Corona-Überblick: Meldungen am Montag

Foto: Freepik
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EU-Gipfel soll über Impfpass und Impf-Privilegien beraten

BRÜSSEL: Die Frage eines europäischen Corona-Impfpasses und möglicher Privilegien für Geimpfte wird Thema beim EU-Videogipfel am Donnerstag. «Der Prozess des Impfens eröffnet die Debatte über Zertifikate», schrieb EU-Ratschef Charles Michel am Montag in seinem Einladungsschreiben an Bundeskanzlerin Angela Merkel und die übrigen Staats- und Regierungschefs. «Wir werden die Angemessenheit eines gemeinsamen Vorgehens diskutieren sowie, falls das passend ist, die Frage, unter welchen Umständen Ausweise genutzt werden könnten.»

Ob Geimpfte praktische Vorteile haben sollen - etwa Zutritt zu Kinos oder Restaurants oder vereinfachtes Reisen - ist unter anderem in Deutschland umstritten. Griechenland hatte sich dafür stark gemacht, einen in ganz Europa anerkannten Impfpass einzuführen und Geimpften Urlaubsreisen zu erleichtern. Andere EU-Staaten sehen das skeptisch, solange Impfstoff knapp ist und erst wenige Menschen den schützenden Piks bekommen können.

Michel schrieb: «Die Beschleunigung der Impfungen in der EU ist unsere absolute Priorität.» Beim Gipfel werde die EU-Kommission den Stand der Impfstofflieferungen, der Steigerung der Produktionskapazität und bei der gerechten Verteilung darlegen. Die EU-Staaten könnten sich dann über ihre Erfahrungen austauschen. Angesichts der Coronavirus-Mutationen sei zudem höchste Wachsamkeit geboten. Es gelte, Tests und Nachverfolgung aufrecht zu erhalten, doch Grenzübertritte in der EU weiter zu ermöglichen.


New Yorks Gouverneur fragt Pfizer direkt nach Corona-Impfdosen

NEW YORK: Angesichts einer schleppenden Verteilung bei den Corona-Impfdosen will New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo Nachschub direkt beim Pharmariesen Pfizer kaufen. Zwar habe Washington neue große Lieferungen der Vakzine versprochen, schrieb Cuomo in einem am Montag veröffentlichten Brief an Pfizer-Chef Albert Bourla. «Bis heute hat die Bundesregierung ihr Versprechen allerdings nicht eingehalten. Tatsächlich wird New York diese Woche nur 250.000 Dosen erhalten, 50.000 weniger als in der Vorwoche.»

Da Pfizer und der deutsche Hersteller Biontech nicht Teil des US-Programms «Warp Speed» sind, habe die Firma nach Ansicht Cuomos die Möglichkeit, das begehrte Mittel auch direkt an Bundesstaaten zu verkaufen. Bislang sind offiziellen Angaben zufolge eine Million Impfungen im Staat New York verabreicht worden - das entspricht etwa jedem Zwanzigsten der knapp 20 Millionen Menschen. Die Behörden befürchten, dass zäh eintrudelnder Nachschub der Impfungen die langsam an Fahrt aufnehmende Kampagne behindern könnte.


Britische Corona-Mutation erstmals nachgewiesen

PRAG: Die in Großbritannien entdeckte Coronavirus-Mutation ist in Tschechien angekommen. Die Variante sei in ersten Proben nachgewiesen worden, teilten die Gesundheitsbehörden in Prag am Montag mit. «Es scheint, dass derzeit etwa zehn Prozent aller Proben, die wir untersuchen, diese Virusvariante enthalten», sagte Gesundheitsminister Jan Blatny. Die britische Variante sei wohl ansteckender, aber nicht gefährlicher als das ursprüngliche Virus, erläuterte der Mediziner.

