Corona-Überblick: Meldungen am Montag

Die Londoner Downing Street. Foto: epa/Andy Rain
Die Londoner Downing Street. Foto: epa/Andy Rain

Johnson bei Gartenparty während Corona-Lockdown

LONDON: Neue Berichte über eine Gartenparty in der Downing Street während des Corona-Lockdowns erhöhen den Druck auf den britischen Premierminister Boris Johnson. Der Regierungschef und seine Frau Carrie Johnson hätten am 20. Mai 2020 mit 30 bis 40 Mitarbeitern an einer Zusammenkunft im Garten seines Amtssitzes teilgenommen, berichteten die Sender ITV und Sky News am Montagabend. Damals durften sich laut Corona-Regeln in England nur zwei Personen aus verschiedenen Haushalten im Freien treffen.

ITV zitierte aus einer Email-Einladung von Johnsons Privatsekretär Martin Reynolds an rund 100 Beschäftigte. Die Mitarbeiter sollten «das Beste aus dem schönen Wetter machen» und selbst Alkohol zu «Drinks mit Abstand» mitbringen. Am selben Nachmittag hatte der damalige Kulturminister Oliver Dowden die Bevölkerung aufgerufen, sich an die geltenden Bestimmungen zu halten.

Gegen Johnson und seine Mitarbeiter gibt es seit Wochen Vorwürfe, sie hätten die Corona-Regeln gebrochen. Nachdem es zunächst um mutmaßliche Weihnachtsfeiern im Dezember 2020 ging, stehen nun zwei Veranstaltungen im Garten der Downing Street im Fokus. Zuerst war ein Foto aufgetaucht, das Johnson, seine Frau und mehrere Mitarbeiter am 15. Mai bei Käse und Wein zeigen soll. Dabei habe es sich um ein Geschäftstreffen gehandelt, verteidigte sich der Regierungssitz. Danach erwähnte Johnsons ehemaliger Berater Dominic Cummings, der im Streit gegangen war, das Treffen am 20. Mai. Dafür legte ITV nun einen Beweis vor.

Die Downing Street wollte die Berichte nicht kommentieren und verwies auf laufende interne Ermittlungen. Labour-Vize Angela Rayner kritisierte, Johnson zeige keinen Respekt für selbst erlassene Regeln.


Draghi rechtfertigt sich für Corona-Impfpflicht

ROM: Italiens Regierung hat sich nach der Ausweitung der Corona-Impfpflicht und der umstrittenen Schulöffnung für ihre Maßnahmen gerechtfertigt. «Ein Großteil der Probleme, die wir heute haben, hängen mit der Tatsache zusammen, dass es Ungeimpfte gibt», sagte Ministerpräsident Mario Draghi am Montagabend in Rom. Die Regierung habe die Impfpflicht für Menschen älter als 50 Jahre auf Grundlage von Daten entschieden. Sie trügen mehr Risiken. Außerdem seien zwei Drittel der Corona-Patienten auf den Intensivstationen nicht gegen Covid-19 geimpft, erklärte der 74-Jährige weiter.

Für viel Kritik sorgte auch die Rückkehr der Schüler nach den Winterferien in den Präsenzunterricht. Draghi rechtfertigte, dass es keinen Sinn ergebe, die Schulen zu schließen, wenn der Rest offen bleibe. Die Befürchtung war, dass sich in Kürze viele ansteckten und dann in den Distanzunterricht müssen.

Italiens Ministerrat hatte sich in der vergangenen Woche auf die Corona-Regelungen geeinigt, sich danach aber nicht öffentlich dazu erklärt. Dies hatte ihm reichlich Kritik eingebracht. «Es gab tatsächlich auch von mir und den anderen eine Unterschätzung hinsichtlich der Erwartungen an eine Pressekonferenz», erklärte Draghi. «Dafür bitte ich um Entschuldigung.»

