Corona-Überblick: Meldungen am Montag

Foto: Freepik
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Johnson feierte mit bis zu 30 Gästen im Lockdown Geburtstag

LONDON: Kuchen, Happy-Birthday-Singen und 30 Gäste: Einem Bericht des Fernsehsenders ITV zufolge soll der britische Premierminister Boris Johnson mitten im Lockdown in größerer Runde Geburtstag gefeiert haben. Johnsons Frau Carrie habe eine Überraschungsparty für den Premier im Sitzungsraum des Kabinetts im Regierungssitz in der Downing Street organisiert, hieß es in dem Bericht vom Montag. Bis zu 30 Gäste seien bei der angeblichen Feier am Nachmittag des 19. Juni 2020 dabei gewesen, darunter vor allem Mitarbeiter, aber auch die Designerin Lulu Lytle, die damals für viel Geld die Dienstwohnung der Johnsons renovierte. Carrie Johnson soll dem Bericht zufolge dann das Lied «Happy Birthday» angestimmt haben. Später seien mehrere Familienmitglieder in der Wohnung der Johnsons zu einer privaten Feier gewesen.

Eine Regierungssprecherin bestritt den Bericht über die Party am Nachmittag laut ITV nicht, bezeichnete die Veranstaltung aber als kurzes Treffen von Mitarbeitern im Anschluss an eine Besprechung, um dem Premier zu gratulieren. Johnson sei weniger als zehn Minuten dabei gewesen. Den Bericht über Gäste in der Dienstwohnung wies die Sprecherin als «komplett unwahr» zurück. Johnson habe lediglich eine kleine Gruppe von Familienmitgliedern im Freien empfangen.

Johnson ist wegen der als «Partygate» bezeichneten Affäre um zahllose Lockdown-Partys im Regierungssitz heftig unter Druck geraten. Noch in dieser Woche wird mit dem Ergebnis einer internen Untersuchung durch die hochrangige Beamtin Sue Gray gerechnet. Mehrere Abgeordnete seiner eigenen Partei haben sich bereits von ihm abgewandt und planen Berichten zufolge ein Misstrauensvotum gegen ihren Parteichef.


PCR-Testkapazitäten sollen erhöht werden

BERLIN: Angesichts der rasant steigenden Corona-Infektionen sollen die begrenzten Kapazitäten für PCR-Tests erhöht werden. Dazu müssten alle Anstrengungen unternommen werden, heißt es in einem Beschluss von Bund und Ländern vom Montag. Zugleich wurde festgehalten, dass es bei auftretenden Engpässen unabdingbar sei, Priorisierungen vorzunehmen.

Die Länder nahmen den Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz zur Kenntnis, die begrenzt verfügbaren PCR-Tests auf besonders gefährdete, vulnerable Gruppen zu konzentrieren sowie auf Beschäftigte, die diese betreuen und behandeln. Es handele sich um das Personal insbesondere in Krankenhäusern, in Praxen, in der Pflege, in Einrichtungen der Eingliederungshilfe und für Personen mit dem Risiko schwerer Krankheitsverläufe.

Bei diesen soll demnach ein Verdacht auf eine Covid-19-Infektion weiterhin durch einen PCR-Test abgeklärt werden. Ebenso sollen PCR-Tests für Hochrisikopatientinnen und -patienten eingesetzt werden, um eine frühzeitige Behandlung zu ermöglichen.


Scholz: Neue Kampagne soll Impfquote steigern

BERLIN: Zur Erhöhung der Impfquote in Deutschland will die Bundesregierung nach Angaben von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) noch stärker als bisher für den Impfschutz gegen das Coronavirus werben. Mit großer Anstrengung habe die Bundesregierung eine neue Kampagne zum Impfen und Boostern aufgelegt, erklärte Scholz am Montag nach den Beratungen von Bund und Ländern zu den Maßnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Neben Plakaten mit der Motto-Aufschrift «Impfen hilft» solle es nun auch verstärkt Aufrufe im Radio und auch auf Social-Media-Plattformen geben.

