Corona-Überblick: Meldungen am Samstag

Eine Nahaufnahme zeigt die deutsche 'Corona Warn-App' auf einem Smartphone in Köln. Foto: Epa/Sascha Steinbach
Eine Nahaufnahme zeigt die deutsche 'Corona Warn-App' auf einem Smartphone in Köln. Foto: Epa/Sascha Steinbach

Boris Johnson lädt zu G7-Gipfel im Juni nach Cornwall ein

CARBIS BAY: Als Gastgeber hat der britische Premier Boris Johnson die Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten für dieses Jahr nach Cornwall eingeladen. Der Gipfel soll vom 11. bis 13. Juni in der Küstenstadt Carbis Bay stattfinden, wie die britische Regierung am Samstagabend mitteilte.

Es soll das erste persönliche Treffen der Regierungschefs von Angesicht zu Angesicht nach rund zwei Jahren sein. Außerdem ist es der erste G7-Gipfel für den gewählten US-Präsidenten Joe Biden sowie der letzte für Bundeskanzlerin Angela Merkel. Johnson will sich nach dem Brexit auf der großen Weltbühne damit profilieren, die G7 zu weiten und auch Australien, Indien und Südkorea als Gäste einzuladen. Traditionell gehören neben Großbritannien, Deutschland und den USA noch Italien, Frankreich, Japan und Kanada zu den G7-Staaten.

Die Bekämpfung der Corona-Pandemie sowie des Klimawandels sollen zu den bestimmenden Themen des Gipfels zählen. «Das Coronavirus ist zweifellos die zerstörerischste Kraft, die wir seit Generationen erlebt haben und der größte Test für die moderne Weltordnung», sagte Johnson laut einer Mitteilung. Es sei richtig, mit vereinten Kräften daran zu arbeiten, die Pandemie zu überwinden und eine bessere, klimafreundlichere Zukunft zu schaffen.


Bidens Tag eins: Abkehr von Einreiseverbot, Rückkehr in Klimavertrag

WASHINGTON: Der künftige US-Präsident Joe Biden will unmittelbar nach seiner Amtseinführung etwa ein Dutzend Maßnahmen umsetzen, die auch für die versprochene Abkehr von Donald Trumps Kurs stehen. Biden werde am Mittwoch unter anderem das von Trump verhängte Einreiseverbot für Bürger aus mehreren überwiegend muslimisch geprägten Ländern rückgängig machen und die USA zurück in das Pariser Klimaabkommen führen, erklärte der künftige Stabschef im Weißen Haus, Ronald Klain, am Samstag. Biden werde nach seiner Vereidigung als Teil der Anstrengungen gegen das Coronavirus zudem eine zunächst für 100 Tage geltende Maskenpflicht für die Orte anordnen, an denen der Bund das Sagen hat - zum Beispiel in Regierungsgebäuden.

Für den 21. Januar stellte Klain eine Reihe an Direktiven in Aussicht, die bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie helfen sollen. Am 22. Januar werde Biden zudem die Regierungsbehörden anweisen, sofortige Maßnahmen zu ergreifen, um von der Krise besonders betroffene Menschen wirtschaftlich zu unterstützen. Bis zum 1. Februar sollen weitere Maßnahmen folgen, mit denen der Kurs der USA in der Pandemie geändert, der Klimawandel bekämpft, die Gleichheit zwischen den ethnischen Bevölkerungsgruppen gefördert und die Wirtschaft wieder aufgebaut werden soll, erklärte Klain. «Und, der gewählte Präsident Biden wird zeigen, dass Amerika zurück ist, und Maßnahmen ergreifen, um Amerikas Platz in der Welt wiederzuerlangen.»

Klains Überblick über die ersten zehn Tage in Bidens Amtszeit machte deutlich, dass mit dem künftigen US-Präsidenten auch mehr Berechenbarkeit ins Weiße Haus einziehen soll. Der Republikaner Trump hatte folgenschwere Entscheidungen oft völlig überraschend per Twitter verkündet.


Südafrikanische Corona-Variante erstmals nachgewiesen

KOPENHAGEN: Die zuerst in Südafrika aufgetretene Variante des Coronavirus ist zum ersten Mal in Dänemark nachgewiesen worden. Der Fund der Variante B.1.351/501Y hänge mit einer Reise nach Dubai zusammen, teilte das dänische Gesundheitsinstitut SSI am Samstagabend mit. Die aus England stammende Corona-Mutante ist bereits vor Wochen im nördlichsten deutschen Nachbarland eingetroffen: Sie wurde bisher 256 Mal im Land nachgewiesen.

