Corona-Überblick: Meldungen am Montag

Foto: Pixabay/Alexandra Koch
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Corona-Pandemie: Hersteller setzt Preis für Remdesivir

WASHINGTON: In der Coronavirus-Pandemie hat das US-Biotech-Unternehmen Gilead Sciences den Preis für den Wirkstoff Remdesivir für den US-Markt festgelegt. Eine fünftägige Behandlung mit Remdesivir werde bei Bestellung durch die US-Regierung 2340 Dollar (etwa 2000 Euro) pro Patient kosten, schrieb Gilead-Chef Daniel O'Day am Montag in einem offenen Brief. Für private Krankenversicherungen sei der Preis etwa ein Drittel höher. Bei diesem Preis hätten seiner Einschätzung nach alle Menschen Zugang zu dem Wirkstoff, schrieb O'Day. Für bedürftigere Länder werde es generische Versionen des Medikaments mit geringerem Preis geben.

Erst vor wenigen Tagen hatte die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA eine Zulassung für das Mittel mit dem Handelsnamen Veklury unter Auflagen auch in Europa empfohlen. Eine internationale Studie mit über 1000 Teilnehmern hatte Ende April gezeigt, dass Remdesivir bei Covid-19-Patienten die Zeit bis zu einer Genesung im Schnitt um vier Tage verkürzen kann - von 15 auf 11 Tage. Die Sterblichkeit ging in der Untersuchung geringfügig zurück, was statistisch jedoch nicht signifikant war.

Die USA hatten bereits Anfang Mai eine Ausnahmegenehmigung für den begrenzten Einsatz des Wirkstoffes in Krankenhäusern erteilt. Auch in Deutschland war das Mittel bislang schon innerhalb eines Arzneimittel-Härtefallprogrammes zugänglich und wird in klinischen Studien getestet. Remdesivir wurde ursprünglich zur Behandlung von Ebola entwickelt, zeigte aber eine zu geringe Wirkung. Es ist bislang in keinem Land der Welt uneingeschränkt als Medikament zugelassen. Bislang gibt es keine Impfung gegen das neuartige Coronavirus und auch keine zuverlässige zugelassene medikamentöse Therapie.


US-Bundesstaat Arizona führt Corona-Beschränkungen wieder ein

PHOENIX: Bars, Fitnesszentren und Kinos in Arizona müssen wieder schließen: Angesichts einer rasanten Zunahme der Neuinfektionen hat der südwestliche US-Bundesstaat eine Lockerung seiner Corona-Auflagen wieder rückgängig gemacht. Gouverneur Douglas Doucey erklärte am Montag (Ortszeit), auch Veranstaltungen mit über 50 Teilnehmern seien nun wieder verboten - und das nur eine Woche nach einem großen Auftritt von US-Präsident Donald Trump in Arizona. Douceys Anordnung gilt zunächst bis Ende Juli.

In dem Bundesstaat mit gut sieben Millionen Einwohnern gibt es bislang rund 75.000 bestätigte Coronavirus-Infektionen. Zuletzt war die Zahl der Neuinfektionen schnell angestiegen - genauso wie in den südlichen Bundesstaaten Kalifornien, Texas und Florida. Auch in Texas und Teilen Kaliforniens wurde daher zuletzt eine Schließung von Bars angeordnet. Der Bundesstaat New Jersey verschob angesichts der Zunahme von Neuinfektionen im Süden des Landes die für Donnerstag geplante Erlaubnis für Restaurants, Gäste wieder in geschlossenen Räumen bewirten zu dürfen. Für Sonntag meldeten die Behörden in den USA fast 40.000 Neuinfektionen, wie Daten der Universität Johns Hopkins zeigten.