Ziel sei es, in den nächsten Tagen und Wochen möglichst viele Menschen von der Impfung zu überzeugen - vor allem von der Erstimpfung und von der dritten Auffrischungsimpfung. Hier habe nach den 30 Millionen Impfungen, die Deutschland bis Ende Dezember erreicht habe, «das Tempo nachgelassen», sagte Scholz. «Es gilt: Impfen hilft. Selbst die erste Impfung hilft vor schwierigen Verläufen.» In Deutschland seien nun knapp über 75 Prozent der Bevölkerung erstgeimpft. «Das muss viel mehr sein. Und da sind wir auch schlechter, als das verzeichnet werden kann in anderen Ländern.» Deutschland sei aber sehr gut, was das Boostern angehe, erklärte Scholz. Dieser Weg müsse fortgesetzt werden.


Viele Festnahmen nach Krawallen bei Corona-Demonstration in Brüssel

BRÜSSEL: Nach Ausschreitungen bei einer Demonstration gegen Corona-Maßnahmen in Brüssel hat die Polizei 239 Menschen in Gewahrsam genommen. Elf von ihnen seien verhaftet worden, gab die Brüsseler Polizei am Montag bekannt. Sie müssten sich voraussichtlich vor der Justiz verantworten, unter anderem wegen Waffenbesitz und Auflehnung gegen die Ordnungskräfte.

Nach Angaben der Polizei hatten sich am Sonntag rund 50.000 Menschen in der Brüsseler Innenstadt versammelt, um gegen die Corona-Maßnahmen in Belgien zu protestieren. Die Demonstration verlief demnach zunächst friedlich, am Nachmittag brachen jedoch Krawalle am Ende des Demonstrationszuges aus. Der Nachrichtenagentur Belga zufolge warfen Demonstranten Gegenstände auf Polizisten und beschädigten Gebäude, unter anderem den Sitz des Europäischen Auswärtiger Dienstes. Die Polizei setzte den Angaben zufolge Tränengas und Wasserwerfer ein, 15 Menschen wurden verletzt.


Steinmeier: Gewaltsame Corona-Proteste gefährden sozialen Frieden

BERLIN: Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sieht in den gewaltsamen Protesten gegen die staatliche Corona-Politik eine Gefahr für den sozialen Frieden im Land.

«Jede gewaltsame Eskalation ist eine zu viel. Denn es geht nicht nur um die Missachtung von Versammlungsrecht oder Hygieneregeln», sagte Steinmeier am Montag in Berlin. «Es geht um die Missachtung des sozialen Friedens in unserem Land. Hass und Gewalt zerstören das Fundament unseres Miteinanders.»

In der Gesprächsrunde zum Thema «Hass und Gewalt in den Zeiten der Pandemie» warnte das Staatsoberhaupt vor einer Verharmlosung der Vorgänge. «Die Gefahr ist real, und sie ist konkret.» Hygieneregeln und Corona-Auflagen würden bewusst umgangen, Arztpraxen und Impfbusse attackiert, die Wohnhäuser von Politikern, insbesondere Kommunalpolitikern, belagert, Polizeikräfte gezielt verletzt, Journalisten angefeindet. Morddrohungen machten Schlagzeilen.

Die Versammlungsfreiheit sei ein hohes Gut, betonte Steinmeier. Das Gleiche gelte für die Meinungsfreiheit. «Aber ein Gewaltaufruf, ein Mordaufruf gar, das ist nicht Wahrnehmung von Meinungsäußerung.»


Niederlande wollen Gaststätten und Kultur wieder öffnen

DEN HAAG: Trotz einer massiven Omikron-Welle wollen die Niederlande Gaststätten, Theater, Museen und Kinos wieder öffnen. Das hat die Regierung nach übereinstimmenden Berichten der Medien am Montag in Den Haag beschlossen. Cafés und Restaurants sowie Kulturstätten sollen wieder bis 22.00 Uhr öffnen dürfen, allerdings mit Einschränkungen wie Maskenpflicht und Impf-Nachweis. Premier Mark Rutte will die Entscheidungen am Dienstagabend bekannt geben. Auch bei Sportwettkämpfen wie etwa Fußballspielen soll wieder Publikum zugelassen werden.

Vor knapp zehn Tagen wurde bereits die Schließung der Geschäfte aufgehoben, nach einem harten Lockdown seit dem 18. Dezember. Der Druck auf die Regierung, auch noch die letzten harten Einschränkungen aufzuheben, ist groß. Proteste gab es von Unternehmern und auch dem Kultursektor. Auch Bürgermeister forderten ein Ende der harten Maßnahmen. Angesichts der geöffneten Gaststätten in den Nachbarländern Deutschland und Belgien sei ein Verbot nicht länger durchzusetzen.