Derweil beschloss die Regierung, den wegen der Corona-Pandemie verhängten Notstand erneut zu verlängern. Es gebe dazu keine Alternative, sagte Innenminister Jan Hamacek nach einer Kabinettssitzung am Montag. Das Parlament muss der geplanten Verlängerung um einen Monat bis zum 21. Februar noch zustimmen. Das Minderheitskabinett aus der populistischen ANO des Ministerpräsidenten Andrej Babis und Sozialdemokraten ist dafür die Tolerierungsstimmen der Kommunisten angewiesen.

Der Notstand ermöglicht es, Grundrechte wie die Versammlungsfreiheit auszusetzen. Derzeit dürfen sich maximal zwei Personen in der Öffentlichkeit treffen. Alle Geschäfte des nicht-alltäglichen Bedarfs sind geschlossen. Von Dienstag an dürfen Läden mit Kinderbekleidung und Papierwarenhandlungen wieder öffnen.

Am Montag meldeten die Behörden 2.618 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden. In Tschechien gab es seit Beginn der Pandemie insgesamt 891.852 Corona-Infektionen und 14.449 Todesfälle. Der EU-Mitgliedstaat hat rund 10,7 Millionen Einwohner.


Touristikbranche und Opposition wollen Lockerung des Lockdowns

WARSCHAU: In Polen wächst der Widerstand gegen eine Fortsetzung des harten Lockdowns. Die Betreiber von mehr als hundert Hotels, Restaurants und Bars sowie einige Freizeiteinrichtungen gaben am Montag auf Twitter unter dem Hashtag «#otwieramy» (Wir öffnen) ihre Absicht bekannt, das Geschäft in den kommenden Tagen wieder aufzunehmen. Die Firmen zitieren dort das Urteil eines Verwaltungsgerichts in Opole (Oppeln), wonach der derzeit verhängte Teil-Lockdown ohne die dafür in der Verfassung vorgesehenen Mechanismen verhängt wurde.

Besonders laut sind die Forderungen nach Lockerungen in den beliebten polnischen Wintersportorten wie Zakopane, wo die Branche um den Ausfall der gesamten Saison fürchtet. Aber auch etwa im westpolnischen Gniezno (Gnesen) will laut Agentur PAP eine Gruppe von 40 Hotel- und Restaurantbetreibern zum 1. Februar wieder öffnen - unabhängig davon, ob die Regierung dies bis dahin erlaubt. «Wir haben genug vom Warten», sagte Restaurantbesitzer Arkadiusz Gwizdala.

In Polen gilt derzeit für Hotels ein landesweites Beherbergungsverbot. Restaurants und Cafés dürfen ihr Angebot nur zum Mitnehmen verkaufen.

Regierungschef Mateusz Morawiecki appellierte an die Unternehmer, die Restriktionen einzuhalten. «Sie retten damit Leben.» Man werde die Einschränkungen durchsetzen und verschärft kontrollieren. Vertreter des des größten Oppositionsbündnisses Bürgerkoalition (KO) forderten unterdessen die Regierung auf, die Auflagen für Unternehmer zu lockern. Die Corona-Hilfen des Staats seien nicht ausreichend, um die Verluste auszugleichen.


Vier Millionen Menschen gegen Corona geimpft

LONDON: In Großbritannien haben mittlerweile mehr als vier Millionen Menschen eine Impfung gegen das Coronavirus erhalten. Derzeit werde doppelt so viel geimpft wie in jedem anderen Land in Europa, sagte Gesundheitsminister Matt Hancock am Montag in London. Mehr als die Hälfte der über 80-Jährigen und die Hälfte der Pflegeheimbewohner habe bereits eine Dosis erhalten. «Wir wissen, dass jede Spritze zählt», sagte Hancock. Premierminister Boris Johnson betonte allerdings bei einem Besuch des Impfstoffherstellers Astrazeenca, das Land befinde sich weiterhin in einer «ziemlich brenzligen» Lage.