Die britische Variante macht nach SSI-Angaben im Augenblick 3,6 Prozent aller positiven Corona-Befunde aus, die man in Dänemark sequenziert. Das Institut geht allerdings davon aus, dass diese Mutation in den kommenden Wochen und Monaten häufiger vorkommen wird - wie häufig, das hänge davon ab, wie gut die Kontaktzahlen kontrolliert werden könnten.

Südafrika hatte Ende vergangenen Jahres die Entdeckung der neuen Corona-Variante bekanntgegeben. Sie hat Experten zufolge Ähnlichkeiten mit der Virus-Mutation aus Großbritannien, hat sich aber demnach unabhängig entwickelt.


Impfstoff aus Indien verzögert sich - Bolsonaro droht Niederlage

BRASÍLIA/NEU-DELHI: Indien hat zunächst keinen Impfstoff an Brasilien geliefert - anders als von der brasilianischen Regierung erhofft. Dies berichtete die brasilianische Zeitung «Folha de S. Paulo» am Freitagabend (Ortszeit). Demnach habe Brasiliens Außenminister Ernesto Araújo in einem Telefonat mit seinem indischen Amtskollegen Subrahmanyam Jaishankar am Donnerstag noch versucht, die Freigabe zu erreichen. Ein Flugzeug sollte am Freitag von der nordostbrasilianischen Stadt Recife aus starten, um zwei Millionen Dosen des Impfstoffes von AstraZeneca aus Indien zu holen. Dem Nachrichtenportal «G1» zufolge wird das Flugzeug nun genutzt, um Sauerstoff in die Amazonas-Metropole Manaus zu transportieren, wo das Gesundheitssystem kollabiert ist.

Präsident Jair Bolsonaro sagte dem Sender «TV Bandeirantes», dass sich die Indien-Operation verzögere. Dort gebe es auch politischen Druck von verschiedenen Seiten.

Indien stellt nach eigenen Angaben rund 60 Prozent der Impfstoffe weltweit her. Viele der Impfstoffe gehen in Staaten, die sich nicht wie Deutschland und andere reichere Länder viele Dosen im Voraus gesichert haben. Indien begann am Samstag jedoch auch seine Corona-Impfkampagne, laut dem indischen Premierminister Narendra Modi die größte der Welt. Bis Juli sollen dort 300 Millionen Menschen geimpft werden. Für Bolsonaro könnte die Verzögerung eine politische Niederlage zur Folge haben. Nachdem Brasiliens Staatschef das Coronavirus zuerst verharmlost hatte, zieht er mittlerweile zwar auch eine Impfung in Zweifel. Aber er steht mit dem Gouverneur des Bundesstaates São Paulo, João Doria, dennoch in Konkurrenz um das erste Foto einer Impfung in Brasilien. Während die brasilianische Regierung ein Abkommen mit AstraZeneca geschlossen hat, ging São Paulo eine Übereinkunft mit Sinovac ein. Am Sonntag sollte die Nationale Behörde für Gesundheitsüberwachung, Anvisa, über die Not-Zulassung der beiden Impfstoffe entscheiden.


Anti-Corona-Kampf : Drei Rote Zonen und Teil-Lockdown

ROM: Im Kampf gegen den Wiederanstieg der Corona-Zahlen gibt es in Italien ab Sonntag drei Rote Zonen mit strengen Ausgangsverboten, darunter die wirtschaftsstarke Lombardei. In vielen anderen Teilen des Mittelmeerlandes gilt zudem ein etwas weniger scharfer Teil-Lockdown. Das geht aus einer Anordnung des Gesundheitsministers Roberto Speranza vom Samstag hervor. Ein Großteil Italiens wird als Orange Zone eingestuft, dazu gehört auch die Region Latium mit der Hauptstadt Rom. Dort sollen die Menschen in der Regel ihre Orte nicht verlassen. Restaurants und und Bars dürfen Gäste nicht mehr am Tisch bedienen, erlaubt ist nur noch zeitweiser Außer-Haus-Verkauf.