Wie schon zuvor äußerte er sich nicht zu einer möglichen Kandidatur für das Staatsoberhaupt bei der Wahl am 24. Januar. Draghi wird für das Präsidentenamt gehandelt. Damit müsste er jedoch das Amt des Ministerpräsidenten aufgeben, weshalb in der Folge einige eine Regierungskrise und damit vorgezogen Wahlen befürchten.


Baerbock würdigt Einsatz Italiens gegen Corona-Pandemie

ROM: Außenministerin Annalena Baerbock hat den Einsatz Italiens gegen die Corona-Pandemie gewürdigt. Beim Besuch eines Impfzentrums in Rom sagte die Grünen-Politikerin am Montag, die Einrichtung mache deutlich, wie wichtig es sei, auch vor Ort in die Quartiere zu gehen und niedrigschwellige Anlaufstellen zu haben. Terminvereinbarung, das Impfen, das Impf-Zertifikat und danach die Folgetermine funktionierten digital via Handy. Ihr sei es wichtig gewesen, «hierher zu kommen, um zu lernen, wie Italien eine so hohe Impfquote geschafft hat».

In Italien waren Stand Montagmorgen nach Angaben des Gesundheitsministeriums rund 89,4 Prozent der Menschen über zwölf Jahren mindestens einmal gegen Covid-19 immunisiert. In dem von Baerbock besuchten Impfzentrum behandelt seit Januar 2021 ein rotierendes Team aus einem halben Dutzend Ärzten und Pflegern sieben Tage in der Woche im Schnitt rund 250 Patienten am Tag.

Freiwillige sowie Menschen aus der Verwaltung und Gesundheitseinrichtungen sorgten weit über ihre normalen Arbeitszeiten hinaus dafür, «dass wir uns gegenseitig schützen, dass Menschen geschützt sind und sicherstellen, dass wir diese Pandemie gemeinsam in den Griff bekommen», lobte Baerbock. Dies seien die Orte, an denen Menschen direkt mit staatlichen Institutionen in Kontakt kommen. Deswegen seien Investitionen in Gesundheitseinrichtungen «auch eine Investition in das Vertrauen in staatliche Institutionen und damit in Investitionen in unser gemeinsames europäisches Haus».

In Italien gilt seit dem 8. Januar eine Impfpflicht für Menschen älter als 50 Jahre. Die Regierung will damit den Druck von den Kliniken nehmen. Menschen über 50 Jahre haben noch bis Anfang Februar Zeit, sich erstmalig impfen zu lassen oder ihre jeweiligen Folgeimpfungen zu machen. Ab dann droht ansonsten eine Geldstrafe.


EU-Behörde EMA prüft Zulassung von Covid-Medikament von Pfizer

AMSTERDAM: Die EU-Arzneimittelbehörde EMA prüft die Marktzulassung eines Medikaments gegen Covid-19 des Herstellers Pfizer. Der US-Pharmakonzern habe den entsprechenden Zulassungsantrag gestellt, teilte die EMA am Montag in Amsterdam mit. Das Medikament Paxlovid soll bei Patienten ab zwölf Jahren eine schwere Erkrankung nach einer Corona-Infektion verhindern.

Patienten nehmen nach Angaben des Herstellers über fünf Tage zwei Mal täglich jeweils drei Tabletten ein. Der Wirkstoff Nirmatrelvir soll ein Sars-CoV-2-Protein hemmen und dadurch die Vermehrung des Virus stoppen. Zu möglichen Nebenwirkungen gehören eine Beeinträchtigung des Geschmackssinns, Durchfall, Bluthochdruck und Muskelschmerzen.

Die Experten der EMA würden nun Vorzüge und Risiken des Präparates bewerten und innerhalb «einiger Wochen» eine Empfehlung abgeben, teilte die Behörde mit. Die Experten prüfen bereits seit längerem Daten des Herstellers aus Studien.

Zuvor hatte die EMA den EU-Mitgliedstaaten grünes Licht für eine nationale Notfallzulassung gegeben. Das Bundesgesundheitsministerium bereitet eine solche Zulassung vor. Nach Angaben von Minister Karl Lauterbach (SPD) wurden eine Million Packungen Paxlovid geordert. «Das Mittel eignet sich insbesondere für die Behandlung ungeimpfter Risikopatienten», hatte er gesagt.


