Corona-Überblick: Meldungen am Montag

Foto: Freepik
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Dramatische Corona-Lage: Petersburg beschränkt Freiheiten Ungeimpfter

ST. PETERSBURG: Angesichts dramatisch angestiegener Corona-Infektionszahlen führt die russische Ostsee-Metropole St. Petersburg zahlreiche Einschränkungen im öffentlichen Leben ein. Ab dem 1. November müssen Erwachsene etwa bei Sport-Großveranstaltungen nachweisen können, dass sie geimpft oder genesen sind, wie die Petersburger Stadtverwaltung am Montagabend mitteilte. Ab Mitte November ist ein entsprechender Nachweis per QR-Code demnach auch beim Besuch von Fitnessstudios, Theatern, Kinos und Museen notwendig.

Ab Dezember soll die Regelung zudem auf Gastronomie und Einzelhandel ausgeweitet werden. Ausgenommen ist, wer belegen kann, dass er sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen kann. Arbeitgeber wurden angewiesen, nicht geimpfte Über-60-Jährige ins Homeoffice zu versetzen. Ungenehmigte Veranstaltungen werden künftig auf maximal 40 Teilnehmer begrenzt.

Wie in vielen anderen Regionen ist die Infektionslage in St. Petersburg seit Wochen sehr angespannt. Am Montag registrierten die Behörden 3097 neue Corona-Fälle innerhalb von 24 Stunden. Russlandweit wurde mit mehr als 34.300 Infektionen binnen eines Tages ein neuer Höchststand seit Beginn der Pandemie erreicht. Im selben Zeitraum starben 998 Menschen mit Covid-19. Experten gehen allerdings davon aus, dass die tatsächlichen Zahlen noch deutlich höher liegen.

Im größten Land der Erde, das über mehrere eigene Vakzine verfügt, ist die Impfskepsis weiterhin groß. Jüngsten Zahlen zufolge ist erst knapp ein Drittel der 146 Millionen Russen vollständig geimpft. Der Kreml hatte zuletzt mehrfach betont, dass die Entscheidung über verschärfte Corona-Regeln bei den einzelnen Regionen liege. Ein landesweiter Lockdown etwa sei nicht geplant.


EU-Behörde prüft Zulassung von Pfizer-Impfstoff für Kinder

AMSTERDAM: Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA prüft nun auch die Zulassung des Corona-Impfstoffes der Hersteller Biontech und Pfizer für Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren. Das teilte die EMA am Montag in Amsterdam mit. Die Hersteller hatten bereits in der vergangenen Woche angekündigt, entsprechende Daten zu den klinischen Untersuchungen an die EMA zu schicken.

Die Studien zeigen nach Angaben von Biontech und Pfizer, dass der Impfstoff von Kindern in dieser Altersgruppe gut vertragen wird und eine stabile Immunantwort hervorruft. Anders als bei Jugendlichen bekamen die Kinder dieser Altersgruppe nur ein Drittel der Dosis. Der Impfstoff Cominarty ist zur Zeit in der EU nur für Menschen ab zwölf Jahre zugelassen.

Die Experten prüfen nach Angaben der EMA nun die Daten. Eine Empfehlung über die Erweiterung der Zulassung wird in einigen Monaten erwartet. Die endgültige Entscheidung liegt dann bei der EU-Kommission. Das aber gilt als Formsache.


Ex-US-Außenminister Powell nach Corona-Infektion gestorben

WASHINGTON: Der frühere US-Außenminister Colin Powell ist infolge von Komplikationen nach einer Corona-Infektion gestorben. Powell, ein pensionierter General und einstiger Chef des Generalstabs der US-Streitkräfte, starb am Montag im Alter von 84 Jahren, wie seine Familie in einem Facebook-Post mitteilte. Powell sei vollständig gegen das Coronavirus geimpft gewesen, hieß es. «Wir haben einen herausragenden und liebevollen Ehemann, Vater, Großvater und einen großen Amerikaner verloren», erklärte die Familie.

Powell, ein Sohn jamaikanischer Einwanderer aus New York, wurde 2001 unter dem damaligen Präsidenten George W. Bush der erste schwarze Außenminister der USA. Bush und seine Frau Laura erklärten am Montag, Powell habe dem Land herausragend gedient, «beginnend mit seiner Zeit als Soldat in Vietnam». Viele Präsidenten hätten seinem Rat vertraut. Er sei ein Freund und herausragender Mann gewesen.


Untersuchung sieht Welle an Antisemitismus und Islamhass seit Corona

BRÜSSEL: Die Corona-Pandemie hat einer Untersuchung zufolge zu einer neuen Welle an Antisemitismus und Islamhass geführt. Diese habe sich insbesondere auf Social-Media-Plattformen ausgebreitet, existierende antijüdische und antimuslimische Narrative neu verpackt und Minderheiten für die Pandemie verantwortlich gemacht, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Bericht der Denkfabrik IFFSE (Institute for the Freedom of Faith & Security in Europe Foundation).

Die Untersuchung hält fest, dass soziale Plattformen zu Beginn der Pandemie von der Welle an Online-Rassismus überwältigt waren. Trotz einiger Bemühungen, den Schaden zu reduzieren, hätten die Unternehmen nicht effektiv genug gehandelt. Verschwörungserzählungen hätten im Netz neues Publikum gefunden. Zugleich habe sich der Online-Hass auch offline gezeigt - insbesondere auf Demos gegen Lockdowns oder das Impfen. Vor allem in Deutschland hätten Glaubensgemeinschaften eine erhöhte wahrgenommene Bedrohung unter Juden und Muslimen festgestellt. Sie hätten wegen des Online-Hasses mehr Angst, das Judentum oder den Islam öffentlich auszuleben.

