Corona-Überblick: Meldungen am Mittwoch

Leute rasten an der Küste der dänischen Insel Seeland bei Halsskov. Foto: epa/Christian Bruna
Leute rasten an der Küste der dänischen Insel Seeland bei Halsskov. Foto: epa/Christian Bruna

Dänemark lockert Corona-Beschränkungen

KOPENHAGEN: Trotz vieler neuer Infektionen werden in Dänemark mehrere Corona-Beschränkungen gelockert. Zoos, Vergnügungsparks, Museen, Kunsthallen und andere Einrichtungen dürfen von Sonntag an wieder öffnen, ebenso wie Kinos und Theater mit einer Obergrenze bis zu 500 Besuchern. Dies kündigte die Regierung am Mittwochabend in Kopenhagen an. Vielerorts muss man aber per Corona-Pass vorzeigen, dass man geimpft oder genesen ist beziehungsweise negativ getestet wurde.

In dem Sechs-Millionen-Einwohner-Land wurden zuletzt mehrfach mehr als 20.000 Neuinfektionen pro Tag gezählt. Nach offiziellen Angaben macht die besonders ansteckende Omikron-Variante mittlerweile 96 Prozent aller neuen Infektionen aus. Gesundheitsminister Magnus Heunicke verwies jedoch darauf, dass die zwischenzeitlich steil gestiegene Kurve wieder abflache. Die Lage auf den Intensivstationen werde besonders genau beobachtet. Man habe die Lage dort im Griff.

Der Gesundheitsminister kündigte darüber hinaus an, dass besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen die Möglichkeit einer vierten Impfung gegeben werde. Fast 55 Prozent aller Menschen in Dänemark haben bereits eine Auffrischimpfung erhalten.


Griechenland verlängert Corona-Maßnahmen über Mitte Januar hinaus

ATHEN: In Griechenland werden die seit dem Jahreswechsel geltenden strengeren Corona-Auflagen verlängert. Nach Angaben der Regierung von Mittwochabend sollen sie über den bisherigen Termin am 16. Januar hinaus noch mindestens eine weitere Woche in Kraft bleiben. Die Zahl der Neuinfektionen vor allem mit der Omikron-Variante bleibt weiterhin hoch. Anfang der Woche wurden nach der Rückkehr aus den Weihnachtsferien allein mehr als 25.000 Schüler und Lehrer positiv getestet. Von Dienstag auf Mittwoch wurden insgesamt 24.246 Neuinfektionen binnen 24 Stunden festgestellt.

Tavernen, Bars und Kneipen müssen nun weiterhin um Mitternacht schließen. Gäste dürfen nicht stehen, sondern nur am Tisch bedient werden, Musik ist verboten. Bei Fußballspielen dürfen die Stadien nur zu 10 Prozent besetzt werden. Besucher von Pflegeheimen und Krankenhäusern müssen einen aktuellen PCR-Test vorweisen. In Supermärkten und öffentlichen Verkehrsmitteln gilt die Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske. Für alle anderen Geschäfte gilt ohnehin die 2-G-Regel - nur geimpfte und genesene Menschen haben Zutritt.


Streiktag gegen Corona-Kurs an Frankreichs Schulen

PARIS: In Frankreich rufen Lehrerverbände und Elternorganisationen für diesen Donnerstag zu einem landesweiten Streik an den Schulen sowie Demonstrationen gegen den Corona-Kurs auf. Die Gewerkschaft FSU fordert von der Regierung für die Schulen mehr Schutzmaterial, mehr Personal und ein Konzept zum Umgang mit Infektions- und Kontaktfällen. Auch die Opposition verlangt bessere Schutzmaßnahmen.

Die Regierung von Präsident Emmanuel Macron hatte die strikten Vorgaben zum Schließen ganzer Klassen bei einzelnen Infektionsfällen kürzlich gelockert und ein abgestuftes Verfahren mit Selbsttests eingeführt. Damit sollen Eltern selber feststellen, ob und wann ihr Kind nach einer Infektion oder nach Kontakt mit Infizierten wieder in die Schule kann. Nun klagen Schulleiter über einen enormen Organisationsaufwand. Einige Verbände wollen auch aus Sicherheitsgründen wieder zu einem strengeren Regime zurück.