Die verschärfte Risiko-Einstufung vieler Regionen in Italien war so erwartet worden. Denn die Gesundheitsbehörden registrierten einen Anstieg des Infektionsgeschehens. Zudem hatte die Regierung in Rom die Kriterien verschärft, die über die Einstufung in die Corona-Risikozonen entscheiden. Italien hat seit dem Herbst ein System mit mehreren Risikozonen, um die Ausbreitung des Virus besser in den Griff zu bekommen. Die Verantwortlichen wollen eine dritte Welle verhindern und fürchten aggressive Virus-Mutationen.

Zu den Roten Zonen gehören außer der Lombardei auch Sizilien und die Autonome Provinz Bozen. Dort sollen die Menschen ihre Häuser nach Möglichkeit nicht verlassen, außer zur Arbeit, zum Einkaufen oder aus anderen wichtigen Gründen.

Die Gesundheitsexperten der Regierung sprachen am Freitag von einem «leichten Anstieg» wichtiger Corona-Messgrößen. Der sogenannte R-Wert für die Zahl der Menschen, die ein Infizierter durchschnittlich ansteckt, lag in der Woche vom 4. bis 10. Januar bei 1,09. Wenn er über 1 steigt, gibt es mehr Neuinfektionen und die Epidemie greift weiter um sich. Am Samstag verzeichneten die Behörden in dem 60-Millionen-Einwohner-Land gut 16.300 Neuinfektionen in 24 Stunden mit dem Coronavirus. 475 Menschen starben im Zusammenhang mit Corona.


Pakistan erteilt AstraZeneca Notfallzulassung

ISLAMABAD: Im Kampf gegen die Corona-Pandemie hat Pakistan dem Impfstoff von AstraZeneca eine Notfallzulassung erteilt. Dies bestätigte Gesundheitsminister Faisal Sultan am Samstag in Islamabad. Er gab indes keine Details über die Menge, den Zeitrahmen und die Umstände der Beschaffung bekannt.

Mitarbeiter im Gesundheitswesen, ältere Bürger und Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes oder Herzkrankheiten sollen als erste die Impfung gratis bekommen. Pakistan hofft außerdem darauf, Gratisdosen von Covid-19-Impfstoffen über Gavi zu erhalten, die Impfinitiative der Weltgesundheitsorganisation WHO. Vergangenen Monat hatte Pakistan angekündigt, den Impfstoff von Sinopharm aus China zu beschaffen, doch wurde dieser bisher noch nicht zugelassen.

In der EU ist der von AstraZeneca gemeinsam mit Universität Oxford entwickelte Impfstoff noch nicht zugelassen. Damit wurde für den 29. Januar gerechnet. Kommissionspräsidenten Ursula von der Leyen sprach am Freitag lediglich von «Ende Januar» für «einen dritten Impfstoff».


Frankreich zieht nächtliche Ausgangssperre vor

PARIS: Franzosen müssen sich beim abendlichen Einkaufen beeilen: Im ganzen Land gilt wegen der Corona-Krise ab Samstag eine nächtliche Ausgangssperre bereits von 18 Uhr an. Auch Geschäfte müssen dann schließen. Bei Verstößen drohen Geldstrafen und im schlimmsten Fall auch Haftstrafen, wie das Innenministerium mitteilte.

Premierminister Jean Castex hatte am Donnerstag angekündigt, dass die Regelung mindestens 15 Tage für das Festland gelten solle.

Zuvor war das ursprünglich von 20 Uhr bis 6 Uhr geltende Ausgehverbot bereits in einzelnen besonders betroffenen Départements des Landes vorverlegt worden. Den Menschen ist es während dieser Zeit nicht mehr gestattet, spazieren zu gehen, Sport zu treiben oder einzukaufen. Sie dürfen aber zum Beispiel zur Arbeit fahren oder wegen zwingender familiärer Gründe vor die Türe gehen.

Die Pandemie hat Frankreich mit seinen rund 67 Millionen Menschen schwer getroffen. Rund 70.000 Bürger starben im Zusammenhang mit einer Infektion.


Vor Vertrauensfrage: Italiens Regierungschef sucht Mehrheit

ROM: In der angespannten Regierungskrise in Italien sucht Ministerpräsident Giuseppe Conte nach Unterstützern für eine bevorstehende Vertrauensfrage. Am Montag und Dienstag will sich der Regierungschef im Parlament zur Krise äußern. Vor dem Vertrauensvotum am Montag will er zunächst in der größeren den beiden Parlamentskammern sprechen, am Dienstag dann im Senat - der kleineren Kammer.

