Corona-Überblick: Meldungen am Samstag

Foto: Pixabay/Gerd Altmann
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Mehr als 100.000 Corona-Tote und 3 Millionen Infektionen in Brasilien

BRASÍLIA: Die Zahl der Todesopfer des Coronavirus ist in Brasilien auf mehr als 100.000 gestiegen. Das größte und bevölkerungsreichste Land Lateinamerikas überschritt diese Marke in der offiziellen Statistik des Gesundheitsministeriums am Samstag. Im Vergleich zum Vortag waren demnach 905 Todesfälle hinzugekommen, womit die Gesamtzahl seit Ausbruch der Pandemie auf 100.477 stieg. Es kamen zudem 49.970 Neuinfektionen hinzu - seit dem ersten bestätigten Fall in Brasilien Ende Februar steckten sich demnach 3.012 412 Menschen nachweislich mit dem Erreger Sars-CoV-2 an.

Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro steht wegen seines laxen Umgangs mit der Pandemie seit langem in der Kritik. Er bezeichnete die Lungenkrankheit Covid-19 immer wieder als «leichte Grippe» und stemmte sich gegen Schutzmaßnahmen. Er zeigte sich häufig ohne Mundschutz in der Öffentlichkeit und löste Menschenansammlungen aus - auch nach seiner Genesung, nachdem er vor wenigen Wochen positiv auf das Coronavirus getestet worden war.

Es hat immer wieder Demonstrationen und Protestaktionen gegen den Umgang der Regierung des rechtspopulistischen Staatschefs mit der Krise gegeben. Am Samstag wurden am Strand der Copacabana in Rio de Janeiro für die Corona-Opfer symbolisch rote Luftballons steigen gelassen.


Die Uhrzeit ganz genau genommen: Passagiere müssen in Quarantäne

OSLO: Es ging um jede Minute: Trotz einer schnelleren Ankunft am Zielort als geplant müssen 158 Passagiere eines Fluges aus Frankreich in Norwegen für zehn Tage in Quarantäne. Die aus Nizza kommende Maschine der skandinavischen Fluglinie SAS sollte in der Nacht zum Samstag um 0.10 Uhr in Oslo-Gardermoen landen, kam nach Angaben des Flughafenbetreibers Avinor aber bereits um Punkt 0.00 Uhr in der norwegischen Hauptstadt an. Warum die paar Minuten so wichtig sind? Um Mitternacht traten in Norwegen für einige weitere Länder neue Reisebeschränkungen in Kraft, weshalb sich Reisende aus Frankreich, der Schweiz, Tschechien und Monaco für zehn Tage in Selbstisolation begeben müssen.

Wie die Zeitung «Dagbladet» berichtete, klatschten die Passagiere Beifall, als sie erfuhren, dass ihr Flieger um Punkt Mitternacht gelandet sei. Der Webseite FlightRadar24 zufolge kam der Flug jedoch erst um 0.01 Uhr in Oslo an. Der zehntägigen Quarantäne sind sie so oder so nicht entgangen: Eine Sprecherin des norwegischen Gesundheitsministeriums sagte dem Sender NRK, dass die Passagiere in Selbstisolation müssen, weil die Quarantänevorschrift für die entsprechenden Länder «ab Mitternacht» gegolten habe.


Entwicklungshilfeminister Müller kritisiert EU-Kommission

BERLIN: Entwicklungshilfeminister Gerd Müller hat die Corona-Strategie und Außenpolitik der Europäischen Kommission mit Blick auf die Lage in Afrika und Nahost scharf kritisiert. «Wo ist das europäische Pandemie- und Recovery-Programm für unsere unmittelbare Nachbarschaft in Afrika oder Nahost? Fast 2000 Milliarden Euro hat Brüssel beschlossen - davon geht aber kein einziger zusätzlicher Eurocent in die Bekämpfung der Corona-Krise in Entwicklungsländern», sagte der CSU-Politiker der «Welt am Sonntag». Er frage sich daher, «ob überhaupt verstanden wurde, dass diese Pandemie nur weltweit oder gar nicht besiegt werden kann».

Nach Müllers Ansicht brauche die EU «dringend einen Afrikakommissar mit echten Kompetenzen und Zuständigkeiten». Zudem sollte Brüssel institutionell und finanziell umsteuern. «Der aktuelle Haushaltsansatz von weniger als zehn Prozent für Außen- und Entwicklungspolitik muss erhöht werden», sagte Müller.


Paris führt Maskenpflicht im Freien ein

PARIS: Im Kampf gegen das Coronavirus führt nun auch die Millionenmetropole Paris eine Maskenpflicht im Freien ein. Betroffen seien besonders stark frequentierte Bereiche wie die Seineufer oder Einkaufsstraßen in mehreren Stadtbezirken, teilte das Polizeipräsidium am Samstagabend mit. Die Vorschrift gilt von diesem Montag (08.00 Uhr) an.

Experten warnen schon seit vergangenem Monat vor einer zweiten Welle der Corona-Pandemie in Frankreich. Das Land ist mit rund 30.000 Toten stark von der Epidemie betroffen. In mehreren Städten des Landes müssen in bestimmten Bereichen bereits Masken getragen werden, beispielsweise in Nizza oder in Lille.

Eigentlich sind in Frankreich Masken nur in geschlossenen Räumen mit Publikumsverkehr Pflicht. Das sind zum Beispiel Geschäfte, Restaurants und Behörden. Auch in öffentlichen Verkehrsmitteln müssen die Menschen eine Corona-Schutzmaske tragen.


