Corona-Überblick: Meldungen am Mittwoch

Foto: Pixabay/Christo Anestev
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US-Notenbank belässt Leitzins unverändert bei nahe Null

WASHINGTON: Die US-Notenbank belässt ihren Leitzins erwartungsgemäß unverändert bei nahe Null. Die Federal Reserve (Fed) sei weiter entschlossen, ihre «volle Bandbreite an Werkzeugen» einzusetzen, um die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise abzufedern, teilte die Zentralbank am Mittwoch mit. Der Leitzins verbleibe in der Spanne von 0 bis 0,25 Prozent, hieß es.

Wachstum und Beschäftigung hätten seit dem Höhepunkt der Pandemie in den USA wieder etwas zugelegt, seien aber immer noch deutlich unter dem Niveau vom Jahresbeginn, betonte die Fed. «Der Verlauf der Wirtschaft wird signifikant vom Verlauf des Virus abhängen», hieß es zum weiteren - und sehr unsicheren - wirtschaftlichen Ausblick.

Die Fed hat wegen der Corona-Krise seit Ende Februar bereits Notprogramme zum massiven Ankauf von Anleihen und zur Kreditvergabe aufgelegt, um die Finanzmärkte und die Realwirtschaft zu stabilisieren. Die Fed hatte erst am Dienstag mitgeteilt, dass mehrere der Kreditprogramme angesichts der anhaltenden Pandemie bis zum Jahresende verlängert würden. Experten zufolge sind die Krisenmaßnahmen der Fed bereits umfassender als jene nach der globalen Finanzkrise 2008/2009.


Ärzte angehustet und angefasst: Mann verurteilt

MANAMA: In Bahrain ist ein mit dem Coronavirus infizierter Mann zu drei Jahren Haft verurteilt worden, weil er versucht haben soll, Ärzte absichtlich mit dem Virus anzustecken.

Während eines Coronatests habe der Mann seine Maske entfernt und die Ärzte angehustet, teilte die Staatsanwaltschaft am Mittwoch mit. Er habe sich außerdem in die Hand gehustet und die Ärzte anschließend berührt. Der Mann war zuvor bei einem ersten Test bereits positiv auf das Coronavirus getestet worden.


Roche meldet Rückschlag bei Medikament für Corona-Patienten

GENF: Ein eigentlich gegen Arthritis gerichtetes Medikament des Schweizer Pharmakonzerns Roche verfehlt bei Corona-Patienten die gewünschte Wirkung. Das hätten sogenannte klinische Phase III-Studien gezeigt, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Basel mit.

Der Wirkstoff Tocilizumab wurde bei Patienten eingesetzt, die mit dem Coronavirus infiziert waren und eine schwere Lungenentzündung hatten. Es habe sich aber weder der Zustand der Patienten verbessert, noch sei die Sterblichkeit gesunken, hieß es. Roche werde weiterforschen, ob dieser Wirkstoff in Kombination mit einem antiviralen Medikament bessere Ergebnisse bringe, so das Unternehmen.

Medikamente werden nach Studien im Labor und an ausgewählten Freiwilligen in der 3. Phase an zahlreichen unterschiedlichen Patienten getestet, um Wirksamkeit und Unbedenklichkeit zu prüfen und mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten festzustellen.


Österreich verlängert Kurzarbeitsmodell in Coronakrise bis März 2021

WIEN: Österreich verlängert sein Corona-Kurzarbeitsmodell in etwas veränderter Form um weitere sechs Monate bis Ende März 2021. Das kündigte Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Mittwoch in Wien an. Das Modell sei überarbeitet worden, «um es treffsicherer zu machen und Missbrauch zu verhindern», sagte Kurz nach einem Treffen mit dem Präsidenten des Österreichischen Gewerkschaftsbunds (ÖGB) Wolfgang Katzian, und dem Chef der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Harald Mahrer.

Laut Katzian werden die Kriterien für den Bezug der Kurzarbeit präziser gefasst. Außerdem muss im Regelfall der Beschäftigte zumindest 30 Prozent - bisher waren es im Regelfall zehn Prozent - der Arbeitszeit vor der Kurzarbeit tätig sein. Abhängig von der Höhe des Einkommens können Betroffene weiterhin mit 80 bis 90 Prozent des letzten Gehalts rechnen.