Um das Vertrauensvotum zu überstehen, braucht Conte neue Partner. Nach dem Austritt der kleinen Partei Italia Viva aus der Mitte-Links-Koalition hat der parteilose Jurist seine Regierungsmehrheit verloren und muss andere Konstellationen ausloten. Die Partei von Ex-Ministerpräsident Matteo Renzi hatte das Bündnis im Streit um milliardenschwere EU-Hilfen am Mittwoch verlassen. Vor allem im Senat war der Stimmenvorsprung der Regierungskoalition vor der Opposition bislang knapp. Nun zählt jede Stimme.

Medienberichten zufolge kommt für ein neues Bündnis unter anderem die Unione di Centro (Union der Mitte) in Frage, eine christdemokratische Partei, die im Senat ein Bündnis mit der rechten Partei Forza Italia von Silvio Berlusconi eingegangen ist. Auch die Senatoren der Mini-Partei Movimento Associativo Italiani all'Estero (Vereinigte Bewegung der Italiener im Ausland), kurz Maie, wurden als mögliche Partner ins Spiel gebracht. Vereinzelte Stimmen könnten sogar von Italia Viva oder der Forza Italia kommen.

Eine Rückkehr der Italia Viva in die Regierung ist unwahrscheinlich, da die anderen Regierungspartner, die Sozialdemokraten und die Fünf-Sterne-Bewegung, nicht mehr mit ihr koalieren wollen. Auch die Wähler scheinen nach einer am Samstag im «Corriere della Sera» veröffentlichten Umfrage des Forschungsinstituts Ipsos wenig überzeugt: Nur noch 2,4 Prozent würden der kleinen Partei ihre Stimme geben. Ende 2019 waren es noch 6,2 Prozent gewesen.


Schottland macht Arbeit im Homeoffice - wo möglich - verpflichtend

EDINBURGH: In Schottland ist das Arbeiten im Homeoffice - soweit die Tätigkeit es zulässt - seit Samstag verpflichtend. «Unter den aktuellen Regeln brauchen Sie eine ernsthafte Entschuldigung, Ihr Zuhause zu verlassen. Arbeit zählt nur dazu, wenn sie nicht von zuhause aus erledigt werden kann», heißt es in einer Verschärfung der Corona-Maßnahmen der schottischen Regierung, die am Samstag in Kraft getreten ist. Schottische Arbeitgeber sind demnach gesetzlich dazu verpflichtet, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um die Ausbreitung des Coronavirus zu minimieren. Dazu gehöre es, Beschäftigte ins Homeoffice zu schicken, wenn ihre Tätigkeiten dies zuließen. Von zuhause aus zu arbeiten, müsse der Standard sein.

In Deutschland fordern unter anderem die Grünen, das Arbeiten im Homeoffice für Bürojobs verpflichtend in den Corona-Verordnungen festzuschreiben. Die Kritiker argumentieren, der Staat schränke private Treffen rigoros ein, lasse am Arbeitsplatz aber viele Kontakte zu und beschränke sich auf Appelle. Umfragen zufolge gehen trotz der extrem angespannten Infektionslage noch immer deutlich mehr Menschen täglich ins Büro als im ersten Lockdown im Frühjahr.


Piksen in der Kirche - Englische Kathedralen werden zu Impfzentren

LICHFIELD/SALISBURY: In England sind die ersten Menschen in Kirchen gegen das Coronavirus geimpft worden. In der Kathedrale im nordenglischen Lichfield haben die Impfungen in der ungewöhnlichen Kulisse bereits am Freitag begonnen, in der berühmten Kathedrale in Salisbury in Südengland wurde ab Samstag zu den Klängen der Orgel gepikst. In den meisten Regionen finden Gottesdienste derzeit nur online statt, so dass die Gotteshäuser, die teilweise viel Platz bieten, leer stehen.

Der Abgeordnete von Lichfield, Michael Fabricant, bezeichnete die Kirche seiner Stadt, vor der am Freitag bereits viele Senioren Schlange standen, auf Twitter als «glamourösestes Impfzentrum Großbritanniens». Der Dekan der Kirche, Adrian Dorber, sagte der Nachrichtenagentur PA: «Ich hoffe, es ist ein Symbol dafür, wie Gemeinden gemeinsam helfen können, diesen großartigen Impfstoff zu verteilen.»