Trotz Entschuldigung: Viel Gegenwind für Johnson in eigener Partei

LONDON: Die Entschuldigung des britischen Premierministers Boris Johnson für eine Lockdown-Party in seinem Amtssitz halten Medienberichten zufolge nur wenige Abgeordnete seiner Partei für ausreichend. «Wir wissen nun, dass der Premierminister 25 Minuten bei etwas verbracht hat, das eindeutig eine Party war. Das bedeutet, dass er das Parlament getäuscht hat», sagte der Tory-Parlamentarier Roger Gale am Mittwoch der BBC. Johnson sei nun ein «dead man walking», ein Premier auf Abruf. Der Chef der schottischen Konservativen, Douglas Ross, forderte Johnson zum Rücktritt auf.

Zuvor hatte sich der Premier im Unterhaus mit Blick auf eine Gartenparty in der Downing Street während des ersten Corona-Lockdowns im Mai 2020 entschuldigt. Er verstehe die Wut in der Bevölkerung, dass sich diejenigen, die Regeln festlegten, offensichtlich selbst nicht daran hielten, sagte Johnson.

Der Premier räumte ein, dass er etwa 25 Minuten im Garten gewesen sei, um sich bei Mitarbeitern für ihren Einsatz zu bedanken. Allerdings betonte er, es habe sich seiner damaligen Ansicht nach um ein Arbeitstreffen im Rahmen der Corona-Regeln gehandelt. Dies sei rückblickend falsch gewesen. Johnsons Büroleiter hatte zu dem Event eingeladen und die Gäste aufgefordert, selbst Alkohol mitzubringen.

Nur wenige Tories unterstützten den Premier öffentlich. Kulturministerin Nadine Dorries rief dazu auf, das Ergebnis einer bereits laufenden internen Untersuchung abzuwarten. Auch Johnson selbst hatte auf diese Ermittlungen verwiesen, als ihn die Opposition im Parlament zum Rücktritt aufforderte.


In Toilette geworfene Schnelltests verstopfen Kläranlage

BERRE-LES-ALPES: In der Toilette heruntergespülte Corona-Schnelltests verstopfen die Kläranlage im französischen Berre-les-Alpes bei Nizza.

Wieder einmal werde der Rechen zum Herausfiltern fester Abfälle durch unzulässige Gegenstände behindert, teilte die Gemeinde mit. Dabei handele es sich diesmal um Stäbchen und Plättchen mit den Ergebnissen von Selbsttests. «Wir dachten fälschlicherweise, dass es logisch sei, dass diese gebrauchten Selbsttests in den Müllbeutel gehören.» Die Gemeinde appellierte an die Vernunft der Einwohner und mahnte, keine Abfälle in die Toilette zu werfen, die dort nicht hingehören.


Vatikanstaat weitet Corona-Regeln aus

ROM: Der Vatikanstaat hat seine Corona-Regeln erweitert.

In den vatikanischen Museen, den vatikanischen Gärten oder in der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo gilt seit dem 10. Januar die 2G-Regel. Das Presseamt des Heiligen Stuhls machte am Mittwoch auf die Erweiterung aufmerksam. Wer also die für ihre Michelangelo-Fresken weltberühmte Sixtinische Kapelle besichtigen will, muss nachweislich geimpft oder genesen sein. Für die Mitarbeiter des Mini-Staates galt diese Regelung schon zuvor. In Innenräumen müssen die Menschen nun FFP2-Masken tragen. Der Vatikanstaat orientiert sich bei seinen Corona-Beschränkungen in der Regeln an den italienischen.