Die Zahl der Neuinfektionen steigt inzwischen weiter rasant. Bis zum Montagmorgen wurden in 24 Stunden rund 65.000 neue Infektionen registriert. Es sind vermutlich mehr, da die Computer der Gesundheitsbehörden die hohe Zahl der positiven Testergebnisse nicht mehr verarbeiten können. Die Inzidenz liegt bei fast 2000 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen. Zum Vergleich: In Deutschland liegt der entsprechende Wert bei 840,3. Die Zahl der Patienten in Krankenhäusern nimmt aber nur leicht zu.


Mögliche Erklärung für mildere Verläufe bei Omikron-Variante

FRANKFURT/MAIN/CANTERBURY: Frankfurter Forscher haben eine mögliche Ursache für mildere Krankheitsverläufe bei der Omikron-Variante des Corona-Virus identifiziert. In Zellversuchen habe sich gezeigt, dass Omikron im Vergleich zur Vorgänger-Variante Delta besonders empfindlich gegenüber der sogenannten Interferon-Antwort des Menschen sei, teilte das Uniklinikum in Frankfurt am Montag mit. Interferone sind Teil des Immunsystems.

Die Frankfurter Forscher veröffentlichten ihre Ergebnisse zusammen mit einem Team von der britischen University of Kent im Fachblatt «Cell Research». «Offenbar kann Omikron im Gegensatz zu Delta nicht verhindern, dass die befallenen Zellen Interferon produzieren und ausschütten», sagte Martin Michaelis von der School of Bioscience der University of Kent laut Mitteilung.

Von Viren befallene Zellen bilden bestimmte Interferone. Das sind vereinfacht gesagt Botenstoffe, die unter anderem andere Zellen über den Eindringling informieren. Interferone sind wichtig für die unspezifische Immunantwort - also eine sehr schnelle, wenn auch weniger spezifische Reaktion des Immunsystems gegen einen Erreger. Die unspezifische Immunantwort ist zu unterschieden von der spezifischen Immunantwort, deren Aufbau mehr Zeit braucht. Dabei werden unter anderem passgenaue Antikörper gegen den Erreger gebildet.


Corona-Rekordzahlen - Eine halbe Million aktive Fälle

TEL AVIV: Mehr als eine halbe Million der gut neun Millionen Israelis ist gegenwärtig mit dem Coronavirus infiziert. Die Zahl der aktiven Fälle liege bei mehr als 531.000, teilte das israelische Gesundheitsministerium am Montag mit. Mehr als 83.000 neue Fälle wurden demnach binnen 24 Stunden gemeldet - mehr als je zuvor seit Beginn der Pandemie vor zwei Jahren. Experten gehen davon aus, dass die tatsächliche Zahl der Neuinfektionen deutlich höher ist. Die Zahl der Schwerkranken liegt bei 814.

Der Experte Eran Segal vom Weizmann-Institut in Rechovot geht davon aus, dass Israel den Höhepunkt der Omikron-Welle erreicht hat. «Ich rechne damit, dass die Zahl der Erkrankungen in dieser Woche zurückgehen wird, wir beobachten das bereits bei den über 60-Jährigen», sagte der Regierungsberater der Nachrichtenseite ynet. Die Zahl der Schwerkranken werde aber zunächst noch weiter steigen. Er schätzte, dass sich bereits drei Millionen Israelis - etwa ein Drittel der Bevölkerung - mit der Omikron-Variante infiziert habe.

Nur 63 Prozent der 9,4 Millionen Israelis gelten noch als vollständig geimpft. In Israel werden dazu zweifach Geimpfte bis zu sechs Monate nach der Zweitimpfung und Menschen mit Auffrischungsimpfung gezählt. 29 Prozent der Bevölkerung sind gar nicht geimpft, bei acht Prozent ist die Gültigkeit der Impfung abgelaufen. Knapp 600.000 Menschen in Israel haben bereits eine vierte Impfdosis erhalten.