In Spitzenzeiten waren in Österreich 1,3 Millionen Arbeitnehmer in Kurzarbeit. Zuletzt betrug ihre Zahl 447.000. Wegen des äußerst schwierigen Exportgeschäfts drohe in der Industrie, die aktuell noch alte Aufträge abarbeite, im Herbst und Winter eine besonders schwierige Lage, warnte Mahrer.


USA veröffentlichen Wachstumszahl für zweites Quartal

WASHINGTON: Die US-Wirtschaft dürfte wegen der Corona-Krise im zweiten Quartal dramatisch eingebrochen sein. Das Ausmaß des Schrumpfens wird am Donnerstag (14.30 Uhr MESZ) klar werden, wenn die Regierung die erste Schätzung zum Wachstum im zweiten Vierteljahr bekanntgeben wird. In den ersten drei Monaten des Jahres - also im Wesentlichen vor der Zuspitzung der Pandemie in den USA Ende März - war die Wirtschaft aufs Jahr hochgerechnet um 5 Prozent geschrumpft.

Für das zweite Quartal rechnen Analysten trotz gewaltiger Konjunkturpakete auf das Jahr hochgerechnet mit einem Einbruch der Wirtschaftsleistung von etwa 30 bis 40 Prozent. Das wäre ein historischer Negativrekord. Nach der in Europa gebräuchlichen Berichtsweise im Quartalsvergleich entspräche das etwa einem Minus zwischen 9 und 12 Prozent. US-Präsident Donald Trumps Regierung hofft auf eine rasche Erholung der größten Volkswirtschaft der Welt im dritten Quartal, Analysten sehen das aber zumeist skeptischer.

Die Zuspitzung der Coronavirus-Pandemie im März und April hatte die USA in eine schwere Wirtschaftskrise gestürzt. In der zweiten Maihälfte und im Juni gab es bereits Zeichen einer Erholung. Seit Ende Juni hat die Zahl der Neuinfektionen aber wieder dramatisch zugenommen, was zu neuerlichen Einschränkungen des Wirtschaftslebens geführt hat. Betroffen sind vor allem Bundesstaaten im Süden und Westen des Landes, in denen rund ein Drittel der US-Bevölkerung lebt. Die Arbeitslosenquote lag im Juni bei 11,1 Prozent. Vor der Pandemie hatte sie noch bei 3,5 Prozent gelegen.


Deutschland unterstützt Afrika mit 1,4 Millionen Corona-Tests

BERLIN: Die Bundesregierung stellt der Afrikanischen Union (AU) zur Bekämpfung des Coronavirus in Afrika 1,4 Millionen Tests zur Verfügung. Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) sagte am Mittwoch in Berlin, die Pandemie könne nur weltweit besiegt werden oder gar nicht. In Afrika werden aktuell pro Tag etwa 20.000 Neuinfektionen gemeldet - doppelt so viel wie vor einem Monat. Am meisten betroffen ist Südafrika. Es liegt weltweit auf Platz fünf der Länder mit den meisten Fällen.

Viele Länder testen noch nicht genug, was auch an einem Mangel an Tests liegt. Zum Vergleich: In Deutschland werden aktuell nach Daten der Universität Oxford 88,55 Corona-Tests pro 1000 Einwohner gemacht. In Südafrika sind es dagegen 46,04, in Kenia 4,85 und in Nigeria nur 1,27. Zudem haben viele afrikanische Staaten unterentwickelte Gesundheitssysteme.

Bislang wurden auf dem Kontinent nach Angaben der Gesundheitsorganisation Africa CDC mehr als 871.000 Fälle registriert. Mindestens 18.475 Menschen sind an oder mit dem Virus gestorben.


EU-Luftbrücke bringt während der Pandemie 1100 Tonnen Hilfsgüter

BRÜSSEL: Über eine Anfang Mai gestartete Luftbrücke der Europäischen Union sind inzwischen rund 1100 Tonnen medizinischer Hilfsgüter in Krisenregionen in aller Welt geflogen worden. Diese Zahl nannte die EU-Kommission am Mittwoch. Auch 1475 Helfer wurden transportiert. Insgesamt gab es 45 Flüge.