Bischof verbietet ungeimpften Priestern Kommunion-Austeilung

TEANO: Ein Bischof in Süditalien greift bei den Ungeimpften durch: Giacomo Cirulli ordnete an, Priestern, Diakonen, Geistlichen und Laien das Austeilen der Kommunion im Gottesdienst zu untersagen, wenn sie nicht gegen Covid-19 geimpft sind. Der 69-Jährige leitet die Diözesen Teano-Calvi und Alife-Caiazzo, eine knappe Autostunde nördlich von Neapel. Man wolle den Gemeinden damit eine Empfehlung geben, hieß es am Mittwoch aus dem Bistum Teano-Calvi.

«Die Covid-19-Pandemie-Lage verschlechtere sich konstant und gravierend», schrieb Cirulli in der Anordnung. Er forderte die Gemeinden außerdem auf, die Hostien während der Gottesdienste streng bedeckt zu halten. Schließlich appellierte er mit einem Zitat von Papst Franziskus, der ihn im September 2017 für das Amt ernannt hatte, an die Gläubigen: «Sich mit den von den zuständigen Behörden autorisierten Impfstoffen impfen zu lassen, ist ein Akt der Liebe.»

Das Schreiben vom 8. Januar sorgte für größeres Aufsehen in Italien. Wegen des großen medialen Interesses rechtfertigte Cirulli sein Vorgehen am folgenden Montag damit, dass es dem Schutz der Menschen diene. Man wolle damit der Ausbreitung des Coronavirus entgegenwirken, hieß es in dem schriftlichen Statement weiter.


Eine Million Corona-Infektionen seit Pandemiebeginn

KOPENHAGEN: In Dänemark haben sich seit Beginn der Pandemie mehr als eine Million Menschen mit dem Coronavirus angesteckt. Am Mittwoch vermeldete das staatliche Gesundheitsinstitut SSI 24.343 nachgewiesene Corona-Fälle in den vergangenen 24 Stunden, darunter 22.729 Neu- und 1614 Re-Infektionen. Damit wurde das Virus in dem EU-Land mit seinen knapp sechs Millionen Einwohnern bislang bei 1.000 009 Bürgern nachgewiesen. Rechnet man die erneuten Infektionen hinzu, liegt die Gesamtzahl bei 1.030 638. Insgesamt 3433 Infizierte sind in der Pandemie bisher gestorben.

Trotz der seit längerem überaus hohen Neuinfektionszahlen im Land sind die Däninnen und Dänen aufgrund der Corona-Lage weniger beunruhigt als noch vor einigen Wochen. Das zeigten die jüngsten Ergebnisse des sogenannten Hope-Projektes, mit dem das Verhalten der dänischen Bevölkerung während der Pandemie beobachtet wird.

Als Grund dafür wird gebracht, dass die Krankenhäuser nicht so stark belastet sind wie befürchtet. Die Zahl der Krankenhauspatienten mit Corona-Infektion liegt seit längerem relativ konstant zwischen 700 und 800, am Mittwoch waren es 751 Menschen und somit drei weniger als am Vortag. Diese Patientenzahl umfasst alle Menschen, die wegen einer Infektion ins Krankenhaus mussten, sowie diejenigen, die wegen etwas anderem eingeliefert wurden, aber zugleich infiziert sind.

In Dänemark gilt derzeit eine Reihe von Corona-Maßnahmen, unter anderem sind Kinos, Theater und weitere Kultureinrichtungen geschlossen. Es wird jedoch damit gerechnet, dass diese Maßnahmen in wenigen Tagen etwas gelockert werden. Die dänische Regierung wollte dazu am Mittwochabend eine Pressekonferenz abhalten.


Steigende Coronazahlen - Tunesien führt wieder Ausgangssperre ein

TUNIS: Tunesien hat im Zuge steigender Coronainfektionen erneut eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Diese gelte zunächst von Donnerstag an für zwei Wochen zwischen 22 und fünf Uhr, meldete die Staatsagentur TAP unter Berufung auf das Präsidialamt am Mittwoch. Zudem seien Demonstrationen in dem Zeitraum verboten.

In dem nordafrikanischen Staat mit 11,5 Millionen Einwohnern wurden laut Gesundheitsministerium zuletzt fast 4900 Corona-Neuinfektionen gemeldet, gut ein Viertel aller Tests war positiv.