Verschärfte Corona-Maßnahmen - Beschränkungen für Lokale

STOCKHOLM: Schweden verschärft angesichts stark gestiegener Neuinfektionszahlen seine Corona-Maßnahmen. Um die Belastung des Gesundheitswesens zu verringern, müssen unter anderem Kneipen und Restaurants mit Ausschankgenehmigung ab Mittwoch spätestens um 23.00 Uhr schließen, Gruppen dürfen dort nur noch maximal acht Personen groß sein. Alle, die dies können, werden in dem skandinavischen EU-Land darüber hinaus zum Arbeiten aus dem Homeoffice aufgerufen, wie Ministerpräsidentin Magdalena Andersson am Montag auf einer Pressekonferenz in Stockholm sagte. Erwachsenen wird angeraten, ihre nahen Kontakte in Innenräumen zu begrenzen.

Auch Teilnehmerobergrenzen etwa für öffentliche Veranstaltungen oder für private Zusammenkünfte in Lokalen werden herabgesetzt. Früher eingeführte Beschränkungen werden verlängert, wie aus einer Auflistung der Gesundheitsbehörde Folkhälsomyndigheten hervorgeht. Die Belastung des Gesundheitswesens sei hoch, sagte Andersson. Sie unterstrich, dass all diese Beschränkungen vorübergehend seien. Folkhälsomyndigheten geht derzeit davon aus, dass die Maßnahmen bis Mitte Februar notwendig sind, sie sollen aber alle 14 Tage auf den Prüfstand kommen.

Schweden ist von Pandemiebeginn an einen Sonderweg mit relativ moderaten Corona-Beschränkungen und stärkeren Appellen an die Vernunft der Bürger gegangen, doch auch dort galten gewisse Maßnahmen und Vorgaben. Das Robert Koch-Institut hatte das Land Ende vergangener Woche ebenso wie Luxemburg und viele andere Staaten als Hochrisikogebiet eingestuft.


Israel meldet Höchststand mit mehr als 21.500 Fällen pro Tag

TEL AVIV: In Israel klettern die Corona-Infektionszahlen täglich auf neue Höchststände: Das Gesundheitsministerium meldete am Montag 21.501 neue Fälle für den Vortag. Die Zahl der Schwerkranken stieg auf 222. Im Herbst während der vierten Welle war der Höchststand bei mehr als 11.000 Fällen pro Tag gewesen.

Die tatsächlichen Infektionszahlen dürften aktuell allerdings deutlich höher liegen. Denn Israel hat in der vergangenen Woche die Testpflicht gelockert: Nur noch Risikogruppen und Menschen ab 60 Jahren müssen einen PCR-Test machen, nachdem sie in Kontakt mit einem Corona-Infizierten gekommen sind. Für alle anderen reicht ein Antigen-Schnelltest.

Ministerpräsident Naftali Bennett warnte am Sonntag auf Facebook davor, dass sich in dieser Infektionswelle zwei bis vier Millionen Israelis mit dem Coronavirus infizieren würden. Nur noch rund 61 Prozent der 9,4 Millionen Israelis gelten nach Ministeriumsangaben noch als vollständig geimpft. Bereits rund 320.000 haben die vierte Impfung erhalten.


Indien beginnt Bevölkerung zu boostern

NEU DELHI: Indien hat begonnen, seine Bevölkerung zu boostern. Ab Montag erhielten unter anderem Personal im Gesundheitswesen, bei der Polizei oder Armee, Behördenmitarbeitende im Corona-Dienst sowie gefährdete Über-60-Jährige die dritte Dosis Corona-Impfstoff, wie es aus dem Gesundheitsministerium in Neu Delhi hieß. Insgesamt dürften damit derzeit rund 57,5 Millionen Menschen in dem 1,3-Milliarden-Einwohner-Land zum Boostertermin kommen, berichteten örtliche Medien.