EU vergibt Corona-Hilfen nur an reformbereite Länder

DÜSSELDORF: Der Fraktionschef der Europäischen Volkspartei (EVP) im EU-Parlament, Manfred Weber, hat betont, dass die Corona-Hilfen der Europäischen Union an klare Bedingungen geknüpft sind. Es gebe Richtlinien für die Verteilung des Hilfspakets im Umfang von 750 Milliarden Euro. «Wir werden die Gelder nur freigeben, wenn die Mitgliedstaaten im Inneren reformbereit sind und das Geld für Zukunftsinvestitionen ausgeben», sagte Weber der «Rheinischen Post» (Dienstag). «Wir wollen den Steuerzahlern versichern, dass Länder nur Geld bekommen, wenn sie eine unabhängige Justiz und unabhängige Medien haben».

Mit Bezug auf Polen und Ungarn sagte der CSU-Politiker: «Uns machen manche Länder Sorgen. Wer die Werte Europas, die demokratischen Regeln nicht einhält, kann von der EU kein Geld bekommen», sagte Weber und fügte hinzu: «Die EU ist kein Bankautomat, sondern eine Wertegemeinschaft.»

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hat in der Corona-Krise einen schuldenfinanzierten Wiederaufbauplan mit einem Volumen von 750 Milliarden Euro präsentiert. Davon sollen 500 Milliarden Euro als Zuschüsse und 250 Milliarden als Kredite an EU-Staaten vergeben werden. Verhandelt wird der Plan zusammen mit dem nächsten siebenjährigen EU-Finanzrahmen, für den die Kommission 1,1 Billionen Euro ansetzt.


New Yorker Feuerwerk zum Unabhängigkeitstag wird aufgeteilt

NEW YORK: Das Großfeuerwerk zum US-Unabhängigkeitstag am 4. Juli wird in der Metropole New York in diesem Jahr auf mehrere Tage verteilt. Von Montag an werde es jeden Abend in einem der fünf New Yorker Stadtteile ein rund fünfminütiges Feuerwerk geben, erklärte der Organisator, das Kaufhaus Macy's. Wegen des Coronavirus soll verhindert werden, dass am Samstag wie sonst üblich Zehntausende an den Flussufern der Stadt gemeinsam das Spektakel anschauen. In diesem Jahr würden die einzelnen Feuerwerke in einem zweistündigen TV-Special zusammengeschnitten, bei dem auch Stars wie John Legend, The Killers und Black Eyed Peas auftreten, teilte der Sender NBC am Montag mit.


Macron will Einigung über EU-Wiederaufbauhilfen im Juli

BERLIN: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat Druck bei den EU-Wiederaufbauhilfen nach der Corona-Krise gemacht. Es müsse im Juli eine Einigung über den EU-Finanzrahmen und den Wiederaufbauplan geben, sagte der 42-Jährige am Montag nach einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Meseberg. «Dies ist unsere oberste Priorität», sagte Macron. Warten werde die Dinge nicht leichter machen.

Macron und Merkel hatten im Mai einen Hilfsfonds in Höhe von 500 Milliarden Euro vorgeschlagen, um die europäische Wirtschaft aus der Corona-Krise zu bringen. Frankreich, das von der Corona-Pandemie hart getroffen wurde, erhofft sich laut Élyséekreisen aus dem Programm 30 bis 40 Milliarden Euro. Die deutsch-französische Vereinbarung solle zu einem Erfolg für ein geeinteres und souveräneres Europa werden, sagte Macron.

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen präsentierte schließlich einen schuldenfinanzierten Wiederaufbauplan mit einem Volumen von 750 Milliarden Euro. Davon sollen 500 Milliarden Euro als Zuschüsse und 250 Milliarden als Kredite an EU-Staaten vergeben werden. Österreich, die Niederlande, Schweden und Dänemark - die «Sparsamen Vier» - lehnen Zuschüsse, die nicht zurückgezahlt werden müssen, jedoch ab. Eine Entscheidung könnte beim EU-Gipfel Mitte Juli in Brüssel fallen.