England streicht Testpflicht nach Einreise für Geimpfte

LONDON: Für geimpfte Einreisende nach England gibt es künftig eine Hürde weniger. Die verpflichtenden Corona-Tests, die bislang nach der Einreise gemacht werden müssen, sollen ersatzlos entfallen, wie der britische Premierminister Boris Johnson am Montag ankündigte. Die Änderung soll am 11. Februar um 5.00 Uhr (MEZ) in Kraft treten.

Bislang müssen alle Urlauber und Rückkehrer bei privaten, von der Regierung zertifizierten Anbietern auf eigene Kosten Tests buchen und bis spätestens zum zweiten Tag nach der Einreise durchführen. Derzeit ist dafür ein Antigen-Schnelltest ausreichend, zuvor wurde sogar ein PCR-Test verlangt. Für Ungeimpfte wird diese Pflicht weiterhin gelten - genauso wie weitere Tests vor der Einreise sowie an Tag 8 und die Pflicht zur Isolation.

Schottland, Wales und Nordirland entscheiden eigenständig über ihre Corona-Politik, orientieren sich bei Reiseregeln aber oft an England, da viele internationale Reisende ohnehin über London ins Land kommen.


WHO-Chef: Akutphase der Pandemie kann in diesem Jahr beendet werden

GENF: Die Akutphase der Corona-Pandemie kann aus Sicht des Chefs der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit einem internationalen Kraftakt in diesem Jahr beendet werden. Dazu müssten unter anderem die Impflücken in ärmeren Ländern geschlossen werden, und es müsste mehr getestet werden, sagte Tedros Adhanom Ghebreyesus am Montag bei einer Sitzung des WHO-Exekutivrates in Genf. Gleichzeitig warnte Tedros vor voreiligem Optimismus. «Es wäre gefährlich anzunehmen, dass Omikron die letzte Variante war und dass wir schon in der Endphase sind.»

Wegen der raschen Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus wurden der WHO vorige Woche alle drei Sekunden 100 neue Fälle aus aller Welt gemeldet, und alle zwölf Sekunden kam ein Todesfall hinzu, wie Tedros berichtete.

Der Chef der UN-Gesundheitsorganisation hatte jedoch auch gute Nachrichten für das Lenkungsgremium aus Gesundheitsministern und hochrangigen Beamten aus 34 Ländern: Der Impfstoff-Mangel sei überwunden. Die logistische Herausforderung bestehe jetzt darin, die Dosen in alle Länder zu bringen und dort zu verabreichen.

In Afrika haben laut Tedros 85 Prozent der Menschen noch keine Impfung erhalten. Nur wenn in den kommenden Monaten 70 Prozent der Bevölkerung in jedem Land geimpft werde, könne das Virus besiegt werden, sagte Tedros. Außerdem müssten Behandlungsmöglichkeiten verbessert werden, um die Sterblichkeit zu senken. «Wir können Covid-19 als globale Notfallsituation beenden, und wir können es in diesem Jahr tun», sagte Tedros.


Deutschland sagt 200 Millionen Euro für UN-Bildungsfonds zu

GENF: Deutschland stockt die Finanzierung eines UN-Fonds für Schulbildung in Krisensituationen um 200 Millionen Euro auf. Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) gab die Zusage für die Initiative Education Cannot Wait («Bildung kann nicht warten») am Montag anlässlich eines Besuchs bei den Vereinten Nationen in Genf bekannt.

Der Fonds ist vor allem in Afrika, Südamerika und dem Mittleren Osten aktiv. Er finanziert Schulen, psychosoziale Dienste und die Ausbildung von Lehrenden. Der Fonds reagiert auf akute Krisen wie Kriege oder die Corona-Pandemie in mehr als 30 Ländern wie Jemen, Syrien oder Afghanistan.

«Bildung ist der Schlüssel, der es Millionen Mädchen und Jungen ermöglicht, aus der Armut auszubrechen und ein menschenwürdiges Leben zu leben», sagte Schulze. Sie warnte vor weltweiten Schulabbrüchen durch coronabedingte Schulschließungen. «Die Covid-19-Pandemie droht die Bildungsfortschritte der letzten Jahrzehnte zunichte zu machen», sagte sie.

Mit der neuen Zusage steigt der deutsche Beitrag an dem UN-Fonds auf 318,8 Millionen Euro. Deutschland gehört mit Großbritannien, Dänemark und Norwegen zu den größten Geldgebern.

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