Der in Großbritannien bereits zugelassene Impfstoff der Universität Oxford und des Pharmakonzerns Astrazeneca kann bei Kühlschranktemperaturen transportiert und gelagert werden und so einfacher auch außerhalb von Krankenhäusern und speziell ausgestatteten Impfzentren zum Einsatz kommen. Auch in Apotheken und Hausarztpraxen finden bereits Impfungen damit statt.

In der mehr als 800 Jahren Kathedrale in Salisbury kam auch der Biontech/Pfizer-Impfstoff zum Einsatz. Der 88 Jahre alte Geistliche Graham Turner, der seinen Piks im Talar zu Orgelmusik bekam, bezeichnete die Impfung als «Klacks». Es sei so eine Erleichterung, geimpft zu werden, wenn man jeden Abend im Fernsehen den Horror sehe, den Menschen aufgrund der Pandemie durchleben müssten. «Ich bin sehr glücklich, sie bekommen zu haben.»


Iran beginnt mit Massenimpfung gegen Corona im März

TEHERAN: Der Iran wird nach Angaben von Präsident Hassan Ruhani im März mit der Massenimpfung gegen Corona beginnen. «Wir werden mit der Impfung vor dem Ende des (persischen) Jahres (20. März) beginnen. (...) Priorität haben zunächst Ärzte und Pfleger», sagte Ruhani am Samstag. Im neuen persischen Jahr sollen dann Ruhani zufolge die Impfungen nach und nach ausgeweitet werden. Dabei wolle das Land sowohl iranische als auch exportierte Impfstoffe, vor allem das Vakzin «Pasteur», einsetzen, so der Präsident im Staatsfernsehen.

Zu dem Impfstoff «Pasteur» nannte Ruhani keine weiteren Details. Angeblich handelt es sich dabei um ein iranisch-kubanisches Vakzin. Das Außenministerium in Havana hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, Kuba werde seinen Corona-Impfstoff Soberana 02 zum Teil im Iran testen. Teheran hat eine solche Zusammenarbeit mit Kuba bestätigt. In Kuba haben sich bisher nur wenige Menschen mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert, was eine Überprüfung der Wirksamkeit eines Impfstoffes schwierig macht. Der Iran mit seinen fast 83 Millionen Einwohnern liegt mit fast 1,3 Millionen nachgewiesenen Infektionen weltweit an 15. Stelle. Zudem gab es seit dem Ausbruch der Pandemie vor fast einem Jahr mehr als 56.000 Corona-Tote.

Die Corona-Impfung ist im Iran zu einem Politikum geworden. Irans oberster Führer Ajatollah Ali Chamenei und das Parlament haben die Einfuhr von Impfstoffen aus den USA, Großbritannien und Frankreich verboten. Die Wirksamkeit dieser Vakzine sei nicht bewiesen und der Iran dürfe kein Testlabor für unsichere Impfstoffe werden, hieß es zur Begründung. Die iranische Ärztekammer jedoch hat die Regierung Ruhani eindringlich vor einer Politisierung der Corona-Impfungen gewarnt und Entscheidungen auf wissenschaftlicher Basis gefordert.


Wegen Corona keine Kundgebungen zum Jahrestag der Revolution

TEHERAN: Die staatlich organisierten Großkundgebungen zum 42. Jahrestag der islamischen Revolution im Iran werden dieses Jahr wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden. Das gab Präsident Hassan Ruhani am Samstag im iranischen Staatsfernsehen bekannt. Anstelle der sonst jedes Jahr am 11. Februar stattfindenden landesweiten Demonstrationen sollten diesmal nur «symbolische» Aktionen via Internet oder höchstens Auto- und Motorradkorsos veranstaltet werden, sagte der Präsident. Der Jahrestag fällt wegen des Schaltjahrs nach dem iranischen Kalender in diesem Jahr auf den 10. Februar.

Die vom System koordinierten Kundgebungen, an denen normalerweise Hunderttausende von Menschen teilnehmen, sollen die kontinuierliche Unterstützung des Volkes für die islamische Revolution von 1979 demonstrieren. Die wegen der hohen Infektionsgefahr schon im Vorfeld absehbare Absage dürfte dem Klerus und den Hardlinern nicht gefallen. Für sie ist der Jahrestag der Revolution politisch sehr wichtig, eine Absage damit inakzeptabel. Seit dem Pandemie-Ausbruch vor fast einem Jahr wurden im Iran mit einer Bevölkerung von 83 Millionen fast 57.000 Tote und mehr als 1,3 Millionen Infizierte registriert.