Johnson kündigte an, dass die Corona-Maßnahmen nur langsam wieder aufgehoben würden. «Man kann nicht einfach mit einem «Sesam, öffne dich» aufmachen, nicht mit einem großen Knall», sagte der Regierungschef. Die Entscheidungen über eine Aufhebung der weitreichenden Ausgangs- und Reisebeschränkungen sowie Schulschließungen werde von den Fortschritten der Massenimpfung abhängig gemacht. Die Regierung will bis Mitte Februar alle Risikogruppen wie Ältere, Pflegeheimbewohner und besonders gefährdetes Pflegepersonal impfen, das sind etwa 15 Millionen Menschen. Mitte Februar könne eine Bestandsaufnahme erfolgen.

Minister Hancock betonte, landesweit sei der Druck auf das Gesundheitssystem hoch. Derzeit würden 37.400 Corona-Patienten in Krankenhäusern behandelt, so viele wie nie zuvor. «Alle 30 Sekunden wird jemand in eine Klinik gebracht», sagte Hancock. Am Montag meldete die Regierung 37.535 Neuinfektionen und 599 Tote, jeweils etwas weniger als zuletzt.


Habeck hält nichts von Maas-Vorstoß zu mehr Rechten für Geimpfte

BERLIN: Grünen-Chef Robert Habeck hat den Vorstoß von Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) zu mehr Rechten für Menschen mit Corona-Impfung zurückgewiesen. «Wir wissen zu vieles noch nicht», sagte Habeck am Montag in Berlin. So sei noch unklar, ob Geimpfte das Virus nicht weitertragen könnten. Zudem brauche es ein Konzept, damit nicht jene zu bevorzugen, die zuerst geimpft würden.

«Geimpfte sollten wieder ihre Grundrechte ausüben dürfen», hatte Maas der «Bild am Sonntag» gesagt. «Es ist noch nicht abschließend geklärt, inwiefern Geimpfte andere infizieren können. Was aber klar ist: Ein Geimpfter nimmt niemandem mehr ein Beatmungsgerät weg. Damit fällt mindestens ein zentraler Grund für die Einschränkung der Grundrechte weg.»

Er frage sich langsam, wie die Bundesregierung zusammenarbeite, sagte Habeck. Über die Regierungsbeteiligung der CSU sei auch der CSU-Vorsitzende Markus Söder Teil davon. «Dass permanent irgendwelche Vorstöße über die Medien lanciert werden, ist im Grunde schlechtester Oppositionsstil.» Als Mitglied einer Regierung habe man die Möglichkeit, solche Vorstöße innerhalb der Regierung voranzutreiben. Söder habe seine Überlegungen für verbindliche Corona-Impfungen für Pflegekräfte unausgegoren präsentiert. «Und diese Politik des mal Rausposaunens zerstört Vertrauen. In einer Phase, wo sowieso das Vertrauen das kostbarste Gut ist, das wir haben.»

Maas wollte sich am Montag in Ankara nicht zu seinem viel kritisierten Vorstoß äußern. «Ich habe hier in Ankara die Erfahrung gemacht und ganz wesentlich gelernt, dass man sich zu Themen, die innenpolitischer Natur sind, besser nicht äußern sollte. Dem will ich auch Rechnung tragen», sagte der SPD-Politiker auf einer Pressekonferenz mit seinem türkischen Amtskollegen Mevlüt Cavusoglu. Er spielte damit auf eine Pressekonferenz am selben Ort im Oktober 2019 an, bei der er sich auf offener Bühne von einem Vorschlag seiner Kabinettskollegin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) distanziert hatte. Die Verteidigungsministerin hatte sich damals für eine von europäischen Nato-Ländern gesicherte Schutzzone in Nordsyrien ausgesprochen.