Iran: Über 160 Corona-Tote an einem Tag

TEHERAN: Im Iran sind alleine innerhalb von 24 Stunden über 160 Corona-Patienten gestorben. Das ist eine Rekordzahl und führte im Gesundheitsministerium zu ernsthaften Sorgen. Damit liege die Zahl der Toten aktuell bei 10.670 und die der Infizierten bei 225.205, sagte Ministeriumssprecherin Sima Lari am Montag im Staatsfernsehen.

Der erneute Anstieg der Fallzahlen geschah nach Ansicht von Experten wegen der Lockerungen in den letzten Wochen. Nach einem zwischenzeitlichen Rückgang der Infektionswelle Ende Mai, hatte die Regierung von Hassan Ruhani die Anti-Corona-Maßnahmen gelockert und fast allen Branchen die Arbeit wieder erlaubt. Mit den Lockerungen wurden auch die Menschen immer unvorsichtiger. Laut Gesundheitsministerium nehmen nur noch zehn Prozent der 82 Millionen Iraner die Hygienevorschriften ernst. Nun will Ruhani ab kommenden Samstag für drei Wochen eine Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr und an überdachten Orten mit größeren Menschenansammlungen einführen. Experten jedoch bezweifeln, dass diese Anweisungen von den Menschen befolgt werden, besonders da es weder geeignete Kontrollen noch Geldstrafen bei Verstößen geben wird.

Laut Gesundheitsministerium stirbt alle 13 Minuten ein Corona-Patient im Iran und alle 33 Sekunden kommt es zu einer Neuinfektion. Präsident Ruhani will aber trotz Kritik an seiner Lockerungspolitik festhalten. Er sei der Auffassung, dass die Corona-Krise noch länger andauere und eine längerfristige Einschränkung der Wirtschaftsaktivitäten nicht machbar sei. Die Iraner sollten laut Ruhani lieber lernen, «mit dem Virus zu leben».


IWF: Folgen von Corona schlimmer als zuvor erwartet

JOHANNESBURG: Die Corona-Krise wird die afrikanischen Länder südlich der Sahara laut des Internationalen Währungsfonds noch härter wirtschaftlich treffen als zunächst erwartet. In diesem Jahr drohe der Region ein Schrumpfen der wirtschaftlichen Leistung um 3,2 Prozent, nicht 1,6 Prozent, wie noch im April prognostiziert, teilte der Internationale Währungsfonds (IWF) am Montag mit. Das Einkommen pro Kopf werde im Durchschnitt um sieben Prozent sinken.

Dies liegt demnach unter anderem an den strengen Corona-Maßnahmen, die viele Länder Afrikas verhängten und die teilweise verheerende wirtschaftliche Auswirkungen haben, etwa in Südafrika. Die meisten Länder haben inzwischen begonnen, die Maßnahmen wieder zu lockern - oft aus wirtschaftlichen Gründen. Zudem spielten eine stark gesunkene Nachfrage sowie die unterbrochenen Lieferketten und der globale Rückgang der Wirtschaftsleistung eine Rolle, hieß es.

Das Coronavirus erreichte Afrika recht spät und mit rund 383.000 Fällen hat der Kontinent weniger Infizierungen verzeichnet als andere Regionen der Welt. Allerdings beschleunigt sich inzwischen die Ausbreitung. Die meisten Fälle haben Südafrika, Ägypten, Nigeria und Ghana verzeichnet. Die panafrikanische Gesundheitsbehörde Africa CDC erwartet, dass die Pandemie erst im August oder September ihren Höhepunkt in Afrika erreichen wird.


Höchste Zahl an Neuinfektionen seit Anfang April

PRAG: Tschechien hat die höchste tägliche Zahl an Coronavirus-Neuinfektionen seit Anfang April registriert. Am Sonntag wurden 305 bestätigte Erkrankungsfälle gemeldet, während es am Samstag noch 260 gewesen waren. Nach Einschätzung von Gesundheitsminister Adam Vojtech handelt es sich nicht um eine zweite Welle. Grund für den sprunghaften Anstieg sei ein lokaler Infektionsherd in der Industrieregion Mährisch-Schlesien, sagte der 33-Jährige am Montag. Dort finden derzeit Reihenuntersuchungen unter Bergleuten des staatlichen Steinkohleförderers OKD statt.