Am 11. Februar 1979 wurden im Iran das Ende der Monarchie und die Gründung der Islamischen Republik verkündet. Als Gründer des schiitischen Gottesstaates gilt deren erster Oberster Führer Ajatollah Ruhollah Chomeini, der von seinem Exil in Frankreich aus den Sturz der Monarchie vorbereitet hatte. Nach seinem Tod 1989 wurde Ajatollah Ali Chamenei zum obersten Führer des Landes ernannt und hat seitdem auch in allen strategischen Belangen das letzte Wort.

Viel zu feiern hätte die politische Führung in Teheran dieses Jahr ohnehin nicht. Wegen der US-Sanktionen steckt das Land seit mehr als zwei Jahren in einer akuten Wirtschaftskrise, die durch die Corona-Pandemie noch verschärft wurde. Ruhani hofft, dass der neue US-Präsident Joe Biden nach seinem Amtsantritt am Mittwoch (20. Januar) die Entscheidungen seines Vorgängers Donald Trump zum Ausstieg aus dem Wiener Atomabkommen von 2015 sowie zur Verhängung der Sanktionen revidieren wird.


Prinz William: So viel Tod zu sehen, beeinflusst Sicht auf die Welt

LONDON: Im Gespräch mit britischen Rettungsbediensteten und Seelsorgern hat Prinz William (38) seine Sorge ausgedrückt, die Pandemie könne etliche Menschen traumatisieren. «Sie sehen so viel Traurigkeit, Trauma, Tod, dass es Ihr eigenes Leben beeinflusst, weil es immer da ist», sagte William in seinem virtuellen Austausch mit den Vertretern der Berufsgruppen, die Tag für Tag an vorderster Front gegen die Folgen der Corona-Pandemie kämpfen.

«Wenn man so viel Tod und so viel Verlust sieht, beeinflusst das, wie man die Welt sieht», so William, der auch über seine Erfahrungen als Rettungsflieger in der britischen Armee sprach. Großbritannien zählt seit Beginn der Pandemie bereits rund 90.000 Todesopfer mit Covid-19 auf dem Totenschein. Schätzungen zufolge dürfte die tatsächliche Zahl der Toten bereits die 100.000 überschritten haben. Insbesondere in London geraten die Krankenhäuser derzeit an ihre Belastungsgrenzen.

Prinz William und Kate, die Herzogin von Cambridge, unterstützen finanziell eine Telefonseelsorge-Hotline, bei der Beschäftigte mit traumatischen Erfahrungen Hilfe suchen können. Vertreter der Rettungsdienste und Seelsorger äußerten jedoch die Sorge, dass angesichts der hohen Belastung viele ihre eigene psychische Gesundheit hinten anstellen könnten. Dies könne langfristig gefährliche Konsequenzen haben.


Höchststand bei Corona-Infektionen - Gewaltsame Proteste

TUNIS: Die Zahl der täglichen Corona-Infektionen ist in Tunesien auf einen Höchststand gestiegen. Das Gesundheitsministerium in Tunis meldete am Freitagabend 4170 neue Fälle. Bereits am Donnerstag hatte in dem nordafrikanischen Land eine landesweite Ausgangssperre begonnen, um die Zahl der Infektionen zu senken. Sie gilt noch bis Montag jeweils zwischen 16 Uhr und 6 Uhr. Tunesien hat rund zwölf Millionen Einwohner, Deutschland etwa siebenmal so viele.

Trotz der Ausgangssperre kam es am Freitagabend in verschiedenen Regionen zu gewaltsamen Protesten jugendlicher Demonstranten, wie lokale Medien berichteten. Sie blockierten etwa in der Hafenstadt Sousse Straßen und zündeten Reifen an. Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein, um die Proteste aufzulösen.

Tunesien hatte am Donnerstag den zehnten Jahrestag der Flucht des Langzeitherrschers Zine El Abidine Ben Ali gefeiert. Er war 2011 der erste Präsident, der im Zuge der arabischen Aufstände gestürzt wurde. Die Proteste griffen anschließend auch auf andere Länder über.

Tunesien ist der einzige Staat der arabischen Welt, der danach den Übergang in die Demokratie geschafft hat. Das Land leidet aber seit langem unter einer Wirtschaftskrise. Vor allem viele junge Menschen sind frustriert, weil sie für sich keine Perspektive sehen.