Tunesien wurde bereits im vergangenen Sommer von einer schweren Corona-Welle getroffen. Dank vieler Impfspenden aus dem Ausland bekam das Land die Pandemie im Herbst aber in den Griff. Viele Coronamaßnahmen wie etwa die nächtliche Ausgangssperre wurden wieder abgeschafft. Seit Januar dieses Jahres steigen die Zahlen vor allem wegen der ansteckenderen Virusvariante Omikron wieder stark.


Scholz hofft auf zügige Beratung zu Impfpflicht im Bundestag

BERLIN: der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz hofft auf eine zügige Beratung im Bundestag über eine allgemeine Impfpflicht gegen das Coronavirus.

«Ich jedenfalls halte sie für notwendig und werde mich aktiv dafür einsetzen», sagte der SPD-Politiker am Mittwoch im Bundestag. Er skizzierte zudem, wie er sich die Impfpflicht vorstelle: «Es sollte um alle Erwachsenen gehen», sagte er. Sie solle zudem möglichst unbürokratisch und schlank ausgestaltet sein. Der Debatte im Bundestag wolle er aber nicht vorgreifen.

Scholz betonte, sich nicht impfen zu lassen sei keine persönliche Entscheidung, sondern habe Konsequenzen für das ganze Land. Zuletzt hätten Krankenhäuser Operationen absagen müssen, um Platz für die vielen Corona-Patienten zu machen. Man treffe nicht nur eine Entscheidung für sich, sondern für 80 Millionen andere. «Es gibt keine Entscheidung, die man nur für sich alleine trifft, und deshalb ist die Impfpflicht auch wichtig», betonte Scholz.

Der Bundeskanzler stimmte zugleich auf einen Anstieg der Corona-Zahlen ein. Man müsse davon ausgehen, dass die Infektionszahlen mit der Omikron-Variante bald deutlich zunähmen. Das sei ein Grund, den bisher eingeschlagenen vorsichtigen Corona-Kurs fortzusetzen.


Corona-Leugner durchbrechen Polizeikette

SOFIA: Bei einem Protest von Corona-Leugnern vor Bulgariens Parlament ist es zu Zusammenstößen mit der Polizei gekommen. Demonstranten durchbrachen am Mittwoch ein großes Polizeiaufgebot, gelangten zum Haupteingang der Volksversammlung, blieben aber draußen. Vier Polizisten wurden verletzt und in eine Klinik gebracht, wie das Innenministerium mitteilte.

Ministerpräsident Kiril Petkow rief die Demonstranten auf, mit Vertretern in einer Arbeitsgruppe mit Regierungsmitgliedern ein «neues Modell zur Bewältigung der nächsten Corona-Welle» auszuarbeiten. «Aus diesem Protest muss man mit konkreten Maßnahmen herauskommen», sagte Petkow dem privaten TV-Sender bTV.

Hunderte Anhänger der nationalistischen Parlamentspartei Wasraschdane (Wiedergeburt) hatten sich zuvor am Parlament versammelt, um gegen die 3G-Regel mit «grünen Zertifikaten» und den Corona-Impfungen zu protestieren. Die Menschen widersetzen sich der «Begrenzung der Freiheit» durch die Corona-Schutzmaßnahmen. Sie trugen demonstrativ keinen Mund-Nasen-Schutz. Demonstranten kamen auch mit Bussen aus dem ganzen Land nach Sofia. Die Abgeordneten verließen das Parlamentsgebäude.

Die Anzahl der Corona-Neuansteckungen in Bulgarien erreichte nach Angaben vom Mittwoch mit 7062 binnen 24 Stunden einen Rekordwert seit Pandemie-Beginn - bei einer Einwohnerzahl von 6,5 Millionen. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag bei 529 Neuinfektionen pro 100.000 Menschen. Vor zwei Wochen hatte dieser Kennwert noch bei 296 gelegen. Bei den Corona-Impfungen ist Bulgarien EU-Schlusslicht. Die Staatsführung in Sofia blieb vorsorglich am Mittwoch den zweiten Tag in einer Corona-Quarantäne - einschließlich Staatspräsident Rumen Radew und Regierungschef Kiril Petkow.