Norwegen lockert Corona-Maßnahmen für Kinder und Jugendliche

OSLO: Norwegen behält die meisten seiner Corona-Maßnahmen bei, lockert aber einige Beschränkungen für Kinder und Jugendliche. Unter anderem können Jüngere im Alter bis zu 20 Jahren nun wieder wie normal zum örtlichen Training oder zu anderen Freizeitaktivitäten gehen - in der Halle oder unter freiem Himmel. Das gab Ministerpräsidentin Erna Solberg am Montag bekannt. Wettkämpfe sollten dagegen noch nicht wieder stattfinden.

Auch die ausdrückliche Empfehlung, keinen Besuch im eigenen Heim zu empfangen, fällt nun weg. Das bedeutet, dass die Norweger wieder bis zu fünf Gäste zu Hause begrüßen dürfen. Sie sollten soziale Kontakte aber weiter begrenzen, mahnte Solberg an. Auch wenn es aussehe, dass die Maßnahmen Wirkung zeigten, sei die Corona-Lage weiter unsicher. Die meisten privaten Zusammenkünfte und unterschiedliche Veranstaltungen sollten weiterhin verschoben oder abgesagt werden. Der Ausschank von Alkohol gilt weiter als verboten.

Norwegen steht in der Corona-Krise vergleichsweise gut da. Im europäischen Vergleich zählt das skandinavische Land seit langem zu den Staaten mit den niedrigsten Neuinfektionszahlen. Die Zahl ist im jüngsten Vergleich der EU-Gesundheitsbehörde ECDC auf 100.000 Einwohner heruntergerechnet in Norwegen etwa halb so hoch wie in Deutschland, die Todesfallzahl ist um ein Vielfaches niedriger.


Athen erwägt Öffnung griechischer Skigebiete

ATHEN: Der Corona-Stab der griechischen Regierung will bei seinem nächsten Treffen am Freitag erörtern, ob es möglich ist, die Skigebiete des Landes zu öffnen. Bisher sind Reisen innerhalb Griechenlands den Bürgern wegen Corona bis auf wenige Ausnahmen wie etwa den Weg zur Arbeit verboten. Diese Maßnahme stehe derzeit zur Diskussion, sagte der Minister für wirtschaftliche Entwicklung, Adonis Georgiadis, am Montag dem Fernsehsender Skai. «Wenn die Epidemie es zulässt, haben wir dann unter anderem vor, die Skigebiete zu öffnen, da es sich dabei um saisonale Betriebe handelt, die ohne Reisefreiheit nicht arbeiten können.»

Griechenland hat rund 25 Skigebiete, das bekannteste davon im Parnass-Gebirge rund zwei Autostunden nordwestlich von Athen. Bisher liegen die Aktivitäten dort weitgehend flach, weil die Menschen nicht anreisen dürfen. Allerdings ist die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Griechenland derzeit auf Grund eines monatelangen strengen Lockdowns relativ niedrig, so dass jetzt erste Lockerungen vorgenommen werden.

So dürfen seit Montag die Geschäfte weitgehend wieder für Kunden öffnen. Am Sonntag hatte die griechische Gesundheitsbehörde für die rund 11 Millionen Einwohner des Landes 237 Neuinfektionen binnen 24 Stunden gemeldet. Bisher sind in Griechenland 5469 Menschen an oder mit Corona gestorben.


Weniger Kriminalität - Polizei: wegen Corona-Maßnahmen

PRAG: Zumindest einen positiven Effekt soll die Corona-Pandemie in Tschechien gehabt haben: Die Zahl der polizeilich registrierten Straftaten ging 2020 im Vergleich zum Vorjahr um knapp 17 Prozent zurück. Ein Hauptgrund dafür seien die Krisenmaßnahmen, die zu einer geringeren Mobilität der Bevölkerung geführt hätten, teilte ein Polizeisprecher am Montag in Prag mit.