Italien kritisiert Verzögerung bei Lieferungen von Corona-Impfstoff

ROM: Italien hat die Ankündigung des US-Pharmakonzerns Pfizer, ab Montag vorübergehend weniger Corona-Impfdosen zu liefern als geplant, kritisiert. Der von der Regierung bestellte Kommissar für den Corona-Notfall habe den Ernst und das unglaubliche Timing dieser Nachricht zur Kenntnis genommen, hieß es in einer Mitteilung von Freitagnacht. Demnach sollen ab Montag 29 Prozent weniger Vakzine geliefert werden als geplant. Zudem sei unklar, in welchem Umfang die Lieferungen weiter erfolgen sollten.

Pfizer hatte am Freitag mitgeteilt, Maßnahmen zur Erhöhung der Produktion im Werk in Puurs in Belgien würden sich «vorübergehend auf die Lieferungen von Ende Januar bis Anfang Februar auswirken». In einer Mitteilung von Pfizer und seinem deutschen Partner Biontech vom Freitagabend hieß es dann: «Ab der Woche vom 25. Januar werden wir wieder zum ursprünglichen Zeitplan für die Lieferungen in die Europäische Union zurückkehren (100 Prozent) und die Auslieferungen ab der Woche vom 15. Februar erhöhen (über 100 Prozent), so dass wir in der Lage sein werden, die volle zugesagte Menge an Impfstoffdosen im ersten Quartal und deutlich mehr im zweiten Quartal zu liefern.»

Italien hatte seine Impfkampagne zuletzt immer weiter forciert. Seit ihrem Beginn Ende des vergangenen Jahres wurden knapp 1,04 Millionen Corona-Impfungen verabreicht. Die süditalienische Region Kampanien mit der Hauptstadt Neapel spitzte demnach mit rund 97 Prozent fast alle ihr zur Verfügung stehenden Vakzine. Der überwiegende Teil der Impfungen ging an das Personal im Gesundheitsbereich. Seit dem 31. Dezember erhielt Italien knapp 1,4 Millionen Impfdosen.


Sportmediziner zu Corona-Auswirkungen: Werden «Karrieren enden sehen»

BERLIN: Sportmediziner Wilhelm Bloch hält es für vertretbar, Athleten vor großen Wettkämpfen wie Olympia in der Coronavirus-Pandemie bevorzugt zu impfen. «Nicht in erster Priorität. Aber ich könnte mir vorstellen, dass wir Ende März genügend Kapazitäten haben werden. Wobei immer noch eine Rolle spielen wird, ob auch Geimpfte das Virus übertragen», sagte der Leiter der Abteilung molekulare und zelluläre Sportmedizin an der Sporthochschule Köln in einem Interview der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Samstag). Für ihn wäre Olympia «ohne Impfung wie ein Ritt auf der Rasierklinge, aber auf einer ganz scharfen.»

Bloch und sein Team erforschen die Langzeitfolgen von Covid-19 für Sportler. Ganz genaue Aussagen könne man noch nicht treffen, aber die Sorge, dass da etwas Problematisches kommt, werde stärker. «Wir sehen bei einem Teil von infizierten Sportlern, dass wir Leistungsveränderungen haben, die auch nach vielen Wochen oder Monaten noch anhalten. Ich denke, dass wir im Leistungssport Karrieren enden sehen werden», sagte Bloch.

Durch die sehr hohen Infektionszahlen habe sich auch im Sport das Risikopotenzial «dramatisch» erhöht. «Was den professionellen Sport angeht, sind wir in Deutschland bis jetzt gut durchgekommen, aber die nächsten Wochen oder Monate werden schon sehr schwierig», sagte Bloch. Bei den derzeit hohen Corona-Zahlen könne man keine Sportevents mehr sinnvoll durchführen.

Im Hallensport und bei Kontaktsportarten werde es ganz schwierig, «das Risiko in vertretbaren Grenzen zu halten. Wenn dann noch Sportler aus unterschiedlichen Ländern zusammenkommen, ist das Risiko, das Virus einzuschleppen, eigentlich nicht abzuwenden», sagte Bloch. So sei bei der Handball-WM in Ägypten mit 32 Teams das Risiko «nicht kalkulierbar. Ich kann extrem gut die Nationalspieler verstehen, die nicht mitgefahren sind», sagte Bloch.

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