Um dieser Entwicklung entgegenzutreten, nennt das IFFSE Empfehlungen - für soziale Netzwerke, für Regierungen und für die Zivilgesellschaft. So sollten antisemitische und islamophobe Inhalte auf Facebook gekennzeichnet werden wie Covid-Fake-News. Zudem sollten die Plattformen enger zusammenarbeiten. Regierungen sollten zügig an Gesetzen arbeiten, die die Netzwerke regulieren, und bei Verstößen angemessene Strafen verhängen. Damit die Gesellschaft weniger anfällig für Falschinformationen und rassistische Verschwörungen ist, solle staatsbürgerliche Bildung gefördert werden.

Die EU-Kommission hatte Anfang Oktober eine «Strategie zur Bekämpfung von Antisemitismus und zur Förderung jüdischen Lebens» in der EU vorgelegt. Darin wurde unter anderem darauf verwiesen, dass antisemitische Inhalte auf bestimmten deutschsprachigen Kanälen etwa auf Facebook oder Telegram seit Beginn der Corona-Krise rund 13-mal häufiger vorkommen als vorher.


Abflug der letzten Afghanistan-Evakuierten in Ramstein verschoben

RAMSTEIN: Der Abflug der verbliebenen Schutzsuchenden aus Afghanistan von der US-Airbase im pfälzischen Ramstein in die USA verzögert sich. Eine kleine Zahl afghanischer Evakuierter sei bei der Untersuchung vor der Ausreise positiv auf das Coronavirus getestet worden, teilte ein Sprecher der Airbase auf Anfrage am Montag mit. Diese Menschen und ihre Familien würden «in Übereinstimmung mit den aktuellen Gesundheitsrichtlinien isoliert bleiben, bis sie sicher reisen können». Ein genaues Datum stehe noch nicht fest. Zuvor hatte der SWR darüber berichtet.

Die Airbase in Ramstein, die größte US-Airbase außerhalb Amerikas, war zuletzt eines der Drehkreuze für die Weiterreise von Afghanen, die das US-Militär nach der Machtübernahme der Taliban aus Kabul ausgeflogen hatte - Zehntausende starteten von hier über den Atlantik. Zwischenzeitlich wurden die Weiterflüge in die USA unterbrochen, weil wenige Fälle von Masern festgestellt worden waren.


Von der Leyen: EU hat eine Milliarde Corona-Impfstoffdosen exportiert

BRÜSSEL: Die Europäische Union hat binnen zehn Monaten mehr als eine Milliarde Corona-Impfstoffdosen an andere Länder weltweit exportiert. «Wir haben einen wichtigen Meilenstein erreicht», sagte Kommissionschefin Ursula von der Leyen am Montag in Brüssel. Der Impfstoff sei seit Dezember 2020 in mehr als 150 Länder geliefert worden - unter ihnen Japan, die Türkei, Großbritannien und Brasilien. Etwa 87 Millionen Dosen seien über die UN-Initiative Covax an Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen gegangen.

«Wir haben unsere Impfstoffe stets fair mit dem Rest der Welt geteilt», betonte von der Leyen. «Wir haben genauso viel exportiert, wie wir für die Bürgerinnen und Bürger der EU bereitgestellt haben.»

Angesichts zunächst knappen Impfstoffs und teils ausfallender Lieferungen hatte die EU Anfang Februar 2021 eine Exportkontrolle von Corona-Impfstoffen eingeführt und diese im März verschärft. So kann die Ausfuhr in bestimmten Fällen untersagt werden. Dies ist jedoch fast nie geschehen.

Von der Leyen bekräftigte nun, dass die EU in den kommenden Monaten mindestens 500 Millionen Impfdosen an besonders gefährdete Länder spenden werde. «Aber auch andere Länder sind gefordert.»


Corona-Pass : Polizei räumt Blockade im Hafen von Triest

TRIEST: Nach tagelangen Protesten von Aktivisten und Arbeitern im Hafen der norditalienischen Stadt Triest gegen das Corona-Zertifikat hat die Polizei die Demonstranten zurückgedrängt. Polizeibeamte mit Helmen und Schildern sowie Wasserwerfer stellten sich am Montagmorgen vor dem Durchgang Nummer vier des Hafens auf, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete und auf Fernsehbildern zu sehen war. Es kam zu Rangeleien mit den Ordnungskräften. Auch Wasserwerfer und Tränengas wurden eingesetzt. Ungefähr 2000 Demonstranten versammelten sich laut Ansa anschließend auf dem Hauptplatz in Triests Innenstadt.

Hafenarbeiter und Aktivisten hatten seit Tagen gegen die Ausweitung des sogenannten Grünen Passes - ein Corona-Pass mit ausdruckbaren oder digitalen Nachweisen einer Corona-Impfung, eines negativen Tests oder einer Genesung von der Krankheit - auf die Arbeitswelt demonstriert. Die Regierung von Ministerpräsident Mario Draghi hatte beschlossen, dass das Zertifikat ab dem vergangenen Freitag (15. Oktober) notwendig sei, um zur Arbeit gehen zu dürfen.

Die Hafenarbeiter in Triest hatten mit einer Blockade gedroht. Der Betrieb in dem für die Wirtschaft wichtigen Hafen wurde allerdings nicht entscheidend eingeschränkt. Die Entscheidung der Regierung hatte am Samstag vor einer Woche in der Hauptstadt Rom bereits zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Polizei geführt.

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