Am stärksten war der Rückgang bei den Straftaten demnach in Prag mit minus 23,7 Prozent. Landesweit ging die Anzahl sogenannter einfacher Diebstähle - wie beispielsweise Ladendiebstähle - um knapp ein Viertel zurück. Geringer fielen die Unterschiede im Jahresvergleich bei schweren Gewalttaten und Morden aus, die um rund zehn Prozent abnahmen. Dabei spiele eine Rolle, dass sich Täter und Opfer oft kennen würden oder verwandt seien, hieß es.

Die tschechische Regierung hatte sowohl in der Frühjahrs- als auch der Herbstwelle den Notstand ausgerufen und einen Lockdown verhängt. Von März bis Juni 2020 waren zudem die Grenzen zu Deutschland und Österreich geschlossen worden. Auch aktuell gelten Ausgangsbeschränkungen und weitgehende Geschäftsschließungen.


Pariser Louvre: 72 Prozent weniger Besucher und 90 Millionen Verlust

PARIS: Der Pariser Louvre verzeichnet für das Jahr 2020 einen Besucherrückgang von 72 Prozent. Damit ist die Zahl der Besucher von 9,6 Millionen im Jahr 2019 aufgrund der sechsmonatigen coronabedingten Schließung auf 2,7 Millionen gefallen. Davon stammten rund 70 Prozent aus Frankreich, wie die Einrichtung bestätigte. Der Louvre wird gewöhnlich von einem Publikum besucht, das zu 75 Prozent aus dem nicht europäischen Ausland stammt, darunter vor allem aus Amerika und China.

Aufgrund der Reisebeschränkungen in Folge der Corona-Krise beschränkte sich 2020 der Teil der ausländischen Besucher auf Deutschland, den Niederlanden, Spanien, Großbritannien und Italien. Die meisten Besucher zog die große Leonardo da Vinci-Ausstellung an, die bis zum 24. Februar 2020 zu sehen war. Wegen der Pandemie musste der Louvre ab 17. März schließen. Insgesamt war das Museum 2020 rund sechs Monate geschlossen, davon knapp vier Monate im Frühling und zwei Monate im Winter.

Den dadurch verursachten Verlust beziffert das Weltmuseum, das sich zu über 50 Prozent selbst finanziert, auf 90 Millionen Euro. Ein Teil sei vom Staat mit 46 Millionen Euro abgedeckt worden. Seit mehreren Wochen organisiert die Einrichtung auch Spendenaktionen. Ursprünglich hätte der Louvre Anfang 2021 wieder öffnen sollen. Aufgrund der anhaltenden Krise sind in Frankreich die Kultureinrichtungen jedoch bis auf Weiteres geschlossen.


Löfven: Verantwortung für Schwedens Corona-Weg trage am Ende ich

STOCKHOLM: Wer trägt die Verantwortung für den vielbeachteten schwedischen Sonderweg in der Corona-Krise? Ministerpräsident Stefan Löfven sieht diese Verantwortung am Ende ganz klar bei sich und seiner Regierung. «Wenn man Ministerpräsident in einem Land ist, hat man natürlich die letztendliche Verantwortung für das Vorgehen der Regierung. Ich kann versprechen, dass das eine Verantwortung ist, die jeden Tag und besonders während einer solchen Krise gespürt wird», sagte Löfven am Sonntagabend in einer Corona-Sondersendung des Fernsehsenders SVT.

Die Regierung führe das Land mit den Gesetzen und Mitteln, die zur Verfügung stünden, sagte Löfven. Man habe einen Beschluss zu einer Strategie gefasst, um die Ausbreitung des Coronavirus so weit wie möglich einzudämmen. Ob er die volle Verantwortung übernehme? «Ja, das tue ich selbstverständlich. Ich bin Ministerpräsident», sagte er.