Neue Panne: Britische Behörde ruft 740.000 Coronavirus-Tests zurück

LONDON: Die britische Aufsichtsbehörde für Medizinprodukte hat den Rückruf Hunderttausender Coronavirus-Test-Sets veranlasst. Wie die Regierung in London am Samstag bestätigte, handelt es sich um bis zu 741.000 Tests der Firma Randox. Diese seien möglicherweise nicht sicher für den Gebrauch, hieß es zur Begründung.

Randox hatte im März einen Auftrag in Höhe von 133 Millionen Pfund von der britischen Regierung erhalten, unter anderem für die Bereitstellung von Coronavirus-Tests. Dem «Guardian» zufolge erfolgte die Vergabe ohne Ausschreibung. Gerechtfertigt wurde das durch die hohe Dringlichkeit, die Testkapazitäten des Landes rasch zu erhöhen. Pikant ist jedoch, dass ein führender Abgeordneter der regierenden Konservativen, Owen Paterson, als Berater für die Firma tätig ist. Paterson erhält dem Register für Nebeneinkünfte des britischen Parlaments zufolge dafür jährlich 100.000 Pfund (umgerechnet rund 110.000 Euro).

Der Vorgang reiht sich in eine ganze Kette von Pannen und zweifelhaften Deals beim Umgang mit der Coronavirus-Pandemie ein. Erst am Donnerstag war bekannt geworden, dass 50 Millionen Schutzmasken, die vom Gesundheitsministerium in London gekauft wurden, für den Gebrauch im Nationalen Gesundheitsdienst ungeeignet sind. Auch hier soll es der Nichtregierungsorganisation Good Law Project zufolge keine Ausschreibung gegeben haben. Eingefädelt worden sein soll der Deal durch einen Regierungsberater, der auch für die beauftragte Firma tätig ist. Nach Schätzung des Good Law Project wurden für die Masken zwischen 156 und 177 Millionen Pfund (umgerechnet rund 173 bis 196 Millionen Euro) ausgegeben.


Dänischer Schlachthof schließt nach Corona-Ausbruch für eine Woche

KOPENHAGEN: Nach einem Corona-Ausbruch mit Dutzenden infizierten Mitarbeitern wird ein Schlachtbetrieb in Dänemark vorübergehend geschlossen. Nachdem weitere 22 Mitarbeiter positiv auf Corona getestet worden seien, werde der Betrieb in Ringsted ab Montag zunächst für eine Woche geschlossen, teilte der Fleischverarbeiter Danish Crown am Samstag mit. Damit solle versucht werden, die Infektionsketten innerhalb des Personals zu durchbrechen.

Mittlerweile sind damit fast 150 Mitarbeiter von Danish Crown in Ringsted positiv auf das Coronavirus getestet worden. Danish Crown war vor knapp zwei Wochen über einen ersten Corona-Fall unter den rund 850 Mitarbeitern in Ringsted informiert worden. In dem dortigen Betrieb werden wöchentlich normalerweise rund 35.000 Schweine geschlachtet, was aber in Folge des Ausbruchs bereits deutlich zurückgefahren wurde.

Beim deutschen Fleischverarbeiter Tönnies in Nordrhein-Westfalen hatte es nach einem Corona-Massenausbruch eine fast vierwöchige Zwangspause am Stammsitz in Rheda-Wiedenbrück gegeben. Mitte Juli war ein Anlaufen der Produktion wieder erlaubt worden. Der Vorfall hatte eine Debatte über die Arbeits- und Lebensbedingungen der dort angestellten Arbeiter ausgelöst.


Dänische Region erlaubt pro Patient nur noch einen Besucher

KOPENHAGEN: Wegen eines Anstiegs der Corona-Zahlen beschränkt eine Region in Dänemark wieder die Möglichkeiten zum Besuch von Patienten im Krankenhaus. Von nun an dürfe pro Patient nur noch ein Begleiter oder Besucher kommen, teilte die Region Mitteljütland (Midtjylland) am Samstag mit. Kinderstationen sind ausgenommen. Hier sind zwei Begleiter erlaubt.

Alle Patienten und Krankenhausbesucher müssen zudem Mundschutz tragen, sofern sie keinen negativen Corona-Test vorweisen können. Allgemeine Maskenpflicht gilt in Dänemark nicht. Das Land hatte im März früh und strikt auf den Coronavirus-Ausbruch reagiert und seine Infektions- und Todeszahlen damit schnell unter Kontrolle gebracht. Seit einigen Tagen gehen die Zahlen aber wieder nach oben, unter anderem durch einen Ausbruch im mitteljütländischen Aarhus.


Wieder mehr als 300 Neuinfektionen an einem Tag

PRAG: In Tschechien ist die Zahl der täglichen Corona-Neuinfektionen auf den höchsten Stand seit Anfang April gestiegen. Am Freitag kamen landesweit 323 Fälle hinzu, wie das Gesundheitsministerium in Prag am Samstag bekanntgab. Am stärksten betroffen ist die Region um die Stadt Frydek-Mistek im Osten des Landes an der Grenze zu Polen, gefolgt von der mittelböhmischen Stadt Kolin und der Hauptstadt Prag. Landesweit gab es bisher 389 Todesfälle in Verbindung mit einer Covid-19-Erkrankung.

Unterdessen wurde bekannt, dass sich in einem Krankenhaus der Kleinstadt Horazdovice mehr als 20 Patienten und Pfleger mit dem Coronavirus infiziert haben. Der Ort liegt knapp 90 Kilometer nördlich von Passau. Ein kleiner Teil der Neuinfektionen soll auf Reiserückkehrer zurückgehen. Die Behörden in Prag gaben daher nun «Empfehlungen für Reisen ans Meer» heraus: Man solle zwei Meter Abstand zu anderen Menschen halten, in öffentlichen Verkehrsmitteln einen Mundschutz tragen und häufiges Händewaschen nicht vergessen.

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