Während die Corona-Maßnahmen im Rest des Landes weiter gelockert werden, kommt es in der östlichen Region zu Verschärfungen. Unter anderem sind dort bis auf Widerruf nur Versammlungen von bis zu 100 Menschen zulässig. Zudem gilt die Mundschutzpflicht weiter, die im Rest des Landes ab dem 1. Juli bis auf wenige Ausnahmen entfällt. Als stabil schätzt das Gesundheitsministerium die Entwicklung in der Hauptstadt Prag ein, die bei Touristen wegen ihrer historischen Bausubstanz beliebt ist. In Tschechien wurden bisher 348 Todesfälle mit der Lungenkrankheit Covid-19 in Verbindung gebracht.


Griechenland rüstet sich für Tourismus-Start auf den Inseln

ATHEN: Athen bereitet sich auf die Öffnung seiner Regionalflughäfen, Häfen und einiger Grenzübergänge auf dem Festland für den Tourismus vor. Ärzte des griechischen Militärs werden Coronavirus-Kontrollen in den Flughäfen der griechischen Inseln ab dem 1. Juli übernehmen. In fast allen Hotels der Inseln wurden Isolierzimmer eingerichtet, wo mögliche Infektionsfälle bleiben müssen. Auch gibt es auf den Inseln eigene Corona-Test- und Isolierstationen. Dies berichtete das griechische Staatsfernsehen (ERT) am Montag unter Berufung auf den Zivilschutz.

Zudem müssten sich alle Reisenden nach Griechenland mindestens 48 Stunden vor der Ankunft elektronisch anmelden und ein Formular ausfüllen, wo sie angeben müssen, wo sie vorher waren und wo sie sich in Griechenland aufhalten werden. Ein Algorithmus werde errechnen, ob und welche Reisende nach ihrer Ankunft einen Corona-Test machen müssen, berichtete das Staatsfernsehen weiter.

Unterdessen wurde auf der Urlaubsinsel Kos der erste Charterflug aus Deutschland erwartet. Der griechische Tourismusminister Haris Theocharis will die Reisenden im Flughafen von Kos feierlich empfangen, teilte das Tourismusministerium am Montag mit. «Es ist ein Ereignis von zentraler Bedeutung für den Neustart des Tourismus», erklärte das Ministerium schriftlich. Griechenland hat verglichen mit anderen Staaten Europas eine sehr niedrige Infektionsrate.


Deutschland startet neuen Vorstoß für UN-Resolution zu Corona

BERLIN: Deutschland will einen neuen Vorstoß für eine Resolution des UN-Sicherheitsrats zur Corona-Pandemie starten. Es sei ein «Armutszeugnis» für den Sicherheitsrat, dass er sich bei diesem wichtigen globalen Thema bisher nicht einig geworden sei, sagte Außenminister Heiko Maas (SPD) in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. «Es kann nicht sein, dass der Sicherheitsrat sprachlos bleibt, wenn die ganze Welt es mit einer solchen Pandemie zu tun hat.»

Deutschland übernimmt am 1. Juli für einen Monat den Vorsitz in dem wichtigsten UN-Gremium. Eine Corona-Resolution ist bisher an einem Streit zwischen den USA und China gescheitert, in dem es vor allem um die Rolle der Weltgesundheitsorganisation WHO geht. US-Präsident Donald Trump wirft der WHO vor, im Sinne Chinas zu handeln, und will sie nicht in einer Resolution erwähnt sehen.

«Das ist ein weiteres Beispiel dafür, dass der Sicherheitsrat kurz vor der Handlungsunfähigkeit steht», sagte Maas. «In den großen, aktuellen Krisen wie Syrien oder Corona wird der Sicherheitsrat nicht mehr den Ansprüchen gerecht, die man an ihn haben müsste. Es gibt eine dauerhafte Selbstblockade - mal von der einen, mal von der anderen Seite.»

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