sein weiterer Fahrplan aussieht. Eigentlich sollen die letzten Beschränkungen in England am 21. Juni aufgehoben werden. Dann könnten zum Beispiel auch Nachtclubs wieder öffnen und Theater ihre Säle wieder voll besetzen. Gastronomie und Geschäfte haben bereits seit Wochen wieder auf. Nach Angaben der Nachrichtenagentur PA wird damit gerechnet, dass Johnson einen Aufschub um bis zu vier Wochen verkünden wird.

Die anderen Landesteile Schottland, Wales und Nordirland entscheiden eigenständig über ihre Corona-Maßnahmen. Sie unterscheiden sich allerdings nur im Detail. Teils wurden geplante Lockerungen wegen der Ausbreitung der Delta-Variante bereits verschoben.


Wallfahrt mit Auflagen: Riad begrenzt erneut Zahl der Hadsch-Pilger

RIAD: Aus Angst vor der Ausbreitung neuer Varianten des Corona-Virus schränkt Saudi-Arabien die Zahl der Pilger bei der muslimischen Wallfahrt Hadsch erneut ein. In diesem Jahr dürften daran lediglich 60.000 Gläubige teilnehmen, meldete die staatliche Nachrichtenagentur SPA am Samstag unter Berufung auf das saudische Hadsch-Ministerium. Die Wallfahrt wird zudem nur Gläubigen erlaubt, die im Königreich leben. Aus anderen Ländern darf also niemand einreisen. Die Pilger müssen zudem geimpft und zwischen 18 und 65 Jahre alt sein.

Bereits vergangenes Jahr wurde die Zahl der Teilnehmer wegen der Corona-Pandemie stark beschränkt. Damals durften nur wenige Tausend nach Mekka pilgern. 2019 hatten sich mehr als zwei Millionen Muslime an der Wallfahrt in die für sie heilige Stadt beteiligt. Die meisten kamen aus dem Ausland. Die Hadsch gehört für gläubige Muslime zu einer von fünf religiösen Grundpflichten. In diesem Jahr beginnt die Wallfahrt Mitte Juli. Sie ist für das ölreiche Königreich auch eine wichtige Einnahmenquelle.


Mehrere Fälle der Virusvariante Delta an Kunsthochschule in Straßburg

PARIS: An einer Kunsthochschule in Straßburg sind mehrere Fälle der besonders ansteckenden Coronavirus-Variante Delta entdeckt worden. Die regionale Gesundheitsbehörde erließ am Samstag eine Reihe von Notfallmaßnahmen, um die Lage unter Kontrolle zu halten. Demnach haben sich im Umfeld der Kunst- und Musikhochschule Haute école des arts du Rhin in der Elsass-Metropole nahe der deutschen Grenze mehrere Menschen mit der Corona-Variante infiziert, die zunächst in Indien bekannt wurde.

Um wie viele Infektionen es sich handelt, wurde zunächst nicht bekannt. Nach einem Bericht der Zeitung «Dernières Nouvelles d'Alsace» ist die Schule bereits seit Donnerstag geschlossen. Die Delta-Variante trat zuletzt auch verstärkt in der Region Nouvelle-Aquitaine im Südwesten Frankreichs auf.


Grüne beschließen größere Investitionen in Bildung und Forschung

BERLIN: Mit großer Mehrheit hat sich der Bundesparteitag der Grünen für mehr Investitionen in Bildung und Forschung ausgesprochen. Die Delegierten stimmten klar und ohne Kampfabstimmungen für mehr finanzielle Unterstützung in Kitas, Schulen und in der Berufsausbildung sowie für einen Rechtsanspruch auf Weiterbildung. Das mit dem Bundesvorstand vorab geeinte Programm, das die Delegierten mit 642 Stimmen abgesegnet haben, sieht vor, dass Staat und Unternehmen bis 2025 mindestens 3,5 Prozent der Wirtschaftsleistung in Forschung und Entwicklung investieren. Perspektivisch sollen die Investitionen weiter steigen.

Bund, Länder und Kommunen sollen nach dem Willen der Grünen gemeinsam einen Corona-Rettungsschirm auflegen, um die negativen Pandemie-Folgen für Kinder in der Bildung abzufedern. Wie viel genau dafür zur Verfügung stehen soll, schreibt das Programm nicht fest.

Auch den Sanierungsstau an Schulgebäuden wollen die Grünen beheben, die Schulsozialarbeit ausbauen und flächendeckend als Bestandteil der Ganztagsangebote verankern. An Kitas soll der Betreuungsschlüssel Mindeststandards erfüllen, um Erzieherinnen und Erzieher zu entlasten. Mehr Betreuungsangebote soll es auch für Alleinerziehende geben.

Die grüne Spitzenkandidatin für die Abgeordnetenhauswahl in Berlin, Bettina Jarasch, wandte sich mit einem starken Appell für mehr Bildungsgerechtigkeit an die Delegierten. Die Corona-Pandemie sei «keine gute Zeit für Kinder und Jugendliche» gewesen, sagte Jarasch am Samstag auf dem Bundesparteitag. Bildungsrückstände müssten dringend aufgeholt werden, erklärte die Grünen-Politikerin. Außerdem müsse es für Familien mehr kostenlose Kulturangebote geben, etwa freie Zoo-, Schwimmbad- und Museumsbesuche. Mehr Gerechtigkeit in der Bildung bedeute etwa auch, das Bafög für Auszubildende und Studenten auszuweiten, erklärte Jarasch. Auch das hat der Parteitag am Samstag beschlossen.


Wieder deutlich mehr Corona-Neuinfektionen in Moskau

MOSKAU: Die russische Hauptstadt Moskau verhängt aus Sorge vor weiter steigenden Corona-Zahlen neue Beschränkungen. Am Samstag meldeten die Behörden 6700 Neuinfektionen - der höchste in diesem Jahr gemessene Wert binnen eines Tages. Bürgermeister Sergej Sobjanin erwartet den Höhepunkt spätestens im Juli. Auf eine solche Situation müsse in der 12-Millionen-Einwohner-Metropole reagiert werden, sagte er. Die kommende Woche solle deshalb für arbeitsfrei erklärt werden. Zudem müssten Bars, Restaurants und Diskotheken um 23.00 Uhr schließen. In Parks würden etwa Spiel- und Sportplätze geschlossen.

Sobjanin warb einmal mehr für Corona-Impfungen. «Das ist sehr wichtig, besonders für ältere Menschen.» Obwohl Russland mit seinen 146 Millionen Einwohner drei eigene Impfstoffe entwickelt hat, wollen sich viele Russen nicht impfen lassen. In Moskau gibt es seit Monaten kaum noch Beschränkungen. Zur Fußball-Europameisterschaft öffnete am Freitag eine Fanzone. Landesweit wurden am Samstag 13.500 Neuinfektionen gemeldet - so viele wie seit Februar nicht mehr.

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