Auf die Frage, ob es härtere Corona-Maßnahmen in Schweden gebraucht hätte, antwortete Löfven, dass man teils Erfolg dabei gehabt habe, die Infektionsverbreitung zu bremsen. «Ich möchte behaupten, dass wir harte Beschränkungen hatten, zum Beispiel im Frühjahr. Und das zeigte Ergebnisse. Wir können sehen, wie die Infektionsausbreitung zum Halbjahreswechsel tüchtig abgebremst worden ist.» Die Maßnahmen seien hart gewesen und hätten die Bewegungen der Bevölkerung sowie die Aktivitäten der Gesellschaft eingeschränkt.

Schweden ist in der Corona-Krise einen international genau beobachteten Sonderweg mit weniger strikten Beschränkungen und stärkeren Appellen an die Vernunft der Bürger gegangen. Der Regierung und der Gesundheitsbehörde Folkhälsomyndigheten war dabei vorgeworfen worden, mit dieser Strategie Herdenimmunität gegen das Coronavirus angestrebt zu haben. Das dementierte Löfven entschieden: «Wir haben uns niemals, niemals in irgendeiner Strategie befunden, um Herdenimmunität zu erreichen.»


Anhaltende Proteste - 630 Menschen festgenommen

TUNIS: Nach Protesten und gewaltsamen Unruhen in Tunesien haben Sicherheitskräfte dort in vergangenen Tagen mehr als 630 Menschen festgenommen. Gruppen aus 20 bis 30 Jugendlichen und Minderjährigen seien trotz einer nächtlichen Corona-Ausgangssperre auf die Straße gegangen, sagte Chalid Hajuni, Sprecher des Innenministeriums. «Das Gewaltniveau war hoch.» Hajuni warf den Gruppen «kriminelle Handlungen und Plünderungen» vor, zudem seien Sicherheitskräfte schwer verletzt worden. Die Armee wurde zu Einsätzen in mindestens vier Städten des Landes gerufen.

Die seit Freitag laufenden Proteste fallen auf den zehnten Jahrestag der Flucht des Langzeitherrschers Zine El Abidine Ben Ali am 14. Januar 2011, der mehr als 20 Jahre lang an der Macht war. Tunesien ist als einzigem Land, das von Aufständen in der arabischen Welt erfasst wurde, der schrittweise Übergang zur Demokratie gelungen. Korruption und die schlechte Wirtschaftslage - verstärkt durch die Pandemie - plagen das Land aber weiterhin. Das Misstrauen gegen die herrschende Elite und die etablierten politischen Parteien ist groß.

In Tunis setzten Sicherheitskräfte nach Augenzeugenberichten am Sonntagabend Tränengas ein, um Demonstranten auseinanderzutreiben. Auf Videos in sozialen Netzwerken war zu sehen, wie Demonstranten Straßen blockieren und Reifen in Brand setzen. Sie zogen mehrere Tage in Folge auf die Straße, obwohl von Donnerstag bis zu diesem Montag landesweit eine nächtliche Ausgangssperre von 16 Uhr bis 6 Uhr des folgenden Tages galt.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte die Sicherheitskräfte in Tunesien auf, keine unnötige und übermäßige Gewalt anzuwenden. Der Einsatz von Gewalt sei nur angemessen «wo unbedingt notwendig und gerechtfertigt», teilte Amnesty mit. «Jeder Mensch hat in Gewahrsam das Recht, nicht schlecht behandelt oder gefoltert zu werden, seine Familie und einen Anwalt zu kontaktieren sowie ein Recht auf ärztliche Versorgung.»


Griechenland wagt weitgehende Öffnung der Geschäfte

ATHEN: Nach monatelangem Lockdown haben in Griechenland die Geschäfte am Montag wieder geöffnet. Eine leichte Lockerung hatte es zuvor seit November nur über die Weihnachtsfeiertage gegeben. Die Regierung in Athen begründet den Schritt mit der niedrigen Zahl der Neuinfektionen, appelliert aber die Bürger, sich weiterhin an die strengen Maßnahmen zu halten. «Wenn die Regeln nicht eingehalten werden, haben wir keine andere Wahl, als die Geschäfte wieder zu schließen», warnte Vize-Regierungschef Adonis Georgiadis im Fernsehsender Skai am Montagmorgen.