Berlinale: Filmfestival findet mit 2G plus statt

BERLIN: Die Berlinale 2022 soll trotz gestiegener Infektionszahlen stattfinden - allerdings mit verschärften Regeln. Die Kapazitäten in den Kinos werden begrenzt, außerdem soll die 2G-plus-Regel gelten. «Wir sind uns der Herausforderungen bewusst, die durch den unberechenbaren Verlauf der Pandemie entstehen», teilte die Festivalleitung am Mittwoch mit. «Gleichzeitig meinen wir, dass die Kultur eine so elementare Rolle in der Gesellschaft spielt, dass wir den Aspekt nicht aus den Augen lassen möchten.»

Die Berlinale zählt neben Cannes und Venedig zu den großen Filmfestivals der Welt. Die nächste Ausgabe soll in vier Wochen in Berlin beginnen. Nach den jüngsten Beschlüssen des Bundes und des Berliner Senats seien die Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen nochmals überprüft worden, hieß es in der Mitteilung. Format und Konzept seien entsprechend der Pandemie verändert worden.

Zutritt sollen demnach nur Menschen haben, die bereits gegen das Coronavirus geimpft oder von einer Infektion genesen sind. Außerdem braucht man einen Coronatest (2G plus) und einen Mund-Nase-Schutz. Das Konzept sehe auch eine grundsätzliche Reduktion der Platzkapazitäten in den Berlinale-Kinos auf 50 Prozent vor, hieß es. «Pandemiebedingt werden Partys und Empfänge nicht stattfinden können.» Teile des Festivals - etwa die Messe European Film Market - werden ins Internet verlegt. Eröffnung ist am 10. Februar.


Johnson entschuldigt sich nach Corona-Gartenparty

LONDON: Der britische Premierminister Boris Johnson hat sich nach einer Gartenparty in seinem Amtssitz während des ersten Corona-Lockdowns entschuldigt. Er verstehe die Wut in der Bevölkerung über die Feier, sagte Johnson am Mittwoch im Parlament in London. Der Premier räumte ein, dass er an der Zusammenkunft am 20. Mai 2020 teilgenommen hat. Er sei in den Garten seines Amtssitzes gekommen, um sich bei Mitarbeitern zu bedanken und habe geglaubt, es habe sich um ein Arbeitstreffen gehandelt. Nach etwa 25 Minuten sei er zurück in sein Büro gegangen. Im Rückblick hätte er anders handeln müssen, räumte Johnson ein.

Labour-Chef Keir Starmer warf Johnson vor, mit dieser Erklärung die Bevölkerung zu beleidigen. Er forderte den Premier zum Rücktritt auf.


«VIP-Spur» der britischen Regierung für Corona-Verträge war illegal

LONDON: Die britische Regierung hat bei der Vergabe von Aufträgen im Wert von Hunderten Millionen Pfund für Corona-Schutzkleidung zwei Unternehmen zu Unrecht bevorzugt. Der Londoner High Court urteilte am Mittwoch, dass eine «VIP-Spur» des Gesundheitsministeriums zu Beginn der Pandemie im Frühling 2020 illegal war. Dabei hatte das Ministerium Empfehlungen von Abgeordneten, Kabinettsmitgliedern und ranghohen Beamten Priorität eingeräumt. Die Entscheidung gilt als weitere Schlappe gegen Premierminister Boris Johnson, der wegen mutmaßlicher Partys in seinem Amtssitz während des Corona-Lockdowns stark in der Kritik steht.

Zwei Anti-Korruptions-Organisationen hatten geklagt, die Lieferanten seien bevorzugt worden, «weil sie jemanden kannten und nicht wegen dem, was sie liefern konnten». Das Ministerium hatte das Vorgehen verteidigt: Zu der Zeit sei es auf jede Sekunde angekommen, die «VIP-Spur» habe zu zahlreichen verlässlichen Angeboten geführt.

