Corona-Überblick: Meldungen am Montag

Foto: Pixabay/Alexandra Koch
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Tschechien untersagt Versammlungen mit mehr als sechs Menschen

PRAG: Im Kampf gegen die Corona-Pandemie greift Tschechien zu härteren Maßnahmen. Von Mittwoch an werden Versammlungen mit mehr als sechs Menschen verboten, wie Gesundheitsminister Roman Prymula am Montagabend bekanntgab. Restaurants, Bars und Klubs müssen dann bis auf weiteres schließen. Der Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit wird untersagt. Alle Schulen müssen bis Anfang November für knapp drei Wochen zum Fernunterricht übergehen. Die Maskenpflicht gilt nicht mehr nur in Innenräumen, sondern auch an Haltestellen öffentlicher Verkehrsmittel. Geschäfte bleiben geöffnet.

«Wir haben nur einen Versuch, der erfolgreich sein muss, damit wir als Nation diese Pandemie beherrschen», sagte Regierungschef Andrej Babis. Tschechien verzeichnet einen starken Anstieg bei den Corona-Neuinfektionen. Im Schnitt steckten sich nach Angaben der EU-Agentur ECDC binnen 14 Tagen 493,1 Menschen je 100.000 Einwohner an - der höchste Wert innerhalb der EU. Die Zahl der Todesfälle seit Beginn der Pandemie überstieg am Montag erstmals die 1000er-Marke. In Verbindung mit einer Covid-19-Erkrankung starben 1045 Menschen, wie aus den Daten des Gesundheitsministeriums hervorging. Tschechien hat knapp 10,7 Millionen Einwohner.


Mehr als 2000 Corona-Tote

TEL AVIV: Die Zahl der Menschen, die in Israel in Verbindung mit einer Corona-Infektion gestorben sind, hat die Marke von 2000 überschritten. Wie das Gesundheitsministerium des Landes am Montagabend mitteilte, wurden seit Beginn der Pandemie 2016 Tote registriert. Israel hat rund neun Millionen Einwohner, in Deutschland leben etwa neun Mal so viele Menschen. Hier starben nach jüngsten Angaben des Robert Koch-Instituts bislang 9621 Menschen in Zusammenhang mit einer Corona-Infektion.

Die Pandemie verlief in Israel zunächst glimpflich, auch wegen eines strikten Kurses der Regierung. Nach Lockerungen und einer massiven Zunahme der Fallzahlen im Laufe des Sommers gilt seit dem 18. September ein Lockdown mit strengen Regeln. Zuletzt zeichnete sich ab, dass die Zahl der Neuinfektionen abnimmt.

Seit Beginn der Corona-Krise haben sich in Israel nach offiziellen Angaben mindestens 293.533 Menschen nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert, in Deutschland sind es mehr als 325.000.


WHO warnt vor Konzept der Herdenimmunität via Ansteckung

GENF: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat davor gewarnt, bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie auf eine Herdenimmunität durch massenweise Ansteckungen zu setzen. «Niemals in der Geschichte des Gesundheitswesens wurde Herdenimmunität als eine Strategie gegen einen Ausbruch eingesetzt, geschweige denn gegen eine Pandemie», sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Montag in Genf.

So ein Vorgehen wäre ethisch und wissenschaftlich problematisch. Eine Herdenimmunität - also die Schwelle, ab der sich ein Virus nicht mehr in einer Bevölkerung verbreiten kann - müsse ähnlich wie bei den Masern und der Kinderlähmung durch Impfungen, nicht durch Ansteckungen erreicht werden, zumal weiter unklar sei, wie sehr eine Infektion vor einer zweiten schütze. In einem Brief hatten Forscher aus verschiedenen Ländern zuletzt für Herdenimmunität geworben.

Angesichts der steigenden Coronazahlen wies der WHO-Chef darauf hin, dass ein Großteil der Neuinfektionen in nur wenigen Ländern passiere. Fast die Hälfte der neuen Fälle entfalle auf drei Staaten. Es komme also auf die Wirksamkeit der Bekämpfungsmaßnahmen an. «Das ist eine ungleichmäßig verlaufende Pandemie», so Tedros.