Er gehe davon aus, dass die Anzahl der Neuinfektionen wieder steigen werde. «Das geht nicht anders, wenn man die Wirtschaft öffnet und es dadurch zu mehr Kontakten kommt.» Ein leichter Anstieg sei jedoch zu verkraften, die Intensivbetten seien derzeit nur etwa zur Hälfte belegt. «Ist der Anstieg aber zu hoch, wird es wieder strengere Maßnahmen geben.»

Die Geschäfte dürfen wieder Kunden empfangen, allerdings nur eine Person je 25 Quadratmeter Ladenfläche. In Regionen mit höheren Corona-Zahlen ist den Geschäften der Verkauf lediglich durch «Click Away» erlaubt, wobei die Kunden online oder telefonisch bestellen und die Ware vor dem Geschäft in Empfang nehmen können. Dadurch soll Kundengedränge im Laden vermieden werden.

Griechenland ist von Corona nicht so schlimm betroffen wie viele andere EU-Staaten; am Sonntag meldete die griechische Gesundheitsbehörde für die rund 11 Millionen Einwohner des Landes 237 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Bisher sind 5469 Menschen an oder mit Corona gestorben.


Einreise nach Großbritannien nur noch mit negativem Corona-Test

LONDON: Für Reisen nach Großbritannien ist seit Montagmorgen ein negativer Test vor der Einreise notwendig. Dieser darf nicht mehr als 72 Stunden zurückliegen, wie die britische Regierung in der vergangenen Woche mitgeteilt hatte. Trotzdem müssen sich Einreisende nach ihrer Ankunft in eine zehntägige Quarantäne begeben - egal, aus welchem Land sie kommen. Diese Selbstisolation kann frühestens ab dem fünften Tag durch einen weiteren negativen Corona-Test beendet werden. Die Regelung soll bis mindestens Mitte Februar gelten.

Am größten Londoner Flughafen Heathrow bildeten sich am Montag lange Schlangen bei den Kontrollen. Einreisende mussten Berichten zufolge länger als eine Stunde warten und beklagten teilweise, es würden dadurch zu große Menschenansammlungen entstehen.

Die Regierung hat die Einreiseregeln verschärft, um sich effektiver vor der Einschleppung neuer Corona-Varianten aus anderen Ländern zu schützen. Für Brasilien, wo neue Varianten entdeckt wurden, und mehrere andere südamerikanische Länder sowie Portugal gilt sogar ein Einreiseverbot.


Zahl der Corona-Toten steigt auf mehr als 4000

TEL AVIV: Die Zahl der Corona-Toten in Israel hat die Marke von 4000 überstiegen. Wie das Gesundheitsministerium am Montag mitteilte, starben seit Beginn der Pandemie bislang 4005 Menschen an oder mit einer Infektion. Binnen 24 Stunden seien zudem 5616 Neuinfektionen registriert worden, 9,1 Prozent der Tests seien positiv ausgefallen.

Zum Vergleich: Israel hat etwas mehr als neun Millionen Einwohner, Deutschland etwa neunmal so viele. Dort stieg die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, zuletzt auf 46.633. Binnen 24 Stunden wurden 7141 Neuinfektionen registriert. Israel gilt als sehr junges Land. Fast ein Drittel der Einwohner sind unter 16 Jahre alt.

Israel steckt inmitten einer dritten Corona-Welle. Das Gesundheitssystem liegt nahe der Belastungsgrenze. Bis Freitag gilt ein Lockdown mit strikten Maßnahmen. So darf man das eigene Haus oder die eigene Wohnung nur in einem Umkreis von 1000 Metern verlassen. In den kommenden Tagen wird mit einer Entscheidung über eine mögliche Verlängerung der Restriktionen gerechnet. Das Kabinett hatte bereits am Sonntagabend beschlossen, dass alle Menschen, die aus den Vereinigten Arabischen Emiraten oder Brasilien einreisen, sich in eine zweiwöchige Hotel-Quarantäne begeben müssen.