Die Richterin nannte die Priorisierung nun «ungesetzlich». Zugleich räumte sie ein, dass die Angebote der beiden Unternehmen «grundsätzlich eine vorrangige Behandlung» rechtfertigt hätten und «sehr wahrscheinlich» ohnehin erfolgreich gewesen wären.

Die Regierung steht seit Beginn der Pandemie unter Verdacht, mehrere hoch dotierte Lieferverträge unter anderem für Schutzkleidung an Freunde, Verwandte und großzügige Spender der Konservativen Partei vergeben zu haben.


Omikron: Rund 500 Ex-Lehrer wollen in englischen Schulen aushelfen

LONDON: In England haben sich rund 500 frühere Lehrerinnen und Lehrer aus dem Ruhestand gemeldet, um angesichts der Personalausfälle durch die Omikron-Welle in Schulen auszuhelfen. Das geht aus vorläufigen Zahlen hervor, die das britische Bildungsministerium am Mittwoch herausgegeben hat. Bildungsminister Nadhim Zahawi hatte Lehrkräfte im Ruhestand dazu aufgerufen, sich als temporäre Aushilfen zu melden, da die aktuelle Corona-Welle für massive Ausfälle in vielen kritischen Branchen sorgt.

Zu Schulbeginn nach den Weihnachtsferien war dem Bildungsministerium zufolge rund eine von zwölf Lehrkräften in England krankgeschrieben, das entspricht rund 44.000 Beschäftigten.

Der Schulleiterverband Association of School and College Leaders begrüßte die Bereitschaft der Ex-Lehrerinnen und -Lehrer. Der Generalsekretär des Verbands, Geoff Barton, nannte die Unterstützung aber auch «einen Tropfen auf den heißen Stein», weil sie das Problem nicht lösen werde. Die Regierung müsse mehr Ressourcen und Mühe in die Sicherheit von Schulen stecken - etwa durch eine bessere Belüftung von Klassenräumen und mehr Testkapazitäten.

Die in England weitgehend ungebremste Omikron-Welle hat für Rekordwerte bei den Neuinfektionen gesorgt. Die Sieben-Tage-Inzidenz in Großbritannien lag zuletzt bei 1831 (Stand: 6. Januar). Seit einigen Tagen fällt die Kurve nun ab.


Tschechisches Parlament debattiert über Vertrauensfrage

PRAG: Im tschechischen Parlament hat die Debatte vor der Vertrauensabstimmung über die neue Regierung von Ministerpräsident Petr Fiala begonnen. «Wir wollen in erster Linie einen Staat, der nicht von Schulden lebt», sagte der liberalkonservative Politiker am Mittwoch in Prag.

Fiala versprach eine Rentenreform sowie mehr Unterstützung für Kleinunternehmer. Mit der Abstimmung wird frühestens am späten Abend gerechnet. Ein Erfolg der Koalition aus fünf Parteien gilt als sicher, da das Bündnis über eine Mehrheit von 108 der 200 Sitze im Abgeordnetenhaus in Prag verfügt.

Fiala sprach sich für die Zukunft für eine Mischung aus Atomkraft und erneuerbaren Energien aus. «Wir müssen endlich mit dem Bau neuer Reaktorblöcke an unseren bestehenden AKW-Standorten beginnen - und das selbstverständlich ohne Beteiligung Chinas oder Russlands», forderte der 57-Jährige. Das AKW Temelin liegt nur rund 60 Kilometer von der bayerischen Landesgrenze entfernt.

Fialas Vorgänger, der populistische Milliardär Andrej Babis, warf der neuen Regierung vor, die Bürger mit unerfüllbaren Versprechungen «bewusst zu täuschen». Die Corona-Politik des neuen Kabinetts bezeichnete er als «chaotisch». Nach aktuellen Zahlen gab es binnen sieben Tagen 440 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner. Inzwischen dominiert nach Behördenangaben die Omikron-Variante des Coronavirus das Infektionsgeschehen.