Riesiger Andrang für Singapurs Kreuzfahrten nach Nirgendwo

SINGAPUR: Erst vor wenigen Tagen hat der Tourismusverband von Singapur wegen der Corona-Pandemie eine neue Art von Kreuzfahrten angekündigt - nämlich Reisen mit Luxuslinern ohne Zwischenstopp und Landgängen. Nun hat die Reederei Genting Cruise Lines innerhalb von fünf Tagen bereits 6000 Buchungen für die mehrtägigen «Kreuzfahrten nach Nirgendwo» erhalten, wie die Zeitung «Straits Times» am Montag unter Berufung auf das Unternehmen berichtete. Die Telefone hätten nicht mehr still gestanden.

Dank Gourmet-Mahlzeiten und umfassenden Outdoor-Aktivitäten handele es sich für die Gäste um ein komplettes Urlaubsangebot: «Das Schiff selbst ist die Destination», sagte Vertriebsleiter Michael Goh. Auch Royal Caribbean International - noch eine Reederei, die ohne festes Ziel über das Meer schippern will - berichtete den Angaben zufolge von einem riesigen Interesse. Die ersten Kreuzfahrten sollen im November und Dezember unter strengsten Sicherheitsauflagen durchgeführt werden.

Dass die Menschen das Reisen vermissen, hatte sich auch bei einem Angebot der australischen Airline Qantas gezeigt: Diese hatte am Wochenende einen achtstündigen Rundflug mit einer Boeing 787-9 Dreamliner über die bekanntesten Sehenswürdigkeiten von Down Under durchgeführt. Die Maschine flog teilweise viel tiefer als normal, um den Passagieren den bestmöglichen Blick etwa auf Uluru und das Great Barrier Reef zu bieten. Der Sightseeing-Flug im Langstrecken-Jet war im September innerhalb von wenigen Minuten ausverkauft.


Corona-Notstand: Slowakei verfügt Versammlungsverbot

BRATISLAVA: Weil die Corona-Infektionszahlen rasant steigen, hat die slowakische Regierung am Montag ein Versammlungsverbot beschlossen. Bereits ab diesen Dienstag ist jedes Zusammentreffen von mehr als sechs Personen, die nicht in einem gemeinsamen Haushalt leben, verboten. Das Recht auf solche außergewöhnliche Einschränkungen des öffentlichen Lebens hat die Regierung auf der Grundlage eines seit 1. Oktober geltenden landesweiten Notstands.

Schon am Sonntag hatte der nationale Krisenstab mehrere andere Verschärfungen der Corona-Schutzmaßnahmen angeordnet. So müssen zum Beispiel alle Schulen für Schüler ab der zehnten Schulstufe auf Online- statt Präsenzunterricht umsteigen. Restaurants dürfen ab Donnerstag (15. Oktober) nur noch Speisen zum Mitnehmen verkaufen, Fitnessstudios und Schwimmbäder werden geschlossen.

Tatsächlich zeigen Daten der Gesundheitsbehörden, dass die meisten Ansteckungen auf Hochzeiten und Familienfeiern erfolgten. Über Ansteckungen am Arbeitsplatz, in Restaurants oder Schulen wurden jedoch keine aussagekräftigen Daten erhoben. Matovic attackierte Sulik am Montag: Die Äußerungen des Liberalen-Chefs sei «eine unverantwortliche Sabotage außerordentlich notwendiger Maßnahmen». Die (von Sulik gegründete) SaS solle «einen besseren Parteichef finden».


Europarat: Regierungen müssen Datenschutz bei Corona-Apps garantieren

STRAßBURG: Der Europarat hat an europäische Regierungen appelliert, beim Einsatz digitaler Anwendungen im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie den Datenschutz zu gewährleisten. Die Rechte auf Privatsphäre der Nutzer müssten jederzeit gewahrt werden, betonte die Staatenorganisation am Montag anlässlich der Veröffentlichung eines entsprechenden Berichts. In mehreren europäischen Staaten gab es demnach Mängel beim Schutz von Daten, die im Rahmen der Pandemie-Einschränkung gesammelt wurden.