Parallel zur dritten Welle läuft seit einem Monat eine massive Impfkampagne. Bisher erhielten in Israel etwa 2,1 Millionen Menschen eine erste Dosis, eine zweite Dosis bekamen knapp 310.000 Menschen.


Australien will Grenzen für Reisende auch 2021 geschlossen halten

SYDNEY: Australien wird seine Grenzen für internationalen Reiseverkehr voraussichtlich auch 2021 nicht öffnen. «Ich denke, das ist die große Frage. Aber ich glaube, die Antwort ist Nein», sagte der Chefmediziner der australischen Regierung, Brendan Murphy, am Montag. Selbst wenn ein großer Teil der Bevölkerung gegen das Coronavirus geimpft sei, könne nicht ausgeschlossen werden, dass die Geimpften es weiterhin an andere übertragen könnten. «Ich denke, dass es den größten Teil dieses Jahres immer noch erhebliche Grenzbeschränkungen geben wird», so Murphy.

Das Land hat seine Landesgrenzen seit März 2020 geschlossen. Auch wegen dieser Maßnahme ist Australien mit seinen 25 Millionen Einwohnern bislang vergleichsweise sehr glimpflich durch die Pandemie gekommen. Es wurden insgesamt bisher knapp 29.000 Infektionen verzeichnet, rund 900 Menschen sind in Verbindung mit Covid-19 gestorben. Das Leben ist vielerorts mittlerweile wieder relativ normal. Für zahlreiche Reiseunternehmen, Fluggesellschaften und Familien, die Angehörige im Ausland haben, seien die Pläne aber eine bittere Nachricht, so das Nachrichtenportal news.com.au.


Europäische Investitionsbank: Können Impfstoffproduktion unterstützen

BERLIN/LUXEMBURG: Die Europäische Investitionsbank ist bereit, Europas Impfstoffhersteller bei der Ausweitung der Impfstoffproduktion finanziell zu unterstützen. Ihr Präsident Werner Hoyer sagte der «Welt» (Montag): «Wir können uns da nur anbieten. Wir bestellen den Impfstoff ja nicht selbst. Aber wir standen und stehen immer zur Verfügung.» Die Bank stehe auch bereit, Investitionen in größere Produktionskapazitäten zu unterstützen, damit mehr Impfstoff geliefert werden kann.

Hoyer verteidigte zudem die Impfstoffpolitik von Bundesregierung und EU-Kommission. Beiden wird vorgeworfen, die Impfstoffe gegen Covid-19 zu spät und zu zögerlich bestellt zu haben. «Jetzt sind ja alle Hobbyvirologen und wollen immer schon gewusst haben, dass Biontech die Lösung ist. Aber so klar war die Lage vor zehn Monaten nicht», sagte Hoyer mit Blick auf den Impfstoff von Biontech/Pfizer. «Deshalb wäre es ein Fehler gewesen, wenn die Bundesregierung oder die EU-Kommission bei ihren Bestellungen alles auf eine Karte gesetzt und nur bei einem Anbieter bestellt hätten.»

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Thomas Sylten 19.01.21 12:41
Wie oft denn noch: ES GIBT KEINE PRIVILEGIEN (Sonderrechte) - es gibt nur die Wiederherstellung von Grundrechten, sobald der Grund für die Einschränkung entfallen ist.

Dies hat selbstverständlich UNVERZÜGLICH zu geschehen (also nicht erst nach Erfüllung beliebiger Vorgaben) - sonst ist es schlicht verfassungswidrig. Da gibt es doch gar keinen Bereich für Diskussion: Punkt.