Neue Corona-Maßnahmen in Kraft getreten

STOCKHOLM: In Schweden gilt seit Mittwoch eine ganze Reihe von neuen Corona-Maßnahmen. Kneipen und Restaurants mit Ausschankgenehmigung müssen von nun an spätestens um 23.00 Uhr schließen. Gruppen dürfen dort jetzt maximal acht Personen groß sein, sie dürfen zudem nur am Tisch bedient werden.

Erwachsene sind ausdrücklich dazu aufgerufen, ihre nahen Kontakte in Innenräumen zu begrenzen - das bedeutet, dass man größere Zusammenkünfte und Feiern vermeiden soll. Unter anderem für öffentliche Veranstaltungen in Innenräumen gibt es nun Teilnehmerobergrenzen. All das gilt bis auf Weiteres und soll alle 14 Tage auf den Prüfstand kommen.

Alle, die dies können, sind außerdem zum Arbeiten im Homeoffice aufgerufen, wie Ministerpräsidentin Magdalena Andersson bei der Bekanntgabe der Maßnahmen am Montag unterstrichen hatte. Grund für die Einführung der neuen Beschränkungen sowie die Verlängerung von bereits bestehenden sind die über die Feiertage stark gestiegenen Neuinfektionszahlen im Land. Die Regierung und die Gesundheitsbehörde Folkhälsomyndigheten wollen damit erreichen, dass die gestiegene Belastung des Gesundheitswesens wieder verringert wird.

Schweden war in der Corona-Krise einen international genau beobachteten Sonderweg mit vergleichsweise moderaten Beschränkungen und stärkeren Appellen an die Vernunft der Bürger gegangen. Doch auch in den skandinavischen EU-Land waren immer wieder bestimmte Maßnahmen und Vorgaben eingeführt worden.


Erstmals über 80.000 Corona-Neuinfektionen

BERLIN: Die Zahl der binnen eines Tages übermittelten Corona-Neuinfektionen hat in Deutschland erstmals die Schwelle von 80.000 Fällen überschritten.

Die Gesundheitsämter meldeten nach Angaben des ans Robert Koch-Instituts (RKI) von Mittwochmorgen 80.430 Fälle in 24 Stunden. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 05.03 Uhr wiedergeben. Vor genau einer Woche waren es 58.912 erfasste Neuinfektionen, wobei es im Zuge der Feiertage Lücken bei Tests und Meldungen gegeben hatte.

Die 7-Tage Inzidenz gab das RKI mit 407,5 an. Sie liegt damit aber noch weit unter derjenigen von Nachbarländern wie der Schweiz, Belgien oder Frankreich.

Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 384 Todesfälle verzeichnet. Die Zahl der Menschen, die in Deutschland an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 114.735.


Ostbeauftragter: Eigentümer der MV Werften handelt verantwortungslos

BERLIN: Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD), hat dem Mutterkonzern der insolventen MV Werften verantwortungsloses Handeln vorgeworfen. «Bund und Land haben dem Eigentümer die Hand ausgestreckt, um die Werften durch die Krise zu bringen», sagte Schneider dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Mittwoch). Es sei für die Beschäftigten eine bittere Erfahrung, dass Genting Hongkong unwillig sei, die Verantwortung für sein Unternehmen wahrzunehmen. Die politischen Entscheidungsträger stünden weiterhin zur Verfügung, alle vertretbaren Schritte zu unternehmen, um Arbeitsplätze, Wissen und Technologie zu sichern, betonte Schneider.

Die MV Werften in Mecklenburg-Vorpommern hatten am Montag Insolvenz angemeldet. Als Ursache gelten Finanzschwierigkeiten des Mutterkonzerns Genting Hongkong infolge der Corona-Krise. Genting streitet mit dem Bund und dem Land Mecklenburg-Vorpommern über finanzielle Details eines Rettungspakets. Das Unternehmen fordert die Auszahlung staatlicher Corona-Hilfen, die Politik besteht auf einem Eigenbeitrag des Konzerns.