Die Luftbrücke wurde am 8. Mai eingerichtet, weil Hilfsorganisationen während der Corona-Pandemie Schwierigkeiten hatten, Hilfsgüter in Krisenregionen zu bringen. Die EU-Kommission koordiniert und finanziert die Flüge und bietet die Kapazität den EU-Staaten an. Zu den unterstützten Ländern zählen Afghanistan, Burkina Faso, die Zentralafrikanische Republik, die Demokratische Republik Kongo, der Iran, der Sudan, der Südsudan, Haiti, Somalia, Guinea-Bissau, der Irak und der Jemen.


Mittlerweile 16 Corona-Fälle bei Fleischverarbeiter Danish Crown

KOPENHAGEN: Der dänische Fleischverarbeiter Danish Crown muss in einem Schlachthof mit wachsenden Corona-Zahlen umgehen. Nach den ersten drei bestätigten Infektionsfällen der vergangenen Tage sei die Zahl der bestätigten infizierten Mitarbeiter im dänischen Ringsted mittlerweile auf 16 gestiegen, teilte der Konzern am Mittwoch mit. Nach Rücksprache mit den Behörden werde nun ein mobiles Testzentrum vor Ort errichtet, um die Mitarbeiter bestmöglich zu schützen.

Danish Crown war am Sonntag von einem ersten Corona-Fall unter den Mitarbeitern informiert worden und hatte daraufhin die Kontakte der betroffenen Person nachzuverfolgen versucht. In dem Schlachtbetrieb in Ringsted mit seinen rund 900 Mitarbeitern werden wöchentlich rund 35.000 Schweine geschlachtet.

Beim deutschen Fleischverarbeiter Tönnies in Nordrhein-Westfalen hatte es nach einem Corona-Massenausbruch eine fast vierwöchige Zwangspause am Stammsitz in Rheda-Wiedenbrück gegeben. Mitte Juli war ein Anlaufen der Produktion wieder erlaubt worden. Der Vorfall hatte eine Debatte über die Arbeits- und Lebensbedingungen der dort angestellten Arbeiter ausgelöst.


Irans Ärztekammer warnt vor Mangel an Pflegepersonal

TEHERAN: Die iranische Ärztekammer hat vor einem Mangel an Ärzten und Pflegern in der neuen Phase der Corona-Krise im Land gewarnt. «Bis jetzt sind 140 Ärzte und Pfleger an dem Corona-Virus gestorben und mehr als 6000 haben sich mit dem Virus infiziert», sagte Ärztekammer-Sprecher Ali Fattahi am Mittwoch. Alle Bürger sollten sich, besonders nach dem dramatischen Anstieg der Fallzahlen, an die Hygienevorschriften halten, um einen Personalmangel in den Krankenhäusern zu verhindern. «Die Vorschriften nicht ernstzunehmen, könnte zu einer Katastrophe führen», sagte der Sprecher nach Angaben der Nachrichtenagentur Isna.

Die medizinische Versorgung der Corona-Patienten funktioniert nach Angaben des Gesundheitsministerium zwar noch, aber ein weiterer Anstieg der Fallzahlen könnte landesweit zu einem Engpass führen. Die Lockerungen seit Ende Mai hatten dazu geführt, dass die Bevölkerung die Hygienevorschriften und auch die Pandemie nicht mehr ernst nahm. Dementsprechend steigen seitdem auch die Fallzahlen. Schlimm ist es besonders in der Hauptstadt Teheran mit mehr als 10 Millionen Einwohnern, die seit Dienstag wegen der hohen Infektionsfälle zur roten Zone erklärt wurde.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sind binnen 24 Stunden erneut rund 200 Patienten an dem Virus gestorben. Damit liege die Zahl der Todesopfer aktuell bei 16.343, so Sprecherin Sima Lari am Mittwoch im Staatsfernsehen. Im gleichen Zeitraum wurden Lari zufolge mehr als 2600 Neuinfektionen erfasst. Somit stieg die Zahl der bisher nachgewiesenen Infektionen auf fast 300.000.


Einzelner Infizierter Auslöser von Corona-Ausbruch auf Schiff

TOKIO: Die rund 700 Corona-Ansteckungen auf dem in Japan zeitweise unter Quarantäne gestellten Kreuzfahrtschiff «Diamond Princess» sind vermutlich auf einen einzelnen Infizierten zurückzuführen. Das berichten japanische Forscher im Fachjournal «Proceedings of the National Academy of Sciences» («PNAS»). Sie hatten bei rund 70 Infizierten das Viren-Erbgut entschlüsselt und bei allen Proben ein sehr spezifisches DNA-Merkmal gefunden. Daraus schließen die Forscher, dass diese Infektionen auf einen einzelnen Fall vor Beginn der Quarantäne zurückzuführen sind.