So hätten Berichte nahegelegt, dass in Slowenien, Griechenland und Ungarn Gesundheitsbehörden Patientenlisten auch mit der Polizei und anderen Vollzugsbehörden teilten, hieß es in dem Bericht. Der Europarat bedauerte zudem, dass sich die Länder auf keinen einheitlichen Ansatz bei einer europaweiten Corona-Tracking-App einigen konnten. Durch die vielen unterschiedlichen Systeme sei die Effizienz der Maßnahme eingeschränkt.

Die Staaten setzen dem Bericht zufolge die digitalen Anwendungen vor allem für die Kontaktverfolgung, Selbstdiagnose und Durchsetzung von Quarantäne-Vorgaben ein. Der Europarat mit Sitz im französischen Straßburg kümmert sich um den Schutz und die Einhaltung der Menschenrechte in seinen 47 Mitgliedsstaaten. Die Staatenorganisation gehört nicht zur Europäischen Union.


UN-Generalsekretär ruft Finanzminister zu Klima-Investitionen auf

NEW YORK: UN-Generalsekretär António Guterres hat eine Gruppe von mehr als 50 Finanzministern aus aller Welt aufgerufen, nach der Corona-Pandemie mehr staatliche Gelder in nachhaltige Technologien zu investieren. Hilfspakete sollten mit den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens verbunden werden, sagte Guterres bei einem virtuell gehaltenen Treffen der «Koalition von Finanzministern für Klimaschutzmaßnahmen» («Coalition of Finance Ministers for Climate Action») am Montag.

«Ihre Pläne für die wirtschaftliche Erholung werden den Kurs der nächsten 30 Jahre bestimmen», erklärte er weiter. Staaten sollten unter anderem vermehrt in grüne Arbeitsplätze und Industrien investieren sowie die Subventionierung fossiler Brennstoffe einstellen. «Kohle sollte kein Teil von Wiederaufbauplänen sein», erklärte Guterres.

Die Gruppe der Finanzminister wurde 2018 bei einem Treffen der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds gegründet und setzt sich dafür ein, Klimapolitik über die Haushaltspolitik der Mitgliedsstaaten zu prägen.


Iran meldet so viele Corona-Tote wie noch nie

TEHERAN: Der Iran hat einen Rekord bei der Anzahl der Corona-Toten gemeldet. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums vom Montag starben binnen 24 Stunden 272 Patienten an dem Virus. Im gleichen Zeitraum habe es zudem über 4200 Neuinfektionen gegeben, sagte Ministeriumssprecherin Sima Lari im Staatsfernsehen. Damit liege die Zahl der Corona-Toten seit dem Ausbruch der Pandemie Ende Februar aktuell bei fast 29.000, die der Infizierten bei über einer halben Million. Der Iran hat etwa so viel Einwohner wie Deutschland.

Zu den Infizierten gehören auch Vizepräsident Mohammed Bagher Nobacht und Atomchef Ali-Akbar Salehi, die sich unter ärztlicher Betreuung in häuslicher Isolierung befinden. Der drastische Anstieg der Fallzahlen in den vergangenen Wochen hat in einigen Großstädten zu Engpässen bei der medizinischen Versorgung der Corona-Patienten geführt. In der Hauptstadt Teheran fehlen laut dem Corona-Krisenstab auch Krankenbetten. Daher sollen nur Corona-Notfälle in die Krankenhäuser gebracht werden.


Niederländische Karnevalshochburgen sagen Feiern ab

EINDHOVEN: Die Karnevalshochburgen der Niederlande haben Umzüge und Feiern für das kommende Jahr abgesagt. Der Verband Eindhovens Carnaval teilte am Montag mit, dass im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie keinerlei Feierlichkeiten organisiert würden. In der Stadt im Süden der Niederlande werde auch kein Prinz Karneval ernannt. Angesichts der großen Gesundheitsrisiken und der Unsicherheit über die weitere Entwicklung, hätten die Vereinigungen keine andere Wahl, teilte der Verband mit.

Zuvor hatte bereits die Nachbarstadt Tilburg ebenfalls alle großen Karnevalsveranstaltungen abgesagt. Es sei nicht möglich, große Umzüge und Feste zu planen. Auch in der südöstlichen Provinz Limburg nahe der deutschen Grenze fällt Karneval aus.