Rund die Hälfte der Bevölkerung hat bislang zwei Dosen erhalten. Die meisten bekamen das in Indien hergestellte Mittel von AstraZeneca mit dem Namen Covishield.

Die Corona-Zahlen steigen im Zusammenhang mit Omikron seit einiger Zeit schnell, nachdem die Zahlen nach einer heftigen und tödlichen Delta-Welle vor knapp einem Jahr tief waren. Am Montag meldete das Gesundheitsministerium knapp 180.000 Tagesneuinfektionen - 20.000 mehr als am Tag davor. Bei der heftigen Delta-Welle wurden in Höchstzeiten um die 400.000 Tagesneuinfektionen gemeldet, die meisten Menschen waren damals nicht geimpft. Studien wiesen bei den Fällen und Todeszahlen auf eine große Dunkelziffer hin.


Hannover Messe erwägt Verschiebung in den Sommer

HANNOVER: Die für Ende April geplante Hannover Messe als weltweit wichtigste Industrieschau könnte coronabedingt verschoben werden. «Aufgrund des Pandemiegeschehens sind wir im engen Austausch mit Ausstellern und Partnern, um gemeinsam und rechtzeitig über eine mögliche Verschiebung der Hannover Messe in den Sommer 2022 zu entscheiden», sagte ein Messesprecher am Montag auf Anfrage.

Bis Mitte Januar solle eine Entscheidung feststehen. Eine komplette Absage wie im Jahr 2020 stehe aber nicht zur Diskussion. Ziel sei es, die Hannover Messe nach der digitalen Veranstaltung im vergangenen Jahr diesmal wieder in Präsenz auszurichten, darüber seien sich Messe und Aussteller einig, teilte der Sprecher mit.

Als diesjähriges Partnerland der Hannover Messe ist Portugal vorgesehen. Übergreifende Themen sollen wie in den Vorjahren nachhaltige Produktion und Digitalisierung sein. Nach derzeitiger Planung soll die Messe vom 25. bis 29. April stattfinden.


Corona in Italien: Weitere Einschränkungen im Reiseverkehr

ROM: In Italien gelten seit diesem Montag weitere Corona-Einschränkungen mit Auswirkungen auf das Reisen. In Hotels, Kongresszentren, Restaurants, Skiliften und den Transportmitteln im Nah- und Fernverkehr gilt nun die 2G-Regel. Das bedeutet, dass dort nur noch Menschen Zutritt bekommen, die nachweislich gegen Covid-19 geimpft oder von der Krankheit genesen sind. Im Verkehr sind damit nicht nur Linienbusse in der Stadt betroffen, sondern auch Züge, Fähren und Flüge. Deutsche Touristen können in Italien die QR-Codes ihrer Impfnachweise verwenden.

Der Ministerrat unter Regierungschef Mario Draghi hatte sich Ende des vergangenen Jahres auf die Regeln geeinigt. Damit erweitern sich die Einschränkungen im Alltag vor allem für die Ungeimpften, denn ein negativer Corona-Test reicht für viele Orte nicht mehr aus. Auch für den Mannschaftssport gilt nun die 2G-Regel. Fußballer zum Beispiel müssen damit geimpft oder genesen sein, um spielen zu dürfen.

Die Regierung des Landes mit rund 60 Millionen Einwohnern reagierte damit auf die stark gestiegenen Corona-Neuinfektionszahlen. Die zuletzt offiziell ermittelte Sieben-Tage-Inzidenz lag landesweit im Schnitt mit 1669 Fällen je 100.000 Einwohnern auf einem Rekordhoch.

Am Montag beginnt in den meisten der 20 Regionen wieder der Schulunterricht nach den Winterferien. Manche Experten und Politiker befürchten wegen der hohen Infektionszahlen bei Kindern, dass vielen Klassen bald der Distanzunterricht drohen wird. Im Bahnverkehr werden außerdem Zugausfälle und Schienenersatzverkehr erwartet, weil wegen vieler Ansteckungen Personal fehlt.

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