Die japanische Regierung hatte das Kreuzfahrtschiff zwei Wochen bis zum 19. Februar im Hafen der Tokioter Nachbarstadt Yokohama unter Quarantäne gestellt. Anlass dafür hatte ein 80-Jähriger aus Hongkong gegeben, der positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Der Senior war am 20. Januar in Yokohama zugestiegen und fünf Tage später in Hongkong von Bord des Kreuzfahrtschiffes gegangen. Einige Infektions-Cluster könnten auf Ansteckungen in großen Menschenansammlungen in den Freizeitbereichen zurückgeführt werden, hieß es in der Studie. Hinzu komme eine direkte Übertragung unter Passagieren, die sich während der Quarantäne Kabinen teilten.


Deutsche Firmen in China: Rückkehr zur Normalität erst nächstes Jahr

PEKING: Die Auswirkungen der Corona-Krise ziehen sich für deutsche Unternehmen in China länger hin als erwartet. «Die Rückkehr des Geschäfts auf Vor-Krisen-Niveau wird sich voraussichtlich auf nächstes Jahr verschieben», sagte Ulf Reinhardt von der deutschen Handelskammer in China am Mittwoch bei der Vorlage der jüngsten Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen in Peking. Während fast drei Viertel eine Erholung der Produktionsfähigkeiten sehen, ist die Unsicherheit weiter groß, vor allem was Nachfrage und Absatz angeht.

«Jedes zweite befragte deutsche Unternehmen in China erwartet 2020 einen zweistelligen Rückgang im Absatz», sagte Reinhardt. «Eine beunruhigende Zahl.» Zu den drei größten Herausforderungen zählten die Beschränkungen der Reisemöglichkeiten nach China und Probleme mit den Geldströmen. Als zweitgrößte Volkswirtschaft spielt China nach Ansicht der Handelskammer eine Schlüsselrolle für eine Erholung der Weltwirtschaft. Die deutschen Unternehmer suchten aber mehr Planungssicherheit für Investitionsentscheidungen in China.

In China waren Anfang Dezember die ersten Infektionen mit dem Coronavirus entdeckt worden. Seit März hat das Land das Virus gleichwohl weitgehend in den Griff bekommen, während sich die Pandemie in anderen Ländern stark ausbreitet. Vor dem Hintergrund der Corona-Krise und des Handelskrieges der USA mit China sorgen sich die deutschen Unternehmen auch wegen Tendenzen hin zu einer Entkoppelung der Volkswirtschaften und den Auswirkungen auf globale Lieferketten.


Osram leidet unter Corona-Krise und schreibt tiefrote Zahlen

MÜNCHEN: Der angeschlagene Lichtkonzern Osram hat die anhaltende Schwäche der Automärkte und die Folgen der Coronavirus-Pandemie im dritten Geschäftsquartal wie erwartet deutlich zu spüren bekommen. Unter dem Strich stand ein Fehlbetrag von 140 Millionen Euro, wie der Konzern am Mittwoch in München mitteilte. Auch im Vorjahreszeitraum hatte der Leuchtenhersteller bereits einen Verlust von 35 Millionen eingefahren.

Der Konzern hatte kürzlich schon vor einem Umsatzeinbruch im dritten Jahresviertel gewarnt. Die Erlöse knickten nach den aktuellen Zahlen auf vergleichbarer Basis um knapp 29 Prozent auf 606 Millionen Euro ein, während das bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) bei minus 27 Millionen Euro lag. Ein Jahr zuvor hatten die Münchener noch ein operatives Plus von 58 Millionen Euro eingefahren.

Im laufenden Schlussquartal rechnet Osram weiterhin mit konjunkturellen Auswirkungen durch die Corona-Krise. Der Vorstand sieht sich ungeachtet dessen aber auf einem guten Weg, die im Juni angepasste Jahresprognose zu erfüllen. Anfang Juli hatte der österreichische Sensorspezialist AMS die Mehrheitsübernahme von Osram vollzogen, nachdem zuvor die EU-Wettbewerbshüter den Deal ohne Auflagen gebilligt hatten.

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