US-Experte Fauci: Omikron-Variante wird fast jeden Menschen treffen

WASHINGTON: Die extrem ansteckende Omikron-Variante des Coronavirus wird nach Ansicht des führenden US-Experten Anthony Fauci früher oder später fast alle Menschen treffen. «Mit der außergewöhnlichen und beispiellosen Effektivität der Übertragung wird Omikron letztlich fast Jeden finden», sagte der Immunologe und Präsidentenberater am Dienstag (Ortszeit). Auch Geimpfte würden infiziert werden, aber die meisten von ihnen würde es nicht so schwer erwischen, sie müssten also nicht in Krankenhaus oder würden nicht sterben, sagte Fauci im Gespräch mit dem Thinktank Zentrum für strategische und internationale Studien (CSIS).

Am schlimmsten werde es jene treffen, die immer noch nicht geimpft seien, sagte Fauci. In den USA sind nur 208 Millionen Menschen, also knapp 63 Prozent der Bevölkerung, vollständig geimpft. Nur 76 Millionen Menschen haben bislang eine Auffrischungsimpfung bekommen.

Faucis Aussage kam nur Stunden nach einer ähnlichen Warnung der amtierenden Chefin der US-Arzneimittelbehörde FDA, Janet Woodcock. «Es ist schwer zu verarbeiten, was im Moment tatsächlich passiert, nämlich, dass die meisten Menschen Covid bekommen werden», sagte Woodcock bei einer Anhörung im US-Senat zu Omikron. «Wir müssen sicherstellen, dass die Krankenhäuser noch funktionieren, dass Transport- und andere unerlässliche Dienstleistungen nicht unterbrochen werden, während dies geschieht.»

Die Direktorin der US-Gesundheitsbehörde CDC, Rochelle Walensky, sagte bei der Anhörung, Omikron «treibt die Fallzahlen hier in den Vereinigten Staaten und in der ganzen Welt in nie dagewesene Höhen». Im Schnitt der vergangenen sieben Tage gab es in den USA laut CDC-Daten pro Tag rund 750.000 bestätigte Neuinfektionen.


«Idiot» - Fauci beleidigt US-Senator nach hitzigem Schlagabtausch

WASHINGTON: Bei einem hitzigen Schlagabtausch mit republikanischen Abgeordneten bei einer Anhörung im US-Kongress ist dem präsidialen Covid-Berater Anthony Fauci der Kragen geplatzt. Der Immunologe - dessen Mikrofon nach einer Befragung durch Senator Roger Marshall noch immer angeschaltet war - sagte über diesen: «Was für ein Idiot, Jesus Christus». Das benutzte Wort «Moron» kann auch mit Trottel, Depp oder Schwachkopf übersetzt werden.

Grund war die offen feindselige Befragung durch Marshall, der vom 81-Jährigen Fauci als «bestbezahltem Regierungsmitarbeiter» wissen wollte, ob dieser seine Finanzen und Investitionen offenlegen werde. Fauci antwortete daraufhin, dass er dies schon seit mehr als 30 Jahren tue: «Sie sind sowas von falsch informiert. Es ist außergewöhnlich.» Konservative Abgeordnete hatten Fauci in den letzten Monaten immer wieder angegriffen. Er ist in weiten Teilen der US-Gesellschaft angesehen. Für viele Corona-Skeptiker, Impf- und Masken-Gegner vom rechten Rand dagegen ist er zu einem Feindbild geworden.

Neben der Diskussion mit Senator Marshall fand Fauci auch deutliche Worte für Senator Rand Paul, der zu den größten Kritikern des Experten zählt. Fauci brachte die Angriffe des Volksvertreters aus Kentucky in Zusammenhang mit der Festnahme eines Mannes, der mit einem Gewehr bewaffnet aus Kalifornien nach Washington fahren wollte und aussagte, er habe Fauci umbringen wollen.

Der Doktor sagte zum Kongress-Ausschuss: «Was passiert, wenn er (Rand Paul) rauskommt und mir Dinge vorwirft, die völlig unwahr sind, ist, dass das plötzlich die Verrückten da draußen auf den Plan ruft und mein Leben bedroht wird, meine Familie und meine Kinder mit obszönen Telefonen belästigt werden - weil Leute Lügen über mich verbreiten.»

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