Ex-Präsident Poroschenko aus Krankenhaus entlassen

KIEW: Nach seiner Infektion mit dem Coronavirus ist der frühere ukrainische Präsident Petro Poroschenko aus dem Krankenhaus entlassen worden.

Sein Zustand habe sich verbessert, teilte seine Partei Europäische Solidarität am Montag in Kiew mit. Der 55-Jährige war vor knapp anderthalb Wochen nach seiner Erkrankung mit einer beidseitigen Lungenentzündung in eine Spezialklinik gekommen. Auch eine seiner beiden Töchter musste stationär behandelt werden. Der prowestliche Politiker hatte die Ukraine von 2014 bis 2019 regiert.


Mehr Covid-19-Patienten in britischen Krankenhäusern als im März

LONDON: In Großbritannien werden aktuell mehr Patienten mit Covid-19 im Krankenhaus behandelt als im Frühjahr. «Wir haben jetzt mehr Patienten mit Covid-19 in den Krankenhäusern als kurz vor dem Beginn des kompletten Lockdowns am 23. März», sagte der nationale Gesundheitsberater Stephen Powis am Montag in London. Angesichts stark steigender Fallzahlen wollte der britische Premierminister Boris Johnson am Montag schärfere Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus verkünden.

Insbesondere der Norden des Landes ist massiv betroffen. Während sich im Spätsommer vor allem jüngere Menschen infizierten, nehmen die Fallzahlen nun auch in den älteren Gruppen wieder zu - und damit auch die schweren Verläufe. Großbritannien ist bislang das am schwersten von der Pandemie getroffene Land in Europa: Der Statistikbehörde zufolge gibt es etwa 58.000 Todesfälle, bei denen Covid-19 auf dem Totenschein erwähnt wurde.


Litauen lockert Corona-Einreisebeschränkungen

VILNIUS: Das baltische EU-Land Litauen hat die coronabedingten Einreisebeschränkungen gelockert. Die Quarantänepflicht gilt von Montag an nur noch für Einreisende aus Ländern, deren Infektionsrate pro 100.000 Einwohner in den vergangenen zwei Wochen um mehr als 10 Prozent über der Rate Litauens liegt. Bislang lag die Grenze bei 25 Fällen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen 14 Tagen.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Vilnius liegt der Wert für Litauen derzeit bei 55,7. Mit der neuen Regelung können nun Reisende aus 21 Staaten - darunter Deutschland - in den Ostsee-Staat einreisen, ohne sich für zwei Wochen in häusliche Quarantäne begeben zu müssen. Weiter besteht aber eine Registrierungspflicht bei der Ankunft.

Die Liste mit Ländern, für die die Quarantänepflicht gilt, wird einmal wöchentlich aktualisiert. Litauen mit seinen knapp drei Millionen Einwohnern verzeichnete insgesamt bislang 6248 bestätigte Infektionen und 103 Todesfälle in Verbindung mit dem Coronavirus. Dabei hatten die täglichen Infektionszahlen zuletzt deutlich zugenommen.


Chinesische Millionenmetropole Qingdao startet Corona-Massentest

PEKING: Die ostchinesische Küstenmetropole Qingdao will seine gesamte Bevölkerung von mehr als neun Millionen Menschen auf das Coronavirus testen. Das teilte die lokale Gesundheitskommission mit, nachdem über das Wochenende ein Dutzend neuer Infektionen aufgetreten waren, die zum größten Teil im Zusammenhang mit einem Krankenhaus stünden.

Unmittelbar nachdem die ersten Infektionen festgestellt wurden, seien bereits über 140.000 Menschen vor allem im Gesundheitssektor getestet worden. «Die gesamte Stadt wird innerhalb von fünf Tagen getestet», teilte die Behörde mit.

Zuletzt wurden in China nur noch importierte Infektionen aus dem Ausland gemeldet. Mit strengen Maßnahmen wie der Abriegelung von Millionenstädten, strikter Isolation und Einreisesperren hat China das Virus unter Kontrolle gebracht. Allerdings gab es in den letzten Monaten wie nun auch in Qingdao einige lokal begrenzte Ausbrüche, die aber schnell wieder eingedämmt wurden. Auch in diesen Fällen waren Massentests angeordnet worden.


Welthungerhilfe: Corona ist «Brandbeschleuniger» für Hunger weltweit

BERLIN: Die deutsche Hilfsorganisation Welthungerhilfe befürchtet eine starke Zunahme von Hunger und Armut weltweit durch die Corona-Pandemie.

Besonders in Afrika südlich der Sahara und in Südasien sei die Situation schon vor der Pandemie alarmierend gewesen, sagte die Präsidentin der Organisation, Marlehn Thieme, am Montag bei der Vorstellung des Welthunger-Index 2020 in Berlin. «Covid-19 wirkt wie ein Brandbeschleuniger.» Zusätzlich werde die Situation durch die Folgen des Klimawandels wie zunehmende Dürrekatastrophen verschärft.

Nach dem Welthungerindex litten Ende 2019 rund 690 Millionen Menschen unter chronischem Hunger, weitere 135 Millionen seien von einer akuten Ernährungskrise betroffen gewesen. Insgesamt seien Menschen in 50 Ländern - ein Viertel aller Länder weltweit - von Hunger und Unterernährung betroffen. In 14 Ländern habe sich die Situation seit 2012 sogar verschlechtert.

Die Welthungerhilfe befürchtet nun, dass das Ziel der Vereinten Nationen, bis 2030 auf «Null Hunger» zu kommen, weit verfehlt werden könnte. «Wenn wir bei der Hungerbekämpfung weiter so machen wie bisher, werden es 37 Länder bis 2030 nicht schaffen, ein niedriges Hungerniveau zu erreichen», sagte Thieme. Die Fortschritte seien in Folge von Ungleichheit, Konflikten, Vertreibung und Klimawandel viel zu gering.


Immunologe Fauci: Habe Teilnahme an Trump-Werbeclip nicht zugestimmt

WASHINGTON: Der führende US-Gesundheitsexperte Anthony Fauci hat nach eigenen Worten der Nutzung eines Interview-Ausschnitts für einen Wahlkampf-Werbeclip von US-Präsident Donald Trump nicht zugestimmt. «Ich war total überrascht», zitierte die «New York Times» am Sonntag den renommierten Immunologen. Die Äußerungen aus einem im März veröffentlichten Interview mit dem Sender Fox News für das 30 Sekunden lange Werbevideo seien aus dem Zusammenhang gerissen worden. Die Verwendung seines Namens und seiner Worte sei ohne seine Erlaubnis erfolgt, sagte Fauci.

Das Video, das nach Trumps Entlassung aus einem Militärkrankenhaus wegen seiner Covid-19-Erkrankung veröffentlicht worden war, stellt die Corona-Politik der US-Regierung in einem positiven Licht dar. Faucis Zitat erweckt darin den Anschein, als würde er Trumps Reaktion auf die Corona-Pandemie loben. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand mehr tun könnte», sagt Fauci demnach. Diese Worte seien allerdings auf die Arbeit der gesamten Coronavirus-Arbeitsgruppe des Weißen Hauses bezogen gewesen, erklärte Fauci nun am Sonntag. Er ist Direktor des Nationalen Instituts für Infektionskrankheiten und gehört als Berater der Arbeitsgruppe an.

«In meinen fast fünf Jahrzehnten im öffentlichen Dienst habe ich nie öffentlich einen politischen Kandidaten unterstützt», sagte Fauci dem Sender CNN.

Trumps Wahlkampfteam verteidigte die Nutzung des Zitats. «Dies sind Dr. Faucis eigene Worte», sagte Sprecher Tim Murtaugh der «Washington Post». Das Video stamme aus einem landesweit ausgestrahlten Fernsehinterview, in dem Fauci die Arbeit der Trump-Regierung gelobt habe. Der Präsident bewirbt sich am 3. November um seine Wiederwahl.

In den USA mit rund 330 Millionen Einwohnern gibt es mehr als 7,7 Millionen bestätigte Infektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2. Bislang starben mehr als 214.000 Menschen im Zusammenhang mit dem Virus.

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